In den USA ist heute Labour Day, einer der wenigen Feiertage, die das Land so kennt. Das hat zwei Vorteile: Früh morgens ist kaum jemand unterwegs. Und alle Baustellen machen Pause – keine Flagger, keine Warterei auf das Pilot Car!
Wir legen Johnny Cash auf und donnern weiter ‚gen Norden.
Wo Moosewarnschilder vor Moose warnen, ward selten ein Moose gesehen. Aber dieses hier ist wenigstens noch nicht zerschossen. Denn die gelegentlichen Schilder „No shooting from roadway“ werden auf dem Land nicht so ernst genommen.
Ein anständiger Amerikaner hat immer seinen Hund dabei. Und amerikanische Hunde lieben eines: Fahrtwind! Kaum eine Ladefläche eines Pickup-Trucks, auf dem kein Hund sitzt und den Kopf in den Wind hält. Möglicherweise werden die Trucks gleich mit Hund verkauft? Steht „Fahren ohne Hund“ vielleicht gar unter Strafe?
Unser erster Stopp gilt einem der meistfotografierten Punkte Alaskas: Dem offiziellen Ende des Alaska Highway. Der über 2000 Kilometer lange Highway wurde während des Zweiten Weltkriegs von Pionieren in Rekordzeit erbaut, um bereit zu sein, falls der Russe rüberkommt. Oder der Japaner. Beides trat nicht ein, und so wurde der Alaska Highway einige Jahre später für die Öffentlichkeit freigegeben.
Bei blendendem Sonnenschein haben wir einen tollen Blick auf die stets verschneite Alaska Range.
Einen zweiten Halt machen wir an einem alten Roadhouse am Richardson Highway.
Der Tresor wurde wohl nicht mehr gebraucht.
Hinter dem Roadhouse überquert die Trans Alaska Pipeline den Tanana River.
So mancher ist hier schon liegengeblieben.
Hier wird ausnahmsweise mal davor gewarnt, dass der sonst asphaltierte Highway gleich in Schotter übergeht. Oft sind die Schotterstücke in besserem Zustand, als die asphaltierten. Der Highway ist ja auf Permafrost gebaut, und damit hatte man in den Vierzigern leider noch nicht so viel Erfahrung. Fehlt ausreichende Isolation unter dem Fahrbahnbelag, dann schmilzt darunter bei Sonne der Permafrost und die Straße sackt ab.
Wir halten uns weiterhin nordwärts.
Doch was ist das? Sind wir jetzt etwa schon zu weit nach Norden gefahren?
Nein, das Städtchen Northpole liegt vor den Toren Fairbanks und hatte sich vor einigen Jahrzehnten in Northpole umbenannt, in der Hoffnung, große Spielzeugfirmen würden sich ansiedeln. Daraus wurde nichts, aber es gibt dafür einen ganzjährig geöffneten Christmas-Store, in dem man sich mit dem leibhaftigen Santa Claus fotografieren lassen kann.
Dieser Santa hingegen sieht aus wie ein Psycho und wurde aus gutem Grund hinter Gitter gesetzt.
Tatsächlich schreiben jährlich hunderttausende Kinder an den Weihnachtsmann, der nach bewährtem CocaCola-Glauben am Nordpol wohnt, einen Rentier-getriebenen Schlitten fährt und sich 364 Tage im Jahr von seinen Elfen verwöhnen lässt.
Zurück im September erreichen wir schließlich Fairbanks, die nördlichste Großstadt des Kontinents.
Da die Stadt heute am Feiertag wie ausgestorben ist, besuchen wir den botanischen Garten der Universität von Fairbanks. Hier oben im Norden wachsen im Sommer Kohlköpfe monströser Größe – bis zu 48 Kilo schwer! Der Sommer ist kurz, aber die Tage bieten bis zu 21 Stunden Sonnenschein!
Jetzt im September verliert Fairbanks übrigens eine Stunde Tageslicht – pro Woche! Im Juni scheint die Sonne 21 Stunden lang, im Dezember nur noch für dreieinhalb Stunden.
Aktuell ist es noch ganz angenehm: Nach dem Abendessen um neun Uhr können wir noch einen schönen halbstündigen Spaziergang am Chena River machen und erst danach setzt die Dämmerung ein. Gute Nacht!