Howdy. Letzter Tag. Ich stärke mich ein letztes Mal mit Joghurt, Beeren, Pancakes und Bacon. Heute möchte ich den Alligatoren am Brazos Bend einen Besuch abstatten; wenn sie mich erwischen wäre es doch schade, wenn ich keine anständige Mahlzeit hergäbe. Nach einstündiger Fahrt erreiche ich die Sumpflandschaft am Brazos River. Das Schild ist vielversprechend, aber ob man hier wirklich Alligatoren antrifft? Mit ganz viel Glück vielleicht.
Am See haben sie gleich ein furchteinflößendes Schild aufgestellt. Aber Moment, wer liegt denn da?
Ja Wahnsinn, gleich am Angelsteg sonnen sich schon zwei. Ganz schöne Kaliber, ich hab mir die kleiner vorgestellt.
Beim Spaziergang um den See treffe ich noch auf so einige Exemplare. Die sind ganz gut getarnt und haben auch ziemlich die Ruhe weg. Tatsächlich zucke ich jedes Mal zusammen, wenn ich plötzlich merke, dass da ein Alligator direkt neben mir ist. Auf dem Weg halte ich mich lieber mittig. Ein Suchbild – Spot the alligator!
Es gibt auch jede Menge Vögel von groß bis klein. Aber die Alligatoren können die natürlich nicht toppen.
Wann muss man schon mal einen Schritt zurückgehen, um bei vollem Weitwinkel ein Tier komplett auf die Linse zu bekommen?
Auch hübsche rote Vögel gibt’s, die sind aber ein bisschen scheu.
Dieser Kollege hat wohl schon gegessen, oder er mag kein Geflügel.
Die „Herons“ gibt es in schwarz, grau und weiß.
Sie sind aber etwas schreckhaft.
Es gibt hier Oak Trees und sogar Pekan-Bäume! Die riesigen alten Eichen werfen ihre Äste aus wie Lianen (oder wahrscheinlich ist das eher irgendein anderes Gewächs, das sich am Baum festhält).
Schön ist’s, doch nach drei kurzen Wanderungen mache ich mich dann auf in Richtung Süden. Ich möchte den Golf von Mexiko ja zumindest mal kurz gesehen haben.
Die Gegend unterwegs ist eintönig und ländlich. Doch irgendwann riecht es schon nach Meer, oder eher irgendwie chemisch. Tatsächlich fährt man über eine Brücke, und plötzlich ist man bei der BASF. Bis zum Horizont nur Raffinerien und Chemie-Krimskrams. Dann nochmal eine steile, hohe Brücke und ich bin in Surfside Beach. Hier, direkt vor dem Strand stehen hunderte kleine Holzhäuser auf Stelzen herum. Die meisten sind lustig bunt angestrichen, mussten sie nach Hurricane Ike vor sechs Jahren sicher größtenteils neu aufgebaut werden. Andere sind durchlöchert und aufgegeben.
Und da ist er: der Golf von Mexiko. Weit draußen Tanker und Ölplattformen, und am Strand wird sogar gebadet, so warm ist es.
Diese Bar hat ein lustiges Sonnendeck, also gehe ich hier was trinken. Eher ein Biker-Schuppen: es kostet schon etwas Überwindung, in den stockdunklen Laden mit all den Harleys davor reinzumarschieren. Aber mir wird gleich ganz freundlich der versteckte Zugang zur Terrasse gezeigt, und ich bekomme ohne zu fragen meine Cola mit Strohhalm. Kein Biker halt.
Eine Stunde fahre ich über den Bluewater Highway nach Westen, vorbei an langen Stränden und immer wieder kleinen Orten mit hunderten aufgebockten Häusern. Die Häuser werden immer größer, bald sind es ganze Wohnanlagen, dann kommen Hotelbunker, dann ein Walmart Supercenter, dann bin ich wohl in Galveston angekommen. Hier geht es zu wie in Brighton Beach (ohne dass ich dort jemals gewesen wäre…). Grauenhaft. Ich gönne mir einen kühlenden Frappé und bummle noch etwas durch die Altstadt, die mit Kneipen unter hohen Balkons ein bisschen wie New Orleans aussieht (ohne dass ich jemals dort gewesen wäre).
Ist aber schon echt ein bisschen runtergekommen hier.
Das rechte Gebäude übrigens: Die Baumwollbörse.
Letztlich mache ich Feierabend, fahre zurück zum Flughafen – aber unterwegs gönne ich mir noch ein Pfund Bar-B-Q bei Rudy’s. Bin ja jetzt kein First Timer mehr! Gig’em!