Die Nacht war klar und erfrischend (-10°) und uns steht ein traumhafter Tag bevor! Haben wir uns das nicht verdient?
Als Erstes fahren wir nochmal zum Moraine Lake, in dem sich fünf der „Ten Peaks“ spiegeln. Die Ten Peaks wurden von Ihrem „Entdecker“ ursprünglich durchnummeriert, aber in der Sprache der Ureinwohner. Später erst hat man sie dann mit Namen bekannter Persönlichkeiten bedacht. Am frühen Morgen ist am Moraine Lake noch nicht so viel Andrang, wie gestern. Und wir wollten ihn nochmal in voller Farbenpracht sehen. Allerdings haben wir nicht die Rechnung mit der Sonne und den Bergen gemacht, denn mindestens einer der zehn Peaks wirft noch einen gewaltigen Schatten auf den See. Da müssen wir wohl heute Abend noch ein drittes Mal hier rauffahren…
Am Lake Louise ist schon etwas mehr Sonne angekommen. Trotzdem haben wir noch alle verfügbaren Jacken übereinander an, heute morgen. Unser Ziel sehen wir vom Ostufer der Sees am Ende des Tals: Zu dem Gletscher ganz da hinten, der den See mit dem tollen grünlichen Wasser versorgt, da wollen wir hin.
Wer sitzt denn da am Wegrand und lässt sich von der Morgensonne wärmen?
Nachdem wir den See umrundet haben geht es bergauf. Bis zu unserem Ziel sind es gute 6-7 Kilometer und nur etwa 450 Höhenmeter. So geht es angenehm bergauf und nachdem wir auch aus dem Schatten raus sind, bauen wir nach und nach Schicht für Schicht unseres Jackenvorrats ab.
Der Victoria Glacier fließt hier um die Kurve und wir haben schon eine gute Höhe erreicht, …
… um die kleinen Gletscher über uns zu bewundern …
… und auf den Victoria Glacier herabzublicken.
Alle paar Minuten hört man hier ein tiefes Grummeln, das sind die Geräusche des sich langsam bewegenden Gletschers und des einen oder anderen Eis-Abbruchs. Einen Gletscher so zu hören, das haben wir bisher noch nicht erlebt. Ist eindrucksvoll.
Die Schutthügel links und rechts des Tals hat der Gletscher zusammengetragen, als er noch ein- bis zweitausend Meter länger war. Das dürfte erst 50 bis 100 Jahre her sein. Im Tal blicken wir auf den milchig trüben Lake Louise. Dahinter ist übrigens das Skigebiet von Lake Louise zu erkennen.
Nach dem Blick aufs Gletschereis dürstet uns und das Plain of Six Glaciers Tea House kommt genau gelegen. Das Tea House wird von einem Trupp junger Leute bewirtschaftet, die den Sommer hier oben verbringen, wöchentlich die Lebensmittel zu Fuß nach oben tragen, und hier oben selbst ohne Elektrizität auskommen. Das Brot ist selbstgebacken, der Apple Pie natürlich auch! Und übrig bleibt hier nichts: Die Chipmunks laufen uns sorglos zwischen den Füßen umher, Elstern und Krähen versuchen ihr Glück an den leeren Tischen.
Im Abstieg geht es wieder dem Lake Louise entgegen, in der Sonne ist es mittlerweile ganz gut auszuhalten. Es taut und kleine Bäche fließen die Bergflanken hinab, zeitweise ist der Wanderweg zum Bachbett geworden. An den Felswänden hingen morgens beim Aufstieg noch hunderte Eiszapfen, die sind mittlerweile alle heruntergefallen. Wir steigen vom Winter in den Frühling hinab. Äh, war nicht eigentlich Sommer?
Suchbild! Die schneeweißen Mountain Goats sind nur ganz selten anzutreffen. Etwas hundert Meter über uns entdecken wir eine.
Was heißt da eine? Eine ganze Herde! Nochmal Suchbild: Wie viele Mountain Goats sind es?
Auflösung: Mindestens sieben.
Wir gönnen uns noch einen Blick zurück zu den Gletschern, unter denen wir vorhin noch standen.
Und erreichen wieder den Lake Louise.
Ganz egal wie sehr uns die Füße jetzt schon wehtun, wir fahren nochmal rauf zum Moraine Lake.
Und der leuchtet uns jetzt auch in schönstem Blau entgegen.
Die Busse sind für heute zwar schon alle weg, aber auf dem Aussichtspunkt über dem See ist trotzdem noch ein bisschen viel los. Und vier Grad sind offenbar nicht für jeden gleich kalt.
Jetzt sind wir aber wirklich platt für heute.