Rod Run in Long Beach

Um viele fantastische Eindrücke reicher verlassen wir den Olympic National Park und reisen weiter südwärts. Unser nächstes Ziel ist eine Halbinsel nördlich der Mündung des Columbia River. Die Halbinsel ist eher lang als breit, durchquert hat man sie in wenigen Minuten, der Länge lang dauert es mit dem Auto aber fast eine Stunde.

Dem entsprechend wirbt man mit dem längsten Sandstrand der Westküste. Der Sand aber ist dunkelgrau, das Meer meist kalt, das Klima feucht und windig. Und so ist Long Beach, der Hauptort auf der Peninsula eher für Kites (Flugdrachen) bekannt, dafür, dass man den Strand hier mit dem Auto befahren darf, dafür dass es hier an 51 Wochenenden im Jahr eher beschaulich zu geht. Nur an einem Wochenende jedes Jahr, da kommen sie alle. Da tobt der Bär, da röhren die Motoren. Dieses Wochenende ist Rod Run, das wohl größte Hot Rod Treffen im ganzen Nordwesten.

Die Leidenschaft für Hot Rods ist tief verwurzelt in Amerika. Die Garage ist ja ohnehin der einzige wahre Rückzugsort des Mannes, und so kauft man sich einen renovierungsbedürftigen Oldtimer, richtet ihn in jahrelanger Arbeit mal mehr, mal weniger originalgetreu wieder her, und dann macht man sich auf den Weg nach Long Beach, zum Rod Run.

Rund 700 Fahrzeuge werden am Wochenende ausgestellt und sicher auch nach vielen Kriterien prämiert. Bestimmt genausoviele, wenn nicht noch mehr Hot Rods sind einfach auf der Insel um dabei zu sein. In Long Beach staut sich der Verkehr, und die stolzen Besitzer der PS-Monster cruisen durch das Zentrum. Für die Einheimischen ist es eine willkommene Abwechslung. Die stellen sich einfach ihre Campingstühle an den Straßenrand und gucken zu, was so vorbei kommt. Noch besser: Man parkt seinen Truck im Zentrum und hockt sich auf die erhöhte Ladefläche.

Sieht man zu, was da so an Fahrzeugen vorbeikommt, wird einem ganz schnell klar, warum dieses Hobby in Deutschland nicht so ausgeprägt, ja, vielleicht sogar zu betreiben unmöglich ist. Denn von den fantasievollsten Gefährten kämen bei uns nur die wenigsten durch den TÜV. Einige haben sich Motoren in die hübschen Oldtimer eingebaut, die auch als Raketenantriebe durchgingen. Die Low Rider können mittels Luftfederung ihre Karosserien bis ganz zum Boden absenken, oder 40cm hochpumpen, natürlich für jedes Rad getrennt.

Nachdem wir genug Abgase geatmet haben, fahren wir hinunter zum Hafen von Ilwaco. Dort findet der sogenannte Slow Drag statt. Bei diesem Rennen treten immer zwei Fahrer gegeneinander an. Kurz nach der Startlinie müssen sie die Motoren abstellen und rollen dann auf die Ziellinie zu. Wer die Ziellinie überquert, und ihr am nächsten bleibt, der hat gewonnen. Da ist dosiertes Beschleunigen am Start gefragt. Und zum Ziel hin versuchen die Fahrer mit allerlei Tricks ihre Gefährte zum Stehen zu bringen. Hektisches Hin- und Herlenken, Aufklappen der Türen und Verdecke, Aufspannen von Regenschirmen, verschiedenste Techniken werden da versucht. Eine Riesengaudi!

Alles in Allem haben wir unser Programm für diesen Tag ein wenig über den Haufen geworfen und haben uns einfach voll ins Geschehen geworfen. Viel verrückter als diese Kombination aus typisch amerikanischer Automobil-Begeisterung und Vorliebe für Extra-Groß, Extra-Laut und Extra-Ungewöhnlich geht kaum. Und der Kontrast zum Vortag hätte größer nicht sein können.

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