Alaska & Yukon 2015

Meinen Bericht unseres Alaska-Trips könnt ihr hier lückenlos und chronologisch nachlesen: Alaska 2015 – Die ganze Reise

Das waren die Etappen:

Insomnia
Auf zu den Gletschern!
In die Kenai Fjords
Die Fähre nach Valdez
Eisberg voraus!
Top of the World
Dawson City
Gold! Gold! Gold!
Quer durch’s Yukon
Über den White Pass nach Skagway
Aurora Borealis
Skagway
Bärenhunger
Von Haines nach Haines Junction
Zurück nach Tok
Nach Fairbanks mit Zwischenstop am Nordpol
Fairbanks
Grande Finale: Denali

  

Grande Finale: Denali

Nun steht uns leider schon die letzte Station unserer Reise bevor: Der Denali National Park.

Gerade erst vor zwei Wochen hat Präsident Obama die Umbenennung des Mount McKinley zurück zu seinem ursprünglichen Namen, Mount Denali („Der Hohe“ in der Sprache der Ureinwohner), unterzeichnet. Vor langer Zeit benannte man den mit mehr als 6.100 Metern höchsten Berg Nordamerikas nach einem früheren Präsidenten „McKinley“. McKinley stammte aus Ohio, und der Congressman aus Ohio stemmte sich jahrzehntelang gegen die Umbenennung. McKinley selbst war übrigens nie in Alaska… Aber die Einwohner Alaskas bevorzugten schon immer den ursprünglichen Namen, auch der Nationalpark heißt schon immer Denali. Und jetzt müssen eben alle Landkarten umgeschrieben werden. Wir fahren also zum Denali.

Natürlich nicht ohne kurze Wartezeiten…

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Angekommen!

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Zuerst fahren wir ein Stück in den Park hinein. Die einzige Straße im Park geht tief in den Nationalpark rein, nah an den Fuß des Mount Denali heran. Allerdings dürfen nur die ersten 15 Meilen von Privatautos befahren werden – weiter geht es dann ausschließlich mit dem Bus. Wir fahren erstmal soweit wir dürfen, und machen eine kleine Wanderung . Sogar die Sonne kommt raus! Allerdings pfeift ein anständiger Wind.

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Ein Arctic Squirrel – auch bekannt als Bear Burrito. Die Bären buddeln, wenn’s sein muss, den ganzen Boden auf, um die Squirrels am Ende ihrer Bodenlöcher zu schnappen.

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Noch eine weitere kurze Wanderung, dann checken wir erstmal im Hotel ein.

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Nach dem Abendessen machen wir uns nochmal auf in den Park. Die Moose haben gerade Brunftzeit, da sollte doch was gehen.

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Und da sind sie auch schon! Zuerst hatten wir ein Moose ganz schön weit weg von der Straße gesehen. Hektische Inder mit langen Objektiven rannten dort aufgeregt die Straße rauf und runter, um das arme Moose zwischen die Bäume hindurch zu knipsen. Uns war das zu anstrengend, wir sind weiter zu einem Tümpel, den wir schon am Nachmittag als perfekten Moosesumpf identifiziert hatten. Und dort stehen sie dann im Halbdunkeln!

Nach und nach halten noch andere Autos, alle blicken runter zu dem Moose-Pärchen, als eine Frau ruft: „Look behind you!“ – und in dem Moment eine Moose-Kuh hinter uns auf die Straße tritt und gemächlich auf die andere Seite wechselt. Ein riesiges Tier, und die Bullen sind noch größer! Gleich dahinter folgte ein Junges der Mama. Für Fotos war es da leider schon zu dunkel.

Letztlich haben uns auch die hektischen Inder wieder gefunden und wir lassen die Moose in Frieden und fahren wieder zum Hotel – denn morgen müssen wir echt früh raus…

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Nachdem wir kurz nach fünf aufgestanden sind um rechtzeitig für unseren 7:30 Shuttle am Wilderness Access Center zu sein, begrüßt uns Jose in seinem grünen Bus, und wir starten auf die vierstündige Fahrt hinein in den Nationalpark.

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Die ersten zweieinhalb Stunden Fahrt sind relativ unspektakulär, auch wenn die Landschaft sehr schön anzusehen ist, und Jose uns fortwährend mit Informationen zum Nationalpark, zur Flora und Fauna versorgt.

Sobald jemand wilde Tiere erspäht, können die Passagiere „STOP!“ rufen und Jose hält an und stellt den Motor ab.

Wir sehen ein einzelnes Caribou, ein paar Schneehühner (das Ptarmigan ist der State Bird of Alaska, denn natürlich hat in den USA jeder Staat sein Staatsmotto, seine Staatsfarbe, sein Staatslied, sein Staatstier und auch seinen Staatsvogel) und ein Dallschaf, aber alles gaaaanz weit weg.

Dann entdeckt Jose einen riesigen Scheißhaufen auf der Straße – da kann der Bär nicht weit sein!

Und schon hinter der nächsten Kurve finden wir ihn: Unseren ersten Grizzly!

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Die Bären hier oben sind arme Kerle, sie wissen wohl gar nicht, dass es Paradiese gibt, in denen einem die Lachse einfach so in’s Maul springen. Die Flüsse und Bäche auf der Nordseite der Alaska Range sind einfach zu weit weg vom Meer, als dass sich hier der Lachs hin verirren könnte.

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Also fressen die Bären vor allem Beeren, Wurzeln und ab und zu mal einen Bear Burrito – ein Arctic Squirrel.

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Wir fahren erstmal weiter, und keine zwei Minuten später läuft uns schon der nächste Grizzly vor die Linse. Dieser hier ist keine zwanzig Meter vom Bus entfernt.

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Er scheint hier unter den Moosen etwas zu wittern. Also fängt er wie ein Irrer an zu graben…

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…und zeigt uns nur noch sein Hinterteil. Grizzlies sind riesige Tiere und haben einen monströsen Bärenarsch. Minutenlang sehen wir nur den Bärenpo.

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Unser Bär lässt sich von uns überhaupt nicht von seiner Arbeit abhalten. Nur ab und zu schaut er mal auf, mit seiner eingestaubten Schnauze. Dann buddelt er weiter. Mittlerweile hat er schon ein Loch ausgehoben, da hätten wir mit dem Spaten einen Vormittag dran gegraben. Ziemlich sicher, dass er gerade einen Squirrelbau ausnimmt.

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Schließlich erreichen wir das Eielson Visitor Center mitten im Nationalpark. Von hier hat man den besten Blick auf den Mount Denali – wenn er nicht hinter Wolken versteckt bleibt, so wie an zwei von drei Tagen im Jahr.

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Wir tragen uns nach der Ankunft gleich für eine geführte Wanderung mit dem Ranger ein, für die es nur 11 Plätze gibt. Die elf Plätze werden nicht mal ganz ausgenutzt, denn die Mehrzahl der Touristen scheint nach der vierstündigen Busfahrt nicht mal aus dem Bus auszusteigen, um nach einer halben Stunden Brotzeitaufenthalt wieder vier Stunden zurück zu fahren. Jeder wie er mag.

Wir lassen uns also von Ranger Julie zwei Stunden lang auf einen Bergrücken führen, während sie uns von Rast zu Rast die lange, umwegreiche Geschichte der Erstbesteigung des Mount Denali erzählt. Am besten gefällt uns der Teil über Dr. Cook, der mit einem großen Team monatelang versuchte, einen Weg auf den Sechstausender zu finden. Schließlich gab man auf, Cook blieb aber noch mit einem Pferdeführer am Berg. Er telegrafierte in die Heimat, dass er einen letzten Versuch wagen wollte, und präsentierte schon nach wenigen Tagen ein Beweisfoto vom Gipfelsturm.

Seine vorher abgereisten Teampartner waren aber etwas kritisch, ob Cooks Glaubwürdigkeit. Als Cook dann zwei Jahre später plötzlich angab, nun auch der erste Mensch am Nordpol gewesen zu sein – ein anderer Entdecker aber zur gleichen Zeit wirklich am Nordpol war, und von einem Dr. Cook keine Spur finden konnte, sah man sich das Beweisfoto nochmal genauer an. Es stellte sich heraus, dass das Foto auf einem nur 5.000 Fuß hohen Grat unterhalb des fast 20.000 Fuß hohen Denali aufgenommen war.

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Simone unterbricht die Rangerin kurz, um auf einen Bären hinzuweisen, der unten im Tal unterwegs ist. Wie groß man ihn selbst aus dieser Entfernung sehen kann! Das macht deutlich, was für ein Riese der Grizzly ist. Julie funkt kurz die Kollegen im Visitor Center an, denn der Bär bewegt sich flott darauf zu. Auch beeindruckend, wie schnell der Bär im Gelände unterwegs ist, obwohl er noch nicht mal rennt.

Über kleine Schneefelder und bei schneidend kaltem Wind steigen wir weiter nach oben – so können wir auch die Geschichte der Besteigung des Denali ganz gut nachvollziehen…

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Während Ranger Julie bis zum Ziel im kurzen Hemd lief, trage ich fünf Schichten und friere trotzdem. Dennoch erreichen wir die Anhöhe. Telegramm in die Heimat: Berg bezwungen. Stop. Südgipfel in Wolken. Stop. Nordgipfel jetzt frei. Stop.

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Tatsächlich hat sich der Denali im Laufe unserer Wanderung langsam freigelegt, sodass wir ihn beim Abstieg schon recht gut, und auf der Rückfahrt perfekt sehen können. Rechts der Nordgipfel, links der etwas höhere Südgipfel.

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Auf der Rückfahrt nehmen wir noch einen letzten Bären mit.

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Und ein paar Dallschafe.

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Und einige Caribou.

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Und kurz vor dem Parkausgang noch ein paar Moose.

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Das war ein schöner Abschluss! Wir winken den Moose noch ein letztes Mal zu.

Nun bleibt uns nur noch das Kofferpacken. Morgen geht es zurück nach Anchorage und dann in’s weitgehend bärenfreie Deutschland.

Ach ja, einen hab ich noch – für alle, die Into the Wild von Jon Krakauer gelesen, oder den tollen Film von Sean Penn gesehen haben. Ganz in der Nähe von hier, keine vierzig Meilen nördlich des Eielson Visitor Center, steht mitten in der Wildnis der grüne alte Bus, in dem der Aussteiger Chris McCandless von Jägern letztlich – wenige Tage nach seinem Tod – gefunden wurde.

McCandless hatte das Glück in der Einsamkeit der Wildnis gesucht, um letztlich zu erkennen:

Happiness is only real when shared.

So true.

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Fairbanks

Tja, Fairbanks. Vielleicht lag es daran, dass die Hauptstraße gerade umgegraben wird, aber wir konnten uns mit der Stadt nicht recht anfreunden. Im Zentrum gibt es eigentlich nichts, außer ein paar hundert Meter hübschem Spazierweg am Fluss und einem sehr schön gestalteten Besucherzentrum. Immerhin haben wir einen spitzenmäßigen Coffee Shop gefunden, zu dem man aber drei Meilen mit dem Auto fahren musste.

In Ermangelung von Alternativen – und weil wir heute mal keine weiteren Strecken fahren wollten – klappern wir nach einem ernüchternden Rundgang durch Downtown also erstmal die Museen ab. Das Besucherzentrum, wie gesagt, ganz prima. Dann das Eismuseum: In Fairbanks findet im Winter ein überregionaler Ice Carving Contest statt, bei dem riesige, aufwändigste Skulpturen aus dem Eis gearbeitet werden. Im Eismuseum, das in einem alten Theater untergebracht ist, wird zuerst eine Diashow von dieser Veranstaltung vorgeführt. Soweit, so gut. Allerdings höchstens zehn Grad warm hier drin.

Dann geht das Licht an – ach, was sage ich – die Lichter gehen an (nämlich in allen bunten Farben) und in tiefgekühlten Glaskästen rund um das Theater werden ein halbes Dutzend verschmolzene Eisklötze sichtbar, die möglicherweise am Anfang der Saison mal Bären, Hunde und Elche dargestellt haben. Wir dürfen nun zwanzig Minuten lang in den Kühlschrank reingehen und überall unsere Köpfe durch die vorgesehen Löcher im bunt strahlenden Eis durchstecken und entsprechende Fotos machen. Nach fünf Minuten haben wir die Sache abgehakt und warten auf den nächsten Programmpunkt: Andy zeigt uns wie Eisskulpturen hergestellt werden.

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Kurz zusammengefasst: Andy nimmt Bohrmaschine, Andy macht zwei Minuten brumm brumm, Andy verbeugt sich, Andy ist fertig. Andy nimmt Trinkgeld entgegen. Was für ein Bullshit.

Gut, Eismuseum war nix außer kalt, wir gehen zum Auftauen in die Sonne. Am Creamers Field – einem Feld, das heute ein Vogelschutzgebiet ist – machen Kanadagänse Rast auf dem Weg in den Süden. Am Abend sieht man sie dann gruppenweise starten und im Formationsflug ihre Reise antreten.

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Dann entscheiden wir uns eine dreistündige Flusskreuzfahrt auf einem riesigen, vierstöckigen Schaufelraddampfer, der MS Discovery III, auf dem Chena River zu machen. Mindestens zwölf Touristenbusse wurden schon im Gift Shop abgeladen und warten aufs Boarding – wir lassen uns davon aber nicht abhalten, da müssen wir jetzt durch.

Die Fahrt ist perfekt gemachtes amerikanisches Entertainment – aber trotzdem ziemlich interessant. Gleich als ersten Programmpunkt startet und landet neben uns ein Wasserflugzeug, und der Pilot wird per Funk auf die Lautsprecher an Bord der MS Discovery durchgeschaltet. Da essen wir gerade unsere mitgebrachten Wraps, so schnell hat der Pilot schon wieder abgehoben und fliegt davon.

Wir schippern nun den Fluss entlang, vorbei an traumhaften Villen und kleinen Blockhäusern in allerbester Wohnlage.

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Einen Stopp machen wir bei den Schlittenhunden von Susan Butcher, der einzigen Frau, die vier mal das Iditarod Schlittenhunderennen gewonnen hat. Susan ist leider schon verstorben, aber ihr Mann David ist ebenfalls Musher, also Schlittenhundeführer, und zeigt uns vom Ufer aus seine Hunde. Bei dem wilden Gekläffe ist er kaum zu verstehen – die Hunde mit Gespann vor ihm sind schon wie verrückt am ziehen, und alle Hunde, die hinten im Kennel verblieben sind, machen einen genauso großen Lärm, weil sie eben auch gerne eine Runde rennen würden. Letztlich springt David auf das Wägelchen mit den dicken Reifen, dem Schlittenersatz für den Sommer, und das ganze Gespann saust wie ein Pfeil davon. Eine Weile später sind alle wieder da und die Hunde dürfen sofort zur Abkühlung in den Fluss.

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Dass Butcher’s Kennel direkt am Fluss liegt ist für uns auf dem Boot natürlich sehr praktisch, hat aber einen anderen Grund: Im Winter ist der Chena River ja zugefroren und so kann man mit dem Schlitten direkt auf dem Fluss zu Rundfahrten starten.

Nächster Halt unserer Kreuzfahrt ist ein rekonstruiertes Indianerdorf. Hier läuft ein Fischrad, das zur Zeit des Lachsauftriebs den Salmon im Akkord aus dem Fluss fischt. Nur die Nachfahren der Ureinwohner dürfen heute auf diese Weise fischen.

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Dann fahren wir an einer Gruppe Rentiere vorbei, die extra für uns in ein Gehege am Ufer gelassen werden. Wir lernen, dass Rentiere domestizierte Caribou sind!

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Am Zusammenfluss des Chena River mit dem Tanana River drehen wir schließlich um.

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Ashley führt uns jetzt vor, wie ihre Vorfahren – sie hat auch einen Namen auf eskimonisch, aber den konnte ich mir nicht merken – den Lachs filetierten und erst zum Trocknen an die Luft, dann im Smoke House zum Räuchern aufhängten.

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Wir werden danach zum Bummel in das Museumsdorf entlassen, wo Ashley uns noch eine reich geschmückte Eskimotracht vorführt.

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Pelze von Wolf, Kojote, Wolverine (Vielfraß, letztes Jahr in Kanada eines gesehen!), Rot- bis Polarfuchs und oben links vom Bieber, sowie rechts vom Hermelin bekommen wir erklärt.

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Auch ein paar Schlittenhunde wohnen hier. Choofa ist etwas müde.

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Und er hier wirkt etwas betrunken.

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Der Lachs in der Räucherkammer hält die Hunde über den Winter satt.

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Nach dem kurzen Besuch auf der Insel legt unser Dampfer wieder ab. Das war alles perfekt durchgetaktet – aber letztlich auch ziemlich interessant.

Mehr hat Fairbanks heute nicht mehr für uns zu bieten. Achso, doch: Wir haben ganz lecker Fisch gegessen in Lavelle’s Bistro… Danach noch ein Spaziergang am Fluss und ab ins Bett! Morgen wollen wir wieder früh los…

Nach Fairbanks mit Zwischenstopp am Nordpol

In den USA ist heute Labour Day, einer der wenigen Feiertage, die das Land so kennt. Das hat zwei Vorteile: Früh morgens ist kaum jemand unterwegs. Und alle Baustellen machen Pause – keine Flagger, keine Warterei auf das Pilot Car!

Wir legen Johnny Cash auf und donnern weiter ‚gen Norden.

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Wo Moosewarnschilder vor Moose warnen, ward selten ein Moose gesehen. Aber dieses hier ist wenigstens noch nicht zerschossen. Denn die gelegentlichen Schilder „No shooting from roadway“ werden auf dem Land nicht so ernst genommen.

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Ein anständiger Amerikaner hat immer seinen Hund dabei. Und amerikanische Hunde lieben eines: Fahrtwind! Kaum eine Ladefläche eines Pickup-Trucks, auf dem kein Hund sitzt und den Kopf in den Wind hält. Möglicherweise werden die Trucks gleich mit Hund verkauft? Steht „Fahren ohne Hund“ vielleicht gar unter Strafe?

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Unser erster Stopp gilt einem der meistfotografierten Punkte Alaskas: Dem offiziellen Ende des Alaska Highway. Der über 2000 Kilometer lange Highway wurde während des Zweiten Weltkriegs von Pionieren in Rekordzeit erbaut, um bereit zu sein, falls der Russe rüberkommt. Oder der Japaner. Beides trat nicht ein, und so wurde der Alaska Highway einige Jahre später für die Öffentlichkeit freigegeben.

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Bei blendendem Sonnenschein haben wir einen tollen Blick auf die stets verschneite Alaska Range.

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Einen zweiten Halt machen wir an einem alten Roadhouse am Richardson Highway.

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Der Tresor wurde wohl nicht mehr gebraucht.

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Hinter dem Roadhouse überquert die Trans Alaska Pipeline den Tanana River.

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So mancher ist hier schon liegengeblieben.

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Hier wird ausnahmsweise mal davor gewarnt, dass der sonst asphaltierte Highway gleich in Schotter übergeht. Oft sind die Schotterstücke in besserem Zustand, als die asphaltierten. Der Highway ist ja auf Permafrost gebaut, und damit hatte man in den Vierzigern leider noch nicht so viel Erfahrung. Fehlt ausreichende Isolation unter dem Fahrbahnbelag, dann schmilzt darunter bei Sonne der Permafrost und die Straße sackt ab.

Wir halten uns weiterhin nordwärts.

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Doch was ist das? Sind wir jetzt etwa schon zu weit nach Norden gefahren?

Nein, das Städtchen Northpole liegt vor den Toren Fairbanks und hatte sich vor einigen Jahrzehnten in Northpole umbenannt, in der Hoffnung, große Spielzeugfirmen würden sich ansiedeln. Daraus wurde nichts, aber es gibt dafür einen ganzjährig geöffneten Christmas-Store, in dem man sich mit dem leibhaftigen Santa Claus fotografieren lassen kann.

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Dieser Santa hingegen sieht aus wie ein Psycho und wurde aus gutem Grund hinter Gitter gesetzt.

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Tatsächlich schreiben jährlich hunderttausende Kinder an den Weihnachtsmann, der nach bewährtem CocaCola-Glauben am Nordpol wohnt, einen Rentier-getriebenen Schlitten fährt und sich 364 Tage im Jahr von seinen Elfen verwöhnen lässt.

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Zurück im September erreichen wir schließlich Fairbanks, die nördlichste Großstadt des Kontinents.

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Da die Stadt heute am Feiertag wie ausgestorben ist, besuchen wir den botanischen Garten der Universität von Fairbanks. Hier oben im Norden wachsen im Sommer Kohlköpfe monströser Größe – bis zu 48 Kilo schwer! Der Sommer ist kurz, aber die Tage bieten bis zu 21 Stunden Sonnenschein!

Jetzt im September verliert Fairbanks übrigens eine Stunde Tageslicht – pro Woche! Im Juni scheint die Sonne 21 Stunden lang, im Dezember nur noch für dreieinhalb Stunden.

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Aktuell ist es noch ganz angenehm: Nach dem Abendessen um neun Uhr können wir noch einen schönen halbstündigen Spaziergang am Chena River machen und erst danach setzt die Dämmerung ein. Gute Nacht!

Zurück nach Tok

Am Morgen regnet es in Tok ein wenig, wir lassen den Tag gemütlich angehen. Dafür frühstücken wir ausgiebig – unser Zimmer hat eine kleine Küche und die Vermieterin hat uns das Frühstück inklusive Eiern zum Selberbraten in den Kühlschrank gestellt.

Heute steht uns leider eine laaaange Rückfahrt in den Norden bevor. Davor möchten wir uns zumindest ein wenig die Beine vertreten. Nach dem Frühstück marschieren wir also ein Stück am Dezedash River entlang auf einem netten Wanderweg, der durch die Flussauen führt. Nachdem wir mehrere frische Bärenspuren sehen – u.a. hat er im Moos gewühlt, einen morschen Baum ungestoßen und einen riesigen Scheißhaufen hinterlassen – kommen wir noch an eine Stelle mit deutlichen frischen Fußspuren, bei denen vor allem das Kratzen der Krallen zu erkennen ist. An dem Punkt entscheiden wir uns dann zur Umkehr. Bären gucken immer gerne. Vom Bären gefressen werden nicht so.

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Sehen wir uns lieber die feuerroten Pflanzen am Fluss an.

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Und diese Lichtung am Ufer, die Kollege Biber freundlicherweise gerade für uns gerodet hat.

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Dann geht es los auf dem Alaska Highway – wie immer durch fantastisch bunten Laubwald.

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Einen kurzen Stopp legen wir beim Visitor Center des Kluane National Park ein, wo die Ranger freundlicherweise starke Ferngläser rausgestellt haben, sodass wir schneeweiße Dallschafe oben am Steilhang beobachten können. Man wird echt zum Tierkenner hier…

Zum Lunch haben wir uns in der Village Bakery ein paar tellergroße Scones mitgenommen.

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Der Highway ist zeitweise in einem recht erbärmlichen Zustand. Kurz vor der Grenze übersehen wir ein Schlagloch, das die Stossdämpfer bis zum Anschlag durchschlagen lässt. Aber unsere Karre ist mittlerweile schon ganz gut was gewöhnt.

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Letztlich erreichen wir die kanadisch-U.S.-amerikanische Grenze. Uhr eine Stunde zurück, Tacho auf Meilen. Man gewöhnt sich dran. Okay, in der Village Bakery habe ich heute morgen versehentlich mit der falschen Währung bezahlt. Die kennen das aber offenbar und haben mit einfach kommentarlos in kanadischen Dollar rausgegeben.

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Die Grenze verläuft entlang des 141. Längengrades und wurde Anfang des 19. Jahrhunderts in einer aufwändigen und bedingt sinnvollen Aktion auf einer Breite von 6 Metern gerodet. Der Grenzstreifen ist bei genauem Hinsehen bis zum Horizont erkennbar.

 

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Die Amis haben uns diesmal anstandsfrei wieder reingelassen, wir folgen dem Alaska Highway bis nach Tok.

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In der Ferne die Berge, links und rechts der Straße: Goldenes Laub wohin wir blicken.

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In Tok waren wir vor einer Woche schon einmal – hier liegt der Kreuzungspunkt der „Acht“, die wir fahren. Kurz hinter dem Ortsausgang hatten wir damals ein Moose mit seinem Kleinen gesehen. Wir suchen konzentriert den Straßenrand ab, vielleicht sind sie ja wieder hier. Ja, da sind die Beiden:

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Nachdem wir wieder unser superschönes Cabin im Wald bezogen haben, geht es wie gehabt zu Fast Eddy’s, dem einzigen signifikanten Restaurant in Tok. Letzte Woche mag mir hier ein kleiner Faux Pas passiert sein. Eigentlich wollte ich die nicht ganz schlanke Bedienung fragen, ob sie eher den Burger, oder die Ribs empfiehlt. Daraus wurde dann aber ein „Can you recommend your ribs?“, also habe ich sie letztlich gefragt, ob sie mir ihre Rippen empfehlen kann. Naja, sie hat drüber weg gelächelt… Ach so: Sowohl die Ribs, als auch der Burger waren ganz lecker!

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Von Haines nach Haines Junction

Heute machen wir erstmal Halt am Besucherzentrum der Bald Eagle Preserve in Haines. Hier gibt es allerlei ausgestopfte und nicht ausgestopfte Dickschädel zu bewundern.

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Aber das eigentliche Highlight sind die beiden Weißkopfseeadler, die hier aufgepäppelt werden. Einer hatte einen Unfall mit einem Truck. Wir lernen: Wer Apfelbutzen aus dem Fenster wirft, kann schnell einen Bald Eagle auf dem Gewissen haben. Denn die Vögel kommen dann nah an den Highway, um das Weggeworfene zu fressen und laufen Gefahr, unter die Räder zu kommen. Der andere hat aufgrund der Spannweite seiner Flügel einen Kurzschluss zwischen zwei Hochspannungsleitungen produziert, was ihm nicht so gut bekam.

Aus der Nähe lässt sich der Adler natürlich viel besser fotografieren, als in der Natur. Auch wenn ich mein erstes Foto etwas verwackelt habe – in genau dem Moment fingen nämlich beide wie irre an zu schreien, und der Adlerschrei ist nicht von schlechten Eltern. Hier hat er sich schon wieder gefangen:

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Es geht weiter Richtung Norden. Wir reisen wieder aus den USA aus und nach Kanada ein. Uhr vorstellen, Tacho umstellen.

Beim 33 Mile Roadhouse stoppen wir, um eine Kaffee zu holen. Es ist ein uriges altes Blockhaus mit Skihüttenatmosphäre.

Erst zehn Meilen später fällt mir auf, dass ich ins 33 Mile Roadhouse hineingegangen war, um Kaffee zu holen – herausgekommen bin ich aber mit zwei Stück Kuchen. Und ohne Kaffee…

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Die weitere Strecke ist trotz mäßigem Wetter faszinierend. Ich nenne sie die „Fahrt durch die Highlands“.

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Die Herbstfarben sind einfach überall. Selbst bei leichtem Nieselregen hat man beim Blick auf das Laub oft den Eindruck, die Sonne scheint. Ich weiß, in Alaska muss man sich das Wetter auch mal schönreden…

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Da Bewegung gut tut und der Regen aufgehört hat, starten wir zu einer kleinen Wanderung im Kluane National Park. Der Nationalpark ist halb so groß wie die ganze Schweiz. Für Tageswanderer gibt es nur ein paar kleine Touren, ansonsten ist man mehrtägig unterwegs oder lässt sich mit dem Flugzeug auf einem der Gletscher absetzen. Das haben wir nun wahrlich nicht vor, also halten wir uns an die kurzen Routen.

Unser Ziel ist ein sogenannter Rock Glacier. Das ist kein Gletscher, sondern ein Schotterfeld, das von einem Gletscher erzeugt wurde – und auch jetzt noch den Berg hinabfließt wie ein Gletscher. Nur halt noch eine Nummer langsamer. Zuerst geht es auf Boardwalks über ein Hochmoor.

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Vom Rock Glacier aus haben wir einen schönen Blick hinab ins Tal und auf die Seen dort unten.

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Der Weg ist etwas anstrengend, da die Steine oft recht wackelig sind und man quasi einen Haufen aus spitzen Steinen hinaufstakst.

Oben angekommen haben kluge Wanderer aus den Felsbrocken schon Sonnenstühle gebaut.

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Wir genießen den Ausblick bevor wir uns wieder an den Abstieg machen.

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Bis nach Haines Junction ist es jetzt nicht mehr weit, hier mündet der Haines Highway in den Alaska Highway. An der Kreuzung ist ein kleiner „Ort“ entstanden. Zum Essen gehen gibt es hier zwei Alternativen: Frostie’s hat sich auf alles spezialisiert, was man auftauen kann. Im Raven Hotel soll es hingegen ausgezeichnete Küche geben. Der Koch soll aus Vancouver kommen – mondän!

Wir reservieren also einen Tisch im Raven. Mit ach und krach klappt das, wenn auch erst etwas später als erhofft. Das kleine Hotel hat vielleicht acht Zimmer. Die Rezeptionistin schickt uns erstmal auf die Wartecouch und will oben im Restaurant nachfragen, ob unser Tisch schon bereit ist. Nach einigen Minuten verkündet sie, man sei jetzt bereit uns zu empfangen und zeigt uns den Weg ins Restaurant im ersten Stock. Dann folgt sie uns – es stellt sich heraus, das sie nun auch unsere Bedienung ist. Das Restaurant hat etwa zehn Tische, von denen drei besetzt sind. Die Präsentation der Speisekarte zieht sich etwas – es werden nicht etwa noch die Specials des Tages zusätzlich aufgezählt, sondern was alles heute aus ist.

Allerdings klingt der Rest auf der Speisekarte trotzdem lecker. Und unser Essen ist letztlich ausgezeichnet, sicher eines der besten Essen auf der ganzen Reise! Sogar zu einem Nachtisch lassen wir uns hinreißen…

Wir erhalten dann die Rechnung mit den Hinweis, wir möchten bitte unten im Erdgeschoss zahlen. Wir gehen hinunter, dort wartet auch schon unsere Bedienung – nun wieder als Rezeptionistin auf uns und wir dürfen zahlen…

Es ist irgendwie lustig – als würde hier mitten in der Wildnis jemand versuchen, Zivilisation zu spielen… Aber lecker war’s!

Bärenhunger

Nach der einstündigen Fährfahrt nach Haines lassen wir den Ort erstmal links liegen und fahren direkt an den Chilkoot River, denn hier sollen auch öfters Bären zum Fischen hinkommen, und wir sind wahrlich bärenhungrig!

Auf der Brücke über den Fluss treffen wir ein sehr nettes holländisches Paar, das gleich seine gesamte Erfahrung aus drei Tagen Wildbeobachtung am Chilkoot River mit uns teilt. So wissen wir, wo die Chancen gut sein dürften, Bären zu sehen.

Von der Brücke aus beobachten wir erstmal Seehunde beim Fischen. Es sind locker zehn Stück. Konzentriert stehen sie in der Strömung und schnappen sich einen Fisch nach dem Anderen.

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Ebenso erspähen wir einen Weißkopfseeadler, der über der Szenerie wacht.

Die Holländer fahren weiter, wir folgen ihnen mal unauffällig. Und keine hundert Meter flussaufwärts …

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… fischt am gegenüberliegenden Ufer ein mächtiger Braunbär!

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Der Bär verschwindet schon bald im Wald.

Wir sind schonmal unglaublich happy, ihn gesehen zu haben, so kurz, wie er nur da war.

Außerdem ist es doch ideal: Der Bär am anderen Ufer, wir in sicherer Entfernung und das Auto gleich hinter uns.

Wir fahren erstmal weiter bis zum Chilkoot Lake, dort gibt es weitere Weißkopfseeadler zu beobachten, und Fische, die einen halben Meter hoch aus dem Wasser springen – vielleicht um sich Fliegen einzuverleiben.

Wir machen uns wieder auf den Rückweg, am Fluss entlang.

Hinter einer Kurve sehen wir dann dieses Bild:

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Es ist tatsächlich eine Bärenmama mit ihrem Kleinen!

Mama fischt, Junior darf mitessen.

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Die Bären sind um diese Jahreszeit noch echte Feinschmecker. Es gibt Lachse im Überfluss. Die Bärin zieht ausschließlich weibliche Lachse aus dem Fluss und gegessen wird nur der Rogen. Der Rest bleibt für die Krähen. In ein paar Wochen werden die Bären dann nicht mehr so wählerisch sein.

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Und weil es noch besser geht als Bärenmama mit einem Kleinen, kommt noch ein zweites Junges hinzu. Der zweite Kleine ist schon etwas selbstständiger – entfernt sich weiter von der Mutter und fischt auch schon allein. Die kleinen Braunbären sind noch richtig schwarz, haben dafür weiße Flecken an den Schultern.

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Was für ein Erlebnis!

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Lange schauen wir den Bären noch zu, es ist wunderschön.

Dann übermannt auch uns ein Bärenhunger. Wir fahren nach Haines ins urige Fireweed Restaurant, in dem es dank Pizzaofen schön warm ist. Die Pizza schmeckt bärig.

Skagway

Heute lassen wir uns erstmal in einem einstündigen Stadtspaziergang mit dem Ranger in die Geschichte Skagways einweihen. Denn der ganze Ort ist praktisch ein National Monument, einige Häuser sind einfach so zu besichtigen, in anderen sind Geschäfte drin.

Skagway wurde besiedelt von einem vorausschauenden Deutschen: Captain Moore aus Emden. Der Captain hielt diesen Ort am Ende eines langen Fjords perfekt für einen Hafen. Dahinter bot der White Pass einen realistischen Weg über die Berge. Captain Moore ahnte, dass es nach all den Goldfunden unten in Kalifornien irgendwann auch hier oben einen Goldrausch geben würde und sein Plan war, den Hafen, den Weg über den Pass und den Ort Skagway so auszubauen, dass alles bereit war, für den Gold Rush. Eine spannende Wette, und gewissermaßen ging sie tatsächlich auf, gewissermaßen aber auch nicht.

Der Captain erwarb also all das Land in Skagway, baute den Hafen aus und begann den Weg über den White Pass – also einen Pferde-Trail – anzulegen. Tatsächlich fand man das Gold am Klondike und die Scharen machten sich auf den Weg ‚gen Norden. Skagway wurde über Nacht zur Zeltstadt. Es war Captain Moores Stunde: Sein Hafen war bereit, sein Ort, sein Weg über die Berge. Aber die Angekommenen ignorierten ihn einfach. Besiedelten einfach Captain Moores land, schlugen Zelte auf, benutzten Hafen und Pass ohne Moore irgendwelche Abgaben zu bezahlen.

Während die Rockie Mounted Police zu dieser Zeit im kanadischen Yukon zuverlässig für Recht und Ordnung sorgte, war Alaska ein gesetzloser Raum. Okay, die amerikanischen Gesetze galten schon, aber keiner war da, der sie durchsetzen würde.

Jahre später erstritt der enteignete Moore dann vor Gericht einen Schadenersatz, allerdings ließ sich nur ein Bruchteil davon noch eintreiben. Denn die Gesetzesbrecher waren alle schon lang weitergezogen und nicht mehr aufzuspüren.

Vor Captain Moores Blockhaus endet unsere Walking Tour.

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Den Gold Rush Cemetery im Wald hinter dem Ort müssen wir natürlich auch noch besuchen. Hier liegt Jefferson „Soapy“ Smith in einem einfachen Grab. „Soapy“ war ein Ganove, der lange den Ort terrorisierte. Praktisch der Erfinder des Enkeltricks, neppte er z.B. die Goldsucher mit gefälschten Telegrammen aus der Heimat, sodass diese Geld an die Familie überwiesen, das tatsächlich dort nie ankam.

In einem Pistolenduell am Morgen des 8. Juli 1898 erschoss ein Frank Reid den Ganoven Smith und wird seither als Erlöser der Stadt gefeiert. Jedoch erlag auch Reid nach zwölf Tagen seiner Verletzung von dem Duell.

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Einige namenlose Gräber gibt es auch, so das eines Mannes, der mit mehreren Kilo Dynamit und einer Pistole in die Bank gestürmt kam, beim Ziehen der Waffe aber einen Schuss auslöste, der wiederum das Dynamit auslöste. Da blieb nicht viel übrig, um den Gangster zu identifizieren.

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Das größte Grab hatte Frank Reid, der Erlöser der Stadt, erhalten.

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Auch einige unehrenhafte Damen aus dem Red Onion Saloon liegen auf dem Friedhof begraben. Etwas am Rand – die Beerdigung war spärlich – aber viele weinten um sie…

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Das Gewerbe scheint immer noch zu florieren. Oder, naja, die Touristen bevorzugen Can-Can-Shows im Stundentakt, für die hier geworben wird. Die Abendveranstaltungen finden in Skagway um 10 Uhr 30 statt, denn abends sind die Kreuzfahrer ja schon wieder auf und davon.

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Wir checken nun auch ein für unsere „Kreuzfahrt“. Auf der MS Malaspina überqueren wir das Chilkoot Inlet nach Haines. Diesmal lässt uns die Fähre glücklicherweise nicht im Stich.

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Aurora Borealis

Wir sind uns einig: Noch eine Nacht schlagen wir uns nicht um die Ohren. Die Chance auf Nordlichter wäre aktuell relativ hoch, aber all die Tage war der Himmel nachts bedeckt. Heute wäre es etwas klarer, aber sieht man aus dem engen Talkessel hier überhaupt etwas?

Kurz vor elf Uhr, wir sind noch wach, hören wir draußen eine Menge Betrunkener rumgrölen. Muss das jetzt sein? Sicherheitshalber schaue ich mal kurz aus dem Fenster und sehe sofort den grünlichen Schleier am Himmel! Nordlichter!!

Also ganz flott die dicksten Sachen über den Schlafanzug ziehen, die auf die Schnelle zu finden sind, und ab nach draußen!

Am Nordhimmel sehen wir sie tanzen! Normalerweise sind die Nordlichter grün, aber wenn sie sehr intensiv sind, dann werden sie rötlich, lila, blau.

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Meine Fotos sind etwas mäßig, da ich nicht wirklich vorbereitet war und einfach aus der Hand knipsen musste. Nachdem die heftigen Lichter richtig über dem Himmel tanzten, pausieren sie erstmal, aber immer ist ein leichter grüner Schatten zu sehen, der sich laufend leicht verändert.

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Dann geht wieder das ganz große Schauspiel los.

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Es ist unfassbar beeindruckend und unter den zwei Dutzend Hotelgästen, die auch herausgelaufen sind, herrscht eine Stimmung wie an Sylvester.

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Noch ein paar von meinen verwackelten Bildern:

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Glücklich fallen wir ins Bett und schlafen sofort ein.

Über den White Pass nach Skagway

Nach unserer Wanderung in der Morgensonne starten wir bei fabelhaftem Wetter die Fahrt über den White Pass hinunter nach Skagway. Unser erster Halt gilt dem Emerald Lake mit seiner tollen Farbe.

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Kurz danach durchstreifen wir die Carcross Desert – eine 260 ha große Mini-Wüste. Auch soetwas gibt es hier.

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In Carcross haben die Natives ihre Shops bunt bemalt und hier gibt es den besten Kaffee seit 2000 Meilen!

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Weiter geht’s durch traumhafte Täler mit Blick auf verschneite und vergletscherte Berge.

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Wohin man blickt, man sieht das Laub mal in leuchtendem Grün, dann in strahlendem Gelb.

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Letztlich erreichen wir das Hochplateau am Pass. Hier ist auch die kanadisch-amerikanische Grenze. Alaska-N-1126

Der Grenzübergang selbst befindet sich erst einige Meilen nach der Grenze, sodass die Grenzer es nicht ganz so weit nach Hause haben. Der Officer ist freundlich, lacht sogar über Scherze, holt dann aber noch einen Kollegen herbei und schließt mit ernstem Blick und einem „One moment, please“ erstmal die Türe. Lange debattieren die beiden und uns wird schon etwas mulmig. Dabei haben wir doch brav unsere Tomaten und Bananen deklariert… Letztlich geht die Türe wieder auf und wir erhalten unsere Pässe zurück und dürfen weiterfahren. Puh.

Hinter der Grenze heißt es wieder: Uhr eine Stunde zurück stellen, Tacho von Kilometer auf Meilen. Doch es ist ohnehin nicht mehr weit bis in den Ort, egal ob Kilometer oder Meilen.

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Unten in Skagway tobt das Leben. Vier dicke Schiffe liegen im Hafen und einige tausend Kreuzfahrer strömen durch den Ort.

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Skagway war der erste Anlaufpunkt all jener Goldsucher, die zuerst mit dem Schiff die Inside Passage genommen haben und dann hier an Land gegangen sind. Es gibt viele hübsche, gut erhaltene Häuser aus dieser Zeit. Die meisten Läden darin leben nun davon, die Kreuzfahrtgäste zu mästen und danach mit neuen XXL-T-Shirts auszustatten. Bei vielen Kreuzfahrttouristen scheint überdies das Budget noch teure Schmuckkäufe herzugeben: Jeder zweite Laden ist ein Juwelier. Nun ja.

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Wir finden viel Besseres als Juwelen: Dough Boys, auch bekannt als Elephantenohren!

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Im mit Treibholz verkleideten ehemaligen Clubhaus der Arktischen Brüderschaft ist heute das Visitor Center untergebracht.

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Nachdem wir alles kreuz und quer durchbummelt haben, gehen wir in den Motorboothafen zur Skagway Fish Company. In Whitehorse war es gestern noch fünf Grad kalt. Hätte ich da gesagt, dass wir heute Abend draußen essen würden, Simone hätte mich für verrückt erklärt. Aber in Skagway ist das Thermometer heute auf glatte 20 Grad geklettert und wir genießen in der Abendsonne …

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… leckeren Lachs und Monstergarnelen.

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Beim Abendspaziergang ist der Ort dann praktisch ausgestorben. Die Schifffahrer sind wieder auf ihren Pötten, die nacheinander den Hafen verlassen. Über Nacht bleibt hier kein Schiff und kaum ein Mensch. Nur im Red Onion Saloon ist noch was los, aber wir sind zu k.o. für heute. Letztlich sind wir die beiden vorhergehenden Nächte jeweils um 1 Uhr nachts kurz aufgestanden, um nach Nordlichtern zu sehen – doch immer war der Himmel bewölkt. Also, ab in die Falle. Sollen wir wirklich wieder den Wecker auf 1 Uhr stellen?

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