Unsere Planung sah heute einen zeitigen Aufbruch hinüber an die Golfküste vor. Dort soll aber gestern ein Gewittersturm unterwegs gewesen sein, und das Wetter soll ich sich erst morgen wieder stabilisieren. Da bleiben wir doch lieber noch ein paar Stunden länger im herrlich warmen Miami!
Praktischerweise gibt es bei uns „im Viertel“, also in Coral Gables, eine tolle kleine Attraktion, die wir ohnehin noch gerne besuchen wollten: den Venetian Pool. Der Pool wurde in den Zwanzigern angelegt, nachdem man hier zum Bau der umliegenden Villen in einem Steinbruch Korallenstein abgebaut hatte. Anstatt die Grube wieder vollzufüllen, ließ man Wasser ein und baute ein Bad drumrum.
Heute liegt der Venetian Pool mitten in einem (recht hübschen) Wohngebiet und wäre dort kaum zu vermuten, wäre er nicht auch in allen Stadtführern verzeichnet. Also nix wie hin, sind von unserem Hotel aus eh nur ein paar Minuten. Allein der Weg dorthin ist nett anzusehen, die Straßen sind gesäumt von Würgefeigen und die Gärten natürlich auch ganz üppig bepflanzt.
Der Pool ist schnell gefunden. Am frühen Morgen ist das kleine Bad eine Oase der Ruhe.
Wir rösten einige Zeit in der Vormittagssonne und kühlen uns dann im Pool wieder ab.
Besonders skuril sind die diensthabenden Rettungsschwimmer, die von einem Hochsitz aus das Wasser nicht aus dem Auge lassen und keinen Schritt ohne ihr rotes Rettungsnudeldingens machen. Ohne eine Sekunde Pause scannen sie wie eine Überwachungskamera (oder, wie Simone meint, wie ein gestörtes Tier im Zoo) das Becken ab. Man fühlt sich beim Schwimmen irgendwie etwas überwacht, aber es ist ja nur zu unserem Besten.
Im nahegelegenen noblen Biltmore Hotel soll es ja einen viel größeren Pool geben, es soll seiner Zeit sogar der weltgrößte gewesen sein. Dort arbeitete ein gewisser Johnny Weissmüller als Bademeister, später auch bekannt als Tarzandarsteller und Schwimmstar. Natürlich gibt es auch alte Aufnahmen von Johnny im Venetian Pool.
Damals gab es auch noch einen Sprungturm am Pool, der heute einer Wasserkaskade weichen musste.
Nachdem wir den ganzen Vormittag am Pool verbracht, und jede Minute genossen haben, machen wir uns letztlich doch noch auf den Weg an die Golfküste. Es sind nur knapp drei Stunden Fahrt über die Alligator Alley durch die Everglades von Meer zu Meer. Und tatsächlich fällt das Thermometer während der Fahrt von 28 Grad hinuter auf 18 Grad.
Wir erreichen unser Etappenziel Fort Myers Beach gut zwei Stunden vor Sonnenuntergang. So können wir noch einen kurzen Blick auf den Strand werfen: Gleißend weißer Sand, und endlos lang. Nun scheint hier also doch die Sonne, naja, es war ja gegen Abend Besserung angesagt. Aber was sich noch nicht gelegt hat, ist der Wind. Heute können wir den Strand nur aus dem Windschatten der Häuser heraus betrachten, weiter vorne wird es ungemütlich windig, kalt, und gesandstrahlt wird man auch noch. Aber morgen soll es ja schon besser werden. Also betrachten wir die tiefstehende Sonne einfach aus dem Schutz der Tiki-Bar vor dem Hotel.
Zum Essen fahren wir dann noch direkt in den Ort, wo unter der großen Brücke einige Fischlokale in, naja, Bretterbuden untergebracht sind. Wir entscheiden uns für die Dixie Fish Company, eine nach allen Seiten offene Bar direkt am Pier. Da es, wie eingangs erwähnt, heute abend eher frisch ist, wären wir um jeden Platz in der Mitte der Kneipe dankbar gewesen, dort wo es am wärmsten ist. Allerdings wird uns der Logenplatz direkt vorne am Wasser zugewiesen, der eine ausgezeichnete Aussicht hat, aber doch etwas zugig, vulgo arschkalt, ist. Dennoch genießen wir den Blick auf die Shrimp-Fänger-Flotte im Sonnenuntergangslicht.
Die Dixie Fish Company ist nun nicht unbedingt für mediterrane Küche bekannt, sondern eher für die beinharte, floridianische Art, alles was aus dem Meer kommt, in die Friteuse zu werfen. Es gibt hier sogar komplett fritierten Fisch mit Kopf und allem, aber das haben wir uns erspart. Coconut Prawns, also Garnelen im Kokosteig, gehen immer (auch wenn wir wieder festellen müssen, dass sie nirgends so gut sind, wie bei Earl’s), und die Fish Tacos waren auch sehr lecker. Nur ein bisschen gefroren haben wir beim Essen.
Dennoch haben wir offenbar noch nicht genug gefroren, denn auf der anderen Seite der Brücke gibt es einen Kilwin’s-Laden, und Kilwin’s hat das beste Eis in ganz Florida. Wenigstens eine Kugel Toasted Coconut ist hier Pflicht. Egal wie kalt und windig es draußen ist (nämlich sehr kalt und sehr windig, wir essen unser Eis lieber gleich im Laden). Drücken wir uns mal selbst die Daumen, dass der Wind morgen nachlässt. Ansonsten müssten wir noch Kultur machen…