Auf dem Icefields Parkway nach Norden

Über das Wetter in Kanada haben wir nun bereits gelernt: Es kann heute so und morgen dann so sein… Gestern hatten wir ja einen Traumtag, wolkenlos. Heute sind alle Berge in Wolken. Was besonders schade ist, denn wir fahren auf dem Icefields Parkway nach Jasper. Und der Icefields Parkway heißt so, weil er an dutzenden Eisfeldern und Gletschern vorbei durch die Rocky Mountains führt. Dumm nur, wenn von den Mountains so gar nichts zu sehen ist.

Aber wir sind ja mittlerweile Kanada-erfahren und lassen uns von sowas den Tag nicht vermiesen. Den Marsch zum Ausblick über den Peyto Lake treten wir trotz widrigster Bedingungen an. Mit einem Blick auf den See rechnen wir eigentlich nicht, aber man darf ja hoffen. Am Parkplatz angekommen fängt es nun auch noch an heftig zu schneien. Schnell befinden wir uns im tiefsten Winter. September! SEPTEMBER! S-O-M-M-E-R!?! Na gut. Wir nehmen es mit Humor, versuchen einfach auf dem vereisten Weg nicht auszurutschen und genießen die Stille im verschneiten Wald. Vor Schnee heben sich wenigstens die Bären besser ab. Aber auch denen ist es heute offenbar zu ungemütlich draußen.

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Am Aussichtspunkt angekommen sehen wir wie erwartet nichts, nur vorne weiß (Nebel) und hinten weiß (Schnee). Ein lustiger Spaziergang war’s trotzdem. Und zurück am Parkplatz lugt natürlich wie aus Hohn – die Sonne durch die Wolken.

Die meisten Stopps entlang des Parkway lassen wir heute links liegen. Nach oben hin ist einfach nichts zu sehen. Ein kurzer Hike hinab zu einer Klamm ist da schon ergiebiger. Zehn, zwanzig Meter unter uns donnert das Wasser durch die enge, dunkle Schlucht.

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Alle Seen, Bäche und Flüsse hier oben werden von Gletschern gespeist und leuchten in den unterschiedlichsten Blautönen. Wir hoffen auf übermorgen, wenn wir die gleiche Strecke zurückfahren wollen, und vielleicht, vielleicht die Sonne scheint.

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Der Icefields Parkway erreicht an zwei Stellen eine Höhe etwas über 2.000 Meter. Am ersten Pass, dem Bow Summit standen wir zu Beginn der Fahrt im Schnee. Am zweiten Pass blickt man auf die Zunge des Athabasca Glacier, der nur einige hundert Meter von der Straße entfernt endet. Vor hundert Jahren noch wäre die Straße durch den Gletscher hindurchgegangen, seitdem hat er sich laufend zurückgezogen. Eine Stichstraße führt uns auf die Gletscherzunge zu, Markierungssteine zeigen auf dem Weg dorthin, bis wohin der Gletscher noch vor 60, 40, 20 Jahren ging. Von der 1992-Marke aus sind es noch einige hundert Meter bis zur heutigen Gletscherzunge. Diese legen wir bei eiskaltem Wind dick eingepackt zurück.

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Bis ganz ans Eis dürfen wir hier nicht heran, offenbar will man nicht ständig Touristen aus Gletscherspalten bergen. Aber der Blick an den Seitenhängen hinauf ist schon ganz beeindruckend.

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Und die Gletscherzunge trägt heute Zebra-Look.

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Gut durchgefroren erreichen wir nach dem Marsch ans ewige Eis wieder unser Auto und statten dem Icefield Centre noch einen kurzen Besuch ab. Leider ist das Besucherzentrum gerade im Umbau, und so müssen wir uns das Wissen aus unseren eigenen Büchern holen: Hoch über dem Athabasca Glacier liegt das Columbia Icefield, eines der größten Eisfelder südlich des Polarkreises, das sich über mehrere hundert Quadratkilometer erstreckt und bis zu 350 Meter dick ist!

Das Eisfeld nährt mehrere Gletscher, die wie Finger in alle Himmelsrichtungen die Täler hinabstreben. So fließt das Schmelzwasser des Columbia Icefield in drei verschiedene Meere: Über den Columbia River in den Pazifik, über den North Saskatchewan River und die Hudson Bay in den Atlantik und über den Athabasca River in das nördliche Polarmeer!

Soviel zum Erdkundeunterricht für heute, zur Belohnung hab ich mich mit Bär und Moose in Mountie-Uniform fotografieren lassen:

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Und angekommen in Jasper erfahren wir, dass wir dank Überbuchung auf die „Pyramid Suite“ der Lodge geupgradet wurden, die sich als voll ausgestattete Dreizimmerwohnung entpuppt, mit amerikanischem Monsterkühlschrank, Kamin (Feuerholz liegt bereit) und einem Badezimmer in der Größe wie sonst unser Zimmer gewesen wäre – einschließlich eines Riesenwhirlpools. Dreimal darf jetzt geraten werden, wie wir diesen eisigen Tag beendet haben…

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