Im Bett mit Gwyneth Paltrow

Gwyneth liegt neben mir und ist schon eingeschlummert. Aber dazu komme ich gleich. Erstmal den Tag Revue passieren lassen…

Für 9:30 haben wir einen Platz auf der Fähre reserviert, die wollen wir nicht verpassen. Von Whidbey Island setzen wir über nach Port Townsend auf der Olympic Peninsula, dem nordwestlichsten Punkt der USA, und angeblich auch dem verregnetsten. Na schauen wir mal, eigentlich ist gutes Wetter angesagt, und der Morgennebel hat nichts zu bedeuten. Auch dass es kurz bevor ich das Auto beladen will noch kurz einen Wolkenbruch gibt, ignorieren wir einfach. Das Wetter ist hier sehr wechselhaft und im nächsten Augenblick kann auch schon wieder die Sonne scheinen.

Während der Überfahrt schon die erste Überraschung des Tages. Der Captain nuschelt was von „on the left hand side“ und alle rennen nach draußen – es kann sich nur um die Sichtung von Meeresbewohnern handeln. Vielleicht ein paar Sea Lions? Das wäre nichts Neues, selbst auf der Hafenrundfahrt in Seattle schwammen die schon unserem Boot voraus. Trotzdem aufgeregt laufen wir raus auf den stürmischen Bug der Fähre und siehe da: Eine Gruppe Orcas schwimmt mit uns Richtung Festland! Wir sind begeistert – näher wären wir an die Tiere bei einem teuren Whale Watching Trip sicher auch nicht herangekommen. Und mit Walen hatten wir auf der Überfahrt eigentlich überhaupt nicht gerechnet! Später erfahren wir übrigens, dass es an der Küste Washingtons nur drei Orca-Familien gibt.

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Angekommen in Port Townsend bummeln wir erstmal durch den Ort. Als stattliche Hafenstadt hätte Port Townsend, im gleichen Jahr gegründet, auch das Seattle Washingtons werden können. Allerdings hat man dann die Railroad nach Seattle gebaut, und Port Townsend blieb ein Dorf. Trotzdem sind die Backsteinbauten aus damaligen Zeiten zurückgeblieben und geben dem Ort eine ansehnliche Kulisse. Da der Ort bei unserer Ankunft gerade erst aufwacht, machen wir nur einen kurzen Spaziergang entlang der Galerien und Läden, und packen uns in einer Bakery schon mal unser Picknick für später ein. Den Raspberry Scone essen wir aber gleich, lecker…

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Wir reisen weiter nach Sequim, wo uns der versprochene blaue Himmel erwartet. Wir hoffen ja insgeheim darauf, hier Weißkopfseeadler anzutreffen, aber die Wahrscheinlichkeit ist eher gering, erfahren wir vom Ranger and er Dungeness Wildlife Reserve. Wir versuchen es noch am Auslauf des Dungeness River, denn zur Zeit ziehen die Lachse flussaufwärts, und Seeadler möglich Lachs (wie wir). Trotzdem müssen wir uns mit der schönen Aussicht von den Klippen trösten. Heute kein Adler.

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Dann fahren wir halt hinauf in die Berge. Der Olympic National Park ist riesengroß und kann über Stichstraßen von verschiedenen Seiten aus erkundet werden. Von Norden fahren wir hinauf zur Hurricane Ridge, von hier aus überblickt man gleichzeitig die Gletscher des Mt. Olympus, die Straße von Juan de Fuca (so heißt die Meeresenge zwischen Pazifik und Puget Sound) und Vancouver Island drüben in Kanada. Auch wenn es hier oben heute recht wolkig ist, können wir trotzdem das komplette Panorama bewundern.

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Am Ende des kurzen Wanderweges zum Sunrise Point treffen wir eine Rangerin mit einem großen weißen Müllsack in der Hand. Sie lässt den Müllsack im Luftzug laut krachen, um die Mountain Goats, weiße Bergziegen, zu vertreiben. Die Viecher sind faul, und würden am Liebsten immer auf den Wanderwegen gehen, wo sie sich dann nicht so mit den Menschen vertragen. Eine der Ziegen trägt ein Halsband, wir erfahren, dass einige Tiere markiert sind, wenn sie bekannt dafür sind, Ärger mit Wanderern zu suchen. „Go away, go away!“ schreit die Rangerin und lässt den Müllsack nochmal krachen. Warum die Tiere diese Geräusche nicht ausstehen können, weiß sie nicht, es würde aber auch bei Bären funktionieren. Allerdings sind die Ziegen auch nicht dumm. Sie weichen zwar immer ein bisschen zurück, warten dann aber doch ab, ob die Rangerin ihnen nicht vielleicht doch wieder den Rücken zukehrt. Wir sind froh, dass es ihr erst nach unserem Besuch gelungen ist, die Tiere von uns Wanderern fernzuhalten, denn so haben wir wenigstens mal die sonst selten auffindbaren Mountain Gouts gesehen! Wir lassen die Rangerin zurück und hören noch aus der Ferne ihr „Go away, go away“ und das Knattern des Müllsacks.

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Von Osten zieht langsam Regen auf, wir machen uns auf den Rückweg ins Tal.

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Wieder unten am Meer unternehmen wir noch einen letzten Versuch, Seeadler zu beobachten, diesmal an der Mündung des Elwah River im Reservat der Elwha Klallam Indianer. Der Weg durch den Regenwald hinab zur Mündung ist einsam, feucht und verwachsen, am Ende unserer Mühe steht ein Ausblick auf den Elwah River, aber weit und breit kein Vogel zu sehen. Naja, wir geben nicht auf.

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Wir übernachten heute in Port Angeles, einem langgezogenen Hafenort mit Tiefwasserhafen in schützender Bucht. Gestern gab es „Amerikanisch“, und so gehen wir heute mal italienisch essen, bei „Bella Italia“. Die Pasta mit Riesengarnelen ist lecker, und dass Simone spontan mit den Worten „Did anybody ever tell you that you look like Gwyneth Paltrow“ empfangen, und dann auch fortwährend mit „Gwyneth“ angesprochen wird, belustigt uns noch den Rest des Abends. Und so liegt Gwyneth jetzt neben mir und träumt schon, und da mach ich jetzt mal mit. Bis morgen dann.

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