Es war eine ruhige Nacht am Canyon de Chelly. Sicher hätten wir hier draußen einen tollen Sternenhimmel bewundern können, aber nach dem Essen sind wir schwer wie rote Felsblöcke in unser Bett gefallen und eingeschlafen.
Noch haben wir ja „Mountain Time“, aber heute bekommen wir eine Stunde geschenkt. In Arizona zu wissen, wie spät es ist, das kann ganz schön anspruchsvoll sein. Im Winter gilt die gleiche Zeit, wie in den Staaten nördlich und östlich, wie Utah, Colorado, New Mexico. Im Sommer gilt aber die gleiche Zeit, wie in Kalifornien, denn in Arizona hält man nichts von der Sommerzeit. Befindet man sich allerdings im Territorium der Navajo Nation, dann gilt doch wieder die Sommerzeit, denn die Indianer machen eben schon mit. Aus diesem Grund hängen eigentlich überall vier Uhren: Kalifornische Zeit, Arizona-Zeit, Navajo-Zeit, New Mexico-Zeit.
Aber eigentlich ist uns die Zeit ja wurscht. Wir stehen mit der Sonne auf, und gehen schlafen, wenn wir müde sind (also ziemlich zeitig).
Heute fahren wir weiter Richtung Süden. Unterwegs halten wir kurz an diesen skurrilen Badlands:
Im Zentrum des indianischen Glaubens steht ja Mutter Erde, die sie verehren und der sie nie etwas antun würden. Betrachtet man die Müllkippe rund um den Aussichtspunkt, scheinen nicht mehr alle Indianer sich da so dran zu halten. Außerdem ist alles voller Scherben, leerer Bier- und Schnapsflaschen. Im Gebiet der Reservation ist Alkohol natürlich verboten (auch im Hotel gab es keinen Alkohol). Man muss schon etliche Meilen bis an die Grenze des Reservats fahren, um Bier oder Wein kaufen zu können. Dort steht dann natürlich ein Liquor Shop neben dem anderen… Sieht man, wir ärmlich die meisten Natives in den USA leben, kann man allerdings auch verstehen, dass sie gerne zur Flasche greifen.
Ein kurzer Stopp auf unserem Weg gilt dem Hubbell Trading Post. Früher gab es hunderte solcher Trading Posts, also Läden, in denen die Indianer Waren aller Art gegen selbst hergestellten Schmuck, Keramik und Teppiche eintauschen konnten. Hubbell sprach die Sprache der Navajo und hatte so immer einen guten Draht zu den Indianern, unterstützte sie wo er konnte.
In Taos waren wir am Wohnhaus von Kit Carson vorbeigekommen, der dort mit einem Museum geehrt wurde, da er als Vorreiter für die Besiedlung des Südwestens gilt. Hier am Trading Post erfahren wir die andere Seite der Geschichte: Carson hatte den Auftrag, das Land von Indianern frei zu machen, sodass es vom weißen Mann besiedelt werden konnte. Also kasernierte er alle Indianer ein und ließ sie im Long Walk über hunderte Meilen in ein Fort im Südosten marschieren. Viele starben auf dem Marsch oder während der Kasernierung. Erst nach einem Friedensschluss Jahre später durften die Natives in ihre Heimat zurückkehren, die tatsächlich kein weißer Mann besiedeln wollte – denn hier gab es einfach nichts. Natürlich brannte man vor der Rückgabe noch schnell alle Hütten und alle Äcker ab. Hubbell half nun den Navajo, wieder auf die Beine zu kommen, und wurde von den Indianern daher stets respektiert und als Freund betrachtet.
Neben dem Trading Post, das heute ein National Monument ist, erfährt man diese Seite der Geschichte. Im Trading Post ist heute wie damals ein richtiger Laden, in dem die Navajo einkaufen und ihre eigenen Waren verkaufen.
Nach kurzem Aufenthalt am Trading Post fahren wir weiter südwärts, bis wir das Navajo-Gebiet schließlich verlassen (Yeah, endlich die Uhr vorstellen!).
Unser nächstes Ziel: Die Painted Desert im Herzen Arizonas. Wer genau diese Wüste so schön angemalt hat, ist nicht überliefert. Aber er hat schon ganz schön Farbe verbraucht!
Von einer alten, heute unter Denkmalschutz stehenden Lodge hat man einen fantastischen und weiten Blick in das bunt gefärbte Tal. Am Horizont sehen wir Viertausender, die laut Karte über 180 Kilometer entfernt sind.
In der Sonne ist es glühend heiß, aber unser Picknick im Schatten verläuft dann doch relativ flott, denn die Luft hat heute Mittag noch keine 20 Grad erreicht.
Von etlichen Aussichtspunkten genießen wir den Blick in die Wüste.
Letztlich reißen wir uns los und fahren weiter nach Süden. Parallel zur heutigen Autobahn, entlang der Telegrafenmasten, verlief einst die Mother Road, die legendäre Route 66.
Zum Andenken hat die Nationalparkverwaltung an dieser Stelle eine lustige Straßenkreuzerbank und ein verrostetes Autowrack aufgestellt.
Nicht weit entfernt finden wir Petroglyphen, die die ersten Bewohner dieser Gegend vor laaaaanger Zeit in den Fels geritzt haben.
Besonders interessant: Der Storch, der das Baby bringt. Das ist natürlich eine spezielle europäische Interpretation. Tatsächlich glauben bestimmte Indianerstämme aber an die Existenz eines großen Vogels, der die Kinder holt. Nun wissen wir also endlich, wo der Storch die Kinder, die er bei uns bringt, so her hat.
Krasse Frisuren waren auch in der Vorzeit schon in.
All das war schon ganz schön, aber unser eigentliches Tagesziel liegt noch vor uns. Endlich finden wir die ersten versteinerten Baumstämme im Petrified Forest! Mehr dazu folgt in Kürze.