Sonntag in Boston

Ich bin dann mal die Vorhut für unseren Neu England-Urlaub. Simone kommt am Dienstag nach. Angekommen in Boston erwartet mich ein traumhafter Spätsommertag.

Beim Morgenspaziergang im Seaport-Viertel – wo in den letzten Jahren ein kompletter Stadtteil entstanden ist – blicke ich hinüber nach Downtown.

Während die teuren neuen Apartementhäuser in Seaport spannende Architektur bieten, zeigt Downtown wie langweilig man Hochhäuser traditionell gebaut hat.

Am Boston Tea Party Museum werden schon die ersten Kisten mit Tee ins Hafenbecken geworfen. Das muss ich unbedingt im Laufe der Woche noch genauer anschauen, sobald auch Simone in Boston eintrifft.

Der Spaziergang an der Waterfront entlang bis zur Long Wharf ist immer schön, vor allem an einem so sonnigen Sonntag. Von der Long Wharf blickt man zurück auf den Custom House Tower und hinten unten ganz klein das Old State House.

Von Long Wharf geht es direkt hinüber ins North End. Bei Paul Revere mache ich eine Weile Pause.

Von dort geht es weiter zum alten Friedhof, dem Copp’s Hill Burying Ground.

Das ganze Viertel ist aus rotem Backstein gebaut.

Neben einigen alten Kirchen, darunter auch der ersten katholischen Kirche Bostons, gibt es im italienischen North End natürlich jede Menge Ristorantes, Trattorias und Osterias.

Heute ist Umzug zu Ehren des San Gennaro. In der alten Kirche läuft gerade die Messe. Draußen spielen sich schon einmal die Big Bands warm.

Eine gute Stunde ist es noch hin, bis zur Prozession. Die Polizeieskorte steht schon bereit.

Auch der Heilige wird schon mal bereitgestellt, und die Standartenträger gehen in Ausgangsstellung.

Eine halbe Stunde habe ich noch Zeit, da gehe ich schnell rüber zum Public Market, einen Happen zu Essen besorgen.

Dann laufe ich schnell zurück und schon kurz nach meinem Eintreffen spielen die beiden Big Bands zum Auszug der Gemeinde aus der Kirche auf und stellen sich dann zum Umzug auf.

Der Heilige wird noch ein letztes Mal gewendet.

Dann geht es ab, die Hanover Street entlang.

Ich gehe derweil erstmal einen Espresso trinken. In der Bar an der Ecke wird der Umzug nur aus den Augenwinkeln wahrgenommen. Wichtiger ist hier heute, wir Rom spielt (und wegen der Zeitverschiebung läuft der Fussball hier halt schon am Mittag).

Ich sehe mich noch etwas an den Fressständen um.

Alle Heiligen haben in dieser kleinen Sackgasse ihren eigenen Platz.

Auf der Fiesta haben die Pizzerien aus dem North End ihre mobilen Pizzaöfen aufgebaut, die mit Mosaiken für die Heiligen-Feiertage gut gerüstet sind.

Am Ende verbringe ich mehrere Stunden im North End und sehe dem bunten Treiben zu.

Noch ein bisschen mehr los ist nur am Quincy Market, dem touristischen Epizentrum Bostons.

Die Breakdancer kommen eigenen Angaben zufolge direkt aus der Bronx. Ich glaube, ich habe die gleiche Truppe hier schon vor Jahren mal gesehen.

„What time is it? – Showtime!“

Schließlich gehe ich noch hinüber zum Old State House. Hier wurde unter Anderem vom Balkon aus die Unabhängigkeitserklärung verkündet.

Das geschichtsreiche Gebäude wurde im Laufe der Jahre „ein wenig“ umbaut.

Von hier ist es schon nicht mehr weit hinüber zum Boston Common, wo die Park Street Church in der Sonne leuchtet.

Anstatt eines weiteren kulturellen Marathons sehe ich mir aber lieber die Squirrels im Park an.

Schließlich laufe ich zurück nach Seaport, wo ich mit Blick auf das Feuerschiff Nantucket, und im Hintergrund auf das Feuerschiff Nantucket, also auf beide Nantuckets, den Tag ausklingen lassen.

Abends drehe ich noch eine Runde an der Waterfront. Die im Aufbau befindliche Flaniermeile von Seaport wurde schon mal künstlerisch ausgestattet. Auf einem noch unbebauten Grundstück ist über den Sommer ein Biergarten eingezogen und ich höre etwas der Livemusik zu. Livemusik gehört zu Amerika wie Bullenreiten.

Mit dem gleichen Panorama wie am Morgen beende ich den Tag.

Noch ein Besuch im North End

Nachdem Simone den Vormittag ohne mich entlang des „Freedom Trail“ durch Boston gelaufen ist, treffen wir uns zum Mittagssnack im Public Market. Ein saftiges Pastrami-Sandwich und einige Fish Tacos später suchen wir wieder den Freedom Trail, eine rote Linie, die sich durch ganz Boston zieht und der man nur folgen muss, um alle Schauplätze der Stadtgeschichte, von Boston Massacre bis zur Boston Tea Party, abzuklappern. Wir kehren nun Downtown den Rücken …

… und folgen dem Trail hinüber nach North End. Endlich lerne ich, wer eigentlich Paul Revere war, dessen Reiterstandbild so fotogen im North End steht. Er war einer der Reiter, die die heimischen Truppen in Lexington nach einem nächtlichen Ritt vor der Ankunft der britischen Truppen warnte. In Lexington fiel dann der „Schuss, den die ganze Welt hörte“ zum Beginn des amerikanischen Unabhängigkeitskriegs.

Wir gehen noch einmal bis zum alten Friedhof hinter…

… und wieder zurück zur Paul Revere Mall.

Dort rückt gerade die Feuerwehr aus.

Wir trinken einen Cappuccino in der Bar am Eck, wo auf mehreren Fernsehern italienischer Fussball läuft.

Dann orientieren wir uns hinüber zur Waterfront und lassen es für heute erstmal gut sein.

Nach einer kleinen Pause im Hotel fahren wir zurück ins North End, denn hier gibt es selbstverständlich auch die besten italienischen Restaurants.

Wir kehren bei Euno ein und entscheiden uns für zwei Mal Veal Piccatta, was wir nicht bereuen.

Im Anschluss schlendern wir noch ein wenig durchs North End und schauen natürlich auch kurz bei Mike’s Pastry rein. Leider haben wir heute aber keinen Platz mehr für Mike’s Monster-Cannolli.

Nach all dem Essen entscheiden wir uns, den Heimweg zu Fuß anzutreten, was wir entlang der Waterfront und mit schönen Blicken auf Bostons Skyline sehr gerne tun.

Werft den Tee in die See!

Ein Besuch in Boston wäre nicht komplett ohne im Boston Tea Party Museum gewesen zu sein. Das Museum selbst schwimmt auf einem Ponton im Hafenbecken.

Am Eingang werden wir schon erwartet.

Wir nehmen Platz im Versammlungssaal und erhalten alle eine Rolle. Zum Glück sind die vorderen Reihen mit den Sprechrollen schon belegt.

Auch die Besucher aus dem „Motherland“ dürfen mitmachen, es sind so einige.

Am Pult hält ein gewisser Samuel Adams eine scharfe Rede gegen die Regierung aus dem fernen „Motherland“. Hat doch die Krone in Großbritannien immer neu Steuern und Zölle für uns hier in den Übersee-Kolonien eingeführt. Aber wofür? Für einen angeblichen „Schutz“ durch britische Truppen? Dabei ist hier in Boston kein Brite weit und breit zu sehen! „Keine Besteuerung ohne Repräsentation“ („no taxation without representation“) rufen wir als laut. Wir trampeln zustimmend und recken mit lautem „Huzzah! die Faust in die Luft. Eine Riesengaudi.

Wir entscheiden also, dass wir für die drei Schiffsladungen Tee, die gerade eingetroffen sind, keine Steuern zahlen werden. Wir schicken sie einfach mitsamt ihrem Tee wieder zurück nach England. Von dort ist aber zu hören, dass kein Schiff mit Tee beladen den Hafen in Boston verlassen darf.

Na gut. Dann muss der Tee eben ausgeladen werden. Huzzah!

Wir verkleiden uns nun also alle als Indianer, indem wir uns rote Federn an die Hüte (oder hinter den Brillenbügel) stecken. Dann geht es mit erhobener Faust und noch mehr Huzzah raus auf den Pier.

Wir stürmen das Schiff, packen uns die Teebündel und werfen sie in die See! Huzzah!

Das ganze wiederholen wir noch ein paar Mal, dann werden wir hungrig. Die echten Protagonisten hatten die ganze Nacht zu schuften, um über 300 Packen Tee im Hafenbecken zu versenken.

Hier gibt es Geschichte echt zum Erleben. Im Museum wird noch die weitere Geschichte, die Folgen der Boston Tea Party bis zum Ausbruch des Unabhängigkeitskriegs genial illustriert. Dann kommt man im Teesalon raus, wo es warme Scones und heißen Tee (oder für uns einen Apple Cider) gibt.

Nach diesem lustigen und lehrreichen Vormittag reicht uns ein Scone allein aber nicht, wir gehen noch zu einem der Food Trucks im Financial District und stärken uns auch dort noch einmal.

Wieder fit laufen wir durch den Boston Common nach Beacon Hill, einer der „besseren“ Wohnlagen in Boston. Die Anwesen sind ausnahmslos aus rotem Ziegel. Und auch die Haute Volée Neuenglands bestellt bei Amazon…

In den kleinen Gassen hinter den großen Anwesen wohnten seinerzeit die Dienstboten. Heute ist die Acorn Street eine der hübschsten, und eine der wenigen, auf denen sich das Kopfsteinpflaster gehalten hat.

Schon wieder hungrig kehren wir in Beacon Hill im Café Tatte ein, das die leckerste Gebäckauslage hat, die wir je gesehen haben.

Im Boston Public Garden sind die „Ducklings“ nur aus Bronze.

Aber die Squirrels sind echt. Und echt dreist.

Der Public Garden ist schön bepflanzt, dahinter beginnt der Finanzdistrikt.

Washington ist uns ein Stück entgegengeritten.

Wir laufen ein laaanges Stück die schöne Newbury Street hinunter, kehren dann mit müden Füßen um schließen unseren Stadtrundgang für heute mit einer Limonade ab.

Nach etwas Ausruhen gehen wir ein paar feine Tacos essen und fallen dann tot ins Bett. Revolution macht müde. Huzzah.

Zu den Hexen nach Salem

Nach unserem revolutionären Besuch in Bosten checken wir heute aus dem Hotel aus und starten unseren Road Trip. Huzzah!

Wir verlassen Boston in Richtung Norden und unser erster Halt ist in Salem.

Salem war einst der größte Seehafen Nordamerikas und durch das Customs House, das Zollamt am Hafen, liefen alle Güter aus Europa, Asien, Südamerika und Indien.

Gehandelt wurde schon damals mit allem, was denkbar war, vom Fass Wein bis zum Regenschirm…

… vom Tee bis zum Teeservice.

Ein Rundgang durch Salem führt uns zum Hexenmuseum gegenüber des Commons. Das Hexenmuseum sparen wir uns, aber die Hexengeschichten sind in Salem allgegenwärtig. Hunderte wurden hier als Hexen oder Hexer gemeuchelt.

Das Prinzip war wie gehabt: Nachbar hat grüneren Rasen als man selbst. Nachbar muss verhext sein. Nachbar wird gehängt. Aus purer Gütigkeit kauft man Nachbars Haus für ein paar Gulden.

Das ganze lief prächtig, bis schließlich auch die Frau des Gouverneurs des Hexendaseins verdächtigt wurde. Da schob dieser dem Treiben einen Riegel vor, brach alle Hexenprozesse ab, strich die zugehörigen Gesetze und ließ alle Verdächtigen frei.

Der Herr auf dem Foto ist aber weder der Gouverneur, noch eine Hexe, sondern der Stadtgründer Salems.

Schöne Häuser gibt es in Salem, so wie überall in Neuengland.

Wetter passt auch.

Auch weitere Hexenmuseen lassen wir aus.

Stattdessen laufen wir zu „Ye Olde Pepper Candy Company“, angeblich Amerikas ältestem Süßigkeitenladen, wo wir uns mit „Reiseproviant“ eindecken.

Wir lassen die Hexen in Salem zurück, und fahren weiter die Küste hinauf.

Über Gloucester nach Rockport

Den Hexen von Salem haben wir den Rücken gekehrt. Es geht weiter die Küste rauf nach Norden.

In der Fischerei-Metropole Gloucester erwartet uns ein beeindruckendes Stück Geschichte: Am Seefahrer-Denkmal wird denen gedacht, die hier in den letzten Jahrhunderten auf die See hinausgefahren und nie wieder zurückgekehrt sind.

In Gloucester, so sagt man, hat fast jede Familie mindestens ein Mitglied an die See verloren. Na gut, das werden ein paar Dutzend sein, denkt man dann, doch tatsächlich sind hier über 10.000 Seefahrer nicht zurückgekehrt. Rund die Hälfte sind jahresweise namentlich auf den Tafeln am Denkmal genannt. Einige Jahre ziehen sich über mehrere Spalten hinweg.

Fast 1000 Schiffe sind gesunken, am schlimmsten waren die großen Stürme 1862 und 1879, bei denen 120 bzw. 159 Seefahrer nicht zurückkehrten.

An einem ruhigen Tag wie heute ist das kaum vorstellbar. Ein Stück weiter gibt es auch noch ein weiteres Denkmal, das für die zurückgebliebenen Witwen und deren Kinder.

Wir gehen in dem kleinen Fischerort einen Kaffee trinken. Das Logo des lokalen Zahnarztes will unbedingt festgehalten werden:

In mehreren Häfen liegen Fischerboote, und auch ganz viele Boote von Hummerfischern. Den Hummer bekommt man an Imbisbuden auf dem Pier dann so frisch zubereitet, wie nirgendwo sonst. Stets zum Tagespreis, der aktuell bei etwa $20 für einen mittelgroßen Lobster liegt.

Kurz vor der Dämmerung erreichen wir Rockport, einen weiteren kleinen Hafen, wo wir die nächsten beiden Nächte bleiben wollen.

Da bei Roy Moore’s Lobster-Restaurant die Warteliste lang ist, gehen wir gegenüber zum Blue Lobster und genießen eine leckere Lobster Roll.

Bevor es ins Bett geht, vertreten wir uns noch kurz am Bearskin Neck die Beine. Hier stehen Dutzende kleine Hütten mit winzigen Läden drin, vom Souvenirladen über Kunstgallerien bis zum Fischgeschäft. Das müssen wir uns morgen bei Tag noch genauer ansehen.

Aber jetzt, in der Nacht, so ganz ohne Menschen, hat es auch seinen Reiz.

Cape Ann

Einen guten Morgen aus Rockport, Massachusetts! In unserer niedlichen kleinen Wohnung haben wir endlich die Möglichkeit, das Granola zu frühstücken, das wir schon mal in weiser Voraussicht in unserem Stammcafé in Boston gekauft haben. Dazu gibt es frische Erdbeeren aus Neuengland, griechischen Joghurt (mit Fett – schweeeer zu bekommen), frische Mango und selbstgebackenen Kuchen von unserer Gastgeberin. So muss ein Frühstück aussehen!

Hier auf Cape Ann ist heute zwar ein wunderschöner Sommertag, aber der Herbst – und damit der Indian Summer – steht schon vor der Türe.

Zum Glück hatten wir noch in letzter Sekunde die kurzen Hosen eingepackt. Am Morgen gehen wir zunächst mal eine Runde über den Strand in Rockport.

Zum Glück ist gerade Ebbe, ansonsten wäre hier kaum Strand. Auch wenn einige Verrückte sich in die Fluten stürzen, wir gehen lieber mal nur mit den Füßen rein. Das ist schon erfrischend genug.

Das meistfotografierte Motiv in Rockport ist diese rote Fischerhütte, die daher als Motif #1 bezeichnet wird.

Auf dem Bearskin Neck ist heute (Wochenende!) kräftig was los. Wir reihen uns ein und gehen von Bude zu Bude, Laden zu Laden. Essen hier ein Eis, kaufen dort einen Lobster (gedruckt, zum an die Wand hängen) und setzen uns ab und zu an die Pier, um auf den Hafen zu starren. Was man eben so macht.

Bei Roy Moore steigt ab Mittag der Andrang. Drei Lobster für $40 ist kein schlechter Preis. Die Hütte ist der ganze Laden, es gibt das ganze Angebot an frischem Lobster, Muscheln, Austern. Der Laden ist nur ein paar Quadratmeter groß. Rechts sind die Tanks mit dem lebendigen Hummer, links hinten dampft der riesige Kochtopf. Man geht dann mitten durch die Küche aufs Sonnendeck hinter der Bude, um den Lobster dort „in the rough“ zu essen. Einmal durch Roy Moores zu laufen ist sowas wie das Highlight des Tages, einfach lustig. Für uns muss heute kein Lobster sterben, wir haben schon gebrotzeitet.

Geht man durch Roy Moore’s Fish Market durch, dann kommt man an diesem bunten Ort raus. Dort stehen Lobster Traps (also Hummerfallen, die gelben Körbe) bereit; die bunten Boyen markieren dann die Fallen auf See.

Vor Rockports Motif #1 lasse ich mich noch mit meinem Motif #1 ablichten.

Schließlich fahren wir noch einmal nach Gloucester zurück, wo wir am Rocky Neck die diversen Künstlergallerien abklappern und in der Werft einige historische Kutter bestaunen.

Auf dem Rückweg stoppen wir am Good Harbour Beach, wo wir in der tiefstehenden Nachmittagssonne einen letzten Strandspaziergang machen.

Da Wochenende ist, ist am Strand auch eine Menge los.

Den Meisten hier dürfte auch klar sein, dass das der letzte Strandtag des Jahres sein könnte.

Nach diesem Strandtag haben wir uns ein feines Abendessen verdient. Am nächsten Morgen lassen wir es gemütlich angehen, bevor wir in Rockport unsere Zelte abbrechen. Wir fahren rauf zum Halibut Point, wo wir rund um einen alten, stillgelegten Granitbruch wandern.

Wir laufen von Aussichtspunkt zu Aussichtspunkt, gehen runter an’s Meer und schauen in die Tide Pools (in denen wir aber maximal ein paar Muscheln vorfinden) und um Punkt halb zwölf beschließen wir, dass es jetzt Zeit für eine weitere Mahlzeit ist. Da kommt der Lobster Shack „The Lobster Pool“ gerade Recht.

Wir entscheiden uns mal wieder für die gut gefüllte Lobster Roll. Mit Aussicht.

Den zweiten Stopp für heute legen wir am Castle Hill am Crane Estate ein. Hier hat sich der Wasserhahn- und Kloschüsselfabrikant Crane in den 1920er Jahren ein Schloss nach britischem Vorbild gebaut.

Das Schloss liegt oben auf einem Hügel auf einer Halbinsel mit kilometerweitem Sandstrand, die komplett zum Anwesen gehörte. Vom Schloss zieht sich ein Rasenteppich, das Lawn, in einer in den Wald geschlagenen Schneise bis zum Meer vor.

Wie lang dieser Lawn ist, das sieht man daran, wie klitzeklein die Menschen ganz weit vorne schon sind.

Da es super warm ist, wandern wir zum Strand hinunter und nehme ein ausgedehntes Fußbad.

Dieser Teil des Strandes ist ruhig und fast leer, während der Strand weiter vorne breiter wird und dort von Tausenden Wochenendgästen bevölkert ist – denn da ist auch der große Parkplatz. Weit vom Parkplatz wegbewegen, das ist nun nicht jedermann sein Ding. Unseres halt schon.

Einen schweißtreibenden Aufstieg zurück zum Castle Hill später verabschieden wir uns mit einer Limonade im Schatten von Cape Ann. Es war sehr schön hier. Nun aber auf landeinwärts, auf in die Berkshires!

Zu Besuch bei den Shakern

Weil heute wunderbares Wetter ist, entscheiden wir uns für den Vormittag für den Besuch im Hancock Shaker Village.

Das Dorf wurde 1790 von den Shakern gegründet und aufgebaut und bis 1960 betrieben. Heute gibt es nur noch eine Hand voll Shaker in Nordamerika, und das Dorf wurde zu einem Museum, aber einem sehr lebendigen mit bestellten Feldern und vielen Tieren.

Im Gemüsegarten wächst alles, was man so kennt, und noch einiges, das man nicht kennt.

Die Shaker waren sehr religiös. Männer und Frauen lebten gleichberechtigt, aber zölibat – was vielleicht auch den Mangel an Nachwuchs erklärt. In dem großen Backsteinbau links wohnten mehr als einhundert Brüder und Schwestern. Durch das Gebäude verlief mittig eine unsichtbare Linie, auf der einen Seite lebten nur die Männer, auf der anderen nur die Frauen. Auch der Arbeit ging man streng getrennt nach.

Fanden doch mal Männlein und Weiblein zusammen, dann wünschte man dem Paar alles Gute, gab ihm eine Mitgift mit, und verabschiedete es aus der Shaker-Gesellschaft.

Die Shaker waren hochinnovative Landwirte. Sie hinterfragten jede Vorgehensweise, jede Bauweise und überlegten, ob es nicht eine optimalere gab.

So bauten sie die große Rundscheune, in der ein einziger Mann über 50 Kühe versorgen konnte. Über eine Rampe zogen Ochsenkarren das Heu in das Obergeschoss, wo sie im Kreis herumgeführt werden konnten, um das Heu in die Mitte abzuladen. Im Untergeschoss nahmen die Kühe rundherum ihre Plätze ein, um zu fressen und gemolken zu werden. Durch eine Stufe und durch Gitterroste wurde sichergestellt, dass sie nicht in ihrem eigenen Mist standen. Eine für den Anfang des 19. Jahrhunderts revolutionäre Bauweise.

Wir laufen auf der Farm von Bauwerk zu Bauwerk und sehen uns die vielen kleinen Ausstellungen an, lassen uns von Farmer Don erklären, wie die Rundscheune funktioniert, wohnen einer Demonstration der mit Wasserkraft betriebenen Werkstatt bei, und gucken bei den Tieren rein.

Die Ferkel im Stall sind Winzlinge im Vergleich zu der sprichwörtlich fetten Sau draußen.

Irgendwie haben wir die Alte aus dem Schlaf gerissen.

Mühsam steht sie auf, und fängt an, sich im Schlamm zu suhlen.

Dort findet sie schließlich auch Abkühlung.

Der ahnungslose Truthahn, er weiss wohl nicht, dass in ein paar Wochen Thanksgiving naht.

In der Schule wurden die Kinder im gleichen Klassenzimmer, aber ebenfalls durch eine unsichtbare Linie getrennt nach Jungs und Mädchen unterrichtet. Die Kinder waren zumeist entstanden, bevor die Eltern den Shakern beigetreten waren.

Auf der Krankenstation lagen die Kranken in diesen praktischen „Betten“. Auch in Sachen Kräuterheilkunde waren die Shaker sehr bewandert.

Und schließlich machten die Shaker einen ausgezeichneten Apfelkuchen.

Der Besuch im Shaker Village war sehr interessant und lehrreich, und Sonne haben wir auch reichlich abbekommen. Hat Spaß gemacht.

MassMOCA

Heute geben wir uns die Kultur mal so richtig.

Das Massachusetts Museum of Contemporary Art versteckt sich in der Kleinstadt North Adams in alten Fabrikhallen.

Wir starten unseren Rundgang mit den Sonderschauen teils sehr skuriler zeitgenössischer Kunst. Wer ist hier wohl gemeint?

Nach dem Besuch einiger recht lautstarker Videoinstallationen tauchen wir dann in die permanente Sammlung ein. Das Werk Sol Lewitts verteilt sich chronologisch auf drei Etagen der grandiosen Räumlichkeiten und wird mit dem Alter des Künstlers immer bunter.

Die Lichtinstallation „Cosmic Latte“ gefällt uns ebenfalls besonders gut.

Dann gibt es eine Menge zu lesen.

Es wird unübersichtlich.

Spiegelbildlich.

Und wieder gibt es viel zu lesen. Sogar auf deutsch.

Mittags machen wir kurz Brotzeit am Auto. Wir haben heute morgen bei Guido’s so leckere Sachen eingekauft, da kann uns jedes Museums-Café gestohlen bleiben.

Vor dem Eingang wachsen die Bäume in die Tiefe.

Ganz kann uns das Café dann doch nicht gestohlen bleiben.

Dann geht es nochmal rein. In einer der alten Brücken, die die Fabrikgebäude untereinander verbinden, hat Julianne Swartz eine Klanginstallation untergebracht, die ich für das Highlight des Museums halte. Hinter jeder Strebe sind Lautsprecher montiert, und eine Art mehrstimmiger Choral klingt durch den Gang und verändert sich in Abhängigkeit vom eigenen Standort, während man durch die Brücke schreitet.

Na gut, der Tunnel teilt sich das Attribut „größtes Highlight“ für mich mit der Ausstellung des Lichtkünstlers James Turrell. Turrell möchte nur leider nicht, dass sein Werk fotografiert wird. So warte ich weiter gespannt, wann endlich Turrells Projekt „Roden Crater“ bei Flagstaff, Arizona eröffnet wird. Kann sich nur noch um wenige Jahrzehnte handeln, aber dann muss ich dort unbedingt hin.

Draußen kommt zunehmend die Sonne raus. Bei unserer Ankunft hatte es noch geregnet.

Noch mehr vom jungen Sol Lewitt im Untergeschoss. In seiner Jugend hatte er wohl sehr, sehr viel Zeit zum Zeichnen langer Linien.

Dann wurden die Linien immer breiter.

Und dann immer bunter.

Damit schließen wir unser Kulturprogramm für heute ab.

Der Museumsbesuch, er war farbenfroh und vielseitig. Was uns die Künstler im Einzelfall sagen wollten? Egal, anschauen hat Spaß gemacht.

Die Berkshires – Ein wenig Indian Summer

Die Berkshires, so wird die leicht hügelige Landschaft hier im äußersten Westen Massachusetts‘ genannt.

Im Sommer ist hier der Teufel los. Die Philharmoniker aus Boston schlagen hier ihr Sommerquartier auf, und auf den grünen Wiesen von Tanglewood wird ein Open Air Konzert nach dem anderen gegeben.

Die Berkshires sind auch die erste signifikante Erhebung östlich der Great Plains. Der Appalachian Trail durchstreift hier das Land. Aufgrund der Höhe hat hier in den Berkshires bereits der Herbst begonnen, die ersten Bäume haben schon die Blätter verloren, andere leuchten in bunten Farben. Der ganz große „Indian Summer“ wird auch hier erst in ein paar Wochen losgehen, aber den ein oder anderen Vorgeschmack gibt es schon.

Jetzt im Spätsommer kehrt wieder Ruhe in die Berkshires ein. Die großen Massen der Sommergäste aus New York und Boston sind wieder abgereist.

Am William College hat das neue Schuljahr längst wieder begonnen. Wer hier auf’s College gehen darf, der muss es sich bestimmt auch leisten können.

Bevor wir die Berkshires verlassen, fahren wir noch über Lennox zu Olivia’s Overlook.

Olivia’s Overlook ist ein Ausgangspunkt für diverse Wanderungen über Ländereien der „Landkeeper“. Die Landkeeper sind eine Stiftung, welche Ländereien aufkauft, um die Natur hier vor der Bebauung und Zerstörung zu bewahren, und sie stattdessen der Öffentlichkeit zugänglich macht. Wo der Staat nichts tut, müssen in den USA die wohlhabenden Stifter eingreifen.

Wir informieren uns kurz über die aktuellen Gegebenheiten. Da Schwarzbären bis letzte Woche bejagt werden durften, sollten wir auf der sicheren Seite sein.

Der Trail geht immer durch den lichten Laubwald. Von Laubfärbung ist hier noch nichts zu sehen.

Wir erreichen einen weiteren Aussichtspunkt, den die Sonne schön aufgeheizt hat, während man im Schatten heute morgen noch die Jacke braucht.

Der dritte Aussichtspunkt liegt im Schatten, hier wäre eine Bank zum Rasten, ist uns aber zu frisch.

Auf der Anhöhe angekommen wird auch das Laub farbiger.

Noch einmal den Blick ins Tal und die Wärme mitnehmen …

… dann fahren wir weiter. In Lennox gehen wir noch kurz einen Kaffee trinken und laufen an einigen der zahllosen Gallerien vorbei.

Aus der Ferne erspähen wir sogar einen Buntspecht.

Damit lassen wir die Berkshires hinter uns. Die sanften Hügel, die hübschen Anwesen – immer mit akurat gemähtem Rasen vor der Türe – hier hätten wir auch gerne eine ganze Woche verbracht. Aber wo eigentlich nicht?

Zwischenstopp am Gillette Castle

Wir haben Massachusetts nun verlassen und fahren nun ein Stück durch Connecticut.

Einen Halt machen wir am Gillette Castle.

Hier hat sich um 1915 ein Schauspieler namens William Gillette – an Theatern bekannt geworden als Darsteller des Sherlock Holmes – ein Schlösschen gebaut.

Aber nicht einfach irgendwie, er hat es im Stil „amerikanische Märchen-Burgruine“ erstellen lassen.

Selbst an die Katzen dachte der Bauherr.

Das Schloss überblickt den Connecticut River, als säße es hoch über dem Rhein.

Wir starteten ja heute morgen aus den höher gelegenen Berkshires, wo es etwas frischer war. Hier unten im Tal des Connecticut River ist es dagegen sommerlich warm.

Besonders stolz war Gillette auf die drei Meilen lange Schmalspureisenbahn mit Brücken und Bahnhöfen und Übergängen und sogar einem Tunnel auf seinem Grundstück. Ein ganz schön großes Spielzeug. Die Gleise wurden später leider abgebaut und die Strecken in Spazierwege umgewandelt.

Die überdimensionale Spielzeugeisenbahn wurde seinerzeit gar von Albert Einstein und Charlie Chaplin bestaunt.

Das war ein lustiger Halt auf unserem Weg zurück ans Meer. Weiter geht’s. Uns fehlt schon langsam die salzige Luft…

Mystic Seaport

In Mystic haben wir endlich wieder das Meer erreicht. Und was liegt da näher, als das Mystic Seaport Museum zu besuchen.

Zuerst sehen wir uns die Sammlung alter Gallionsfiguren an.

Dann informieren wir uns über die Geschichte des Walfangs und gehen an Bord des alten Walfängers „Charles W. Morgan“.

Ich heuere als Steuermann an.

Unter Deck ist es ganz schön eng und nur selten kann man aufrecht stehen. Ins Deck einkalfaterte Glasprismen lassen Licht nach unten durch.

Während die Crew in engen kastenförmigen Kojen schläft, ließ der Kapitän für seine Frau ein Bett wie eine Schaukel aufhängen, sodass sie immer gerade lag. Dennoch verließ Madame das Schiff schon vor dem Ende seiner ersten Fahrt, da sie einfach ständig seekrank war.

Die Charles W. Morgan ging auf 37 Reisen. Eine 38. Reise kam dann in diesem Jahrhundert nach ihrer Restaurierung hinzu.

Im Museumsdorf sind alle möglichen alten Läden und alte Werkstätten vertreten. In der Schmiede wird geschmiedet.

In der Druckerei wird gedruckt.

Auf der Reeperbahn werden Taue hergestellt.

In der Segelmacherei werden die Segel genäht.

In der Sonnerei wird sich gesonnt.

In einem weiteren Teil des Museums werden historische Schiffe restauriert. Seit einigen Jahren liegt hier die Mayflower II auf Reede. Die Mayflower II wurde unter Teddy Roosevelt gebaut. Sie ist ein Nachbau der Mayflower, dem Segler, mit dem die ersten Siedler Neuenglands, die Pilgrims, zuerst auf Cape Cod landeten und dann weiter nach Plimouth in Massachusetts fuhren. Dort ließen sie sich schließlich nieder.

Die Replik wurde in den 1950ern in England gebaut und dann von einer mutigen Mannschaft über den Atlantik gesegelt. Seitdem liegt sie als Museumsschiff in Plymouth vor Anker. Da die Landung der Pilgerväter sich 2020 zum 400sten Mal jährt, wird die Mayflower II hier in Mystic zur Zeit überholt.

Auf der Werft ist das rege Treiben der Zimmerleute zu verfolgen.

Zufällig laufen wir noch an der Kapelle vorbei, wo gerade Shanties gesungen (und erklärt) werden.

Das Museum war wirklich klasse. Und in einem Freilichtmuseum verbringt man bei diesem schönen Wetter ja auch gerne etwas mehr Zeit.

Nun ist aber Zeit für die Brotzeit. Im Kofferraum breiten wir aus: Hummus, Tomaten, Oliven-Tapenade und Pickles. Besseren Lunch gibt’s nicht.

Bis zu unserer nächsten Station in Newport, Rhode Island, liegt nur eine knappe Stunde Fahrt.

Wir checken in unserem „Inn“ ein. Ich fotografiere ja eher selten unsere Zimmer, aber hier haben sie sich wirklich Mühe gegeben. Das Zimmer in einem viktorianischen Holzhaus ist klein, aber sehr gemütlich. Das Frühstück ist das leckerste, das wir in den USA je hatten.

Auch ein Wohnzimmer zum Teilen mit den anderen Gästen gibt es.

Aber kaum angekommen, brechen wir auch zum Stadtbummel auf. Das Toasted Coconut-Eis bei Kilwin’s – darauf haben wir uns schon die ganze Woche gefreut.

Wenig später ziehen Wolken auf und es beginnt zu regnen. Kurz nach dem Abendesssen ist der Spuk aber schon wieder vorbei und wir bereiten uns auf einen weiteren schönen Tag vor.

Zu Gast im Gilded Age

Newport ist ein exklusives Pflaster, war es schon immer. Schon früh siedelte sich hier an, wer Rand und Namen hatte.

Familien wie die Astors oder die Vanderbilts, die Eisenbahn-Tycoone der Jahrhundertwende, bauten sich hier nette „Cottages“, in denen sie die Sommer verbrachten. Diese Cottages sahen dann so aus:

„The Breakers“ nannten die Vanderbilts ihr neues Sommerhaus in Newport. So wie mehrere dieser „Newport Mansions“ genannten Villen kann man auch als Nicht-Milliardär „The Breakers“ heute besichtigen. Machen wir.

Das ist Herr Vanderbilt. Es ist die klassische Geschichte vom Amerikanischen Traum: Er begann als Laufbursche bei einer Bank und stieg auf zu einem der wohlhabendsten Männer Amerikas.

Im „The Breakers“ zogen die Vanderbilts alle Register. Das Haus wurde in nur zwei Jahren erbaut. Das Billardzimmer wurde mit italienischem Marmor und Mosaiken ausgestattet.

Die zurückhaltend dekorierte Eingangshalle.

Auf dem Kapitell, das ja auf den ersten Blick Jahrhunderte alt sein könnte, erkennt man neben dem linken Engel eine Andeutung auf den Ursprung des Vanderbiltschen Reichtums: eine Lokomotive.

Im Gartensalon sind die Wände mit Platin ausgekleidet – auch damals schon eines der teuersten Edelmetalle der Welt.

Das Interessante hier ist, dass man sich in einem französischen Königsschloss wähnt, aber tatsächlich wurde dies alles hier eben erst um 1890 gebaut. Hier haben sich Menschen, die mit der Moderne reich wurden, Anwesen geschaffen, die sich an längst vergangenen Zeiten orientieren.

Diese Epoche nennt man hier das „Gilded Age“. Also die Auf-dicke-Hose-mach-Zeit.

Auch im Musikzimmer haben sich die Architekten ausgetobt.

Der blaue Salon.

Und das Badezimmer des Hausherrn. Besonders hier wird deutlich, dass wir uns in einer „modernen“ Villa befinden. Es gibt eine relativ normale Toilette, fließendes kaltes und warmes Wasser. Die Badewanne hat vier Wasserhähne, sodass man zwischen Süßwasser und Salzwasser wählen konnte. Die Badewanne aus massivem Marmor musste mindestens vier Mal befüllt werden, bevor sie einigermaßen die Temperatur hielt.

Während Mr. Vanderbilt mit „Business machen“ beschäftigt war, lag das Haus mit seinen bis zu 100 Angestellten in Mrs. Vanderbilts Verantwortung. Mrs Vanderbilts Schlafzimmer:

Natürlich wurde auch technisch von allem der neueste Schrei eingebaut. So waren die Mansions die ersten Haushalte mit elektrischem Strom. Es gab Klingelanlagen, um den Butler zu rufen. Und auch das Telefon hielt bald Einzug.

Nun darf man sich aber nicht vorstellen, dass Mrs. Vanderbilt hier mal eben nach nebenan zu Mrs. Astor durchgeklingelt hätte. Nein, wenn man die Nachbarn zum Tee einlud, dann ließ man natürlich Einladungskärtchen drucken, schrieb vielleicht von Hand einen netten Gruß darunter, und der Butler schickte den Boten hinüber. Das Telefon wurde somit eher vom Personal genutzt, als von den Herrschaften selbst.

Später wusste Mrs. Vanderbilt nicht Recht, was sie mit ihrem Leben so anstellen sollte. Dann träumte sie, dass sie Ton geknetet hätte und befand dies als Weisung, Bildhauerin zu werden. Sie wurde später Kunstmäzenin und gründete ein renommiertes Museum in New York.

Von der Terrasse gibt’s natürlich einen schönen Blick aufs Meer.

Die Küche.

Die Gartenanlagen sind auch sehr schön.

Ein herrschaftliches Häschen.

Nach dem Besuch bei den Vanderbilts sehen wir uns noch die Parkanlagen anderer Villen an: Château sur Mer …

… und „The Elms“.

Mit diesen Fotos ziehen sich die Herrschaften nun zum Ruhen zurück. Gute Nacht.

Abschied von Newport

Nach einem feinen Frühstück checken wir wieder aus unserem goldigen Inn aus und laufen noch einmal runter an den Hafen.

In Neuengland könnte man den ganzen Tag damit verbringen, sich die typischen alten Backstein- und Holzhäuser anzusehen. Diese Bank sieht doch exakt so aus, wie man sich eine Bank bei Donald Duck vorstellt.

Dieser Laden gibt offen zu, rund „200 Jahre der Zeit hinterher“ zu hinken.

Lobster gibt es praktisch an jeder Ecke.

Besonders schön ist es in Newport an der Bowen’s Wharf, wo die Ausflugssegler zu kurzen Törns ab- und anlegen. Da ist im und am Wasser ständig was los.

Bei Coffee Grinder gegenüber trinken wir einen Cappuccino in der Morgensonne.

Nebenan wird der Fang verarbeitet.

Und auch wenn die meisten Villen in Newport groß bis riesig sind: Man kann auch ganz klein anfangen.

Wir essen noch einen Lachs-Bagel im nahegelegenen Coffee Shop und starten dann unsere Weiterreise nach Cape Cod.

P-town

Das letzte Ziel unserer Reise liegt nun auf Cape Cod, der langgezogenen Halbinsel im Atlantik.

Nur zwei kurze Stopps haben wir gemacht auf dem Weg von Newport hinaus aufs Cape: Um Mangos zu kaufen, und um bei unserem Lieblingseisladen ein paar Kugeln Toasted Coconut zu essen.

Schließlich erreichen wir dann am späten Nachmittag unsere letzte Unterkunft für diese Reise, in Provincetown, dem am äußersten Ende von Cape Cod gelegenen Städtchen. Nachdem wir das kleine Häuschen, das wir uns hier gemietet haben, schnell gefunden haben, gibt es beim Bezug erstmal richtig was zu lachen. Aber dazu später mehr.

Wir werfen uns erstmal ins trubelige Nachtleben von P-town, wie die Bewohner ihren Heimatort liebevoll abkürzen.

Am nächsten Morgen sehen wir uns dann alles noch einmal bei Tageslicht an. Ein hübsches Örtchen.

Hafen, Strand, alles da.

Und bunt …

… ist P-town sowieso. Gut 80% der Bevölkerung ist „gay“, und am Wochenende sind es noch ein paar mehr. Gestern abend ging es auf der Commercial Street jedenfalls hoch her. Jetzt am Tag ist es schon etwas ruhiger, aber trotzdem viel los – und viel zu gucken.

Wir kehrem dem Trubel aber erst einmal den Rücken zu und machen einen Ausflug an die National Sea Shore, denn fast die gesamte Atlantikküste auf Cape Cod steht unter Schutz der Nationalparkverwaltung. Das wiederum bedeutet: Unberührte, kilometerweite Strände, Dünen und Sümpfe zum Herumlaufen.

Zuerst schauen wir am Marconi Beach vorbei, wo einst die „Marconi Station“ stand, von der aus im Januar 1903 der erste interkontinentale Funkspruch von Theodore Roosevelt and King Edward VII von England übertragen wurde.

Hinter dem Strand führt ein schöner Boardwalk durch einen Sumpf.

Weiter geht’s zum Nauset Beach, wo wir zunächst mal die Hai-Warnungen aufmerksam durchlesen. Es wird davon abgeraten, mit Seehunden zu schwimmen, denn die Haie jagen die Seehunde, und da will man nicht im Weg sein.

Sollte es aber doch zum Rendezvous mit einem Hai gekommen sein, sind hier in roten Plastikkoffern sog. Heavy Bleeding Kits deponiert, um die Blutung der vom Hai verursachten Amputationen zu stillen.

Nun, ich sag mal, ich hatte jetzt eh nicht vor, reinzugehen.

Seehunde als Haifischfutter wären jedenfalls schon mal da.

Das Nauset Lighthouse ist ein hübscher, noch in Betrieb befindlicher Leuchtturm, der allerdings wegen der Küstenerosion schon zwei Mal versetzt werden musste.

Ähnlich erging es den Three Sisters, den ursprünglichen drei Leuchtfeuern, die einst vorne an der Küste standen. Heute lägen sie gut 200m weit im Wasser, hätte man sie nicht versetzt.

Nach weiteren Spaziergängen fahren wir zurück nach Provincetown und gehen einen leckeren Cappucchino trinken.

Und zurück in unserem kleinen Häuschen müssen wir wieder lachen – so wie eigentlich jedesmal, wenn wir rein oder raus gehen. Der Grund? Der Eingang ins Haus …

… führt durch’s Örtchen.

Unsere Überraschung beim ersten Öffnen der Türe war entsprechend groß. Mittlerweile sorgt es bei jedem Kommen und Gehen für große Heiterkeit. In P-town ist eben alles etwas … anders.

Straaaaand

Für uns ist es höchste Zeit, mal wieder die Füße in den Sand zu bekommen.

Am Race Town Beach steht die alte Seeretter-Station. Hier pfeifft nur heute ein recht frischer Wind.

Etwas entfernt steht der gleichnamige Leuchtturm, das Race Point Lighthouse.

Wir gehen nur mal kurz an den Strand vor, bis die Füße zu kalt werden.

Cape Cod hat laaaaange Strände. Auf der Atlantikseite sind es 64 Kilometer – am Stück.

Weil es uns am Race Point Beach zu zugig ist, fahren wir weiter zum Herring Cove Beach. Hier ist der Strand nicht allzu breit, aber dafür schützen uns die Dünen vor dem Wind.

Wir machen einen laaaangen Spaziergang und schauen uns an, was die Flut so angespült hat.

An unserem Umkehrpunkt suchen wir uns ein Stück Treibholz zum Hinsetzen und entdecken den Panzer von einer Art Urzeitkrebs.

Nebenan beobachten wir die Seemöwen beim Fischen. Diese hier hat sich gerade einen Krebs geangelt.

Zurück am Parkplatz entlasten wir unsere müden Füße und sind froh, den Kopf mal wieder im Schatten zu haben.

Düüünen

Nachdem wir gestern den Strand unsicher gemacht haben, zieht es uns heute noch einmal hinaus in die Dünenlandschaft am „Outer Cape“.

Der Aufstieg auf die erste Düne ist etwas beschwerlich.

Das Meer am anderen Ende des Dünengürtels ist kaum zu erahnen.

Nach einigem Auf und Ab sehen wir schließlich die erste Strandhütte. Die historischen Dune Shacks stehen heute unter Schutz der Nationalparkbehörde, werden aber zumeist noch bewohnt. Die Hütten sind hier draußen aber auch das einzige Indiz für Zivilisation.

Schraubt man das Teleobjektiv wieder ein, erkennt man leider …

… dass das Meer immernoch ganz schön weit weg ist.

Wir geben aber nicht auf und klettern weiter von Düne zu Düne.

Zwischendurch verlieren wir zwar den Weg etwas …

… finden ihn aber bald wieder.

Jetzt haben wir es bald geschafft!

Nur noch ein Hügel!

Und da ist er: Der Atlantik. Wild und ungestüm… Ein erstes Absuchen der Brandung: Sind vielleicht Seehunde zu sehen?

Ein Blick zurück: Direkt unter dem Turm in Ptown wohnen wir.

Und ob da Seehunde sind!

Es wirkt gar, als würden sie in einheitlichem Abstand eine Kette bilden.

Schließlich kann sich auch der Fotograf von den Seehunden lösen, und wir treten den Rückweg an.

Die Enttäuschung nach der Wanderung: Das BBQ-Restaurant am Highway Richtung Marconi Beach hat heute zu.

Dann müssen wir eben weiterfahren. In Chatham ist Farmer’s Market und da gibt es auch etwas Leckeres für uns.

Wir drehen noch eine Runde durch Downtown Chatham, wo man sich schon auf die Kürbis-Saison vorbereitet.

Mit ein wenig schwerem Herzen nehmen wir zur Kenntnis, dass auch hier der Sommer wohl vorbei ist – und wir uns morgen wieder auf den Heimweg machen müssen.

Ein Sandwich in Sandwich, und eine letzte Geschichtsstunde in Plymouth

Ein letztes Mal packen wir heute unser Sach zusammen und verlassen Provincetown. Auf dem Weg vom äußersten Ende des Cape zurück zum „Festland“ stoppen wir noch für einen (sehr) kleinen Farmer’s Market in Wellfleet und machen einen weiteren obligatorischen Einkaufsstopp am Supermarkt. Für die Weiterfahrt entscheiden wir uns gegen den vielbefahrenen Highway und nehmen auf kleinen Nebenstrecken noch einmal das Cape und Neuengland „pur“ mit.

Schon fast am „Festland“ angelangt statten wir noch dem Boardwalk in Sandwich einen Besuch ab, der den Ort über das Marschland mit dem Strand verbindet. Hier sind die Namen aller Gönner, die zum Bau des neuen Steigs beigetragen haben, in den Planken verewigt.

Blöderweise fängt es nun gerade an zu regnen und so fahren wir noch einmal zurück zum Ortszentrum von Sandwich und essen – natürlich – ein Sandwich.

Dann geht es wieder weiter in Richtung Boston. Wir überqueren die alte Sagamore Bridge und kehren somit dem Cape endgültig den Rücken zu.

Einen letzten Halt auf dem Weg nach Bosten haben wir noch auf dem Plan: In Plymouth, dort wo die Pilgerväter einst von der Mayflower an Land gingen, hat man das erste Dorf der Siedler nachgebaut. In der Plimoth Plantation besucht man zuerst die Hütten der Natives, die hier ja bekanntlich schon etwas länger als die Siedler lebten.

Tatsächlich hatten die aus der Alten Welt mitgebrachten Krankheiten die ursprünglichen Bewohner der Neuen Welt schon derart dezimiert, dass die Siedler von der Mayflower ein verwaistes Dorf als Ausgangpunkt für Ihre Besiedlung nutzten. Und dieses Dorf wurde hier eben eins zu eins nachgebaut. Wir betreten das Gelände am alten Fort, das zugleich der Verteidigung und für Versammlungen diente.

Dann geht es den Weg hinunten, wo die Familien der Siedler ihre Häuser bewohnen, ihr Vieh halten und ihre Gärten und Felder bewirtschaften.

Schaut man in die Häuschen hinein, dann trifft man dort die Bewohner, die fest in ihrer historischen Rolle bleiben und denen man nach Belieben Löcher in den Bauch fragen kann. Über die Überfahrt auf der Mayflower, warum sie sich diesem Abenteuer überhaupt angeschlossen haben, die miserable Situation zuhause in England, die harten ersten Jahre hier in Neuengland, und, und, und…

Wir lassen uns erklären, was im Garten wächst …

… und hören zu, was die Hausfrau so zu erzählen bereit ist, wenn der Mann sie draußen auf dem Feld nicht hören kann.

Nach dieser letzten Geschichtsstunde müssen wir nun wirklich los, wollen wir ja das 20-Uhr-Schiff, äh, Flugzeug in die Alte Welt nehmen.

Auf dem Weg zum Flughafen wird uns noch einmal verdeutlicht, dass den ersten Siedlern noch einige andere folgten. Eine gute Stunde dauert es, bis wir den Stau im Ted Williams Tunnel überstanden haben.

Auch hat es während unseres Besuchs in der Plimoth Plantation langsam angefangen zu regnen und auf der Weiterfahrt dann zu schütten. So sind wir froh, dieses grässliche Neuengland-Spätherbst-Wetter nur einen einzigen Tag erwischt zu haben – stattdessen durften wir unseren Sommer hier um noch zwei Wochen verlängern! Huzzah!

Neuengland 2019

Meinen Bericht könnt ihr hier lückenlos und chronologisch nachlesen:
Neuengland 2019 – Die ganze Reise

Das waren die Etappen: