Nordwesten der USA 2013

Meinen Bericht von unserer Reise durch Washington und Oregon könnt ihr hier lückenlos und chronologisch nachlesen: Nordwesten der USA 2013 – Die ganze Reise

Das waren die Etappen:

Seattle
Pike Place Market
Seattle Art
Chihuly Garden and Glass
Seattle Skyline
Experience Music Project
Whidbey Island
Im Bett mit Gwyneth Paltrow
Hoh!
Kalaloch
Rod Run in Long Beach
Ilwaco und Oysterville
Haystack Rock
Tide Pools
Über Tillamook nach Newport
Nye Beach
Oregon Coast Aquarium
Cape Perpetua
Dairy Queen
Toketee Falls
Crater Lake
Newberry Crater
Painted Hills
Pow Wow
Westward Ho!
Montnomah Falls – Auf dem Weg nach Portland
Portland Saturday Market
Voodoo Doughnuts
Mount St. Helens
Spirit Lake
Blue Moon im Over the Moon
Tacoma – Das Finale

Tacoma – Das Finale

Leiderleiderleider bricht heute der allerallerallerletzte Tag unserer so schönen Reise an.

Begonnen hatten wir ja in Seattle mit einem Besuch im Chihuly Garden and Glass, und da liegt es doch nah, den Urlaub zu beschließen mit einem Besuch im renommierten Museum of Glass hier in Tacoma.

Zuerst springen wir kurz in die alte Union Station hinein. In der immens großen Halle des ehemaligen Bahnhofs dürfen wir uns noch einmal einige Glaskunstwerke und Skizzen von Meister Chihuly ansehen, nachdem wir uns am Eingang ausgewiesen haben und versprochen haben, nur die Kunst, nicht aber die Zugänge zum Gericht zu fotografieren. Denn in den Bahnhofsräumen residiert heute das Courthouse.

2013-09-Northwest-1122 2013-09-Northwest-1134 2013-09-Northwest-1128 2013-09-Northwest-1131

Vor dort folgen wir den Werken Chihulys über die Glaskunst-Brücke hinüber zum Museum.

2013-09-Northwest-1143 2013-09-Northwest-1144 2013-09-Northwest-1150

Im Hot Shop des Museums sehen wir uns erstmal an, wie eine Vase mit filigranem Muster und recht hässlichen blauen Rändern entsteht.

2013-09-Northwest-1153

Nicht alles hier ist unser Geschmack, vieles ist doch ganz schön bunt und naiv. Aber in der Galerie werden dann viele spannende Stücke gezeigt, die mit klassischer Glaskunst mal mehr, mal weniger gemein haben.

2013-09-Northwest-1158 2013-09-Northwest-1163 2013-09-Northwest-1162 2013-09-Northwest-1160

Nach dem Museum fahren wir noch in den Point Defiance Park zum Picknick unter Dahlien. Das Wetter beschert uns überraschend und entgegen aller Vorhersagen einen wunderschönen Abschlusstag.

2013-09-Northwest-1171

Im Japanese Garden wachsen Krokusse, die ganze 30 Zentimeter lang sind!

2013-09-Northwest-1172 2013-09-Northwest-1173

Wir sitzen noch ein wenig auf warmem Treibholz in der Nachmittagssonne, schauen auf den Sound hinaus und fahren schließlich ins Hotel zurück.

2013-09-Northwest-1178

Dort angekommen, lugt nun endlich mal wieder der Mount Rainier aus seinen Wolken heraus. Zugegeben, es ist ein bisschen ein Suchbild – der weiße Gletscher leuchtet genauso hell, wie die Wolken um und über ihm.

2013-09-Northwest-1183 2013-09-Northwest-1182

Mit dem Anblick des Mount Rainier hatten wir vor drei Wochen unsere Reise in Seattle begonnen. So schließt sich der Kreis, und wir sind etwas wehmütig, dass es morgen nach Hause gehen soll. Doch nehmen wir viele schöne Erinnerungen mit heim. Liebe Leserin, lieber Leser, schön, dass Du uns bis zum Schluss begleitet hast!

Blue Moon im Over the Moon

Unsere letzten beiden Nächte bleiben wir in Tacoma, einer Hafenstadt etwa eine halbe Stunde von Seattle entfernt. Es stellt sich heraus, dass Tacoma aus diversen eigenständigen Vierteln besteht, aber kein echtes Stadtzentrum hat. Unser Viertel wirkt momentan recht ausgestorben. In der Nähe sind das Convention Center und die Universität und zur Zeit scheinen die Studenten noch in den Ferien zu sein, und das Tagungszentrum ist ebenfalls verwaist. Im benachbarten Theater District leuchten die Reklameschilder der Theater, dennoch ist keine Menschenseele zu sehen. Etwas eigenartig ist das schon: Haben sie die Stadt eventuell für eine Woche geschlossen, um die Main Street neu zu asphaltieren? Wir machen uns auf die Suche nach einem Restaurant, und folgen schließlich einer Internetempfehlung.

In der Opera Alley sind die Häuser bunt angestrichen, etliche Künstler haben hier ihre Ateliers bezogen. Das Over the Moon Cafe ist in einem Backsteingebäude untergebracht und sieht richtig gemütlich aus. Da sind sogar andere Leute drin! Beruhigend zu wissen, dass wir nicht die allgemeine Ausgangssperre übersehen hatten…

Ich bestelle mir gleich mal ein Blue Moon, neben Fat Tire ist das ein recht trinkbares amerikanisches Bier. Die Karte liest sich sehr lecker und wir entscheiden uns für einen italienischen Fischtopf (Cioppino) und den Cod Fish mit Curryhaube und Granny Smith Apfel. Sau lecker, beides. Aber leider wieder: No room for desert. Und das finden wir besonders schade, denn die Desserts, die da an den Nachbartisch gehen, sehen klasse aus.

IMG_0097 IMG_0095 IMG_0096

Auch unsere nette Bedienung findet es schade, dass wir auf den Nachtisch verzichten müssen. So versprechen wir ihr, morgen wiederzukommen, und dann auch ein Dessert zu probieren. Sie rechnet natürlich nicht damit, dass wir das wirklich machen. Umso mehr hat sie sich gefreut, als wir am nächsten Abend wieder auf der Matte standen…

Spirit Lake

Harry Randal Truman muss zu Lebzeiten ein rechter Haudegen gewesen sein. Nachdem er zu Zeiten der Prohibition als zuverlässiger Schnappslieferant zahlloser Bordelle von San Francisco bis hinauf nach Kanada gutes Geld verdient hatte, betrieb er ab 1926 die Mount St. Helens Lodge am kristallklaren Spirit Lake. Als der seit über einem Jahrhundert ruhende Vulkan im März 1980 plötzlich starke Aktivitäten zeigte, der nationale Notstand ausgerufen und eine Evakuierung im Umkreis von 25 km angeordnet wurde, weigerte sich Harry R. Truman als Einziger, sein Haus zu verlassen. Er lebe hier seit 54 Jahren und würde lieber mit dem Berg untergehen, als ihn zu verlassen, lies er Journalisten wissen, die extra mit dem Helikopter einflogen, um den „Hüter des Berges“ zu interviewen. Am 18. Mai 1980 rutschte dann die Nordflanke des Berges ab, begrub die Lodge und ihren Hüter unter sich, auf dem Foto ungefähr mittig, jedoch 60 Meter unter Fels und Asche.

2013-09-Northwest-1112

Uns hat es heute doch noch einmal zurück zum St. Helens gezogen. Morgendliches Studium der Webcams vom Mount Rainier ergab: Am Visitor Center: Nebel. An der Lodge: Nebel. Am Westeingang: Nebel. Und am Osteingang: Nebel. Also warum zu Gletschern aufsteigen, die man dann nicht sehen kann? Statt dessen pirschen wir uns noch einmal an den Mount St. Helens an, diesmal von der Ostseite. Auch hier erwarten wir keine große Sicht, aber vielleicht doch wenigstens den Blick hinunter auf den Spirit Lake.

Die Straße hinauf zur Windy Ridge ist in grauseligem Zustand, verläuft aber durch fantastische alte Wälder. Wie ein Dach überspannen die Bäume die enge Straße, viele sind bis zum letzten Ast mit dunkelgrünem Moos überzogen, an anderen hängen meterlange hellgrüne Fäden. Die Böschungen sind ausnahmslos von Farnen bewachsen, es ist saftig grün. Den Weg zur Ostseite des St. Helens nehmen nicht viele, hier gibt es keine Besucherzentren, man kommt nicht ganz so nah an den Krater heran. Dafür durchquert man direkt die Blast Zone, den Bereich, in dem die Druckwelle den Wald und alles Leben komplett zerstört hatte.

Links der Straße befinden sich private Wälder, die nach dem Exodus wieder aufgeforstet wurden, und nun schon wieder eine stattliche Höhe erreicht haben. Rechts der Straße beginnt das National Volcanic Monument, hier hat man das Aufforsten der Natur überlassen. Zuerst durchqueren wir die Scorch Zone, wo zwar alle Äste weggebrannt, aber die Baumstämme stehen geblieben waren. Dann kommen wir in die Blow-down Zone, in der nach dem Ausbruch alle Bäume in der gleichen Richtung entwurzelt lagen. Auch heute kann man dies an einigen Stellen noch gut erkennen, wenn auch die Vegetation die Spuren der Katastrophe langsam verwischt. Einige Bäume überlebten auch im Windschatten der Hügel, oder da sie in Schneeresten vom Winter eingepackt waren.

2013-09-Northwest-1117

Wir erreichen den Bergkamm und erhalten einen ersten Blick hinunter auf den Spirit Lake. Auf dem Foto von links kommend hatte die Schlamm- und Gerölllawine den damals noch rund 80 Meter tiefer liegenden See verdrängt und eine knapp 180 Meter hohe Flutwelle den Hang rechts hochgeschoben. Beim Zurückschwappen riss diese Welle alle Vegetation mit sich. Der Spirit Lake war daraufhin fast komplett von totem Holz bedeckt. Diese Stämme sinken nun Jahr für Jahr langsam auf den Grund, momentan ist nur noch ein kleiner Teppich vorhanden, der sich je nach Wind und Witterung mal an der einen, mal an der anderen Seite des Sees aufhält.

Wir nehmen den Wanderweg hinab zum See. Erst seit wenigen Jahren darf das Gebiet wieder betreten werden, zunächst hatte man die Blast Zone komplett für Wanderer gesperrt, um Wissenschaftlern ein ungestörtes Erforschen der Folgen des verheerenden Ausbruchs zu ermöglichen. Nur an einer Stelle führt ein Wanderweg hinunter an den See, und praktischerweise hält sich der Teppich aus totem Holz zur Zeit gerade an diesem Ufer auf. Nur zwei weitere Paare haben sich heute für den Abstieg entschieden. Wir genießen die Stille und schauen lange über die vielen Stämme auf den See hinaus.

2013-09-Northwest-1076 2013-09-Northwest-1102 2013-09-Northwest-1099 2013-09-Northwest-1095

Mount St. Helens

Jetzt muss ich es leider aussprechen: Unsere Reise neigt sich langsam ihrem Ende entgegen. Nur noch zwei Etappen liegen vor uns. Zuerst wollen wir besichtigen, was vom Mount Saint Helens übriggeblieben ist. Dann wollen wir auf dem Weg zurück an den Puget Sound noch bei den Gletschern des Mount Rainier vorbeischauen. Leider besagt der Wetterbericht für die kommenden beiden Tage aber wenig Gutes: Nebel und Regen. Regen wäre nur halb so schlimm, denn meist ist es nur ein leichter Sprühregen hier im Nordwesten. Soviel haben wir schon gelernt. Aber Nebel bedeutet: Der Berg wird nicht zu sehen sein. Wir spielen ein paar Alternativprogramme durch, kommen aber zu dem Ergebnis, dass wir es einfach mal probieren wollen. Am Mt. St. Helens gibt es mehrere Visitor Centers, die bestimmt auch bei schlechtem Wetter Spannendes über den großen Vulkanausbruch von 1980 präsentieren. Außerdem hatten wir bisher ein solches Glück mit dem Wetter, wenn das jetzt ins Wasser fällt, wäre es auch nicht mehr so schlimm. Also packen wir’s an, kaufen bei Elephant Deli noch ein leckeres Picknick ein und verlassen Portland.

Angekommen am ersten Visitor Center informieren wir uns mit Hilfe der Volcano Cam über die aktuelle Sicht oben am Johnston Observatory. Das Bild ist gleichmäßig grau. Einfarbig. Daneben steht ein Schild „Is the Volcano Cam broken?“, das erklärt, dass das Graue der Nebel ist, was zu befürchten war. Wir geben trotzdem nicht auf und fahren die gute Stunde hinauf zum Observatory. Kann ja jederzeit aufreißen, so kennen wir das Wetter in Washington jedenfalls.

Oben angekommen sehen wir natürlich: nichts. Es regnet, wir erreichen halb durchnässt das Visitor Center, und die Sicht beträgt gute fünf Meter. Also sehen wir uns erstmal einen Film über den großen Ausbruch an, der aber leider dramatisch schlecht gemacht ist. Auf den Schautafeln sehen wir zumindest, wie der St. Helens vor rund 35 Jahren noch aussah, ein schöner, immer schneebedecker Berg, wie heute noch der Mt. Adams und der Mt. Hood in der Nachbarschaft. Mit Ferienanlagen und Campingplätzen unten am kristallklaren, blauen Spirit Lake. Dann kam jener Tag im Mai 1980, als mit einem gewaltigen Erdrutsch zuerst die ganze Nordflanke des Berges ins Tal rutschte, und danach der Ausbruch des darunter seit über 130 Jahren ohne Auffälligkeiten schlummernden Vulkans alles Leben in vierzig Meilen Umkreis auslöschte. Zum Glück war man einigermaßen gewarnt, und nur einige Dutzend Menschen befanden sich in dieser Todeszone. Das Johnston Observatory, in dem wir uns jetzt befinden, ist benannt nach einem Mitarbeiter des Vulkan-Warndienstes, der an jenem Tag hier oben Dienst tat, und von dem nur sein letzter Funkspruch übrigblieb: „Vancouver, Vancouver, this is it!“ – dann nur noch Stille. Nach dieser Tragödie sah es hier oben aus wie auf dem Mond: Alle Bäume umgedrückt, in die gleiche Richtung vom Zentrum des Vulkans fortweisend. Alles begraben unter Asche. Der Spirit Lake in seiner Form komplett verändert, 200 Fuß höher als vorher, und komplett bedeckt mit Treibholz.

2013-09-Northwest-1062

In der Ausstellung im Visitor Center sind die Abläufe des Ausbruchs beeindruckend an einem großen Modell dargestellt. Originalfotos von Augenzeugen, und vor allem deren dramatische Geschichten werden uns in Erinnerung bleiben. Auch ohne Blick auf den Berg hat sich der Besuch schonmal ein wenig gelohnt, jetzt wollen wir zurück ins Tal fahren, um dort im unteren Visitor Center noch mehr zu erfahren.

Aber vorher gilt es noch ein paar Leben zu retten. Der Western Chorus Frog ist keine drei Zentimeter lang, und es scheint dieser Spezies hier oben recht gut zu gehen. Alle paar Meter tritt man beinahe auf einen, oder es ist schon jemand draufgetreten. Vom Aussterben scheinen die hier zwar nicht gerade bedroht zu sein, dennoch ist Simone hochbemüht einen kleinen grünen Gesellen über den gesamten asphaltierten Vorplatz des Observatory zu scheuchen, bis er endlich das schützende Gras erreicht hat. Ob er da überhaupt hinwollte? Auf jeden Fall gestaltet sich die Fortbewegung von nun an schwierig, müssen wir ständig nach den gut getarnten Mini-Fröschen Aussicht halten. Dennoch hat es sich gelohnt – Tagesfazit: Null tote Frösche unter unseren Sohlen.

2013-09-Northwest-1048

Nach dieser guten Tat fahren wir zurück zum Clearwater Lake, einem See, den es vor dem Ausbruch gar nicht gab. Da man Angst hatte, der See würde sich zu hoch stauen, und könnte dann den aus Erde, Lava und Asche bestehenden Damm irgendwann unkontrolliert einreißen und zu Tale donnern lassen, hat man ihm behutsam einen Ablauf hergestellt. Hier machen wir nun Brotzeit und essen unsere leckeren Focaccia. Und plötzlich reißt es hier unten tatsächlich auf! Sogar die Sonne lugt kurz durch. In Richtung Johnston Ridge sieht es immer noch recht trüb aus. Dennoch versuchen wir’s und fahren noch einmal die acht Meilen zurück. Am ersten Aussichtspunkt können wir nun schon auf den Fuß des Vulkankegels hinunterblicken! Es ist ein magischer Anblick einer wüsten, völlig unberührten Landschaft, auf der langsam wieder zartes Grün Fuß fasst.

2013-09-Northwest-1016

Die Sonne streift ein wenig über das Tal, und so strahlt das Grün zwischen den Lavaflüssen noch stärker.

2013-09-Northwest-1022 2013-09-Northwest-1021

Am Rand des Bergrückens auf dem wir uns befinden, und auf den damals die Schlammlawine hinauf, und dann wieder hinunter schwappte, liegen noch einige entwurzelte Bäume, alle in der gleichen Richtung. Viele der Stämme sind zum Teil in Lava-Kies und Asche vergraben.

2013-09-Northwest-1023

Wir sind total froh, nochmal hier hinauf gefahren zu sein – von all dem hat man vorher rein gar nichts gesehen! Mittlerweile geben die Wolken sogar ein wenig den Blick in den nach Norden offenen Krater hinein frei. Dort lassen sich die kleinen Gletscher im Krater erahnen.

2013-09-Northwest-1064

2013-09-Northwest-1067

Wir gehen eine gute Meile auf einem Wanderweg über den Bergrücken entlang. Ganz links erspähen wir ein kleines Eck des Spirit Lake.

2013-09-Northwest-1053 2013-09-Northwest-1050

Und neben dem Grün gibt es hier auch schon wieder eine ganze Menge Blümchen.

2013-09-Northwest-1043 2013-09-Northwest-1042 2013-09-Northwest-1044 2013-09-Northwest-1033

Mehr als diesen kurzen Blick gönnt uns der Mt. St. Helens heute aber doch nicht mehr. Von Westen sehen wir, wie der Regen wieder näher kommt. Kurz darauf packt der Nebel wieder das gesamte Tal ein. Wir marschieren zügig die gute Meile zurück zu unserem Auto, wo wir mit nassen Hosen ankommen, uns aber freuen, diese Szenerie doch noch zu Gesicht bekommen zu haben. Wir folgen dann dem Lauf der Lava Richtung Westen, wo wir noch einmal einen Blick über den erkalteten Lavafluss erhalten.

2013-09-Northwest-1073

Fazit für heute: Wer wagt gewinnt, und schlechtes Wetter gibt es nicht.

Voodoo Doughnuts

Portland hat Donuts zur Haute Cuisine erhoben. Nur wenige Läden sind aber so beliebt wie Voodoo Doughnuts in der 3rd Avenue. Die Schlange vor dem Laden geht fast einmal ums Haus. Müssen wir durch. Die Auswahl ist enorm, die Karte über der Theke kapieren wir leider nicht. Die Donuts liegen nicht aus, wie in der Bäckerei, sondern man bestellt am Tresen und dann wird die Bestellung hinten in der Backstube zusammengestellt. Zum Aussuchen gibt es immerhin eine Vitrine, in der einige – sicher nicht alle – Varianten im Kreis fahren. Wir entscheiden uns für die wüstestend Farben und Kombinationen, und werden es nicht bereuen. Die Donuts bekommen wir im großen pinkfarbenen Voodoo Doughnuts Karton. Die ersten vier verputzen wir gleich, den Rest tragen wir im Karton weiter. Jeder, der uns mit dem rosa Karton unterm Arm sieht, nickt uns nun neidisch, aber auch anerkennend zu. Heute sind wir zu Donut-Connoisseur geworden. An Mittagessen ist jetzt nicht mehr zu denken. Also noch einen Cappuccino im angesagten Stumptown Coffee Shop hinterher, das muss bis abends reichen.

2013-09-Northwest-957 2013-09-Northwest-961 2013-09-Northwest-963 2013-09-Northwest-966 2013-09-Northwest-965 2013-09-Northwest-967

Um unsere vom Zucker und vom Erlebten aufgeputschten Gemüter zu beruhigen, machen wir jetzt erstmal einen Ausflug in den Rose Test Garden, denn Portland ist ja „The Rose City“.

2013-09-Northwest-975 2013-09-Northwest-985

Am Abend reservieren wir uns einen Tisch bei einem Mexikaner im Pearl District. Wir haben den Laden einfach aus dem Internet rausgesucht, wenn er nix ist, wären noch ein paar Italiener um die Ecke. Aber auf den ersten Blick gefällt es uns dort, wir bekommen sogar einen Tisch draußen. Der Abend ist mild, perfekt zum draußen sitzen, und wie sich herausstellt war dieser Mexikaner die perfekte Wahl: Zur Vorspeise nehmen wir Chips mit Guacamole. Die Guacamole wird live am Tisch für uns aus zwei ganzen Avocados, einer Limette, Knoblauch, Koreander, Tomaten, Zwiebel, Chili und Salz im großen Mörser zusammengemischt! Und: Wir haben noch nie – nie! – so leckere Tapas gegessen wie hier: Gefüllte Jalapenos, mit Speck umwickelt. Scampi im Kokosmantel mit süß-fruchtiger Soße. Flank-Steaks mit Orangensauce. Reis auf frittierten Bananenscheiben mit Garnelen. Danach: No room for desert.

2013-09-Northwest-987 2013-09-Northwest-988

Auf dem Weg zurück zum Hotel kommen wir noch am zentralen Pioneer Square vorbei, wo heute eine Art mexikanisch-amerikanisches Freundschaftsfest läuft. Auf der Bühne spielt eine Kombo mit großen Sombreros und noch größeren Gitarren. Der Sänger scheint beim vorwiegend mexikanischen Publikum bekannt und beliebt zu sein. Wir kommen gerade rechtzeitig. Es stehen an: Fahnenappell mit Abspielen der amerikanischen Hymne. Dann: Feierliches Hereintragen der mexikanischen Fahne, umständliche Rede eines Politikers und Appell auf Mexiko. Dreimaliges Viva Mexico, das vom Publikum laut, freudestrahlend und mit erhobener Faust erwidert wird. Feierliches Heraustragen aller Fahnen und abschließende Flamenco-Party. Skurril, wo man hier am Abend noch so hineingerät. Dann bis morgen.

2013-09-Northwest-990 2013-09-Northwest-991

 

Portland Saturday Market

Seit unserem dreitägigen Start in Seattle haben wir jede Nacht woanders verbracht. Nun bleiben wir drei Nächte in Portland. Und Wochenende ist auch noch. Wir schlafen aus (8 Uhr!), gehen gemütlich frühstücken und verbummeln erstmal den Vormittag. Muss auch mal sein, nach so viel Reisen, fühlt sich aber ungewohnt an. Dann wollen wir mal sehen, was Portland so zu bieten hat. Alles was ich weiß: Portland ist „in“. Die Stadt gewinnt in allen Rankings der lebenswertesten Städte der USA. Das mag weniger am neblig regnerischen Klima liegen, als eher an den vielen Möglichkeiten in naher Distanz (Meer, Berge). Was ich noch von Portland weiß: Es soll die Stadt der Coffee Roasters sein, der Donuts, der Micro Breweries, vielseitiger Restaurants, und der schrägen Vögel. Auf den städtischen Mülleimern heißt es ja gerne „Keep Portland Clean“, hier steht auf einer Häuserwand in meterhoher Schrift: „Keep Portland Weird“ (weird heißt soviel wie bizarr, schräg, eigenartig). Hier ist man stolz auf die Vielseitigkeit: leben und leben lassen. An den Straßenecken weiß man oft nicht genau, wer Obdachloser ist, und wer einfach nur schräg frisiert und angezogen. Vielleicht geht es auch gleitend ineinander über. Bunt angezogen, tätowiert, münzgroße Löcher in den Ohren, jeder läuft hier rum, wie es ihm gefällt. Aber bitte nicht falsch verstehen: Die Stadt wirkt angenehm und aufgeräumt. Überall säumen Bäume die Straßen, die Wege sind mit rotem Stein gepflastert, die Leute sitzen draußen vor den Coffee Shops und Restaurants. Die Extrovertierten sorgen nur für das besondere Dekor.

Unser erste Weg führt uns zum Saturday Market unter der Burnside Bridge. Ein bunter, alternativer Flohmarkt mit Freßständen, Musik und Straßenkünstlern, der ein wenig ans Tollwood erinnert. Wir bummeln von Stand zu Stand, am frühen Mittag geht es noch recht ruhig und gemütlich zu. Und dann passiert es.

Ein goldener Kleinbus rollt langsam die vierspurige, aber wenig befahrene Straße entlang, die den Markt am Willamette River von der Innenstadt trennt. Der Fahrer hat dröhnend laute Musik laufen, sein Gefährt ist rundum mit eigenartigen Tierköpfen dekoriert, und sieht aus, wie aus einem Fantasy-Film. Der Wagen bleibt auf der rechten Spur einfach stehen und zwingt den restlichen Verkehr zum Vorbeifahren. Weiter läuft laut die Musik. Der Fahrer öffnet die Tür, und, ja, er trägt eine Affenmaske! Ein Banküberfall? Nein! Er steigt aus, und fängt mitten auf der Straße, vor seinem Auto, mitten im Verkehr, an, zu seiner Musik zu tanzen. Mit der Affenmaske.

2013-09-Northwest-955 2013-09-Northwest-950

Die Vorbeifahrenden trauen ihren Augen nicht, und die Marktbesucher zücken lachend die Handy-Kameras. Er zieht das jetzt durch, tanzt den ganzen Song lang, schwingt sich dann wieder hinters Steuer seines goldenen Trucks und fährt davon. Das war sein Auftritt. Keep Portland Weird.

Montnomah Falls – Auf dem Weg nach Portland

Auf der rund dreieinhalbstündigen Fahrt von Pendleton nach Portland erleben wir rückwärts, wie sich die Vegetation auf der Fahrt vom Pazifik hinein in den trocken-heißen Westen geändert hatte. Wir fahren wieder den – hier breit gestauten – Columbia River hinauf. Links und rechts umsäumt ein saftig grüner Streifen das Wasser. Nur ist dieser Streifen lediglich zwei Meter breit, danach kommt nur noch Trockenheit: Fels, Staub, vertrocknetes oder verbranntes Gras. Nach der ersten Staustufe sieht der Fluss wieder wie ein Fluss aus, nicht mehr wie ein Binnensee. Kleine Inseln im Flusslauf sind grüne Oasen. Bald erscheinen am Rand auch erste kleine Bäume. Dann sind auch die Nordhänge des Flusstals dünn bewaldet, die Südhänge weiterhin trostlos wüstenähnlich. Man kann später gar nicht mehr genau sagen, wann die Wüste zu Ende war, wann der Wald anfing. Irgendwann ist alles plötzlich wieder grün. Das Thermometer ist von 94°F auf 74°F gesunken, Windsurfer tummeln sich auf dem Fluß, der hier gerne mit dem Rhein verglichen wird (grüne Hänge links und rechts, Eisenbahnstrecke und Straße links und rechts, Schubverbände in der Mitte). Wir verlassen die Interstate, um ein Stück lang dem historischen Verlauf der Route 30 zu folgen. Schmal windet sich der Highway an den Hängen entlang, über nostalgische Brücken, vorbei an altem Regenwald. Als wir an den Horseshoe Falls das erste mal aussteigen, haben wir fast schon vergessen, dass wir gerade aus dem heißen (wilden) Westen kommen. Statt 35°C haben wir jetzt wieder angenehme 22° erreicht. Die Gischt der Fälle senkt die Temperaturen hier noch zusätzlich.

2013-09-Northwest-932

Auch bei den Multnomah Falls mit der fotogenen Brücke machen wir noch einmal Halt, dann geht es ab nach Portland.

2013-09-Northwest-941 2013-09-Northwest-948 2013-09-Northwest-944

Unser Hotel in Portland ist von außen ein normaler Hochhausbau mit Backsteinwänden. Innen befindet sich in den Etagen 2 bis 10 das Parkhaus, in 11 bis 20 die Zimmer. Die Park-Etagen schrauben sich Rampe um Rampe nach oben, die Erbauer scheinen dann wohl ihrem Drehwurm erlegen zu sein, als sie die Wohnetagen wieder eben anlegen sollten. In Richtung unseres Zimmers geht es leicht bergab. Im Zimmer selbst fühlen wir uns wie auf einem Boot. Die Schränke haben sie 15 Zentimeter von den Wänden abgerückt, damit die Diskrepanz zum rechten Winkel nicht so auffällt. Trotzdem fühlen wir uns wie betrunken und fragen uns, wie es wohl wird, mit dem Kopf talseits zu schlafen. Als wir entdecken, dass sich ob des verzogenen Türstocks noch nichtmal die Badezimmertüre schließen lässt, entscheiden wir uns, aus diesem Zimmer erstmal wieder auszuziehen. An der Rezeption lasse ich mir ein neues Zimmer geben, an einer anderen Seite des Hauses. „Never heard that before“ ist der Kommentar der Rezeptionistin. Jaja, klar.
Nach dem Bezug unseres neuen Zimmers kehren wir in der nur wenige Blocks entfernten Rock Bottom Brewery ein. Portland ist berühmt für seine vielen Micro Breweries. Jenseits jeden Reinheitsgebots werden hier die unterschiedlichsten Biere gebraut. Kolsch und Octoberfest Beer sind aktuell, ich entscheide mich für ein Indian Pale Ale, Simone für ein Red Ale. Beide sind süffig und lecker, und gehen ganz schön in die Birne, letztlich haben wir zuletzt um 12 Uhr eine Kleinigkeit gegessen. Da schaffe ich lieber erst mit einem Full Stack Baby Back Ribs eine Grundlage. Die Ribs sind dick mit Barbecue-Soße eingestrichen, das Fleisch fällt beim Anheben der Rippen sofort vom Knochen. So, und nicht anders, müssen Ribs sein. Bierselig und satt stolpern wir heim.

Westward Ho!

Heute ist frühes Aufstehen angesagt. Im Stillman Park laden die Veteranen die Stadt und ihre Gäste zum Cowboy Breakfast ein. Wir stellen uns in die Schlange, lassen uns Pancakes, Eier und Speck auflegen. An langen Tischen, natürlich gedeckt mit „Stars and Stripes“-Tischdecken, frühstücken wir in der Wärme der Morgensonne. Dazu ruhige Westernlieder, live gesungen. Den Spüldienst erledigen die Jungs von der Army.

2013-09-Northwest-808 2013-09-Northwest-809

Es ist der Tag der Westward Ho! Parade. Die Parade huldigt dem Siedler-Track ‚gen Westen. Die Straßen sind schon mit Campingstühlen gesäumt, hier sind wir also richtig.

2013-09-Northwest-8072013-09-Northwest-927

Wir bummeln die Main Street hinauf und sehen eine Gruppe Indianer auf uns zureiten. Ist das etwas schon die Parade? Nein, es ist der Indian Beauty Contest! Einen Schönheitswettbewerb stellt man sich gemeinhin etwas anders vor, aber hier stehen nicht nur die hübschen Gesichter der Squaws im Vordergrund, sondern auch die Trachten und der Pferdeschmuck. Die Juroren gehen von Teilnehmer zu Teilnehmer, machen sich zuerst mit dem Pferd bekannt, erkundigen sich dann nach Details zu Webmustern und Perlenbesatz, und letztlich zum Hintergrund der Teilnehmerinnen. Einige gehen noch auf’s College, andere haben schon einen Abschluss zum Softwareingenieur. Und hier halten die Damen die Traditionen lebendig. Wir freuen uns, dass wir das so zufällig miterleben.

2013-09-Northwest-813 2013-09-Northwest-844 2013-09-Northwest-829 2013-09-Northwest-825 2013-09-Northwest-824

Dann ist es schon 10 Uhr, und mit einem Kanonenschuss beginnt die einhundertunddritte Westward Hoh! Parade.

Angeführt wird die Parade von 124 Reitern, alle mit der Nationalflagge.

2013-09-Northwest-852

2013-09-Northwest-856

Weiter geht’s mit einem bunten Mix aus Pferdewagen …

2013-09-Northwest-922

… Riesen-Bullen …

2013-09-Northwest-920

… Gespannen …

2013-09-Northwest-919

… Minipferden …

2013-09-Northwest-916

… Postkutschen …

2013-09-Northwest-915

… Einspännern …

2013-09-Northwest-906

… und zahllosen Rodeo Queens allen Alters. Auch wenn sie irgendwie alle gleich aussehen …

2013-09-Northwest-905

Das Ochsengespann machte ganz schön Ärger und hielt den Zug ziemlich auf. Somit dürfte klar sein, wer nächstes Jahr als letztes startet. Die Longhorn-Rinder haben eben ihren eigenen Kopf.

2013-09-Northwest-898

Die Fast’n’Furious Barrel Series Queen ist keine fünf Jahre alt. Bei dieser Disziplin reiten die Mädels vor dem Rodeo eine Acht rund um zwei Fässer, in atemberaubender Geschwindigkeit. Wer das schonmal gesehen hat, versteht, warum dieses Mädchen problemlos alleine mitreitet. Überhaupt sieht man sofort, dass hier jeder Teilnehmer auf dem Pferd aufgewachsen ist. Insgesamt reiten hunderte auf ihren Pferden an uns vorbei.

2013-09-Northwest-896

2013-09-Northwest-865

Dann kommen wieder Rodeo Queens …

2013-09-Northwest-894

… Rodeo Queens …

2013-09-Northwest-886

… und Rodeo Queens, sogar aus Florida.

2013-09-Northwest-882

Selbst die Herren Congressmen sind dabei.

2013-09-Northwest-881

Am Ende kommt der Besenwagen, und die 103. Westward Ho! Parade ist Geschichte.

Pow Wow

Wir haben Pendleton erreicht. Eine Kleinstadt im trockenen Westen Oregons, eigentlich nur vier Stunden entfernt von Portland, der jungen, quirligen Großstadt, die wir noch besuchen werden, dennoch ein komplett anderer Kosmos. Immer Mitte September findet in Pendleton eines der renommiertesten und größten Rodeos der USA statt. Als wir davon hörten, haben wir gleich versucht, hier noch ein freies Hotelzimmer zu ergattern (wohlgemerkt: vor neun Monaten!) und das letzte freie (bezahlbare) Motel-Zimmer bekommen. Um diesen fixen Termin herum hatten wir dann den Rest der Reise geplant. Ob sich das wohl gelohnt hat, auch wenn man bedenkt, dass Pendleton doch ganz schön abseits unserer Route liegt? Bald werden wir es wissen. Rodeo-Karten haben wir übrigens keine, wir wollen uns eher das Drumherum, und die große Parade morgen früh anschauen. Die Karten waren wohl ohnehin schon ein Jahr vorher ausverkauft…

Zunächst stolpern wir mal etwas unbeholfen durch die Stadt. Der Blick ins Programmheft ist für Greenhorns nur bedingt hilfreich. Bei vielen Veranstaltungen wissen wir nicht wirklich, worum es sich handelt, und nicht immer steht dabei, wo genau das stattfindet – denn die Teilnehmer wissen es ja eh. Also ziehen wir durch Downtown, wo ein bisschen eine Vergnügungs- und Fressmeile aufgebaut ist, aber entweder bauen die gerade auf, oder schon ab. Wir holen uns erstmal einen Funnel Cake, in Südtirol würde man das einen Strauben nennen. Frisch gemacht ist der lääääcker!

Fahren wir also erstmal weiter zum Rodeo Ground. Dort findet – soweit wir das Programm verstehen und interpretieren können – heute Abend zwar kein Rodeo statt, aber es scheint auch da eine Meile mit Buden zum Vorbeibummeln und Cowboysgucken zu geben. Zufällig landen wir aber zuerst bei den Indianern. Die Native Americans sind fester Bestandteil des Pendleton Round-up (so heißt die ganze Veranstaltung, die eine Woche lang dauert). Sie kampieren in Wigwams hinter dem Round-up Ground (dem Rodeo-Stadion), nehmen an den großen Paraden teil, und laden zu eigenen Veranstaltungen ein.

Bei unserem Eintreffen tanzen gerade die Indianerinnen, so wie es aussieht mit anschließender Bewertung durch einige Punktrichter. Die bunten, perlenbesetzten Kostüme – nein: Trachten, denn das sind eben echte Indianer, die haben sich nicht nur als Indianer verkleidet – sind ein toller Anblick. Dann kommen die Chiefs dran, die Häuptlinge. Sie tanzen drei Tänze: Indian Nation, Battle Axe, und den Namen des dritten habe ich leider vergessen. Indian Nation ist quasi die Nationalhymne der Natives. Ein Indianer, der vor uns sitzt, und uns vorher freundlich zu ein paar freien Plätzen auf der Tribüne hochgelassen hat, gibt uns Weißen zu verstehen, dass man sich erhebt, wenn Indian Nation gesungen wird. Der Text geht ungefähr so: Aiaaaaa aia, Aiiiaaah aiah, Aiiiiaaaa aiiia aaa. Im Schatten sitzt eine Gruppe von Indianern rund um eine Trommel, die sie gemeinsam verwenden und singt diesen esoterischen Gesang. Es hört sich unglaublich schön und erhaben an. Dazu tanzen die Chiefs, der eine mehr, der andere weniger engagiert – was sich bei der Bewertung später sicher niederschlagen wird. Am Ende bekommen aber doch alle vom Juror einen Handschlag. Nach dem letzten Tanz darf das Publikum den Bonustanz sogar mittanzen, wir verkrümeln uns jetzt lieber. Allerdings: diese Schritte hätte ich auch noch hinbekommen. Nach dem Bonustanz packen’s auch die Indianer und ziehen sich in ihre Zeltstadt zurück. Morgen werden wir sie überraschend wiedersehen, dazu bald mehr…

2013-09-Northwest-792 2013-09-Northwest-780 2013-09-Northwest-774 2013-09-Northwest-795 2013-09-Northwest-797

Bevor auch wir uns in unser Wigwam zurückziehen, gilt es unsere leergefegten Bäuche zu füllen. Wir entscheiden uns kurzerhand für den Saloon mit dem meisten Rummel: Hamley’s. Der Laden scheint mehr als beliebt zu sein, auch einige Rodeo-Teilnehmer, die stolz ihre Startnummern am Gürtel tragen, scheinen sich hier noch Mut antrinken zu wollen. Wir bekommen einen schönen Platz auf der Galerie und beobachten von dort das laute Treiben unten an der Bar, während in der Küche ein leckeres 8 oz kleines Steak für mich gegrillt wird, und Simone – ganz Cowgirl – sich für einen Salat entschieden hat. Und merke: Der echte Cowboy nimmt seinen Hut nur in der Kirche ab.

2013-09-Northwest-803

Draußen auf der Main Street ist mittlerweile weit mehr los, als noch am Nachmittag. Auf mehreren Bühnen spielen Bands, sportliche Reiter und mutige Möchtegerne versuchen sich am Bullenreiten. Vor der Bühne wird Two Step getanzt und einige ältere Damen tanzen eine Art Square Dance, ganz routiniert, als täten sie den ganzen Tag nichts anderes. Wir tanzen unseren Betten entgegen. Morgen ist früh aufstehen angesagt: 6 Uhr Cowboy-Frühstück, 10 Uhr Parade. Gute Nacht, John Boy!

2013-09-Northwest-804