Grande Finale: Denali

Nun steht uns leider schon die letzte Station unserer Reise bevor: Der Denali National Park.

Gerade erst vor zwei Wochen hat Präsident Obama die Umbenennung des Mount McKinley zurück zu seinem ursprünglichen Namen, Mount Denali („Der Hohe“ in der Sprache der Ureinwohner), unterzeichnet. Vor langer Zeit benannte man den mit mehr als 6.100 Metern höchsten Berg Nordamerikas nach einem früheren Präsidenten „McKinley“. McKinley stammte aus Ohio, und der Congressman aus Ohio stemmte sich jahrzehntelang gegen die Umbenennung. McKinley selbst war übrigens nie in Alaska… Aber die Einwohner Alaskas bevorzugten schon immer den ursprünglichen Namen, auch der Nationalpark heißt schon immer Denali. Und jetzt müssen eben alle Landkarten umgeschrieben werden. Wir fahren also zum Denali.

Natürlich nicht ohne kurze Wartezeiten…

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Angekommen!

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Zuerst fahren wir ein Stück in den Park hinein. Die einzige Straße im Park geht tief in den Nationalpark rein, nah an den Fuß des Mount Denali heran. Allerdings dürfen nur die ersten 15 Meilen von Privatautos befahren werden – weiter geht es dann ausschließlich mit dem Bus. Wir fahren erstmal soweit wir dürfen, und machen eine kleine Wanderung . Sogar die Sonne kommt raus! Allerdings pfeift ein anständiger Wind.

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Ein Arctic Squirrel – auch bekannt als Bear Burrito. Die Bären buddeln, wenn’s sein muss, den ganzen Boden auf, um die Squirrels am Ende ihrer Bodenlöcher zu schnappen.

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Noch eine weitere kurze Wanderung, dann checken wir erstmal im Hotel ein.

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Nach dem Abendessen machen wir uns nochmal auf in den Park. Die Moose haben gerade Brunftzeit, da sollte doch was gehen.

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Und da sind sie auch schon! Zuerst hatten wir ein Moose ganz schön weit weg von der Straße gesehen. Hektische Inder mit langen Objektiven rannten dort aufgeregt die Straße rauf und runter, um das arme Moose zwischen die Bäume hindurch zu knipsen. Uns war das zu anstrengend, wir sind weiter zu einem Tümpel, den wir schon am Nachmittag als perfekten Moosesumpf identifiziert hatten. Und dort stehen sie dann im Halbdunkeln!

Nach und nach halten noch andere Autos, alle blicken runter zu dem Moose-Pärchen, als eine Frau ruft: „Look behind you!“ – und in dem Moment eine Moose-Kuh hinter uns auf die Straße tritt und gemächlich auf die andere Seite wechselt. Ein riesiges Tier, und die Bullen sind noch größer! Gleich dahinter folgte ein Junges der Mama. Für Fotos war es da leider schon zu dunkel.

Letztlich haben uns auch die hektischen Inder wieder gefunden und wir lassen die Moose in Frieden und fahren wieder zum Hotel – denn morgen müssen wir echt früh raus…

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Nachdem wir kurz nach fünf aufgestanden sind um rechtzeitig für unseren 7:30 Shuttle am Wilderness Access Center zu sein, begrüßt uns Jose in seinem grünen Bus, und wir starten auf die vierstündige Fahrt hinein in den Nationalpark.

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Die ersten zweieinhalb Stunden Fahrt sind relativ unspektakulär, auch wenn die Landschaft sehr schön anzusehen ist, und Jose uns fortwährend mit Informationen zum Nationalpark, zur Flora und Fauna versorgt.

Sobald jemand wilde Tiere erspäht, können die Passagiere „STOP!“ rufen und Jose hält an und stellt den Motor ab.

Wir sehen ein einzelnes Caribou, ein paar Schneehühner (das Ptarmigan ist der State Bird of Alaska, denn natürlich hat in den USA jeder Staat sein Staatsmotto, seine Staatsfarbe, sein Staatslied, sein Staatstier und auch seinen Staatsvogel) und ein Dallschaf, aber alles gaaaanz weit weg.

Dann entdeckt Jose einen riesigen Scheißhaufen auf der Straße – da kann der Bär nicht weit sein!

Und schon hinter der nächsten Kurve finden wir ihn: Unseren ersten Grizzly!

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Die Bären hier oben sind arme Kerle, sie wissen wohl gar nicht, dass es Paradiese gibt, in denen einem die Lachse einfach so in’s Maul springen. Die Flüsse und Bäche auf der Nordseite der Alaska Range sind einfach zu weit weg vom Meer, als dass sich hier der Lachs hin verirren könnte.

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Also fressen die Bären vor allem Beeren, Wurzeln und ab und zu mal einen Bear Burrito – ein Arctic Squirrel.

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Wir fahren erstmal weiter, und keine zwei Minuten später läuft uns schon der nächste Grizzly vor die Linse. Dieser hier ist keine zwanzig Meter vom Bus entfernt.

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Er scheint hier unter den Moosen etwas zu wittern. Also fängt er wie ein Irrer an zu graben…

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…und zeigt uns nur noch sein Hinterteil. Grizzlies sind riesige Tiere und haben einen monströsen Bärenarsch. Minutenlang sehen wir nur den Bärenpo.

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Unser Bär lässt sich von uns überhaupt nicht von seiner Arbeit abhalten. Nur ab und zu schaut er mal auf, mit seiner eingestaubten Schnauze. Dann buddelt er weiter. Mittlerweile hat er schon ein Loch ausgehoben, da hätten wir mit dem Spaten einen Vormittag dran gegraben. Ziemlich sicher, dass er gerade einen Squirrelbau ausnimmt.

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Schließlich erreichen wir das Eielson Visitor Center mitten im Nationalpark. Von hier hat man den besten Blick auf den Mount Denali – wenn er nicht hinter Wolken versteckt bleibt, so wie an zwei von drei Tagen im Jahr.

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Wir tragen uns nach der Ankunft gleich für eine geführte Wanderung mit dem Ranger ein, für die es nur 11 Plätze gibt. Die elf Plätze werden nicht mal ganz ausgenutzt, denn die Mehrzahl der Touristen scheint nach der vierstündigen Busfahrt nicht mal aus dem Bus auszusteigen, um nach einer halben Stunden Brotzeitaufenthalt wieder vier Stunden zurück zu fahren. Jeder wie er mag.

Wir lassen uns also von Ranger Julie zwei Stunden lang auf einen Bergrücken führen, während sie uns von Rast zu Rast die lange, umwegreiche Geschichte der Erstbesteigung des Mount Denali erzählt. Am besten gefällt uns der Teil über Dr. Cook, der mit einem großen Team monatelang versuchte, einen Weg auf den Sechstausender zu finden. Schließlich gab man auf, Cook blieb aber noch mit einem Pferdeführer am Berg. Er telegrafierte in die Heimat, dass er einen letzten Versuch wagen wollte, und präsentierte schon nach wenigen Tagen ein Beweisfoto vom Gipfelsturm.

Seine vorher abgereisten Teampartner waren aber etwas kritisch, ob Cooks Glaubwürdigkeit. Als Cook dann zwei Jahre später plötzlich angab, nun auch der erste Mensch am Nordpol gewesen zu sein – ein anderer Entdecker aber zur gleichen Zeit wirklich am Nordpol war, und von einem Dr. Cook keine Spur finden konnte, sah man sich das Beweisfoto nochmal genauer an. Es stellte sich heraus, dass das Foto auf einem nur 5.000 Fuß hohen Grat unterhalb des fast 20.000 Fuß hohen Denali aufgenommen war.

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Simone unterbricht die Rangerin kurz, um auf einen Bären hinzuweisen, der unten im Tal unterwegs ist. Wie groß man ihn selbst aus dieser Entfernung sehen kann! Das macht deutlich, was für ein Riese der Grizzly ist. Julie funkt kurz die Kollegen im Visitor Center an, denn der Bär bewegt sich flott darauf zu. Auch beeindruckend, wie schnell der Bär im Gelände unterwegs ist, obwohl er noch nicht mal rennt.

Über kleine Schneefelder und bei schneidend kaltem Wind steigen wir weiter nach oben – so können wir auch die Geschichte der Besteigung des Denali ganz gut nachvollziehen…

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Während Ranger Julie bis zum Ziel im kurzen Hemd lief, trage ich fünf Schichten und friere trotzdem. Dennoch erreichen wir die Anhöhe. Telegramm in die Heimat: Berg bezwungen. Stop. Südgipfel in Wolken. Stop. Nordgipfel jetzt frei. Stop.

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Tatsächlich hat sich der Denali im Laufe unserer Wanderung langsam freigelegt, sodass wir ihn beim Abstieg schon recht gut, und auf der Rückfahrt perfekt sehen können. Rechts der Nordgipfel, links der etwas höhere Südgipfel.

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Auf der Rückfahrt nehmen wir noch einen letzten Bären mit.

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Und ein paar Dallschafe.

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Und einige Caribou.

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Und kurz vor dem Parkausgang noch ein paar Moose.

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Das war ein schöner Abschluss! Wir winken den Moose noch ein letztes Mal zu.

Nun bleibt uns nur noch das Kofferpacken. Morgen geht es zurück nach Anchorage und dann in’s weitgehend bärenfreie Deutschland.

Ach ja, einen hab ich noch – für alle, die Into the Wild von Jon Krakauer gelesen, oder den tollen Film von Sean Penn gesehen haben. Ganz in der Nähe von hier, keine vierzig Meilen nördlich des Eielson Visitor Center, steht mitten in der Wildnis der grüne alte Bus, in dem der Aussteiger Chris McCandless von Jägern letztlich – wenige Tage nach seinem Tod – gefunden wurde.

McCandless hatte das Glück in der Einsamkeit der Wildnis gesucht, um letztlich zu erkennen:

Happiness is only real when shared.

So true.

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