Florida 2017

Meinen Bericht könnt ihr hier lückenlos und chronologisch nachlesen:
Florida 2017 – Die ganze Reise

Das waren die Etappen:

Miami Beach

Gut, es trennt uns noch eine mehrstündige Fahrt von Miami, aber langsam nähert sich auch dieser Urlaub seinem Ende: Noch eine Nacht, dann müssen wir wieder heim, buuuh!

Zunächst legen wir aber noch einen Halt auf Big Pine Key ein: Hier lebt, gefangen auf einer Insel, eine ganz spezielle Art von Mini-Rehen, die Key Deer. Weil die Key Deer aber vom Aussterben bedroht sind, sind wir uns gar nicht so sicher, ob wir überhaupt welche zu Gesicht bekommen werden. Allerdings wurde uns auch erzählt, dass man sie eigentlich ständig irgendwo antrifft – wenn man auf der Insel lebt. Nur, ob ein Kurzbesuch mitten am Tag da so erfolgversprechend ist? Ist er! Schon bei unserem ersten Spaziergang im Schutzgebiet läuft uns eins über den Weg.

Allerdings haben wir wohl doch Glück gehabt. Wir gehen noch eine weitere Runde von ein paar Kilometern, treffen aber kein einziges Rehlein mehr an.

Erst auf der Rückfahrt zur Hauptstraße treffen wir noch eines am Straßenrand. Und das leckt gleich Simones Handy ab!

Nicht weit entfernt schauen wir uns noch das Blue Hole an, ein kleiner Teich, in dem ein paar Alligatoren leben.

Nun ist aber echt genug. Über die Seven-Mile-Bridge – und über viele, viele weiter Brücken – fahren wir zurück zum Festland.

Angekommen in Miami Beach stellen wir fest, dass auch hier der Spring Break in vollem Gange ist. Ganz Miami scheint sich an diesem Samstag Abend auf den Weg nach Miami Beach gemacht zu haben.

Die größte Stimmung herrscht vor einer Schwulenkneipe.

Aber auch auf der Straße ist was geboten.

Nach unserem Spaziergang am Ocean Drive gehen wir zu einem echten (!) Italiener essen – so lecker haben wir selbst in Italien oft nicht gegessen!

Danach sehen wir uns noch einmal das Treiben am Ocean Drive an, wo unter den Augen eines nicht unerheblichen Polizeiaufgebots gefeiert wird. Interessant war es trotzdem. Wir hoffen einfach nur, dass unsere Ohrstöpsel heute Nacht gut funktionieren, denn unser Hotel liegt auch am Ocean Drive…

Erstaunlicherweise schlafen wir dann doch recht gut. Die Feier-Meute ist wohl brav geblieben.

Gleich nach dem Frühstück zieht es uns an den Strand, den letzten Tag wollen wir nochmal richtig auskosten!

Am Strand von Miami Beach ist jedes Rettungsschwimmer-Häuschen ein Kunstwerk.

Ein Strandabschnitt ist für die Spring-Break-Besäufnisse reserviert, hier hat die Polizei zusätzliche Überwachungstürme aufgestellt. Während Einzelne noch ihren Rausch ausschlafen, suchen Andere schon mit Metalldetektoren nach den gestern hinterlassenen Schätzen im Sand.

Jetzt dauert es nicht mehr lange, und wir werfen uns auch in die Fluten. Das Wasser ist heute viel ruhiger als gestern (Gestern waren wir natürlich auch schon drin!), und sowas von türkisfarben, traumhaft!

Letztlich verabschieden wir uns vom Strand…

… und machen einen letzten Bummel am Ocean Drive. Da am Morgen noch nicht ganz so viel los ist, können wir uns jetzt auch mal die vielen Art Deco Häuser ansehen.

Das war ein sehr schöner Abschluss, den wir noch mit einem Mittagessen bei unserem Stammitaliener toppen, bevor es dann – ja leider – zum Flughafen geht. 

Tschüß, Florida, bis die Tage!

Abschied von Key West

Nach dem wilden Ritt auf die Dry Tortu(r)gas haben wir uns nun einen geruhsamen Abend verdient.

Aber es gibt ja noch ein Rätsel zu lösen: Warum rennen am Abend alle die Duval Street rauf, als wären sie auf der Flucht? Ganz einfach: Alle wollen zum Sonnenuntergang am Mallory Square sein. Also gehen wir da heute auch mal hin.

Ein bisschen Zeit ist noch, bis die Sonne untergeht; zur Überbrückung treten am Mallory Square jede Menge Straßenkünstler auf, und einen Drink in der Ananas – alternativ in der Kokosnuss – gibt es auch dazu.

Neben Stars-and-Stripes ist ganz offiziell die Fahne der Conch Republic gehisst.

Draußen kreuzen die Sonnenuntergangshungrigen vor dem Horizont noch ein Mal hin …

… und ein Mal her …

… und dann ist die Sonne auch schon verschwunden.

Am Mallory Square tost ein kurzer Beifall auf, dann bewegt sich die Masse wieder in Richtung Stadt, zum Nachtleben.

Da wird zu kubanischen Rhythmen getanzt …

… und gegessen …

… und bei Sloppy Joe’s (Hemingway’s Stammkneipe) gehen die Lichter an.

Gegenüber laufen die ersten Travestie-Shows an – eine Amerika-untypische Eigenheit auf Key West, aber sehr amüsant anzuschauen.

Beim Hardrock Café sind schon alle Plätze voll.

Am Straßenrand bemalt jemand sein Auto (hoffe zumindest, dass es seines ist).

… und auch wir finden schließlich einen Platz auf einer Terrasse, um unsere seeerprobten Mägen wieder aufzufüllen.

Danach geht es noch auf eine Kugel Toasted Coconut-Eis zu Kilwin’s und danach fallen wir in unsere Betten – und sind erstaunt, dass dort gar kein Seegang mehr herrscht.

Am nächsten Morgen lassen wir es ruhig angehen und marschieren zum schönen Strand am Fort Zachary Taylor, wo wir es uns bis Mittag gut gehen lassen.

 

Der Schilderbaum zeigt derweil schon unser letztes Ziel an: Miami, 132 Meilen.

Unser Ausflug auf die Dry Tortu(r)gas

Was nicht jeder weiß: In Key West endet zwar der Overseas Highway, die Straße übers Meer, die die Keys verbindet – jedoch enden hier noch lange nicht die Keys, also die Inselkette entlang Amerikas längstem Korallenriff. Westlich von Key West geht es schon noch weiter: Hier folgen noch eine handvoll weiterer Inseln, nur dass diese nur noch per Schiff oder Wasserflugzeug zu erreichen sind.

Den Abschluss machen dann schließlich die Dry Tortugas, das ist wirklich die allerwestlichste Insel auf dieser Kette, und die ist noch 90 Meilen von Key West entfernt! Das sind rund zwei Stunden mit dem Schiff, oder eine dreiviertel Stunde mit dem Wasserflugzeug. Nichts wie hin!

Leider war das Wasserflugzeug aber schon ausgebucht, so bleibt uns nur die Fahrt auf der Yankee Freedom III, der Fähre, die den Nationalpark ein Mal täglich anfährt. Aber so ein Mist! Die Yankee Freedom ist auch schon ausgebucht! Nun, schwimmen kommt bei 90 Meilen definitiv nicht in Frage. Kommen wir dann vielleicht gar nicht auf die Dry Tortugas, wo wir doch schon so nahe wären? Gut, ich checke die Fähre einfach nochmal – und plötzlich sind wieder ein paar Tickets für den nächsten Tag verfügbar! Vielleicht wurden die gerade von jemand Anderem zurückgegeben? Warum auch immer – der Trip ist gebucht (… und die Antwort auf das Warum? werden wir morgen erfahren)!

Noch im Dunkeln machen wir uns auf den Weg zum Fährhafen.

Dort wartet schon die erste Hiobsbotschaft auf uns: Es ist heute mit zwei Meter hohen Wellen zu rechnen! Langsam wird uns klar, warum gestern so viele die Fahrt wieder storniert haben…

Das hilft jetzt nix, da müssen wir durch. Vorsorglich werfen wir mal jeder eine Tablette gegen Reiseübelkeit ein, kann ja nicht schaden. Auch die Crew verkauft Tabletten für $1 Dollar das Stück, doch weit nicht jeder nimmt das wahr. Wir sind gespannt, wie es uns ergehen wird.

Um es schon mal vorweg zu nehmen: Es wird uns gut ergehen. Uns. Einigen Anderen, naja, nicht so.

Die erste Stunde ist die Fahrt noch ganz gemütlich. Die Besatzung hat ein Frühstücksbuffet aufgebaut, wir holen uns Kaffee und Bagels mit Erdnussbutter. Aber wir wollen das mit dem Frühstück mal nicht übertreiben: Wo weniger drin ist, kann auch weniger rausschwappen.

Wir erfahren von unserem Guide, der mit Vornamen interessanterweise Hollywood heisst, so einiges über die Dry Tortugas: Dass sie schon gleich nach ihrer Entdeckung durch einen Spanier strategische Bedeutung bekam, müssen doch alle Schiffe, die aus dem Nordosten – also zum Beispiel aus Europa – kommend, in den Golf von Mexiko wollen, die Engstelle zwischen Kuba und dem Riff der Keys genau hier passieren.

Der Entdecker nannte die Inseln die Tortugas, also spanisch für Meeresschildkröte, denn die gibt es hier zuhauf – und für die Reisenden hatte diese Angabe in der Seekarte praktisch die gleiche Bedeutung, wie wenn man heute „McDonalds“ in eine Straßenkarte einträgt: Hier gibt es was zu essen. Da es auf den Tortugas jedoch kein Wasser gibt, was einigen zum Verhängnis wurde, fügte man später noch das Dry hinzu, so dass jeder Seefahrer wusste: Hier gibt es lecker Schildkröten, aber nichts zu trinken dazu.

Ja, und aufgrund der strategischen Bedeutung hat man auf die Insel dann bald zuerst einen Leuchtturm, und später dann ein Fort gebaut. Eine Meisterleistung: Das Fort aus über eineinhalb Millionen Backsteinen ist der größte Backsteinbau Amerikas – und das mitten auf dem Meer.

Spannende Geschichte! Nur: So langsam erreicht unsere Fahrt tiefere Gewässer und die angekündigten Wellenberge. Vorn am Bug werden die Luken geschlossen, und kaum wurde angekündigt, dass man jetzt besser nicht mehr auf dem Boot rumlaufen sollte, schon stellt sich die Yankee Freedom steil auf einer Welle auf und fällt gleich darauf in ein tiiiiefes Loch hinab. Beim ersten Mal machen noch alle „Whoooo!“, wie in der Achterbahn. Beim zweiten Mal machen noch einige wenige „Whooo“. Und dann wird es ziemlich still an Deck.

Ein Blick aus dem Fenster: Kein Horizont zu sehen. Sekundenbruchteile später: Horizont huscht vorbei. Dann: Nur Wasser zu sehen. Dann wieder Horizont, wieder Himmel. So wird es jetzt eine Stunde lang gehen.

Das ist nun keine so optimale Aussicht, also machen wir das einzig Sinnvolle: Raus an die frische Luft, ans Heck des Schiffes, wo die Schwankungen am geringsten sind.

Wir kämpfen ein wenig mit der Schwerkraft, klammern uns an Türen und Geländern fest, aber schließlich erreichen wir das Heck. Hier scheint uns schön die Sonne auf den Bauch, der Blick auf den Horizont ist unverstellt, die frische Luft … nun gut, die geht so. Einerseits weht uns immer mal ein wenig Abgas um die Nase, andererseits sind wir hier hinten nicht allein: Wir finden uns inmitten des „Schiffslazaretts“ wieder – einer Handvoll sehr blasser Mitfahrer, die abwechselnd den Horizont oder den Boden ihrer Spucktüten fixieren.

An dieser Stelle eine Anmerkung am Rande: Den Tipp, auch an Deck die Spucktüten zu verwenden, anstatt sich über die Reling zu entleeren, sollte man ernst nehmen. Ich sage nur: Wind.

Nun denn, trotz der käsebleichen Gestalten um uns herum überstehen wir den wilden Ritt ganz gut. Dennoch nutzen wir die Gelegenheit, die Dry Tortugas umzutaufen. In: Dry TortuRgas.

Doch irgendwann endet die Tortur und wir erreichen die Insel!

Wir kehren an unsere Plätze im Inneren der Yankee Freedom zurück, um unsere Rucksäcke aufzusammeln. Ein Blick in die Gesichter hier drin zeigt uns noch einmal: Hinten, draußen zu bleiben, war eine gute Idee!

Trotzdem ist es schön, nun wieder festen Boden unter den Füßen zu haben.

Mal sehen, womit wir nun die Stunden hier auf der Insel verbringen werden. Groß ist sie nicht: Auf der Hauptinsel macht sich komplett das Fort Jefferson breit…

… und über einen schmalen Sandstreifen ist noch Garden Key erreichbar, eine kleine Insel, die ebenfalls in zehn Minuten umrundet wäre, auf der zwei Mal im Jahr aber so viele Vögel auf dem Weg von Nord nach Süd und andersherum Halt machen, dass sie momentan für Besucher geschlossen ist.

Wir nehmen erstmal an einer halbstündigen Orientierung teil, in der unser Guide Hollywood die Geschichte des Forts kurz umreißt. Das Ganze findet im Schatten einiger Bäume im Innenhof des Forts statt, was normalerweise sicher sehr schön ist – nur zog gestern von Norden einen Kaltfront über Florida hinab, und bei 15° kaltem Wind wird es im Schatten doch schnell ungemütlich. Wir flüchten nach dem Vortrag jedenfalls sofort zurück in die Sonne und suchen uns ein geschütztes Plätzchen zum Aufwärmen.

Danach erkunden wir noch ein wenig das Fort.

In diesem Kanonenofen wurde früher Feuer angeheizt, dann wurden hinten die Kanonenkugeln reingeschoben, und unten rollten sie dann rot glühend raus, bereit, die feindliche Armada in Brand zu setzen!

Am kleinen Sandstrand liegen schon ein paar erschöpfte Mitfahrer in der Sonne. Hier wollten wir heute eigentlich in die Fluten steigen und das Korallenriff erschnorcheln. Aber angesichts der Temperaturen können wir uns nun nicht mehr mit dem Gedanken anfreunden, hier in der Badehose ins Meer zu steigen. Wir schauen uns einfach die Meeresflora an, die schon an Land gespült wurde.

Auf der Mauer zum Burggraben kann man einmal ums Fort laufen, allerdings belassen wir es bei einer halben Umrundung, denn auf der Wind zugewandten Seite wird es echt zu ungemütlich.

Einige Mutige sind doch schon zum Schnorcheln ausgerückt. Ob es sich bei der unruhigen See gelohnt hat, wir werden es nicht erfahren.

Dafür laufen wir noch zum Nordstrand rüber, wo die Sonne den Burggraben grün leuchten lässt, und wo wir …

… eine echte Flaschenpost finden: Eine kubanische Rumflasche, nur leider ohne Nachricht drin. Gut, entspricht vielleicht nicht ganz der Definition von „Flaschenpost“.

Außerdem finden wir ein windgeschütztes Plätzchen mit Blick auf die raue See. Davor die Ruinen der ehemaligen Kohlendocks, denn zeitweise hatte man hier eine volle Infrastruktur zum Nachladen von Dampfschiffen aufgebaut, sogar eine Meerwasserentsalzung gab es mal auf diesen wenigen Quadratmetern!

Nachdem uns nun wieder warm ist, steigen wir dem Fort noch einmal aufs Dach …

… genießen den Rundblick, und packen danach unten auf der Wiese unsere Handtücher aus, um in der Sonne zu schmoren. Wenn schon nicht schnorcheln, dann wenigstens Sonnenbaden!

Kaum zu glauben, wie dennoch die vier Stunden auf den Dry Tortugas schon vergehen konnten. Wir besteigen wieder die Yankee Freedom, und bereiten uns gedanklich auf die Rückfahrt vor.

Ein Blick zurück: Links muss man sich noch den Bootsanleger vorstellen, und den 20m langen Südstrand, das ist die gesamte Insel!

Der kleine Strand sieht trotzdem traumhaft aus. Müssen wir unbedingt irgendwann wiederkommen! (Okay, naja, mal sehen.)

Die Yankee Freedom macht wieder ab. Zurück bleibt eine Handvoll Besucher, die mit den beiden Wasserflugzeugen auch bald wieder abfliegen werden, ein paar Segler, und zehn Camper – dem täglich erlaubten Maximum. Und natürlich die Ranger, die hier draußen – im am wenigsten besuchten Nationalpark der USA – Dienst schieben. Denen gehört auch das grün angestrichene Boot Fort Jefferson – falls sie die Insel mal verlassen wollen. Klingt einsam, ist aber dennoch jeden Tag ganz schön was los hier. Und schließlich sichern die Ranger auch die Außengrenze der US ab, denn die Dry Tortugas werden gerne von Boots-Immigranten aus Kuba angesteuert.

Für die Rückfahrt ergattern wir zwei Plätze im Inneren, ganz weit hinten. Die Anstrengung von der Hinfahrt und die viele Sonne hat uns doch so müde gemacht, dass wir die Stunde im tiefen Gewässer nun wie bei einem Nickerchen in der Achterbahn durchdösen.

Letztlich erreichen wir heil, und um eine Erfahrung reicher, wieder Key West.

Key West

Als wir gestern Abend hungrig in Key West ankamen, mussten wir uns erstmal ein wenig an diesen Ort gewöhnen. In der Haupt-Flanierstraße, der Duval Street, liegt schon ein bisschen Ballermann in der Luft. Zum allgegenwärtigen Gestank vorgeblich kubanischer Zigarren kommen noch die Abgase der Biker Gangs, die, Fehlzündungen provozierend durch die Straßen knattern.

Obwohl diesem Fleckchen Erde eine gewisse, gemütliche Grundstimmung zugeschrieben wird, werden wir auf dem Gehsteig ununterbrochen von hektischen Leuten überholt, die alle auf der Flucht zu seien scheinen. Wo die wirklich hinwollen, das werden aber erst morgen herausfinden.

Wir hatten dann aber doch noch einen schönen Ort zum Essen gefunden, eine Art kleinen Biergarten mit Livemusik. Und, obwohl unsere Unterkunft direkt an einer gut befahrenen Ortsstraße liegt, haben wir danach blendend, tief und fest geschlafen, weil das kleine Häuschen, das uns zugeteilt wurde, gut geschützt und von der Straße abgewandt liegt. Frühstück gab es heute morgen dann sehr schön am Pool im Freien – einen Frühstücksraum braucht man in Key West offenbar nicht.

Heute wollen wir nun also die Stadt erkunden, und hoffen, dass sie uns doch noch gefällt.

Schon beim ersten Spaziergang durch die Nebenstraßen sieht alles viel hübscher aus: Wunderschöne, teils winzige Holzhäuser mit Balkonen und Terrassen – und alles im Schatten eines tropischen Grüns.

Zuerst machen wir uns auf zum Southernmost Point, dem südlichsten Punkt von Festland-USA. Schon der Weg ans Südende der Duval Street gefällt uns viel besser als der Ballermann von gestern Abend. Am Southernmost Point finden wir auf dem Gehsteig eine Menschenschlange vor, die geduldig darauf wartet, sich einzeln mit dem Riesenpoller abzulichten. Was skurril ist, denn es ist schließlich nur ein Poller mit der Aufschrift „Southernmost Point Continental U.S.A – 90 Miles to Cuba“ und einem hässlichen Zaun dahinter. Wir verzichten auf das Anstehen und fotografieren die Tonne einfach so.

Dass Kuba so nah ist, ist natürlich schon faszinierend.

Interessant ist auch, dass an diesem offenbar so wichtigen Ort keine Stars and Stripes-Flagge weht, wo diese doch sonst überall dazugehört. Dafür steht oben auf der Tonne „The Conch Republic“ drauf, was folgenden Hintergrund hat: Die Keys mit ihren unendlich vielen Inseln, Buchten und Stränden sind eine schwierig zu kontrollierende Außengrenze der USA. In den Achtzigern dachte man, man könnte dem Schmuggel besser Herr werden, wenn man eine Kontrollstation auf dem Highway, am Übergang von den Keys zum Festland, errichtet – schließlich muss dort jeglicher motorisierter Verkehr durch, wie durch ein Nadelöhr.

Die Bewohner der Keys (und insbesondere die der 30.000 Einwohner umfassenden Stadt Key West) fanden das gar nicht lustig, wollten sie nicht jedes Mal ihren Kofferraum durchleuchtet bekommen, wenn sie aufs Festland fahren. Also meinten sie: Wenn die USA die Bewohner der Keys praktisch wie Ausländer behandeln, dann könnten sie ja auch gleich aus den U.S.A. austreten. So wurde die Conch Republic gegründet, ein eigener Staat – natürlich ohne jede offizielle Anerkennung. Aber es gab ein schönes Medienecho, und die geplanten Kontrollstellen wurden schließlich nie gebaut. Noch heute kann man beim Bürgermeister von Key West für $100 einen Pass der Conch Republik erwerben – der aber praktisch nur für den Bilderrahmen gut ist.

Vom Bürgermeister von Key West gibt es übrigens noch eine weitere nette Geschichte: Key West war immer ein wichtiger strategischer Stützpunkt der Navy – schließlich sitzt der kommunistische Feind ja direkt vor der Türe (und auch die Handelswege in den Golf von Mexiko gilt es zu verteidigen). Nun sieht man Kuba zum Glück in diesen Jahrhundert immer weniger als Bedrohung – so sollte der Navy-Stützpunkt in Key West vor einigen Jahren personell reduziert werden. Die Navy ist hier aber ein wichtiger Arbeitgeber. Also surfte (!) der Bürgermeister die 90 Meilen nach Kuba rüber, um zu demonstrieren, wie nah der „Feind“ noch immer ist – und die Navy blieb.

Soviel der angelesenen Anekdoten.

Zurück zu den schönen Villen auf Key West …

… und zu deren Verkabelung. Auch wenn das Kabelwirrwar dem anderer amerikanischer Kleinstädte in Nichts nachsteht, sind hier zumindest die Pfeiler aus Beton, und die Ampeln werden – wie häufig in Florida – wirbelsturmsicher aufgehängt.

Das macht es jedoch etwas schwierig, die schönen Häuser mal ohne Kabel davor zu fotografieren.

Nach unserem Spaziergang zum Südende machen wir jetzt ein Päuschen im Garten unserer Unterkunft.

Dann marschieren wir wieder los und erkunden weitere Seitenstraßen mit noch mehr blühenden Gärten.

Ganz wenige Häuser warten noch darauf, wieder aufgeweckt zu werden. Aber gut möglich, dass es hier spukt. Nachts nehmen wir dann lieber eine andere Straße.

Schon besser, hier könnte man einziehen:

Auf Umwegen erreichen wir schließlich den Mallory Square am Nordende der Duval Street. Hier machen jeden Tag ein bis zwei Kreuzfahrtriesen fest und laden tausende Touristen auf der Insel ab. Das ist schon mal Teil Eins des Mysteriums, warum am Nachmittag immer alle hektisch die Duval Street rauf rennen: die müssen wieder an Bord zurück. Entsprechend nimmt auch die Dichte an T-Shirt-Läden zum Mallory Square hin immer stärker zu. Aber der Blick aufs Meer ist dennoch einwandfrei!

Eine besondere Spezialität der Keys scheint zu sein, dass praktisch überall wild lebende Gockel herumlaufen. Selbst auf Supermarktparkplätzen muss man Acht geben, dass man keinen überfährt.

Während draußen die Segler kreuzen …

… laufen wir wieder inseleinwärts. Vor dem Museum wird geküsst …

… und hinter dem Museum spenden monströse Würgefeigen Schatten.

Hier beginnt mit der Meile Null auch der Highway No. 1. Den Zusatz „North“ hätte man sich hier eigentlich sparen können, denn in Richtung „South“ geht es von hier ja nicht mehr weiter…

Kurz hinter der Meile Null parkt ein skurril dekorierter Truck: Ein Lebenswerk.

Aber nun hält uns nichts mehr: Wir haben vom vielen Laufen neben Plattfüßen einen Riesenhunger bekommen und peilen das Banana Café an, bei dem wir heute morgen schon leckere Crêpes auf den Tellern erspäht haben.

Der Weg zu den Crêpes hat sich letztlich voll ausgezahlt!

Auch am Abend gehen wir noch einmal lecker essen, denn für morgen haben wir einen kleinen Ausflug geplant, bei dem sich zu üppige Nahrungsaufnahme unter Tags nicht empfiehlt – mehr in Kürze!

Bahia Honda

Von Robbie’s Marina sind es nur noch gefühlte vierzig Brücken und Inseln bis zum Bahia Honda State Park.

Das Wetter ist so naja, aber wir wollen nicht klagen: Die angekündigte Kaltfront, die von New York bis Washington für Schneechaos gesorgt hat, soll erst morgen eintreffen. Allerdings zieht zwischen uns und Kuba gerade ein Regenband durch, das wir am Horizont erkennen können.

Auf der windzugewandten Seite, am Golf von Mexiko, ist es daher heute etwas ungemütlich. Normalerweise könnte man hier unter der Brücke hindurch rüberschwimmen in den Atlantik, aber wir gehen die 20 Meter dann einfach zu Fuß.

Nachdem wir im Schatten die letzten Chips mit Salsa und Guacamole von gestern, sowie unseren Erdbeervorrat verspeist haben, gehen wir direkt zum Strand runter.

Es scheint gerade Flut zu sein, der Streifen mit Sandstrand ist winzig. Aber den brauchen wir hier gar nicht, denn …

… der Strand geht ja auch noch im Meer weiter! Wir verbringen also die meiste Zeit damit, von Sandbank zu Sandbank zu waten.

Irgendwann wird es uns in der Sonne dann doch zu heiß, und wir springen einfach rein, ins flache, warme Wasser.

Wir sind nun offenbar schon recht lange hier: Das Wasser hat mittlerweile begonnen, sich zurückzuziehen. Um so mehr gibt es am Strand zu entdecken!

In einem kleinen Flecken Seegras liegt eine riesige Conch. Die Conch-Muscheln sind quasi das Wahrzeichen der Keys, und die Bewohner selbst bezeichnen sich gerne als Conch.

Im State Park ist das Mitnehmen der Conch allerdings untersagt, auch wenn diese hier nicht mehr bewohnt ist.

Wir finden noch weitere, kleinere Muscheln. In der hier wohnt ein winziger Einsiedlerkrebs, der kurz nachdem ich für das Foto abdrücke, versucht, Simone in den Finger zu beißen! Wir setzen ihn schnell wieder ins Meer zurück.

Obwohl der Himmel nicht so superblau ist, ist das Wasser hier dennoch fantastisch türkis. Wie muss das erst bei voller Sonne aussehen?

… und klar ist das Wasser natürlich auch.

Wir packen schließlich unsere Sachen und waten der Sonne (und dem Parkplatz) entgegen.

Zwischenzeitlich hat sich eine praktische Sandbank aufgetan, die den Rückweg zusätzlich erleichtert.

Im ablaufenden Wasser …

… sind jetzt immer mehr Meeresbewohner zu finden. Diese Einsiedlerkrebse sind schon etwas größer, die Muschel hat vielleicht fünf Zentimeter Durchmesser. Sie scheinen uns zu sehen, denn kommt man ihnen zu nah, dann verschwinden sie ganz schnell in ihrem Gehäuse. Tritt man dann einen Schritt zurück, marschieren sie sofort weiter.

Wir hätten noch viel länger am Bahia Honda Beach bleiben können, aber nach Key West ist es noch eine gute Stunde zu fahren, und wir haben schon wieder Hunger…

Tarpune füttern bei Robbie’s Marina

Zeit, den Everglades den Rücken zu kehren. Key West, wir kommen!

Doch der Weg bis Key West ist lang. Auf 180 Kilometern führt der Overseas Highway über unzählige Brücken von Insel zu Insel (den Keys).

Unterwegs gibt es aber genug zu sehen. Beim Riesenhummer legen wir den ersten Stopp ein. Dahinter befindet sich eine lustige Anordnung von Künstlerläden und Gift Shops.

Den nächsten Stopp machen wir bei Robbie’s Marina. Hier darf man für zwei Dollar pro Nase auf den Pier raus – und für weitere drei Dollar gibt es einen Eimer kleiner Fische – als Futter für die großen Fische, die Tarpune.

Die meisten Fische schnappen sich jedoch die Pelikane, noch bevor die Tarpune überhaupt das Maul aufbekommen.

Tarpune sind Riesenbrocken, die großen sind locker eineinhalb Meter lang.

Wer mutig ist und seine Fingerspitzen nicht mehr braucht, hat sich einen Eimer Fisch gekauft…

… und brüllt dann wie am Spieß, wenn die fetten Tarpune plötzlich aus dem Wasser springen.

Wir sehen dem bunten Treiben noch eine Weile vom Strand aus zu.

Dann machen wir uns weiter auf dem Weg in den Süden.

Parallel zu den Straßenbrücken verläuft häufig die alte Eisenbahnbrücke, so wie hier an der sieben Meilen langen Seven Mile Bridge.

Die Bahntrasse nach Key West wurde mit enormem Aufwand vor rund hundert Jahren gebaut, um dann 1935 von einem Wirbelsturm unreparabel beschädigt zu werden. Daraufhin baute man die neuen Straßenbrücken, und die alten Brücken wurden entweder dem Verfall überlassen, oder zu Fishing Piers umgewandelt.

Auch wenn der Himmel heute eher grau als blau ist, leuchtet die flache See zwischen den Keys in den tollsten Farben. Auf der einen Seite liegt der Atlantik, auf der anderen der Golf von Mexiko.

Wir haben noch etliche Meilen auf dem Overseas Highway vor uns – und baden gehen wollen wir auch noch! Also weiter…

Alligator Day

Schweren Herzens verlassen wir die Golfküste. Vor uns liegt eine Fahrt durch die Everglades. Auf uns warten: Sümpfe, bunte Vögel, Alligatoren und Moskitos. Noch sind wir guter Dinge! Doch schon bald – schon bald! – werde ich lernen, den Gumbo Limbo zu tanzen. Mehr dazu später.

Zunächst macht es uns das Wetter leicht, Naples zu verlassen. Am Morgen ist dichter Nebel aufgezogen und es ist gerade mal 19°C warm. Der Nebel lässt die menschenleere Landschaft auf dem Weg ins Innere der Everglades gespenstisch erscheinen. Doch kurz bevor wir den Nationalpark-Eingang am Shark Valley erreichen, lassen wir die Nebelschwaden hinter uns, der Himmel wird blau, und es ist gleich fünf Grad wärmer.

Da wir beim Radeln auf Sanibel Island gestern etwas zu viel Sonne erwischt haben, entscheiden wir uns gegen das Ausleihen von Rädern im Shark Valley, und springen dafür auf die nächste Tram Tour auf, bei der wir sonnengeschützt, und mit reichlich Erklärungen vom Ranger, die zehn Kilometer bis zum Aussichtsturm hin und auch wieder zurück kutschiert werden.

Laut Parkranger ist der Moskito-Level aktuell „niedrig“, und so verzichte ich erst mal darauf, mich von Kopf bis Fuß mit Johnson Off einzuschmieren. Tatsächlich begegnet uns im ganzen Shark Valley keine einzige Mücke – es ist eben Winter, Trockenzeit.

Schon kurz nach dem Besucherzentrum entdecken wir den ersten Alligator im Gras.

Eigentlich liegt in jedem zweiten Wasserloch ein Alligator drin. Manchmal auch zwei.

Angekommen am Aussichtsturm, dürfen wir uns ein wenig die Beine vertreten.

Direkt am Weg liegen zwei Junior-Alligatoren im Halbschatten, gerade mal 40cm lang.

Der Dicke hier liegt genau neben den Fahrradständern und wartet auf sein „Essen auf Rädern“ – „Meals on Wheels“.

Hier habe ich leider eine Sekunde zu spät abgedrückt, denn gerade versperrte noch ein Alligator diesen beiden Radlern den Weg, huschte dann aber recht flott ins Gebüsch.

Natürlich bekommen wir auch jede Menge Vögel namentlich vorgestellt. Das hier ist ein blauer – äh – Weißnichtmehr.

Viel viel besser sind da die Babyalligatoren! Der hier ist vielleicht eine Hand lang. Die muss man am Rand des neben der Straße verlaufenden Wassergrabens erst mal finden!

Letztlich erreichen wir wieder das Besucherzentrum und laufen noch einmal ein Stück zu Fuß den Weg hinunter.

Wir finden stattlich große Schildkröten…

… schneeweiße Lilien …

… weitere Alligatoren …

… und noch mehr Vögel.

Am Parkausgang hängt dann noch dieser alte Knochen rum.

Nun kehren wir auch dem Shark Valley den Rücken und fahren weiter in Richtung Osten.

Irgendwann hat uns die Zivilisation wieder und wir durchfahren einen Landstrich mit jeder Menge Landwirtschaft: Felder, Obstgärten, Baumschulen, Palmenschulen. Entlang der Straße steht hier ein Fruit Stand hinter dem anderen. Das Obst an den Fruit Stands ist vielleicht nicht EU-tauglich, aber jede Frucht ungefähr doppelt so groß, wie wir sie kennen. Wir kaufen frisch gepflückte Erdbeeren und lassen uns aus saftigsten Mangos einen Smoothie machen. Der beste Mango-Smoothie ever.

Dann fahren wir am späten Nachmittag noch einmal von der Ostseite in den Everglades Nationalpark hinein. Endlich kann ich mal ein Panthers Crossing-Schild fotografieren. Vom Panther natürlich nix zu sehen.

Angekommen am Parkplatz beäugen wir zuerst kritisch weitere Schilder, die vor gelangweilten Geiern warnen, die bevorzugt die Türdichtungen aus geparkten Autos herauspicken. Es liegen große Schutzfolien bereit, die man sich übers Auto ziehen kann. Hat von vielleicht 30 Autos aber nur einer gemacht. Aktuell ist kein Geier in Sicht, und es ist ja auch schon Nachmittag, also sparen wir uns den Aufwand und hoffen das Beste.

Wir marschieren den Anhinga-Trail durch hohes Gras und seerosenbedeckte Tümpel hindurch. Hier nisten die Anhingas.

Unter einer großen Würgefeige hängen aber erstmal ein paar andere Gestalten mit komisch verbogenen Schnäbeln rum.

Doch da ist schon der erste Anhinga, der hier sein Federkleid im Wind trocknet.

Wo Wasser ist, ist auch der Alligator nicht fern.

Okay, okay, ich gehe ja schon weiter…

Besonders sehenswert sind auch die bunten Vögel mit der Deutschlandfahne am Schnabel.

Auf den Bäumen wachsen Bromelien…

… und auf dem Boardwalk entdecken wir einen kleinen, giftgrünen Lurchi.

Auf dem Rückweg zum Parkplatz (hoffentlich immer noch keine Geier da), schwimmt noch dieser hier unter uns hindurch.

Nach einem prüfenden Blick hinüber zum Auto – keine Geier – entscheiden wir uns noch, den kurzen Gumbo Limbo Trail durch einen Wald mit vielen Gumbo Limbos zu laufen. Der Gumbo Limbo ist ein Baum mit einer rötlichen Rinde, die aussieht als hätte der Gumbo Limbo einen Sonnenbrand, und würde sich gerade schälen.

Auf diesem, letzten Foto, aufgenommen am Beginn des Trails, bin ich noch guter Dinge…

… doch kurz darauf müssen wir feststellen, dass zwischen den Gumbo Limbos überall Wasserlöcher sind, und diese – wie auch der subtropische Wald rund um die Gumbos – von unzähligen Moskitos bewohnt ist.

Während ich nun den ganzen Tag keine Mücke zu Gesicht bekommen habe, sind es hier jetzt mehr, als mir lieb sind.

Schlussendlich hilft hier nur: Ganz schnell raus aus dem Wald! Simone hat sich natürlich heute morgen mit Johnson Off eingeschmiert und scheint die Moskitos kaum zu interessieren. Dafür stürzen sich alle auf mich. Während ich immer schneller laufe, hält Simone von hinten meine Beine im Blick und ruft abwechselnd „Wade, links!“, „Oberschenkel, rechts!“, „Nacken!“ – und amüsiert sich köstlich. Und ich: Ich tanze den Gumbo Limbo.

Endlich angekommen am Auto verarzte ich meine Stiche und habe für heute genug von der Wildnis.

Zum Ausgleich halten wir bei Here is Robert – einem markthallengroßen Obststand mit ausgefallenem Namen – lassen uns noch einen Mango-Smoothie mixen, bewundern die klitzekleinen Key Limes (aus denen der berühmte Key Lime Pie gemacht wird) …

… und die riesigen Avocados …

… und kaufen je einen Monsterpott frischer Salsa und Guacamole, die unser Abendessen sein sollen.

Erschöpft von Sonne, wilder Natur und ungestümem Tanz fallen wir dann in unser Bett.

Sanibel Island

Heute machen wir einen Ausflug nach Sanibel Island. Die Insel ist bekannt als perfektes Muschelsuch- und Radlfahr-Revier. Gleich nachdem wir die Brücke auf die Insel überquert haben, parken wir unser Auto und leihen uns zum weiteren Vorankommen Fahrräder aus. Auf der Insel haben die Radl Vorfahrt, und die meisten Straßen werden von Fahrradwegen begleitet. Wo, in den USA, gibt es sowas schon?

Bereits nach kurzer Fahrt unterbrechen wir erstmal für einen Rundgang über den Farmer’s Market. Hier habe ich mich mit Waffle on a Stick und einem Mango-Ingwer-Smoothie eingedeckt.

Danach radeln wir durch die subtropische Vegetation in Richtung Strand. Die Straßen sind gesäumt von Villen mit Tennisplätzen. Die vordere Reihe ist zumeist auf Stelzen gebaut, um Sturmfluten zu trotzen.

Aber auch die eine oder andere prekäre Wohnlage ist dabei: Wer will schon den Nachbarn so nah auf der Pelle haben?

Da die Sonne uns ganz schön in den Nacken brennt, entscheiden wir, direkt an den Strand am alten Leuchtturm weiterzuradeln. Dort springen wir gleich in die Fluten, beziehungsweise, wir waten hinein, denn das Wasser ist zumindest die ersten hundert Meter höchstens knietief.

Unten im Sand kann man mit den Füßen immer wieder etwas Hartes, Flaches spüren: Es sind Sand Dollars, flache, runde Lebewesen mit vielleicht 7-8 cm Durchmesser. Ich hole mal einen an die Oberfläche, und freue mich, einen solchen Sand Dollar mal gesehen zu haben. Hatte ich schon davon gehört, allerdings keine Ahnung wo/wie man sie findet.

Nach dem Bad marschieren wir lang den Strand entlang, der mehr aus Muscheln und Muschelscherben, denn aus Sand besteht.

Dann noch ein Picknick im Schatten und wir machen uns auf den Rückweg.

Bei She Sells Sea Shells gibt es all die tollen Muscheln zu kaufen, die man am Strand gerne selbst gefunden hätte.

Zurück in Naples schließen wir den Tag mit einem leckeren Essen ab, wir gehen einfach nochmal ins gleiche Restaurant wie am Vortag, weil es da so gut geschmeckt hat. Der gegrillte Mahi Mahi mit Mango-Salsa und Lemongrass-Reis ist ein Traum. Nach dem Essen fahren wir wie jeden Abend noch in die 5th Ave, auf eine Kugel Toasted Coconut-Eis bei Kilwins. Da kann die Schlange noch so lang sein, das Anstehen im Eisladen lohnt sich.

St. Patrick’s Day in Naples, FL

Heute ist St. Patrick’s Day, und zwischen 3rd Street und 5th Avenue in Naples sind schon alle Straßen gesäumt von Klappstühlen – die Parade soll um 11 Uhr beginnen.

Da sind wir natürlich dabei, aber bis elf Uhr haben wir noch Zeit für einen Besuch auf dem Farmer’s Market. Dumm nur, dass eben dieser Markt heute aufgrund der Parade ausfällt. Damit haben wir jetzt nicht gerechnet. Na gut. Dann gehen wir eben rüber zum Pier, ein bis zwei Stunden totschlagen.

Nichts leichter als das – denn am Pier ist immer was geboten, und heute ganz besonders: Es ist Angel-Aktionstag für Kinder. Vor dem Pier steht eine Reihe von Pavillons. Am Eingang werden Seemannsknoten geübt. Die Männer vom Fish & Game Department klären die Kids über schutzbedürftige Meeresbewohner auf, danach kommt die Station zum Korallenstreicheln. Am Strand wird das Auswerfen der Rute geübt, und auf dem Pier bekommt dann jedes Kind eine Angelrute in die Hand gedrückt und los geht’s.

Bei einigen stellt sich schon recht schnell Erfolg ein.

Und schließlich muss der gefangene Fisch ja noch ausgenommen werden.

Der kleine Egret, der hier ein gewisses Interesse für Fischabfälle demonstriert, nimmt kurz darauf den ganzen Arbeitsplatz in Beschlag und würgt vor unseren Augen durch sein dünnes Hälschen ein halbes Fischfilet herunter.

Der Osprey ist natürlich auch wieder da, und bietet uns erneut ein Schauspiel dar: Er schnappt sich einen Fisch vom Pier, den er dann an seinen Klauen baumelnd über den Strand hinweg nach Hause trägt. Diesmal stand ich ihm immerhin nicht im Weg.

  

Schließlich verlassen wir den Pier und machen uns auf den Weg zur Parade. Dort wird schon mit voller Kraft der Dudelsack geblasen.

Neben allen möglichen örtlichen Würdenträgern sind auch Abordnungen der Feuerwehr, der Nationalparks, des Militärs, von Veteranenverbänden und einem guten Dutzend Ehemaligenverbänden diverser Colleges, High Schools und Universities dabei.

Natürlich dürfen die Cheerleader nicht fehlen,…

… die mit diversen Walking Bands auf den Beinen sind.

Das Wetter ist einer Parade angemessen.

Am irischen Nationalfeiertag dürfen auch irische Tänze nicht fehlen.

St. Patrick selbst ist auch dabei.

Noch mehr „Pipes“…

… und noch mehr Big Bands.

Die Parade will kaum ein Ende nehmen. Erschöpft vom Zusehen veranstalten wir unsere eigene Parade hinüber zu einer Bäckerei. Im Schatten der Palmen beobachten wir das Leben in der 3rd Street.

Der Vormittag war ganz schön heiß – da hilft nur: Ab an den Strand.

Wir fahren in den Clam Pass Park, wo man nach Berappen der Parkgebühr von acht Dollar immerhin gratis mit dem Golfcart über einen kilometerlangen Plankenweg durch die schattigen Mangrovenwälder hindurch zum Strand vorgefahren wird.

Dort angekommen werfen wir uns sofort in die Fluten.

Auch eine Gruppe Ibisse nimmt hier gerade ein Bad. Genau genommen picken sie wohl Muscheln aus dem Sand, denn vorn in der Brandung leben Millionen kleiner Muscheln – mit jedem Wellenschlag werden sie vom Wasser freigelegt und beginnen im nächsten Augenblick, sich wieder im Sand zu verkriechen. Dabei öffnen sie kurz ihre Muschelhäuser und lassen frisches Wasser hinein. Diesen Moment passen die Vögel ab, wenn sie hungrig sind.

Diese kleinen Piepmätze machen es auch nicht anders. Der einzige Unterschied: Immer wenn das Wasser kommt, tippeln sie mit tausenden Schritten auf ihren kurzen Beinchen zurück ins Trockene.

Ich mache noch ungefähr hundert Fotos von den Ibissen.

Am Clam Pass gibt es nicht nur Muscheln (= Clams), sondern auch einen Zufluss aus dem Mangrovenwäldchen. Watet man durch den Fluss, erreicht man auf der gegenüberliegenden Seite eine große Strandbude. Ansonsten ist der Strand hier völlig unverbaut, zumindest im Bereich des Naturschutzgebiets.

Ich fotografiere noch weitere Ibisse …

… bis die Sonne uns zum Feierabendmachen heim schickt.