Höllenhunde, Mondgestein und toter Fisch

Okay. Howdy!

Ich muss sagen, ein bisschen sind sie mir doch an’s Herz gewachsen, die Aggies. Die drei Tage in College Station sind schneller vergangen als erwartet. Leider hat das Wetter umgeschlagen und es regnet heftig, während ich nach Houston zurückfahre. Wenn es in Texas regnet, dann richtig. Everything’s bigger and better in Texas heißt es ja auch… Im Falle des Regens trifft natürlich nur das bigger zu.

Die Fahrt verläuft sonst ereignislos. Natürlich ist unterwegs mal eben die Interstate an einer Baustelle gesperrt: All vehicles have to exit. Nach der Abfahrt keinerlei Hinweisschild, wie’s weiter geht, und so lande ich prompt zum zweiten Mal auf dem schon auf der Hinfahrt inspizierten nagelneuen Tollway Richtung Süden. Wie gehabt: Durchfahrt durchs toll gateca-shing – Wenden an der zweiten Ausfahrt und nochmals Durchfahrt durchs toll gate – ca-shing. Wenn die Texaner wüssten, wie sehr ich innerhalb einer Woche zum Ausbau deren Mautstraßen beitrage!

Im Dunkeln erreiche ich den NASA Parkway im Süden Houstons. Um zehn schlafe ich über meinem Buch ein. Hatte ich wohl etwas Schlaf nachzuholen…

Der Sonntag startet mit einigen soliden Wolkenbrüchen. Später soll es trockener werden, dafür Sturm geben. Prima! Ich werfe mein Wanderprogramm über den Haufen und werde stattdessen heute Kultur machen. Allem voran Frühstückskultur. Starten wir den Tag mit ein paar Vitaminen…

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Dann Kunst: In Houston ist Rodeo-Wochenende und im Fernsehen übertragen sie live eine Versteigerung naiver Gegenwartskunst zugunsten eines guten Zwecks. Dieses bewegende Gemälde …

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… wird von dem kleinen Dicken ganz links …

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für schlappe zweiundneunzigtausend Dollar ersteigert!

Weiterhin führt mich mein Kulturprogramm nun wetterbedingt in die nächstgelegene, glücklicherweise überdachte Mall. Endlich finde ich Gelegenheit, mir mal neue Turnschuhe zu gönnen.

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Kein Kulturtag kommt ohne einen Ausflug zu einer Antiquitätenbörse aus.

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Joe und Terry leben in Seabrook inmitten eines riesigen Haufens Gerümpel.

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Doch draußen in der Garage röstet Joe sieben verschiedene Kaffeesorten. Alles unter Aufsicht des kleinen Höllenhundes „Skipper“, der bei meiner Ankunft noch schläft. Zuerst darf ich drei verschiedene Kaffeesorten verkosten. Aus einer echten Tasse, das ist schonmal ein gutes Zeichen. Ich lasse mir einen Cappuccino zubereiten und setze mich mitten ins zugestellte Wohnzimmer. Meinen Cappuccino bekomme ich im Pappbecher.

Ich soll unbedingt nach Galveston rausfahren, den Golf von Mexiko besuchen und die Riesenmuscheln vor den Muschelläden ansehen. Aus irgendeinem Grund wird mir ein großes Muschelinteresse unterstellt. Nach etwas Diskussion einigen sich die beiden aber, dass die Riesenmuscheln seit Hurrican Ike 2008 gar nicht mehr da sind. Dafür erfahre ich, dass draußen auf der dem Festland vorgelagerten Halbinsel bei der furchtbaren Sturmflut von 1900 über 10.000 Menschen ums Leben kamen. Die toten Körper fuhr man dann mit Kuttern raus auf die See, und nach wenigen Tagen wurden sie wieder an den Stränden angeschwemmt. Wie gesagt, ich soll mir das unbedingt ansehen. Und vielleicht sind die Muscheln ja doch noch da.

Letztlich bekomme ich noch eine kurze Führung durch die NASA-Abteilung dieses kleinen Museums. Neben allerlei Werkzeugen und Apollo-Abzeichen ist hier besonders das echte Mondgestein hervorzuheben. Wie die Steine hier in den Laden gelangt sind, ist nicht ganz nachzuvollziehen, jedoch hat Joe schon mehrere Wissenschaftler der NASA angeschrieben – doch bisher wollte noch keiner die verloren gegangenen Schätze bei ihm abholen. Das Preisschild („priceless“) hat er aus juristischen Gründen angebracht: Der Verkauf von Mondgestein ist natürlich streng verboten.

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Letztlich wacht „Skipper“ doch noch auf, weitere Kundschaft kommt in den Laden, ich bezahle meinen Kaffee und ziehe von Dannen.

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Ein paar Blocks weiter fällt mir auf, dass hier die Bewohner (zumindest der clevere Teil von ihnen) ihre Häuser auf Stelzen bauen, einige beginnen sogar erst im zweiten Stock.

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Ich fahre etwas an der Küste entlang und bemerke reges Treiben an einigen auf Stelzen stehenden Lagerhäusern. Der Aufschrift nach soll hier heute Crawfish live auftreten. Wow, Crawfish! Kenn ich nicht. Aus der Nähe betrachtet wird klar, dass es doch nur Fischgeschäfte sind, die lebendige Schalentiere anbieten.

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Aber auch das Fischangebot macht was her. Interessant auch: Hier bringt man einfach seinen größten Kochtopf mit und lässt sich den mit Riesengarnelen vollfüllen, die dann zuhause gleich auf dem Herd landen.

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Ich fahre noch eine Meile nach Norden und mache einen kurzen Spaziergang in einem Vogelschutzgebiet. Damit beschließe ich mein heutiges Kulturprogramm.

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