Cactus Forest

Nach zwei erholsamen Tagen in Scottsdale bei Phoenix (ohne spezielle Unternehmungen) sind wir nun weitergefahren nach Tucson. In Phoenix ist es ja immer heiß und trocken, und in Tucson ist es ebenso immer heiß und trocken (allerdings so zwei Grad weniger als in Phoenix). Momentan ist aber Monsunzeit, da geht fast jeden Nachmittag ein Mordsgewitter runter, und dann ist es nicht mehr heiß und trocken, sondern heiß und dampfig.

Nachdem wir das eher langweilige Zentrum von Tucson besucht haben – da war noch einwandfreier blauer Himmel – sind plötzlich riesige Gewitterwolken zusammengezogen, und es regnet in Strömen. Dann hört es plötzlich wieder auf und die Sonne scheint. Wir machen uns daher am frühen Abend auf den Weg in den Ost-Teil des Saguaro National Park. Wir gehen einfach mal davon aus, dass der Regen vorbei ist und wir dort vielleicht einem schönen Sonnenuntergang zusehen können. Wie naiv von uns.

Tucson besteht zu einem Drittel aus Luftwaffenstützpunkten. Ständig sieht man große Militärmaschinen starten und landen. Viele Quadratkilometer groß sind die Felder auf denen mitten im Stadtgebiet ausgediente Flugzeuge jeder Art und jeder Größe zwischengeparkt sind, und meist nur noch als Ersatzteillager dienen. Im Hintergrund dürfte ungefähr unser Ziel liegen. Dort scheint der Regen dann doch noch nicht vorbei zu sein.

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Tucson als Stadt geht ganz schön in die Breite (einige Einwohner auch), es dauert eine gute Stunde, die Stadt komplett zu durchqueren. Wir wohnen etwa in der Mitte und erreichen nach einer halben Stunde Fahrt den Nationalparkeingang. Dort hat der Himmel gerade die Schleusen geöffnet und wir warten erstmal einige Zeit im Auto.

Wir hatten ja immernoch gehofft, der Regen würde bald aufhören und der blaue Himmel würde noch vor Sonnenuntergang zurückkehren. Da haben wir uns für heute aber getäuscht: In einer Regenpause flitzen wir hinüber ins Visitor Center, aber da zieht schon das nächste Gewitter auf.

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Im Visitor Center rät man uns auch davon ab, heute noch in den Park zu fahren. Die Straße würde ganz schon rauf und runter gehen, und in den Senken dürfte nach dem Gewitter das Wasser stehen, sodass sie unpassierbar würden, und wir dann eingesperrt wären. Wir lassen es also lieber – es hätte sich ohnehin nicht gelohnt, da die Sonne hier heute nicht mehr herauskommt.

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Wir fahren also zurück in die Stadt und gehen lecker essen. Bei mir gibt es Lachsforelle mit Banane, Avocado, Jalapeños und Koriander auf Lauch und Bohnen. Eine interessante Kombination, die lecker schmeckt. Nur, was die Banane dabei zu suchen hat, weiß wohl nur der Koch.

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Normalerweise beginnen die Tage hier dann mit blendend blauem Himmel. Das Gewitter gestern scheint aber doch etwas stärker gewesen zu sein, und auch heute morgen gewittert es am Horizont ein wenig. Aber in Richtung des Teils des Saguaro Parks, den wir gestern besuchen wollten, sieht es trocken aus, also fahren wir da noch einmal hin.

Wir starten nur unsere Rundfahrt durch den Park. Über die Parkstraße muss gestern wirklich an vielen Stellen das Wasser drübergeschossen sein, einige Furten sehen ganz schön verschlammt aus. Gut, dass wir da nicht mehr reingefahren sind, wahrscheinlich hätten wir die Nacht zwischen zwei Senken verbracht.

Wir machen eine kleine Wanderung im Park, der viel grüner ist, als wir ihn uns vorgestellt haben. Saguaros sind die riesigen Kakteen, die hunderte Jahre alt werden und tausende Liter Wasser speichern können. Die ersten Verzweigungen bildet ein Saguaro frühestens nach 30 Jahren.

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Zwischen den Saguaros wachsen noch allerlei andere stachlige Gesellen.

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In den meisten Saguaros haben sich Vögel eingenistet, zu erkennen an den runden Eingangslöchern.

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So langsam kommt nun auch die Sonne raus. Während es ohne Sonne angenehm schwülwarm war, ist es mit Sonne dann so richtig heiß.

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Auf einmal springt ein Monsterhase aus dem Gebüsch, mit Riesenlöffeln und langen Beinen. Beim Hoppeln sieht er fast schon aus, wie ein Känguru. Später lesen wir, dass dieses Modell sich Antilope Rabbit nennt.

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Der ganze Stadtrand von Tucson steht voller Saguaros. An dieser Stelle standen – wie wir vor Ort auf alten Bildern sehen können – einst zehnmal mehr Kakteen. Dann wurde der Nationalpark gegründet, da man davon ausging, die Saguaros stünden hier – unter entsprechendem Schutz – für ewig. Um 1930 setzte dann das große Saguaro-Sterben ein. Es gab unter anderem eine (hier seltene) Frostnacht – heute weiß man, dass schon 20 Stunden leichter Frost den Saguaro umbringen können. Für uns ist es selbstverständlich trotzdem ein toller Anblick, aber nicht mehr vergleichbar mit dem Kaktuswald auf den alten Bildern.

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Dieser Saguaro direkt neben dem Besucherzentrum ist ziemlich genau 100 Jahre alt!

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Nach unserer Wanderung durchqueren wir erneut die Stadt und erreichen nach einer Stunde Fahrt den Westteil des zweigeteilten Parks. Bei einem kleinen Picknick orientieren wir uns: So sieht das „You are here“ auf der Wanderkarte in Tucson, Arizona, aus: Ein glatter Durchschuss mit mindestens Kaliber 18mm.

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Squirrel!

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Hier auf der Westseite Tucsons stand heute morgen noch ein tief schwarzes Gewitter. Danach hatte es innerhalb einer Stunde auf komplett wolkenlos umgestellt. Mittlerweile bilden sich aber schon wieder die ersten Wolken fürs 17-Uhr-Gewitter.

Wir sind im Arizona-Sonora Desert Museum. Das Wüstenmuseum ist mit das Beste, das Tucson zu bieten hat: Eine Mischung aus Museum, Zoo und botanischem Garten, in dem es um Entstehung und Artenreichtum der Umgebung geht.

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Da wir nun (nachdem wir ja wetterbedingt heute morgen etwas umplanen mussten) in der größten Mittagshitze über das Museumsareal laufen, sehen wir von den Großtieren wie Puma, Bär und Wolf nicht viel, die liegen eher im Schatten rum. Aber die Reptilien und Spinnen waren auch im Terrarium recht furchteinflößend, und die vielen kleineren Tiere waren hellwach.

Bestimmt drei Stunden sind wir auf dem Rundweg unterwegs. Das Museum findet zu 90% draußen statt, der Rundweg ist einige Kilometer lang. Zwischendurch gibt es zum Glück immer wieder angenehme Schattenplätze.

Und, da man in einem amerikanischen Museum nur selten mit den Exponaten einfach so allein gelassen wird, stehen an vielen Stellen sogenannte Dozenten, die mit reichlich Anschauungsmaterial verschiedene Themen umfangreich erklären. So haben wir Gelegenheit, eine Rat Snake zu streicheln, einen Skorpion zu streicheln (ach nein, den haben wir dann einfach nur angeschaut), und erfahren im Agavengarten alles über die Tequilaherstellung.

Die letzte Station ist das Kolibri-Haus. Die Hummingbirds sind allgegenwärtig und fliegen mit lautem Brummen bis ganz nah an uns heran. Ich versuche mehrfach, Exemplare im Flug zu fotografieren, aber die kleinen sind einfach zu flink für mich. Auf Zweig sitzend ist ja auch ganz schön.

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Ach ja, einen Schmetterlingsgarten gibt es auch noch.

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Schließlich verlassen wir den Museumspark und fahren bei tiefstehender Sonne noch die Schleife durch den Westteil des Saguaro Parks. Hier stehen besonders viele, besonders große Exemplare.

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Wo man hinschaut: Saguaros.

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Wie erwartet gibt es gegen fünf Uhr dann wieder ein riesiges Donnerwetter – und als wir kurz darauf das Hotel erreichen, scheint wieder die Sonne. Aber nicht mehr lang, denn um 18 Uhr wird’s dunkel.

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Wir sagen den Palmen also gute Nacht.

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