In die Kenai Fjords

Heute steht uns die erste Prüfung unserer Seefestigkeit bevor. Wir starten in Seward an der Südküste der Kenai Halbinsel. Unser Ziel: Die Fjorde des Kenai Nationalparks. Da für den Nachmittag Sturm vorhergesagt ist, besteigen wir die Callisto Voyager mit einem Arsenal an Jacken, denn wir wollen ganz sicher nicht den ganzen Tag nur durch die Scheibe rausschauen.

Während über dem Hafen noch Regenwolken stehen …

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… scheint in Richtung Meer schon die Sonne. Nach umfangreicher Sicherheitseinweisung heißen uns Captain Chris und seine Crew an Bord der Callisto Voyager willkommen.

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Während wir die Resurrection Bay hinausschippern gibt der Blick auf den Bear Glacier schonmal einen ersten Vorgeschmack auf das, was noch kommen soll. Plötzlich hält der Captain unvermittelt an! Nicht weit vor uns hat er einen Sprühnebel aufspritzen sehen, den nur einer erzeugt haben kann: Ein Wal!

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Es ist ein Buckelwal, der gerade tief Luft geholt hat und uns dann seine Fluke zeigt. Das ist klasse, bedeutet aber auch , dass er jetzt erstmal ein paar Minuten unter Wasser bleiben wird. Für einen kurzen Snack taucht er vielleicht 5, für längere Mahlzeiten bis zu 45 Minuten ab. Aber Captain Chris hat keine Eile und wartet geduldig, sodass wir den Wal auch noch ein zweites Mal bewundern können.

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Nachdem er uns erneut seine Fluke zeigt, gibt Captain Chris wieder Gas. Doch gar nicht viel später haut er schon wieder die Bremse rein. Erneut ein Buckelwal, der vor unseren Augen mehrmals fast komplett aus dem Wasser springt! Unglaublicher Anblick – nur passiert es viel zu schnell und viel zu unvermittelt, als dass ich es mit der Kamera erwischen konnte. Man weiß ja weder wann, noch wo der Wal als Nächstes auftauchen wird.

Einen weiteren Stopp machen wir bei einem nett gepunkteten Seehund, der schon kritisch schaut, weil diese wohl recht scheu sind.

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Auch eine kleine Seelöwenfamilie, die sich auf einem, einer Insel vorgelagerten, kleinen Fels eingerichtet hat, besuchen wir.

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Dort bricht dann schnell ein Streit um die besten Plätze auf dem Felsen aus, …

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… der nach viel  Geschrei schnell wieder geschlichtet ist.

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Sehr spannend sind auch diese hellen Schatten im Wasser.

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Es sind Quallenkolonien, hunderttausende Glibberfische, die hier so eng zusammenleben, dass ihre Reflexionen des Sonnenlichts schon aus der Ferne als helle Flecken auf dem Wasser wahrzunehmen sind.

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Schließlich gibt der Captain richtig Vollgas, und bei starkem (wirklich starkem) Gegenwind fahren wir dem Aialik Glacier am Ende des Fjords entgegen. Schnell trennen sich hier Spreu von Weizen und nur die mit der richtigen Kleidung schaffen es, dem Wind am Bug des Schiffes stand zu halten. Zuzüglich ein paar Luschen in Jeanshosen und Blousonjacken aus Wisconsin. Mann, was dürften die gefroren haben…

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Der Gegenwind hat noch kaum abgenommen, da kommt der Gletscher ins Bild.

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Durch abgebrochenes, auf dem Wasser treibendes Eis hindurch navigiert uns der Captain ganz nah an’s Eis heran.

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Immer wieder brechen mit lautem Donnergrollen kleinere Brocken ab und fallen ins Meer. Die Höhe dieser Gletscherwände ist schwer zu erfassen. Obwohl der Gletscher zum Greifen nah ist, sind wir tatsächlich noch über 500m entfernt und das Eis an der Kante locker 50m dick.

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Auf dem im Wasser schwimmenden Eis am Rande des Gletschers haben es sich ein paar Seelöwen gemütlich gemacht. Die helfen ein wenig bei der Größenbestimmung des Rests, denn sie sind aus unserer Perspektive nur wie kleine schwarze Krümel wahrnehmbar.

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Nach ausreichend langem Gletscherbegucken steuern wir wieder eisbergfreies Wasser an.

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Auch einen Seeotter treffen wir noch an. Der Otter hat kein Fett unterm Pelz und muss, um als Warmblütler im kalten Nordmeer überstehen zu können, jeden Tag rund 25% seines eigenen Körpergewichts fressen. Wenn er nicht gerade frisst, guckt er süß und lässt sich auf dem Rücken treiben. Oder er stärkt sich durch Brustschwimmen.

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Nach all den Meeresbewohnern steuern wir jetzt noch einige Inseln mit Vogelbrutstädten an. Die ungewöhnlichsten Vögel der Nord-Westküste – und schon fast zum Maskottchen geworden – sind die Puffins.

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Zwischen vielen, vielen Möwen sind auch ein paar Kormorane auszumachen.

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Und der nordamerikanische Austernfischer ist ebenso dabei.

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Nach so vielen Tieren und Gletschern geht es für uns nun wieder zurück in den Heimathafen. Während auf See noch die Sonne scheint, gibt es hier schon wieder einen kurzen Duscher.

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Zum Glück hat sich der Wind bis zu unserer Rückkunft Zeit gelassen. Aber am Abend wird es richtig stürmisch. Wir sind in der Seward Brewery eingekehrt und kaum haben wir aufgegessen und ausgetrunken, knipst der Sturm dem Ort auch schon den Strom ab.

Mit dem Handy als Taschenlampe tasten wir uns im Hotel durch das fensterlose Treppenhaus empor. Zum Glück ist es draußen ja noch hell – ich erinnere: Sonnenuntergang um 21:30, Dunkelheit frühestens 1 Stunde später. Kurz geht das Licht im Zimmer noch einmal an, aber nur kurz. Immerhin fällt mir vor dem Schlafengehen ein, die Nachttischlampe – obwohl sie nicht leuchtet – wieder auszuschalten. Ansonsten wäre es mitten in der Nacht plötzlich ziemlich hell geworden, denn am Morgen geht der Strom wieder – zumindest teilweise.

Welche Steine der Sturm uns sonst noch in den Weg gelegt hat? Mehr dazu morgen…

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