Dawson City

Man nannte die Stadt auch das „Paris des Nordens“, denn die energiehungrige Goldsuche brachte schon die Elektrizität nach Dawson, Yukon, als andere Orte noch nicht einmal davon gehört hatten. Dawson war die Goldrausch-Boomtown schlechthin. 1898 lebten hier nur eine Hand voll Ureinwohner, als das erste Gold am Klondike River gefunden wurde. Nachdem diese Nachricht sich in Seattle und San Francisco verbreitet hatte, wollten nicht weniger als eine Million Menschen sich auf den Weg zur Goldsuche machen. Zu Zeiten der großen Wirtschaftskrise kein Wunder. Rund 100.000 machten sich dann tatsächlich auf den Weg. Davon erreichten nur die Hälfte ihr Ziel. Der Rest gab auf oder überlebte die Strapazen der Reise nicht. Für die meisten, die es geschafft hatten, war die Enttäuschung dennoch groß: Die Claims am Klondike waren längst abgesteckt. Viele kamen an – und drehten gleich wieder um. Aber 30.000 blieben.

Nach dem Goldrausch fiel die Einwohnerzahl rapide, aber Dawson wurde nie zur Geisterstadt. Heute leben hier rund 2.000 Menschen, das Durchschnittsalter liegt gar bei 30.

Bis auf die Front Street ist keine Straße im Ort asphaltiert. Dafür gibt es hölzerne Bürgersteige. Bei Trockenheit werden die Straßen gewässert – das reduziert den Staub, dafür wird’s matschig. Nach Regen müssen die Straßen mit schwerem Gerät wieder glatt gezogen werden.

Dawson ist staubig und ursprünglich. In unserem Hotel werden am Eingang die Schuhe ausgezogen, es stehen Schlappen für die Gäste bereit. Bei dem Sand und Matsch draußen eine gute Idee.

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An den Autos erkennt man, wer woher kommt. Sauber: Kam aus Whitehorse auf dem geteerten Klondike Highway. Hinten komplett braun, Kennzeichen nicht mehr lesbar bzw. Farbe des Kennzeichens auch nicht mehr zu erkennen: Kam über den Top of the World Highway aus Anchorage oder Fairbanks. Komplett eingematscht, Farbe des Fahrzeugs nicht mehr erkennbar: Ist den Dempster Highway bis über den Polarkreis hinausgefahren, oder lebt hier.

Die SS Keno, ein Schaufelraddampfer, der sicher viele Male die lange Reise von Whitehorse nach Dawson, immer auf dem Yukon River, zurückgelegt hat, hat nun endgültig vor der Front Street festgemacht. Das Foto habe ich um 16 Uhr 59 aufgenommen. Um 11 Uhr und um 17 Uhr pfeift die SS Keno mit ihrer gewaltigen Dampfpfeife. Das jedoch wussten wir nicht. Ich sage nur: Ich hab‘ lang schon nicht mehr so laut geschrien. Und keiner hat’s gehört. Die restliche Müdigkeit von der Fahrt war jedenfalls vertrieben. Morgen 17 Uhr weiß ich Bescheid.

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Dawson ist auf Permafrost gebaut, was auch ein Grund dafür ist, dass die Straßen nicht asphaltiert sind (und die Front Street extra mit besonders hellem Asphalt gedeckt wurde). Denn der Permafrost neigt zum Auftauen und das tut der Stadt gar nicht gut. Die ersten Jahre standen diese Häuser wie eine Eins auf dem Permafrost. Dann wurde man bequem und begann, die Gebäude zu beheizen. Das taute den Boden auf und die Häuser sanken langsam ein. Denn, taut der Boden auf, dann taut das darin eisförmig gespeicherte Wasser und der Boden verliert an Volumen – die Stadt versinkt.

Nachdem man dieses Problem erkannte, begann man, alle Häuser auf Sockeln zu bauen, unter denen die kalte Luft zirkulieren kann.

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Viele der alten Gebäude gehören nun der kanadischen Nationalparkverwaltung und sind teilweise zugänglich. In anderen sind Läden, Restaurants und Hotels eingezogen. Trotzdem wirkt die Stadt richtig authentisch – als wäre die Zeit hier einfach stehen geblieben.

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Auch so kann man im Yukon leben.

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Die vielen Gebäude und Kirchen im Ort lassen erahnen, wie Dawson einst florierte.

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Im Postamt haben wohl einige ihre Postfächer lange nicht mehr geleert. Die Post hatte seinerzeit einen höheren Bargelddurchsatz als irgendeine andere Filiale, selbst mehr als in den großen Städten. Die Goldsucher zahlten hier ihr Vermögen ein.

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Wir besuchen einen alten Friedhof…

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… und die Blockhütte des berüüühmten Dichters Robert Service (Bildungslücke meinerseits, sorry).

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Wir besuchen auch die alte Zeitungsredaktion und -druckerei. Bevor es in Dawson eine eigene Zeitung gab, nahm man die Zeitungsseiten, die verwendet worden waren um Speck einzuschlagen, der über tausende Meilen hierher transportiert wurde, und las sie laut auf der Straße vor. Der Durst nach Nachrichten aus der Heimat war damals so groß, dass man bereit war, 25 Ct. zu bezahlen, um dabei zuhören zu dürfen!

Zum Essen gehen wir zu Kondike Kate’s, einer Institution in Dawson. Kräftig essen, denn morgen geht’s auf die Goldfelder!

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