New Mexico, Colorado & Arizona 2016

Meinen Bericht unseres Wild-West-Trips könnt ihr hier lückenlos und chronologisch nachlesen: New Mexico, Colorado & Arizona 2016 – Die ganze Reise

Das waren die Etappen:
Über den Wolken…
Dann eben nach Madrid
Ankommen in Santa Fe
Zu den Kasha-Katuwe Tent Rocks
Kunscht und Kultur in Santa Fe
Besuch bei den Pueblo Indianern
Choo Choo!
Endlich mal wieder in Pagosa Springs
Mesa Verde
Canyon de Chelly
Painted Desert
Petrified Forest
… on Route 66!
Cactus Forest
Tombstone
Bisbee
Chiricahua National Monument
Von Silver City nach El Paso
Der Tag an dem ich drei Mal auf meine Frau hörte
Runter in die Carlsbad Caverns
Sonnenuntergang in den White Sands
Wandern in White Sands
Letzte Etappe nach Albuquerque
Balloon Fiesta – Special Shapes Rodeo – Morning Session
Special Shapes Glowdeo – Ballonglühen
Morning Session – Zweiter Tag
Letzter Tag

Letzter Tag

Nach der Morning Session auf dem Ballonfeld haben wir es gerade noch rechtzeitig kurz vor 10 Uhr ins Hotel geschafft, um uns ein anständiges Frühstück zu gönnen. Nun wollen wir unseren letzten Tag möglichst gemütlich ausklingen lassen.

Am Morgen starteten die Ballons zum Überflug der Sandia Crest, dem Gebirgszug östlich der Stadt. Dort kann man mit der Seilbahn rauf fahren, aber ebenso auch mit dem Auto – das machen wir!

Der Weg führt uns über den Turquoise Trail, die Nebenstrecke von Albuquerque nach Santa Fe, an der auch Madrid liegt, das nette kleine Örtchen, in dem wir vor genau drei Wochen diese Reise begonnen haben.

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Wir verlassen aber den Turquoise Trail, und steuern in Richtung Sandia Crest. Auf diesem Weg kommen wir am Tinkertown Museum vorbei, einer wunderbaren Ansammlung alter Skurrilitäten. Alles, was andere schon längst weggeworfen hätten, wurde hier zu einem Teil des Museums verarbeitet.

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Am Eingang erhalten wir eine Quarter-Münze, um die „Band“ in Betrieb zu setzen.

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Wir sehen uns die etwa zehn Meter lange Puppenstube an, in der so ziemlich alles untergebracht wurde, was nur ansatzweise in den Maßstab passte.

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Man kann kleine Knöpfe drücken, dann geht zum Beispiel im Outhouse die Klotür auf, oder der Geier schlägt mit den Flügeln, oder, oder, oder…

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Wir sind definitiv in New Mexico.

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Es folgt: Der Zirkus.

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Auch im Zirkus gibt es nichts, das es nicht gibt. Und wenn der Künstler irgendwo einen Zinnsoldaten übrig hatte, dann wurde der auch einfach irgendwo dazwischen gestellt. Hauptsache bunt. Sehr lustig anzuschauen.

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Zwischendurch werfen wir noch den ein oder anderen Quarter in die vielen, darauf wartenden Maschinen.

Hier Simone bei der Karriereberatung. Leider hat sie nur ein langweiliges „Doctor“ erspielt, wo es doch viel spannendere Berufe, wie Love Pirate, Dictator oder einfach Nudist gegeben hätte!

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Mein Horoskop, das eine andere Gerätschaft nach viel Gekurbel und Gedüdel druckfrisch ausgespuckt hat, sieht doch ganz positiv aus: Mein Leben sieht also aktuell etwas hum drum aus, aber Besserung ist in Sichtweite! Auch meine romantic disposition schätzt der Automat korrekt ein.

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Im angrenzenden Gift Shop gibt es nochmal authentische New Mexico – Deko.

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Draußen ärgere ich mich, dass der Medizinmann seinen Wagen hier leer abgestellt hat, verspricht Dr. Rattlesnake doch auch die Heilung von Hexenschüssen!

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Nach meiner Wahl zur Miss Tinkertown …

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… setzen wir schließlich die Fahrt hinauf auf die Sandia Crest fort.

Oben gehen wir einen kurzen Spazierweg zur Aussichtsplattform und wollen eigentlich nebenbei beide einen Apfel essen (zu wenig gefrühstückt…). Aber leicht bergauf gehen und gleichzeitig essen scheint irgendwie gerade gar nicht zu funktionieren. Wir sehen uns verdutzt und schnaufend an: Wie hoch sind wir hier eigentlich? Ein Schild am Besucherzentrum offenbart es schließlich: auf 3225 Meter Höhe! Kein Wunder also, dass wir hier so in’s Schnaufen kommen.

Der Blick von der Sandia Crest hinunter auf Albuquerque ist den mühevollen Weg (10 Höhenmeter ab Parkplatz) aber allemal wert!

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Schon auf der Fahrt nach oben hatten wir das Gefühl, durch ein halbes Dutzend Klimazonen zu reisen. Losgefahren in der Wüste, dann trockenes Gebüsch, plötzlich hohe Kiefernwälder durchsetzt von kleinen Espenhainen (die schon wunderschön herbstlich leuchten), landeten wir schließlich oben an der Baumgrenze.

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Wir drehen eine kleine Runde in Richtung Seilbahnstation, kehren aber bald um, da uns der Hunger zurück zu unserer Brotzeit treibt.

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In der Sonne bräuchte man die Jacke gar nicht, die strahlt so intensiv. Dennoch zeigt das Thermometer im Auto gerade mal 6 Grad an.

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Zu guter Letzt fahren wir den Berg wieder ein Stückchen hinunter, um an einem hübschen Picknickplatz zum letzten Mal auf dieser Reise zu brotzeiten. Wir genießen die Stille, die Einsamkeit, die Sonne, den blauen Himmel und den Pepper Jack Käse. Ein schöner Abschluss einer schönen Reise!

Epilog

Im Tinkertown Museum sprach uns ein Amerikaner an, dem wohl aufgefallen war, dass unser Auto zwar ein texanisches Kennzeichen, wir aber keinen texanischen Akzent haben. Und er war nicht der Erste, der von uns unbedingt wissen wollte, was uns auf unserer Reise denn am Besten gefallen hätte. Wir antworten dann meist ganz ehrlich, dass wir das gar nicht genau sagen können, denn es war so Vieles so toll.

Diesmal ernteten wir dafür einen ungläubigen Blick. Ob wir schon am Grand Canyon waren? Ja? Dann war es doch sicher der Grand Canyon, der uns am Besten gefallen hat. Okay. Gut. Danke. Bye.

Er hat das also praktisch für uns entschieden. Eigenartiger Kauz.

Aber so ist es eben. Die Landschaften, die sind immer wieder wahnsinnig beeindruckend. Aber meist lassen sie sich nicht vergleichen. Wir müssen da auch keine Top-10-Liste aufstellen, wie die Amis das halt gerne machen.

Und in Wirklichkeit sind es oft die kleinen, unscheinbaren Dinge, die für immer hängenbleiben: Schönes, Lustiges, Bewegendes.

Das zufällig mitgehörte Telefonat in Santa Fe zum Beispiel: „It’s beautiful! No humidity. No rain. No heat. Just beautiful!“. Oder die Straßenmusiker auf der Plaza.

Die vielen Briefe und gemalten Bilder in der Familienkapelle im Sanctuario.

Der Indianer, dessen Stimme kurz stockt, als er uns erzählt dass seine frühen Vorfahren in der Kirche hinter ihm Schutz suchten, dann darin ermordet wurden.

Die Klangkulisse auf dem Zug, das Rattern, Klappern, Zischen und die Dampfpfeife, die durch Mark und Bein geht. Das Ausruhen im heißen Thermalwasser nachdem wir den ganzen Tag durchgeschaukelt wurden. Wie wir an dem winzigen Tisch in der lauten, engen Brewery saßen, Pulled Pork Sliders auf dem Teller, und dazu Livemusik.

Als wir in Mesa Verde rund um die Kiva standen, und der Ranger uns aufforderte, die Augen zu schließen, und uns den vor Hunderten von Jahren hektisch verlassen Ort ganz lebendig vorzustellen: „Let it live!“

Die Wanderung in den Canyon hinunter, durch tiefroten Fels und bei stahlblauem Himmel und sich unten angekommen von der Indianermutti ihre Töpferkunst erklären zu lassen.

In der Painted Desert aus dem Auto zu steigen und ungläubig auf eine Landschaft zu blicken, die es sonst nur auf dem Mars geben kann.

Im hässlichsten Restaurant, dem Bau aus unverputztem Betonstein, an dem Tisch mit der Plastikfolie drauf, das beste italienische Essen der ganzen Reise vorgesetzt zu bekommen.

Der ständige Wechsel: Wüste und Kakteen, dann wieder Berge, Wälder, sogar Schnee. Aber auch Waldbrand, Sandsturm und monsunartiger Gewitterregen.

BBQ bei Rudy’s. Leckere Lachs-Burger und Super-Burritos. Chips & Guacamole in der Bar im Hinterhof in Downtown Tucson. Wie sie sich bei ‚Feast‘ gefreut haben, dass wir am zweiten Abend noch mal zu ihnen zum Essen kommen.

Der Pianist in Big Nose Kate’s Saloon in Tombstone, während sich draußen die Wild-West-Darsteller duellieren. Der Coffee Shop in Bisbee, in dem wir beim Warten in der Schlange komplette Lebensgeschichten erzählt bekommen. Den Einheimischen vor dem Coffee Shop zuzuhören, die sich hier abends einfach so zum Musikmachen treffen.

Stundenlanges Geradeausfahren, die am Straßenrand sitzenden Geier. Das Gefühl, in den abgelegenen Nationalparks, wie Chiricahua oder Guadalupe, praktisch allein unterwegs zu sein.

Die Kuh, die vor Erschöpfung schon das Maul voll Schaum hatte, weil sie im Cattle Guard feststeckte.

Der Typ mit den weißen langen Haaren und dem Bierbauch in der Brewery in Silver City. Wieder die Live-Musik. Das kleine Café, in dem man sich plötzlich wie auf Kuba fühlte.

Die vielen Tiere, die wir unterwegs gesehen haben, vor allem die Schlange auf dem Weg, und das Reh, das uns vors Auto springt. Die Millionen Fledermäuse. Der Abstieg in die Höhle.

Die weiße Wüste. Die Farben des Sonnenuntergangs.

Das Eis bei Caliches. Der Stand mit den Chilis. Die Pistazienfarm.

Und schließlich: Das Fauchen der Brenner im Morgengrauen, die kurze Hektik beim Start der Ballons und die plötzliche Ruhe, wenn alle in der Luft sind. Dann das letzte Picknick oben am Berg.

Es waren eben viele, wirkliche viele Dinge, die diese Reise besonders gemacht haben. Nur: Der Grand Canyon war es nicht. 🙂

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Morning Session – Zweiter Tag

So, wie angedroht gibt es noch einen ordentlichen Nachschlag „Ballonfotos“.

Am zweiten Tag haben wir uns heute herausgenommen, erst um 5:30 aufzustehen. Das hat etwas mehr Warterei im Stau zu den Fiesta Grounds zur Folge, und einen längeren Fußmarsch vom Parkplatz zum Eingang. Aber im Wesentlichen sind wir doch genau zum richtigen Zeitpunkt dort: Die Morgendämmerung hat gerade begonnen, und die ersten Teams werfen die Windmaschinen an. Es geht wieder los!

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Binnen weniger Minuten richten sich die ersten Ballons auf …

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… die ersten Körbe werden aufrecht gekippt …

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… und – schwupp – stehen sie startbereit da.

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Schon starten die ersten in den Morgenhimmel.

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Für die frühen Starter geht es noch recht eng zu. Noch hängt der Ballon an einer Leine fest und wird mit Muskelkraft in die richtige Position geschoben.

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Dann wird gefeuert was geht, die Leine gekappt, und der große blaue mogelt sich durch die anderen Ballons nach oben durch.

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Der oberste Ballon erreicht die ersten Sonnenstrahlen!

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Jetzt wollen alle in die Sonne. Wir auch, müssen aber warten, bis die Sonne zu uns kommt.

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Und da sind die ersten wärmenden Sonnenstrahlen auch für uns. Würde der Pinguin nur nicht so einen riesigen Schatten werfen…

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Es geht Schlag auf Schlag, immer mehr Ballons starten.

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Auch Hunde können fliegen.

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Und D-OLAF darf diesmal auch aufsteigen.

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Fauchen und Gepfeife hinter uns, schnell winken, schon ist der nächste in der Luft.

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Wer hätte bei diesem Anblick gedacht, das Clowns wenige Wochen später zum Problem werden!?

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Ah, Smokey, der Bär, der allgegenwärtig vor Waldbränden warnt, steigt direkt vor dem fliegenden Hydranten auf.

Vor wenigen Tagen sind wir übrigens in Smokeys „Heimat“ vorbeigekommen. In den 40ern wurde Smokey, der Bär mit dem Ranger-Hut, zum Maskottchen im Kampf gegen menschenverursachte Waldbrände. Als dann bei einem Feuer in New Mexiko ein Bärenjunges mit verbrannten Tatzen geborgen wurde, taufte man ihn Smokey, und der Hype um Smokey Bear ging erst richtig los. Er zog bald in den Zoo von Washington D.C. um, und wurde so berühmt, dass ihm die US Post ob der ausufernden Fanpost gar eine eigene Postleitzahl zuteilte.

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Hui, auch die Vogelscheuche ist schon in der Luft!

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Der coole Futzi mit der verspiegelten Sonnenbrille …

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… der Piranha …

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… und viele, viele andere Formen bevölkern nun den einwandfrei blauen Himmel.

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Einer unserer Lieblinge: The Bumblebee.

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Das frisch Geschlüpfte.

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Unter der Kuh.

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Der Gecko auf Dope.

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Nochmal die Kuh, und im Hintergrund …

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… unser besonderer Freund, der Raumfahrer.

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Nach und nach haben die meisten Ballons heute den Start geschafft. Aber viel Wind scheint es nicht zu geben. Einige landen nach einer kurzen Runde wieder direkt auf dem Festplatz. Andere haben es gerade mal bis zum Parkplatz geschafft. Ausgerechnet der coole Futzi mit der verspiegelten Sonnenbrille hat es nicht mal eine Meile weit geschafft. Wie peinlich…

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Auf dem Rückweg zum Parkplatz überlegen wir, wie wir dem Autovermieter erklären, dass jetzt ein Ballonkorb im Dach unseres Autos steckt. Beruhigt stellen wir aber fest, dass die Ballons unsere Karre dann doch verfehlt haben.

Nun denn, schüss Ballons, wir gehen jetzt frühstücken!

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Special Shapes Glowdeo – Ballonglühen

Am Abend kehren wir noch einmal auf die Fiesta Grounds zurück. Aber nicht nur wir. Diesmal brauchen wir für die eigentlich 10-minütige Fahrt eine glatte Stunde und parken gaaanz weit draußen. Nach einem kurzen Spaziergang erreichen wir dann aber doch rechtzeitig zur Dämmerung den Festplatz, auf dem schon die Ersten Ballons „vorglühen“.

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Oh nein, was denn hier passiert?? Ouch…

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Ganz schön schnell wird es dunkel, aber die Ballons gleichen das aus, indem sie kräftig Feuer machen.

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Ein Glühhündchen. Rechts das bayerische Feuerwehrauto, D-OMEI.

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Der traurige Clown, und rechts davon D-OLAF, noch ein Deutscher. So ein Ballon im Handgepäck, das stelle ich mir spannend vor.

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D-OLAF von unten.

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Wir machen es uns schließlich auf einer Bank gemütlich und lassen uns unser mitgebrachtes Abendessen schmecken.

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Nachdem die Ballons schließlich Feierabend machen, gibt es noch eine Lasershow und ein hübsches Feuerwerk und dann begibt sich ganz Albuquerque zurück zu seinen Autos. Nur noch eine gemütliche dreiviertel Stunde im Stau, dann erreichen wir letztlich unser Bett. Zeit wird’s, denn morgen wollen wir wieder zeitig raus: Uns den ganzen Spuk noch einmal ansehen.

Balloon Fiesta – Special Shapes Rodeo – Morning Session

Donnerstag morgen, 4:30. Der Wecker klingelt. Mühsam schälen wir uns aus dem Bett. Kaffeemaschine an, Zahnbürste, kreisende Bewegungen, Kaffee einfüllen. Pullover an, Jacke an. Noch ein Pullover drüber, noch eine Jacke drüber. Noch mehr Kaffee einfüllen. Mütze auf und losfahren.

Zugegeben, wir dachten, wir wären zeitig dran. Der Stau zum Festivalgelände hielt sich auch noch in Grenzen und wir parken nahe am Eingang. Aber: Obwohl es noch zappenduster ist, scheint schon halb Albuquerque auf dem Festivalgelände, den Balloon Fiesta Grounds, unterwegs zu sein. Dort gehen (neben viel Kaffee) schon die ersten Green Chile Burger über die Tresen, und man kann sich mit dem ein oder anderen Fiesta-Veteranen fotografieren lassen.

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Dieser preisgekrönte Quilt gibt einen Vorgeschmack auf den Tag:

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In der Dunkelheit macht sich die „Morning Patrol“ bereit zum Start.

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Dann wird die Fiesta eröffnet, wie es sich eben gehört: Mit dem Absingen der Nationalhymne und dem Start zweier Sponsorenballons mit riesigen US-Flaggen: „O! say can you see by the dawn’s early light…

usa-015-179 usa-015-173Während der Wind die zwei nun über die Sandia Crest treibt, wird es langsam hell und es kommt Bewegung in die Festival Grounds. Bewegung ist gut, denn es ist schon noch saukalt so früh am Morgen.

Aber wie geht es jetzt eigentlich weiter? Setzen wir uns irgendwohin und schauen den Ballons beim Starten zu? Wie funktioniert das jetzt eigentlich? Ganz einfach: Es gibt hier keine Absperrungen und kein gar nichts. Man läuft einfach zwischen den flach am Boden ausgelegten Ballons umher und wartet, bis es los geht. Noch herrscht eine beruhigende Stille am Startplatz.

Urplötzlich, wie auf ein geheimes Zeichen hin, werfen gleichzeitig alle Balloncrews um uns herum ihre Ventilatoren an. Ehe wir uns versehen können, stehen wir dicht gedrängt zwischen den in den Himmel wachsenden Ballonhüllen.

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Ja! Die ersten Sonnenstrahlen spenden etwas Wärme.

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Um uns herum heulen die Windmaschinen, mit denen die erste Luft in die Ballons geblasen wird. Die Brenner an den Körben fauchen laut auf, dann werden die Brenner von den noch liegenden Körben aus in die Ballons gerichtet.

Schwupps, schon steigen die ersten Ballonhüllen in die Luft und bieten uns Zuschauern Platz zum Nachrücken. Action pur!

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Dann gibt es einen Ruck und die Körbe werden aufgestellt. Was für eine Energie! Und wir mitten drin!

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Das Festivalgelände ist riesig und überall richten sich Ballons auf…

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… bis sie dicht an dicht vor dem blauen Himmel leuchten.

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Dann kommen die „Zebras“ mit ihren Trillerpfeifen (sie kümmern sich um einen sicheren Start), …

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… die Brenner gehen auf Dauerfeuer, und unter großem Jubel starten die ersten Ballons.

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Aber das war ja nur der Anfang! Nachdem ein großer Schwung „normaler“ Ballons zu ihrer Wettfahrt gestartet sind, werden auch schon die ersten Ballons in Sonderformen aufgeblasen: Schließlich ist heute Special Shape Rodeo! Da liegt zum Beispiel schon ein Krokodil am Boden. Und was ist das da rechts? Wird das eine Kuh?

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Klar erkennbar: Ein Feuerwehrauto. Aber Notruf 112? Stimmt, es ist ein deutscher Ballon mit dem Kennzeichen „D-OMEI“!

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Ein Ballon mit Ballons drauf.

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Der Easy Rider…

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… und der kleine Drache sehen noch sehr müde aus (wie wir halt).

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Käpt’n Ara und die Vogelscheuche, …

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… die Hexe, …

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… rund um uns steht ein ganzer (Comic-)Zoo auf.

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Das Seepferdchen schaut neugierig zu uns rüber …

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… und auch das Krokodil hat es aus dem Bett geschafft.

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Dazwischen immer wieder Trillerpfeifen … und schon startet wieder ein Ballon.

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Der Raumfahrer, ein echt aufgeblasener Typ.

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Noch mehr aufgeblasene Typen.

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Aus dem Fenster der Rakete guckt ein Außerirdischer raus.

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Im Hintergrund schweben weitere Ballons heran, die außerhalb der Fiesta Grounds gestartet sind. Deren Wettbewerb besteht darin, möglichst nah an einer Stange auf dem Festgelände zu landen.

Aber was ist das? Aus den ersten Special Shape Balloons wird schon wieder die Luft gelassen – die werden heute leider nicht mehr starten, denn der Wind ist zu stark, die rote Fahne ist oben: Keine weiteren Starts.

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Na gut, war aber trotzdem ein Riesenerlebnis. Und außerdem ist morgen auch noch ein Tag. Vielleicht klappt’s ja dann für die Special Shapes. Andererseits: Morgen nochmal so früh aufstehen? Oh doch!

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Wir schauen uns noch ein bisschen das Rahmenprogramm an und schnabulieren einen Funnel Cake.

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Die Jungs vom Kettensägenschnitzwettbewerb haben heute morgen auch schon ganze Arbeit geleistet.

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Das war sie dann, die Morning Session. Gegen 10 Uhr leert sich die Festwiese. Wir kommen auf jeden Fall heute Abend nochmal zum Ballonglühen. Bis dann!

Letzte Etappe nach Albuquerque

Oh Mann… Nur noch drei Stunden fahren und dann soll es das für dieses Jahr gewesen sein? Naja nicht ganz, wir wollen ja noch ein paar Tage in Albuquerque bleiben und der Balloon Fiesta beiwohnen. Aber trotzdem ist das heute unsere letzte Etappe. Schnief!!

Ein paar Stopps machen wir unterwegs natürlich: Der erste gilt einer Pistazienfarm, wo wir uns einmal durchs Angebot durchfuttern, und dann kräftig einkaufen. Auf dem Parkplatz haben sie die weltgrößte (einzige?) Pistazienstatue der Welt stehen.

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Dann gehen wir noch eine Runde durchs Valley of Fires. Hier hat sich vor langer langer Zeit ein Vulkan in das lange, flache Tal erbrochen.

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Eher langsam holt sich die Vegetation das Land zurück. Im Nachbartal liegt übrigens die Trinity Site, der Ort an dem zum Test die erste Atombombe gezündet wurde. Komische Vorstellung.

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Einen weiteren Halt machen wir an einer Chili-Farm, wo wir uns mit getrockneten Chilis eindecken.

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Ein Blick auf die Rückbank zeigt, wie lang wir schon unterwegs sind. Ab der dritten Woche stapelt sich unser Kram von der Fußraste bis hinauf zu den Kopfstützen…

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Im schönsten Abendlicht erreichen wir die Old Town von Albuquerque.

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Hier werden überall die Ballonfahrer willkommen geheißen.

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Kurz besuchen wir die alte Kirche an der Plaza.

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Und schauen uns die netten Läden und Cafés drumherum an.usa-015-137 usa-015-141

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Zu guter Letzt gehen wir noch einmal lecker essen (Yeah, noch einmal draußen sitzen!) und dann früh in die Heia, denn morgen wollen wir die ersten Ballonstarts sehen – der Wecker steht auf 4:30 (in Worten: vier Uhr dreißig)!

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Wandern in White Sands

Nach dem dramatischen Tod einer französischen Familie im letzten Jahr – sie wurde letztlich nur zwei Kilometer von ihrem Auto entfernt gefunden, nur der neunjährige Sohn überlebte – hat man schon Respekt, bevor man sich auf so eine Wanderung durch die Gipswüste aufmacht.

Die Warnhinweise in der Parkzeitung sind in allen Sprachen abgedruckt, jeweils ganzseitig: Englisch, Spanisch, Deutsch, Französisch, Japanisch und Chinesisch. Es muss wohl schon was dran sein. Nehmen wir also lieber eine Flasche Wasser mehr mit.

Auf der anderen Seite: Heute morgen ist es noch nicht so heiß. Wir sind in kurzen Hosen und T-Shirt unterwegs und schwitzen auch ganz gut. Die Sonne brennt kräftig und der weiße Sand reflektiert das noch. Aber die Luft ist frisch: Nur 14°C! Wir zweifeln, ob unser Thermometer funktioniert. Klatschnass geschwitzter Rücken bei 14°? Doch, es stimmt. So lässt es sich in den Dünen eigentlich sehr angenehm wandern.

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Sicherheitshalber folgen wir lieber einem markierten Wanderweg. Immer in Sichtweite stehen oben auf den Dünen Schilder.

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Ein Vögelchen wollte uns einen anderen Weg zeigen. Neee, nicht mit uns.

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Was die Wanderung noch zusätzlich anstrengend macht: Es geht rauf. Dann geht es wieder runter. Dann geht es wieder rauf. Dann wieder runter. Rauf. Runter. Und so weiter.usa-015-010

Der Blick nach vorne …

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… und der Blick zurück.

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Die arme Yucca ist schon halb zugeweht.

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Tatsächlich kann man hier auch campen!

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Pälmchen im Sand ist heute mein Lieblingsmotiv.

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Die höchste Düne ist erreicht!

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Da könnte man jetzt runterrennen. Nur müsste man’s danach halt wieder hochsteigen. Also lass ich es.

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Die Yuccas betteln geradewegs darum, fotografiert zu werden.

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Bitte, warum wachsen hier jetzt die gleichen Pilze, wie bei mir daheim auf dem Rasen, wenn’s mal wieder eine Woche durchgeregnet hat? Das ergibt keinen Sinn.

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So vermehrt sich die Yucca. Stimmt allerdings nicht ganz. In Wirklichkeit hängen diese Schoten oben an der langen Strange dran, die die Yucca austreibt. Dann wartet sie auf etwas Wind und aus der Schote, die dabei rasselt wie eine Klapperschlange, fallen die Samen raus.

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Dieser Tausendfüßler hatte wohl etwas zu viel Tequila.

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Letztlich erreichen wir wieder den Parkplatz. Überlebt! Nur der gemütliche Picknickplatz ist leider schon besetzt.

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Sonnenuntergang in den White Sands

Nachdem wir aus der Höhle in Carlsbad wieder aufgetaucht sind, machen wir uns nun auf den Weg zurück nach Osten: Unser Ziel sind die White Sands bei Alamogordo. Dazu gilt es erstmal ein kleines Gebirge zu überqueren. Aus der trockenen Wüste schrauben wir uns langsam hinauf ins auf 2.700 Meter Höhe gelegene Cloudcroft – das südlichste Skigebiet der USA. Ein kurzer Kaffeestopp bei 8° Außentemperatur, dann geht es wieder runter in die Hitze.

In Alamogordo angekommen können wir nicht anders und essen bei Caliche’s ein Eis mit Pecans und Pistazien und Schokosoße. Mmmmmh!

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Dann geht es ab in die weiße Sandwüste. Der Nationalpark liegt innerhalb der White Sands Missile Range – bei Raketentests sind Zufahrt und Highway gesperrt, aber zum Glück sind für heute keine Tests angekündigt.

So besteigen wir rund zwei Stunden vor Sonnenuntergang die ersten Kalkdünen. Entgegen aller Erwartungen ist es jetzt am Abend schon fast etwas frisch hier draußen und es pfeift ein solcher Wind, dass wir zwischendurch sogar zum Auto zurück müssen, um unsere Jacken zu holen.

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Der Wind hat dafür sehr schöne Wellen in den Sand geblasen, …

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… sorgt aber auch dafür, dass es zwischen den Zähnen knirscht und dass der Himmel etwas diesig ist.

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Der Kontrast von blau und weiß ist aber auch bei sandiger Luft noch ganz gut wahrzunehmen…

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Die Sonne strebt schneller auf den Horizont zu, als uns lieb ist.

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Wir versuchen noch schnell unseren Schatten zu fotografieren.

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Und auch sonst machen wir unzählige Fotos, mal mit, mal ohne Yucca-Palme.

usa-014-177 usa-014-186Nicht nur wir fotografieren hier in den Dünen.

usa-014-206  usa-014-194 usa-014-199Dann streicht die Sonne ein letztes Mal über die Hügel…

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… und verschwindet schließlich ganz.

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Wir sehen zu, wie die Ersten schon den Park verlassen, der aber erst eine Stunde nach Sonnenuntergang schließt.

Die Straße in die Dünen hinein, und die Picknickplätze werden von Schneepflügen freigehalten. Man ist einfach auf dem festgefahrenen Gips unterwegs.

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Es setzt die, für New Mexiko typische, orangene Dämmerung ein, wenn auch nur ganz schwach, weil so viel Sand in der Luft ist.

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Schließlich verlassen wir den Park, bevor uns der Ranger rauswirft. Natürlich nicht, ohne noch einmal eine sportliche Runde auf der Sandpiste des Loop Drive gefahren zu sein.

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Uns ist auf jeden Fall klar, dass wir morgen früh noch einmal wiederkommen müssen. Die zwei Stunden bis zum Sonnenuntergang waren viel zu kurz.

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Runter in die Carlsbad Caverns

Die Fledermäuse sind längst wieder in ihre Höhle zurückgekehrt, nun steigen wir ab.

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Es geht steil nach unten, aber dennoch rollstuhlgerecht. Auf dem ersten Teilstück riecht es – nun ja – etwas streng. Wie soll ich es anders formulieren: Fledermauspisse eben…

Vor uns liegt ein schwarzes Loch, dort hinten leben die Fledermäuse. Wir gehen um eine 180°-Kurve und steigen in die entgegengesetzte Richtung ab. Die Luft wird deutlich besser.

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Nach einem letzten Blick ins Tageslicht wird es finster. Die Höhle ist nur dezent beleuchtet, was sehr schön ist.

Schon kommen wir an den ersten Tropfsteinsäulen vorbei.

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Nach einer drei viertel Stunde erreichen wir die „Talstation“. Von hier aus können wir später mit dem Aufzug wieder hoch fahren. Wie praktisch! Unten sieht es ein wenig aus, wie in einem James Bond Film.

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Wir machen nun die Tour durch den Big Room. Der Big Room ist wirklich ein großer Raum: Der Rundweg ist drei Kilometer lang.

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Eines der Highlights ist der Saal mit dem Kronleuchter an der Decke:

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Einige Stalagmiten sind lang und dünn...

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… andere sind dick und breit …

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… oder haben Bärte.

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Es ist wirklich toll! Die Stunden in Höhle vergehen viel zu schnell.

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Ruckzuck transportiert uns der Aufzug wieder nach oben, wo es sehr sehr hell ist.

Der Tag an dem ich drei Mal auf meine Frau hörte

Wir beginnen den Tag mit einer länglichen, landschaftlich etwas drögen Fahrt ab El Paso in Richtung Osten. Da alle Strecken, die von der mexikanischen Grenze ins Inland der USA führen, nach einige Meilen mit Kontrollstellen der Border Patrol ausgestattet sind, müssen wir uns dort beim Officer erstmal ausweisen. Nach ewig langem Geblättere in unseren Pässen findet er endlich den Visumsstempel und wir dürfen weiterfahren.

In den Guadalupe Mountains haben wir uns eine Wanderung herausgesucht, in einen Canyon, durch den ein echter Bach hinunterfließen soll, der eine grüne Ader durch die umgebende Trockenheit legt.

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Vorher informieren wir uns besser, was zu tun ist, wenn wir auf einen Berglöwen treffen. Die Wahrscheinlichkeit, im Lotto zu gewinnen, dürfte jedoch größer sein.

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Dann starten wir auf den Weg in den McKittrick Canyon. Es ist gaaaanz schöööön waaaarm. Aber angeblich soll es im Canyon ja Wasser geben, und Bäume, und Schatten. Angeblich.

Uns kommt ein amerikanisches Paar entgegen, mit dem wir uns kurz unterhalten. Unten auf dem Parkplatz standen nur zwei Autos, demnach sind wir auf dem Wanderweg so fast die Einzigen, da kann man schon mal ein paar Worte wechseln.

Zuerst erfahren wir, dass die Beiden den Weg zwar nicht allzu weit gelaufen sind, aber weit und breit kein Bach und kein Wasser und kein Schatten kommt. Prima!

Ich frage ihn, wo er herkommt, da sagt er: „From Wetzlar!“ – und seine Frau rollt die Augen – „Now you’ve got him started“.

Es folgt eine genealogische Abhandlung des Familienstammbaums väterlicherseits. Wie die Urgroßeltern über Texas in die USA eingewandert sind, und so weiter, und so weiter. Wenn auch etwas detailliert, war es ein nettes, sehr interessantes Gespräch – in brütender Hitze. Irgendwann zieht seine Frau ihn dann weiter und wir brechen auch wieder auf.

Mehrmals überqueren wir den Wash, den ausgetrockneten Bachlauf. Kein Wasser. Kein Schatten.

Bei einer weiteren Überquerung meint Simone dann, hier rieche es nach Meer (seeehr wahrscheinlich!).

Tatsächlich riecht es nach Meer.

Was da riecht ist der Bach, der wenige Meter über uns ganz ganz leise plätschernd durchs Kiesbett läuft, und vor unseren Füßen im Boden versickert. Dabei lässt er eine Art Schlick zurück, der – ja – eben nach Meer riecht.

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Den Wanderweg haben die Ranger zum Glück recht breit angelegt, das hält die Klapperschlangen fern. Nun, da im Tal Wasser fließt – wenn auch nur ganz wenig – wird es langsam grüner und richtig hohe Bäume spenden uns Schatten. Geht doch!

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Noch mehrere Male müssen wir den Bach überqueren.

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Es blüht sogar hier und da!

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Und es gibt lustige Bäume, die nur ganz unten am Stamm eine Rinde haben, und sonst irgendwie nackig sind.

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Nach vielleicht zwei Stunden erreichen wir die Pratt Lodge, ein Steinhaus, das sich der frühere Eigentümer dieses Stücks Land in den Canyon gebaut hat. Er hat das Land dann später dem Nationalpark vermacht. Hier gibt es aber außer Mücken eigentlich nichts, und so gehen wir zurück in den Canyon, wo wir in der Sonne picknicken. Richtig: In der Sonne, denn hier oben im Canyon ist es jetzt eigentlich ganz angenehm, und der Rücken ist so klatschnass geschwitzt, dass eine Rast im Schatten keine gute Idee wäre.

Wir hatten erwägt, den Canyon noch bis zu einem Ort namens Grotto weiterzugehen (eine Höhle vielleicht). Auf unserer Karte sehen wir aber, dass es zu weit für heute sein dürfte. Für den Nachmittag war auch eine Gewittergefahr angesagt, und wir müssen ja mehrmals den Wash queren, der dann vielleicht nicht mehr passierbar wäre. Wir gehen trotzdem noch ein bisschen weiter, denn der Weg hier oben ist schattig und schön.

Irgendwann schlägt Simone vor, umzukehren, und natürlich stimme ich ihr sofort zu.

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Auf dem Rückweg – bergab wandert es sich doch immer leichter als bergauf – laufen wir gerade in großen Schritten hinab, als Simone mich plötzlich am Arm reißt und „Schlange! Schlange!“ ruft.

Ich bleibe natürlich völlig ruhig.

Sicherheitshalber, und um Simone nicht zu ängstigen, mache ich aber doch eine groooßen Sprung nach hinten. Erst danach suche ich den Boden nach der angeblichen Schlange ab.

Da schlängelt sich doch einer der beiden Holzstöcke, auf die ich beim nächsten Schritt draufgetreten wäre, in den Busch!

Die Schlange sah zwar friedlich aus, aber drauftreten muss man dann ja auch nicht unbedingt.

Gut, dass ich immer auf meine Frau höre.

Seit wir umgekehrt sind, haben sich die Schönwetterwolken über dem Canyon immer dunkler gefärbt, und es sieht nun doch langsam ungemütlich aus. Kein Problem, der Parkplatz ist nicht mehr weit, nur noch ein Mal müssen wir den Wash überqueren (puh, jetzt kann uns der Weg nicht mehr abgeschnitten werden), wir spüren schon erste, warme Regentropfen.

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Flotten Schrittes gehen wir auf den Parkplatz zu, die wenigen Tropfen verdampfen sofort auf uns und auf dem Boden.

In exakt dem Moment, in dem wir das Auto erreichen, werden die Tropfen dicker. Wir schaffen es gerade noch, uns die Bergschuhe von den Füßen zu reißen und ins Auto zu springen, da blitzt und donnert es, und ein Gewitterplatzregen setzt ein, bei dem wir schon nach zwei Schritten klatschnass gewesen wären.

Das war perfektes Timing, denn ich habe ich ja auf meine Frau gehört, als sie gerne umkehren wollte.

Auf unserer Weiterfahrt folgt uns das Gewitter noch einige Meilen, und da kommt wirklich richtig Regen runter. Zum Glück geht die Straße stets leicht bergab, sodass das Wasser nirgends die Fahrbahn überfluten kann.

Letztlich erreichen wir die Carlsbad Caverns, die wir morgen erkunden möchten.

Am Abend steht aber noch ein ganz besonderer Programmpunkt an: der Bat Flight.

In der Höhle leben Millionen Fledermäuse. Die hängen den ganzen Tag an der Höhlendecke rum und haben am Höhlenboden schon Guano (also Fledermauskacke) in einer Höhe von 10 Metern angehäuft! Die Suche nach Guano (als Dünger) hat letztlich zur Entdeckung vieler der Höhlen hier geführt.

An den Caverns kann man nun jeden Abend dabei sein, wenn die Fledermäuse aus der Höhle ausfliegen, um die Nacht zum Fressen an der Oberfläche zu verbringen. Dazu wurde extra ein kleines Amphitheater über dem Höhleneingang gebaut, wo wir nun der Dinge harren, während die Dämmerung einbricht.

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Der Ranger erzählt noch dies und das (die Fledermäuse verbringen nur den Sommer hier, sie können bis zu 50 km/h schnell fliegen, Handy-Signale oder Kameras würden sie erschrecken oder ihre Navigation erschweren – also keine Fotos, wir sollen auch brav sitzen bleiben, damit wir die Nager nicht erschrecken), da geht es auch schon los: Eine erste Wolke an Fledermäusen fliegt in Spiralen gegen den Uhrzeigersinn aus dem Höhleneingang hervor. Zunächst kreisen sie noch kurz vor der Höhle und ziehen dann in Scharen Richtung Süden – dort, wo es die nächsten Wasserquellen gibt.

Es ist fantastisch! Über dem Höhleneingang schwirren Fledermäuse wie über einem Wespennest. Riesige schwarze Wolken schweben in Richtung Horizont davon. Es müssen Millionen sein.

Nach etwa zwei Minuten – wir sind immer noch völlig gebannt – gehen die ersten Besucher. Okay, wir haben auch Hunger, aber das Erlebnis kann man schon mal ein paar Minuten lang mitnehmen, oder? Interessanterweise gehen die Dicken zuerst. Nach fünf Minuten sind alle Dicken weg. Nach zehn Minuten – es kommen nach wie vor Fledermäuse über Fledermäuse aus der Höhle – gehen noch mehr. Irgendwann, so nach einer halben Stunde, packen wir es dann aber auch – es ist einfach noch kein Ende des Fledermaussturms abzusehen. Außerdem wird es bald so dunkel sein, dass wir sie gar nicht mehr sehen. Und, okay, wir haben jetzt auch wirklich richtig Hunger.

Wir fahren also die halbe Stunde nach Carlsbad zum Essen.

Auf der Heimfahrt ist es dann stockdunkel. Vor Wildwechsel wird gewarnt. Und schon steht ein Reh vor uns auf der Straße.

Während ich in die Eisen steige – das Reh guckt uns neugierig an – ruft Simone: „Hupen, hupen!“.

Ich hupe.

Das Reh läuft davon.

Nochmal gut gegangen.

Warum? Weil ich zum dritten Mal für heute auf meine Frau gehört habe.

(Dieser Text wurde vom Autor ohne Anwendung äußeren Zwangs aus freien Stücken verfasst.)