Mission Control, was steht an?

Howdy. Heute habe ich einen Termin bei der NASA. Astronautenbewerbung abgeben und so. Naja. Vom Besucherzentrum am Johnston Space Center habe ich nicht viel Positives gehört – also habe ich mich stattdessen rechtzeitig für die Level 9 Tour angemeldet: Jeden Tag gibt es für exakt 12 Personen eine ganztägige Führung hinein ins Herz der NASA.

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Mit Betriebsausweisen ausgestattet trifft sich die Gruppe mit David, unserem Guide für diesen Tag. Der Astronaut über unseren Köpfen ist entweder ganz schön weit von der ISS abgetrieben, oder die ISS im Hintergrund ist in Wirklichkeit nur ein verkleinertes Modell. Auf jeden Fall verspricht uns David, dass wir heute garantiert echte Astronauten sehen werden, und auch die Mission Control der ISS steht auf unserem Programm.

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Zunächst fahren wir eine Viertelstunde über das weitläufige Gelände der NASA. So weitläufig, dass hier sogar Rinderherden gehalten werden, respekteinflößende Longhorns, und auch Rehe laufen uns an mehreren Kreuzungen in ganzen Rudeln über den Weg.

Wir erreichen zuerst das Neutral Buoyancy Laboratory. Hier gibt es einen riesigen Pool, in dem verschiedene Bauteile der ISS versenkt sind, um in der simulierten Schwerelosigkeit Außeneinsätze, Montage- und Reparaturarbeiten zu trainieren. Die Astronauten schlüpfen dazu in ihre Weltraumanzüge und an ihren Beinen werden gut austarierte Gewichte befestigt, sodass sich Auftrieb und Erdanziehung in etwa aufheben. Da ein Außeneinsatz im Weltraum sieben Stunden dauert, bleibt der Astronaut auch hier im Pool sieben Stunden und wird dabei von mindestens vier Tauchern überwacht – denn sollte ihm etwas passieren, wäre er mit dem Anzug nicht in der Lage, sich selbst irgendwie zu helfen.

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Direkt unter uns sehen wir den Astronauten beim Training im Wasser. Ein Taucher filmt die Arbeit fortlaufend, um später eventuelle Fehler zu diskutieren. Davon profitieren auch wir und können so genau verfolgen, wie schwierig es ist, sich in der simulierten Schwerelosigkeit zu bewegen.

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Weiter geht’s in eine riesige Halle, in der allerlei originalgroße Modelle der verschiedenen ISS-Module, des Space Shuttles, der Sojus-Kapseln und auch noch einiger Kuriositäten versammelt sind. Tatsächlich wird an einigen Stellen gearbeitet, es wird mittels Rauchgenerator ein Brand in der ISS geprobt und am großen Simulator werden Ankoppel-Manöver geübt.

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Da wir eine neugierige Truppe sind, verspricht uns David, dass wir (groooße Ausnahme…) in den einzigen voll funktionsfähigen Space Shuttle Simulator hineinklettern und einmal auf dem Platz des Commanders sitzen dürfen. In dem Simulator ist die komplette Bordelektronik des Shuttles verbaut und verkabelt, exakt wie im Original-Shuttle. Im Grunde ist es ein komplett funktionierender Shuttle, nur eben ohne Hülle. Wir befinden uns hier im Ladedeck:

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Vorne im Mitteldeck wird es schon etwas enger, dann zwängen wir uns eine enge kleine Stiege hinauf ins Cockpit.

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Im Cockpit ist es schon für sechs Personen reichlich eng und man muss sich ziemlich verbiegen, um auf einen der Stühle zu klettern. Ich sitze auf dem Platz des Commanders (links), während rechts von mir der Pilot seinen Stammplatz hat. Auf exakt diesem Sitz saß vor mir tatsächlich jeder Commander wirklich aller Shuttle-Missionen und hat hier die Landung des Shuttles trainiert!

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Das Ganze war definitiv nichts für Klaustrophobiker und so kehren wir nach diesem Highlight erstmal in der NASA-Kantine ein. Gut möglich, dass mit uns auch Astronauten in der Schlange stehen, sagt David, allerdings tragen sie in der Kantine ihre Helme nicht…

Weiter geht’s zum nächsten Höhepunkt: Mission Control der International Space Station (ISS). Da die Crew gerade schläft und die Station sich in einem Funkschatten befindet, ist es im Kontrolzentrum aktuell recht ruhig. Der Flight Director in dieser Schicht heißt Ed und trägt letzte Verantwortung für die milliardenteuere ISS. Eine Reihe vor ihm sitzt der Operations Planner, der die Tagesplanung der aktuell drei Astronauten auf der ISS im Griff hat, und den Astronauten alle fünf Minuten durchgibt, was sie als Nächstes zu tun haben. Im Moment ist aber „Crew Sleep Time“, die Crew hat frei. Die Lieblingsbeschäftigung der Astronauten in ihrer Freizeit während ihrer sechsmonatigen Einsätze ist übrigens: Zur Erde runterschauen.

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An der Stirnseite des Kontrollraums sieht man auf einer großen Karte über welchem Kontinent sich die ISS gerade befindet. Sie rast 16 Mal am Tag um den Globus, während unseres Besuchs überquert sie ganz Asien. Auf weiteren großen Monitoren ist nur ein schwarzes Bild zu sehen. Auf der ISS ist aktuell Nacht. Aber bei 16 Sonnenauf- und untergängen innerhalb 24 Stunden kann es nicht lange dauern, bis die Sonne aufgeht. So sehen wir auf einem Monitor das Live-Bild von der ISS. Dort wird zuerst als dünne Sichel die erhellte Atmosphäre der Erde erkennbar. Und ganz plötzlich geht die Sonne auf!

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Nun wird auch die ISS angeleuchtet und auch auf den anderen Monitoren ist etwas zu sehen: Der Blick auf einige Module der Station.

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Schon bald ist der ganze Erdball in der Sonne und man sieht wie schnell sich die Erde unter der ISS hinwegdreht.

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Das war ganz schön aufregend – im Übrigen ist es gut, zu wissen, dass auch die ISS nicht ohne Glücksbringer auskommt.

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Wir fahren nun eine Etage nach oben, in die unter Denkmalschutz gestellte historische Mission Control der Apollo-Missionen. Von hier wurde die erst Landung auf dem Mond überwacht, genauso wie der dramatische Flug der Apollo 13.

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Vom Drehstuhl des Mission Director aus sieht man die, an den Wänden befestigten Plaketten aller erfolgreicher Missionen, so auch der Apollo 11 – Mission, die Neil Armstrong und Buzz Aldrin auf den Mond und wieder zurück beförderte. David hat ein iPad mitgebracht und zeigt uns hier noch viele Fotos der damaligen Akteure aus seinem privaten Fotoalbum – er war selbst als Ingenieur an zahlreichen Apollo-Missionen beteiligt. Heute ist er pensioniert und führt zwei Mal in der Woche eine Gruppe durch die NASA, worüber wir uns natürlich sehr freuen.

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Das rote Telefon – ich frage nach – ist nicht original, sondern hier stand früher ein schwarzes Telefon, mit dem der Verbindungsoffizier der Streitkräfte im Falle einer missglückten Landung die Bergung der Astronauten anordnen konnte.

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Ein geschichtsträchtiger Ort.

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Mit den Highlights sind wir nun durch, und wir sehen uns noch die originalgroße Rakete an, mit der die Apollo-Kapsel seinerzeit zum Mond geschossen wurde.

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Am Ende sind die sechs Stunden vergangen wie im Flug, ich sehe mir noch einen kleinen Teil der Ausstellung im Space Center an (der Rest des Space Centers ist eher ein Kinderspielplatz).

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Nach so vielen Eindrücken schreit mein Körper jetzt aber echt nach Zucker. Ich fahre nochmal rüber nach Seabrook, dort habe ich gestern einen vielversprechenden (Sonntags geschlossenen) Laden verortet, der jetzt fällig ist: Seabrook Wafflehouse!

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Hier gibt es neben warmer Nachmittagssonne echte Belgische Waffeln. Ich entscheide mich für die Kreation „Black Gold“ und werde nicht enttäuscht.

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