Geysir

Nach unserer kurzen Visite am Gullfoss geht es gleich weiter zum Geysir.

Der Geysir heißt tatsächlich Geysir und ist der Namensgeber der Geysire. Der Urgeysir sozusagen. Leider tut er es nicht mehr allzu zuverlässig und bricht nur noch sporadisch aus, einmal im Jahr oder so. Das ist er, der „Alte“:

Aber der benachbarte Geysir namens Strokkur, der zeigt praktischerweise alle 6-10 Minuten, was er kann. Wir müssen auch nicht lange warten, da bricht er schon das erste Mal aus.

Das besondere am Strokkur ist die Wasserblase, die bei seinem Ausbruch zu sehen ist.

Und so sieht das dann aus:

Klablotsch. Die Blase steigt hoch, und die Fontäne schießt durch sie hindurch.

Mal ist Fontäne etwas höher, mal weniger. Wichtig für den Zuseher ist, sich auf der richtigen Seite des Geysirs zu befinden, nämlich auf der windabgewandten. Ein amerikanisches Paar hat sich da nicht so Gedanken gemacht und die beiden bekommen die volle Ladung auf die Mütze. Beide sind danach gut durchnässt, nehmen es aber offenbar mit viel Humor.

Wir sehen dem Strokkur bei ein paar Ausbrüchen zu, dann schauen wir uns noch die leuchtenden heißen Quellen oberhalb an.

Schöne Farben, die bei Sonne bestimmt noch toller leuchten. Aber wir wollen uns nicht beschweren, ist es doch gerade mal kurz trocken.

Die Isländer zeigen auf ihren Warnschildern einen netten schwarzen Humor.

Nachdem es letztlich auch am Geysir wieder zu regnen beginnt, treten wir die Heimreise nach Selfoss an. Unterwegs beobachten wir, wie die Sonne immer wieder mal durch Löcher in der Wolkendecke einzelne Regionen beleuchtet, wie ein Spot. Dann leuchtet die Sonne unter der Wolkendecke durch und breitet ein tolles Licht aus. Auf dem Parkplatz eines Restaurants machen wir kurz einen Schnappschuss in der (auf Island so selten gesehenen) Sonne, um dann zu erfahren, dass die Küche um 22 Uhr leider schon geschlossen hat.

Wir waren heute eben etwas später dran, da wir uns eher nach dem Wetter, als nach der Uhrzeit gerichtet haben. Die Gefahr, in’s Dunkle zu kommen, besteht ja aktuell nicht. Und so gibt es heute eben statt Restaurant mal Hot Dog und Fish & Chips.

Am Gullfoss

Da der Regen gegen Abend aufhören soll, machen wir uns am Nachmittag zum Gullfoss auf.

Der Plan: Am Gullfoss werden wir sowieso nass, da ist es egal, ob es auch noch regnet. Danach wollen wir noch weiter zum Geysir, da wäre etwas trockenes Wetter dann angenehm.

Der Vorteil des späten Aufbruchs: Zwar sind wir natürlich auch jetzt nicht allein am Gullfoss, aber die ganzen Busse sind schon durch.

Auf dem Weg runter an die oberen Fälle geht es mitten durch die Gischt.

Der Gullfoss fließt von der Seite in eine Schlucht. Da sind wirklich große Wassermassen unterwegs.

Auch von oben hat man einen tollen Blick.

Der aufmerksame Beobachter sieht: Wir haben mitterweile die Kapuzen abgenommen! Es kommt sogar ganz ganz kurz die Sonne durch und lässt einen schwachen Regenbogen auf der Gischt erscheinen. Unser Plan ist aufgegangen – also auf zum Geysir!

Im Tunnel

Der Regen ist heute morgen schon etwas wärmer, daher haben wir uns für eine Tour hinein in einen Lavatunnel entschlossen.

Der Gedanke, dass es dort unten trocken sein könnte war naheliegend, aber falsch. In dicken Tropfen kommt der Regen von der Decke und perlt an unseren Helmen ab.

Das macht aber gar nichts, da die Höhle spannend anzusehen ist, und unser Guide uns super in den Tunnel hinein und auch wieder herausführt.

Der Lavatunnel ist ja durch Lava entstanden, die durch die Felsen hindurchfloss. Die Wände des Tunnels sahen danach alle so aus wie diese. Die Lava hatt die Tunnelwände in Fahrtrichtung zugekleistert. Von oben tropfte geschmolzener Fels der Tunneldecke hinab.

Am Ende des Tunnels probieren wir kurz die absolute Dunkelheit aus, und wie man sich als echter Höhlenforscher nur mit Stirnlampe dort unten so fühlt.

Im oberen Teil des Tunnels sind noch bis zu einem Meter hohe Eis-Stalagmiten zu sehen, die im Winter vom herabtropfenden Wasser gebildet wurden.

In der Höhle hat es konstant um die 4°C, da kommt es einem oben wieder richtig schwül und warm vor.

Wir fahren nach dem Höhlenausflug noch kurz an die Küste, wo wir in einem Hafenort mit riesiger Fischindustrie kurz mal frische Luft schnuppern (es stinkt im ganzen Ort so massiv nach Fisch, es ist kaum vorstellbar). In einem netten Café essen wir das teuerste (aber leckere) Stück Kuchen unseres Lebens und lassen uns einen Cappuccino dazu schmecken. Vormittag gut rumgebracht! Am Abend soll sogar der Regen aufhören…

Beim Eierkochen

Der Tag beginnt vielversprechend mit leichtem Niesel, der später in erfrischenden Sprühregen übergeht.

Mittlerweile bin ich mir sicher, dass die Isländer in ihrer schönen, sonderbaren Sprache mindestens 20 verschiedene Worte für Regen kennen.

Die Isländer selber sind den Regen ja gewöhnt. Ich gehe jede Wette ein, dass kein einziger Isländer einen Regenschirm besitzt. Was nass wird, trocknet auch wieder. Die Kinder laufen draußen ohne Kapuze mit klatschnassen Haaren rum, für kürzere Strecken braucht man auch keine Jacke. Wir wären morgen krank, würden wir das genauso machen.

Wir fahren in unseren Nachbarort Hveragerði, wo wir uns den Geothermalpark im Ortszentrum ansehen. In Hveragerði gibt es viele heiße Quellen, einfach so, mitten im Ort. Irgendwann ist dann mal jemand nachts in eine brodelnde Quelle reingefallen und wurde durchgekocht, daraufhin hat man einige Quellen eingezäunt und begonnen, Straßenlaternen aufzustellen.

Im Geothermalpark konnte man bis zum Erdbeben 2008 eine ganze Reihe richtig große, in vielen Farben leuchtende Quellen ansehen. Beim Erdbeben lief das Wasser aus allen Quelltöpfen ab und kam erstmal nicht wieder. Eine der leeren Quellen füllte man mit allerlei Müll auf. Als das Wasser nach einem halben Jahr wiederkam, spuckte die Quelle den ganzen Dreck wieder aus und verteilte den Müll im ganzen Ortskern. 2013 lief das Wasser dann erneut ab, und seitdem sind die meisten Quellen wieder trocken.

Ein kleiner Geysir blubbert noch vor sich hin, und beginnt komisch zu schnaufen.

Genau in dem Moment, in dem ich ihn fotografiere, bricht der Geysir etwa mannshoch aus!

Hinten der qualmende Geysir, vorne das Touristenbohrloch. Das Bohrloch wurde irgendwann mal zur Wärmegewinnung installiert und bis in die Siebziger täglich zur Belustigung der Touristen geöffnet, sodass eine dampfende Fontäne emporschoss.

In einem Topf vor der Heizzentrale wird heute für die Touristen (also für uns) Brot gebacken.

Einige Quellen lassen noch etwas heißes Wasser durch’s Gelände fließen, wo Mikroben viele bunte Farben erzeugen.

Wir wärmen uns im Gewächshaus kurz auf, …

… bevor wir zwei rohe Eier erwerben, um diese in kleinen Netzen an Bambusangeln im kochenden Quelltopf zu garen.

Was man eben so macht, wenn’s regnet…

Nach Erreichen des perfekten Garpunkts holen wir uns noch eine Scheibe Roggenbrot und lassen uns das thermalgekochte Ei schmecken.

Den Rest des Tages verbummeln wir in Hafnarfjörður, einem Vorort von Reykjavik, in dessen Stadtpark die meisten Elfen wohnen.

Elfen sind übrigens die ungewaschenen Kinder, die bei einem Besuch von Gott vor diesem versteckt wurden. Dummerweise sagte Gott dann „Was jetzt verborgen ist soll auch verborgen bleiben“, oder so, und so sind die Elfen eben unsichtbar.

Nach dem Besuch des Elfenparks finden wir ein Café mit spektakulären süßen Sachen, wo wir praktisch ein vorgezogenes Abendessen einnehmen. In Hafnarfjörður kam am Nachmittag sogar noch ein wenig die Sonne durch, so haben wir den Regentag doch ganz gut rumgebracht.

Wasserquellen, Wasserfälle, Wassertrolle

Der Tag begann mit fünf Stunden blauem Himmel und großartigem Sonnenschein. Leider nur von 3 bis 8 Uhr morgens.

Wir fahren landeinwärts in Richtung Reykholt. Bei der Quelle Deildartunguhver halten wir kurz, um zuzusehen, wie hier das kochend heiße Wasser aus einer Erdspalte sprudelt. Es ist die heißeste Quelle Islands.

Die Quelle versorgt das ganze Tal mit heißem Wasser, das kilometerweit durch Rohre in alle Richtungen geleitet wird. Auch unser Bad im Hot Tub des Hotels gestern abend haben wir im Wasser dieser Quelle genossen.

Gleichzeitig dienen die heißen Quellen stets zur Beheizung von Gewächshäusern. Direkt an der Quelle werden Tomaten angebaut, die wir an einem Stand gegen Einwurf von 300 Kronen erstehen.

Weiter geht’s nach Reykholt, wo der Dichter Snorri Sturluson verehrt wird und begraben liegt.

Da es gerade kurz nicht regnet, gehen wir die wenigen hundert Meter zu Snorri’s Pool runter. Regen setzt ein, und zurück am Auto sind wir erstmal wieder nass. Ach Island.

Am Hraunfossar warten wir ein wenig, in Hoffnung, dass der Regen aufhört. Als er ein wenig nachlässt, laufen wir vor zu den Wasserfällen. Wie wir bereits gelernt haben, heißt „Hraun“ Lava. Der Wasserfall kommt hier nämlich nicht etwa aus einem Bach herunter, nein, er entspringt direkt aus einer Lavawand. Das Wasser fließt in einen gletschergespeisten, herrlich blauen Fluss hinein.

Wenige Meter oberhalb fließt dieser Fluss durch eine Klamm, wo der Barnafoss hinuntersprudelt.

Zwischenzeitlich hat es gar aufgehört zu regnen, und wir können die Kapuzen mal wieder abnehmen.

Auf dem Rückweg können wir den Hraunfossar jetzt noch mal ganz in Ruhe bestaunen.

Über thront der Gletscher, dem der Fluss die tolle blaue Farbe verdankt.

Wir fahren noch ein wenig weiter das Tal hinauf nach Húsafell, wo sich viele Wochenendhäuser im Wald verstecken. Wald ist auf Island eher selten, daher ist das hier ein beliebtes Feriengebiet der Isländer.

In Húsafell bewohnt ein bekannte Künstler einen alten Hof und hat auf den Wasserturm sein Atelier gesetzt.

Wir wandern etwas herum, genießen einige wenige kurze Sonnenstrahlen und treffen weiter Elfenwohnungen an.

Schließlich geht es für uns zurück in Richtung Küste. An einem Hof gibt’s frische isländische Erdbeeren. Bei sechs Euro für sechs Gewächshauserdbeeren passen wir aber.

Ein Schild an der Straße weist zum Rock’n’Troll Café, da halten wir spontan an.

Neben einem kleinen Hüttendorf wurde ein lustiger Weg geschaffen, auf dem wir allerlei Interessantes über Elfen und Trolle erfahren.

Auch Elfenwohnungen finden wir hier.

Diese scheinen für besonders großwüchsige Elfen gebaut zu sein, normalerweise sind die Häuschen nun ein Drittel so groß.

Nutzen wir die Gelegenheit, und schauen wir einfach mal rein. Wie leben die Elfen wohl?

Uuunheimlich! Die Elfen haben gar keine Möbel! Stattdessen finde ich jede Menge Knochen. Uuuh.

Auch über Trolle erfahren wir eine Menge. Trolle sind im Allgemeinen harmlose Wesen, die zurückgezogen leben und zumeist Landwirtschaf betreiben. Nur ärgen sollte man die Trolle nicht. Ein Bild zeigt einige doch recht gesellig wirkende Trolle.

Doch am spektakulärsten ist der Troll im Fels am Fluss. Es gibt natürlich eine Geschichte zu diesem Troll. Eine bestimmte Trollgattung, die Nacht-Trolle, können nur nachts hinaus, weil sie bei Sonnenlicht zu Stein werden. Nun hatte sich diese Trolldame in einen Menschen verliebt und die beiden trafen sich zum Schmusen am Fluss. Sie verloren die Zeit aus den Augen, was verständlich ist, und so traf die Trolldame am Morgen der erste Sonnenstrahl und das Ergebnis ist noch heute zu sehen. Bei bestimmten Lichtverhältnissen ist auch noch der Geist ihres Verehrers im Wasserfall gegenüber zu sehen, der nun nicht mehr von ihrer Seite weicht.

Eine trollige Geschichte.

Aber uns zieht es jetzt in Richtung eines Lachsbrots nach Borgarnes und dann fahren wir weiter zu unserem Stützpunkt für die nächsten fünf Tage, nach Selfoss. Hinein! In den Regen! Ach Island.

Von der Lavapiste zum Lavakuchen

Nachdem wir uns in unserem Würfel über der Bucht von Grundarfjörður ein kleines Frühstück aus Joghurt und Müsli gebastelt, und dabei wie gehabt den Ausblick über den Fjord und den lokalen Flughafen (eine grüne Wiese mit einer Windhose an einem Ende) genossen haben, starten wir wieder.

Es geht zunächst die Küste entlang von Fjord zu Fjord. Die Flut läuft gerade ab. An einer Brücke ist der Fjord durch den Damm so verengt, dass eine Strömung wie von einem reißenden Fluss entsteht. Hier entdecken wir einen Seehund beim Fischen.

Kurze Zeit darauf biegen wir von der Hauptstraße ab und nehmen die Piste durch den Berserkjahraun. Natürlich gibt es eine Sage von zwei Berserkern, die hier … nunja, an die Details kann ich mich nicht mehr erinnern, aber es kann davon ausgegangen werden, dass entweder jemand ertränkt, oder in eine Schlucht geworfen wurde. Oder die Geschichte handelte von Trollen, die beim Anblick von Sonnenlicht versteinern. Letzteres ist in dieser Gegend besonders gut möglich. Denn das „hraun“ im Namen heißt „Lavafeld“. Und wer sich die Lava mal genau ansieht, der erkennt an jeder zweiten Ecke einen versteinerten Troll. Nun, ich schweife ab. Wir fahren also auf die Lavapiste ab.

Die Piste führt uns in wenigen Kilometern aus grünen Schafweiden in eine Mondlandschaft.

Dann geht es quer durch’s Lavafeld. Die Lava türmt sich 20 oder 40 Meter hoch, die einzelnen Brocken sind auch einige Meter hoch. Die Vorstellung, ein solches Feld weglos zu Fuß zu durchqueren erscheint unmöglich. Nun gut, wir sind ja auf einer Straße unterwegs.

Die Straße nutzen auch die Schafe gern, weshalb man immer etwas vorsichtig um die Kurven fahren sollte.

Hunderte Meter weit türmt sich die Lava auf.

Wir entkommen dem Berserkjahraun und erreichen wieder die normale Straße. Diese führt uns direkt nach Stykkishólmur, einem weiteren großen Hafenort auf Snaefelsness. Der Hafen liegt hinter der steil abfallenden kleinen Insel Súgandisey, die heute mit einem Damm mit dem Festland verbunden ist. Das hat einerseits den Vorteil, dass der Hafen damit wirklich gut geschützt ist, und andererseits, dass man die Insel trockenen Fußes erreichen kann.

Die steile Flanke der kleinen Insel besteht aus mit orange leuchtendem Moos bewachsenem Basalt.

Mittig auf Súgandisey  steht ein alter Leuchtturm, von dort hat man einen schönen Blick zurück auf den Ort. Am linken Rand sieht man das überdimensionierte Seminarzentrum der katholischen Kirche (eine Enklave im evangelischen Island) und dahinter die moderne Betonkirche.

Die Betonkirche von Stykkishólmur. Über Geschmack lässt sich streiten.

Über uns kreisen die Möven, die Sonne wärmt uns und lässt die Lupinen leuchten.

Nachdem der Ort doch schnell erkundet ist, und die Sonne auch nicht lange blieb, kehren wir Mittags in einem netten Café auf eine Fischsuppe ein.

Danach geht es wieder zurück in den Süden.

Da das Wetter heute viel besser ist, als auf unserer Hinfahrt, halten wir noch einmal bei den Basaltsäulen. Hinzu wurde unser Spaziergang durch einen Graupelschauer unterbrochen. Nun können wir uns die Monster noch einmal schön aus der Nähe ansehen.

Wir klettern hoch, bis zu einer markanten Säule, die sich leicht schräg nach vorne neigt. Ein schönes Fotomotiv. Beachtet man, wie schief der Horizont auf dem Bild ist, sieht man, dass sich die Säule in Wirklichkeit noch etwas weiter neigt.

Nach diesem Ausflug ganz ohne Regen- oder Graupelschauer düsen wir die Straße nochmal 20 Kilometer zurück, wo an einer Abzweigung ein Art Raststätte war. Wir hoffen, in dem Café noch die letzten 15 Minuten des Spiels Deutschland – Südkorea sehen zu können, aber leider gibt es keinen Fernseher. Also erleben wir die letzten fünf Minuten, einschließlich der beiden Tore nur, indem wir immer wieder den Spielstand auf dem Handy abrufen. So werden wir uns noch lang daran erinnern können, dass wir diese kapitale Niederlage an einer, aus einer einzelnen im Freien stehenden Zapfsäule bestehenden Tankstelle im Westen Islands erlebt haben. Wir kaufen uns darauf eine Waffel und einen Kaffee an der Bude neben der Zapfsäule und fachsimpeln mit den Isländern über’s Rausfliegen aus der WM-Vorrunde.

Danach fahren wir wieder weiter zurück in den Süden, wo tatsächlich ein wenig die Sonne scheint. Genau genommen, war es bisher den ganzen Tag trocken, und auch der Sturm hat nachgelassen.

Wir schaun kurz mal, ob die Elfen zuhause sind. Damit die lästigen Dinger nicht in’s Haus einziehen, bauen viele Isländer den Elfen im Garten eigene kleine Häuschen, die Elfenwohnungen.

Wir spazieren etwas durch Borgarnes, einen auf Felsen in einen Fjord gebauten Ort und fahren dann zum Hotel, wo uns ein schönes Bad bei 39°C draußen im Hot Tub erwartet. Danach – es regnet nun endlich wieder – geht es zurück nach Borgarnes, wo wir den Tag mit einem traditionellen isländischen Essen namens „zermatschter Fisch“ (eine Fisch-Kartoffel-Pampe, aber sehr gut) und schließlich einem warmen Lavakuchen „Eyjafjallajökull“ nebst Blaubeereis abschließen.

Zurück im Hotel erwägen wir einen zweiten Gang in den heißen Topf, lassen diesen aber ob aufkommendem Völlegefühl ausfallen. Der Regen lässt wieder nach, und wir beobachten, wie auf dem Golfplatz vor dem Hotelzimmer die letzten Spieler ihre Runde gegen Mitternacht beenden. Hell genug dafür ist es ja.

Steilküsten, Vulkane und Elfmeter

Über Nacht hat sich der Sturm nur minimal gelegt, das Wetter bleibt arg isländisch: Auf dem Weg zum Frühstück Sonnenschein, auf dem Rückweg der erste Regenschauer. Fünf Minuten später wieder Sonnenschein.

Die Wanderung zum Nachbarort Hellnar hatten wir gestern sturmbedingt unterbrochen, also fahren wir heute kurz mit dem Auto dort vorbei, laufen ein wenig über den neu angelegten Küstenweg (wenn auch zusammen mit drei Ladungen Bustouristen) und kaufen uns lecker Kuchen für die spätere Brotzeit.

Unser nächster Stopp gilt den Felsnadeln von Londrangar. Tatsächlich sind die Zinnen das erstarrte Innere eines Vulkans. Die Höhe der Felsen lässt sich erahnen, wenn man den nur kurz dahinter liegenden Leuchtturm ansieht (der auch schon ganz schön hoch ist).

Vorne fallen die Klippen dann senkrecht in’s Meer und in den Felsen ist jeder denkbare Platz durch brütende Vögel besetzt.

Weiter geht’s nach Djúpalónssandur, eine Bucht mit mehr Geschichte, als man hier draußen erwarten würde.

Vor langer langer Zeit war das hier eines der größten Fischfangzentren Islands mit bis zu 60 Fischerbooten. 400 Menschen lebten mal in dieser Bucht, heute ist kaum mehr etwas davon zu sehen. Seinerzeit prüften hier die Fischer die Kräfte ihrer Bewerber mit dem Anheben dieser vier Steine, die alle einen eigenen Namen haben. Der 23 kg schwere Stein ist der „Schwächling“, es folgt der doppelt so schwere „Brauchbare“, der „Halbstarke“ (100 kg) und der „Ganzstarke“ mit 154 kg. Mindestens der „Brauchbare“ musste auf einen hüfthohen Felsen gehoben werden, um einen Platz auf dem Fischerboot zu ergattern. Die Steine liegen heute wie damals hier am Strand herum …

… und jeder darf mal ran.

Schließlich ist die Bucht noch übersäht mit verrosteten Teilen eines 1948 gestrandeten Schiffes. Nur 4 der rund 20 Mann Besatzung überlebten die Havarie. Die Trümmer stehen heute unter Schutz und dürfen nicht bewegt werden.

Das ganze hat schon etwas Gespenstisches.

Der Strand selbst besteht aus herrlich rund geschliffenen schwarzen Kieseln, die von der Sonne vorgewärmt wurden.

Und eine beeindruckende Brandung gibt es auch noch zu bestaunen.

Wir verbringen einige Zeit hier an diesem Strand.

Die verrosteten Trümmer machen sich auch ganz gut auf dem einen oder anderen Foto.

Während unseres gesamten Besuchs am Djúpalónssandur hatte es nicht einmal geregnet! Und sogar die Sonne schien.

Etwas übermütig wollen wir daraufhin ein Stückchen weiter (etwas von der Küste entfernt) eine Wanderung auf einen Vulkankegel machen. Wir packen unsere Sachen – und flüchten schon wieder zurück in’s Auto, noch bevor wir einen einzigen Schritt gegangen sind. Ein kurzer Wolkenbruch erinnert uns daran, dass wir hier nicht in der Südsee sind.

Wir geben also auf und fahren stattdessen zu dem Vulkan, um ihn auf kürzestem Weg zu besteigen – während der Sturm uns einen Schauer nach dem anderen um die Ohren haut.

Das Besteigen als solches geht leicht, die Treppe auf den Vulkankegel ist nagelneu.

Ein Blick auf den rund 100 Meter hohen Nachbarvulkan.

Oben angekommen empfängt uns ein Sturm sondergleichen, sodass wir nach ganz ganz kurzem Stopp wieder den Weg nach unten antreten. Natürlich fängt es wieder an zu regnen.

Zurück am Auto scheint wieder die Sonne und wir haben für heute genug vom Wandern. Na gut, einen kurzen Spaziergang zu den Relikten einiger alter Bauernhöfe noch.

Dieser alte Brunnen war viele Jahrzehnte verschwunden. Man wusste, dass es hier mal einen Brunnen gab, aber alle Versuche, ihn zu finden schlugen fehl. Bis eines Tages ein alter Isländer seine frühere Heimat besuchte und nach einem Spaziergang zum Erstaunen aller sagte, er war dort, wo früher der Brunnen war. Er konnte sich also noch erinnern, wo der Brunnen einst lag, und so fand man die Quelle wieder. Über dem Brunnen liegt ein markanter Walknochen.

Ich gucke unten mal nach dem Rechten, aber der Brunnen liegt trocken.

Jetzt ist es aber genug Wind für heute. Wir laufen das nächste Kaffihus an, wo wir unseren Zuckervorrat aufstocken.

Unser Etappenziel Grundarfjörður heißt uns mit einem doppelten Regenbogen willkommen.

Wir beziehen unsere Hütte, die etwa 10 Minuten vom Ort entfernt liegt.

Ein super Ausblick!

Auf dem Weg zurück in den Ort geben sich Sonne und Regen große Mühe eine möglichst dramatische Lichtstimmung herzustellen.

Die Straße führt ganz nah am Grundarfoss vorbei.

In Grundarfjörður suchen wir uns zunächst mal einen Ort zum Fussballschauen. Um 18:00 spielt Island gegen die Kroaten.

Da es hier ohnehin nur drei oder vier Läden gibt, finden wir am Café im Ortszentrum schon die ersten Fußballgucker. In einem abgedunkelten Kino mit rund 30 Plätzen sitzen 20 Isländer und vier Touristen.

Wir kommen gerade pünktlich zum Schluss der ersten Halbzeit, da steht es ohnehin noch 0:0.

Beim 1:0 für Kroatien ist erste Enttäuschung anzumerken.

Beim Elfmeter für Island geht dann die Post ab.

Isländer, und vor allem Isländerinnen, haben sehr laute Stimmen.

Beim 2:1 für Kroatien wird es wieder ruhig.

Dann ist die Sache für Island gelaufen. Trotzdem sind die Isländer stolz, zum ersten Mal bei der WM dabei gewesen zu sein.

Wir gehen jetzt erstmal eine Pizza essen.

Anschließend machen wir noch einen kurzen Ausflug zum Kirkjufells, dem wohl meistfotografierten Berg Islands.

Die Abendsonne taucht die Umgebung in ein schönes Licht.

Ein anständiger isländischer Hof hat doch einen eigenen Wasserfall.

Der Kirkjufells, also der Kirchenfelsen. Die Dänen nannten ihn hingegen den Zuckerhut. Dänen halt.

Kurzer Aufstieg zum Kirkjufellsfoss, dem zugehörigen Wasserfall.

Gegenüber des Wasserfalls hat man die beste Perspektive.

Auf dem Rückweg gucken wir uns noch ein paar Islandponys an.

Und dann sitzen wir noch lange hinter der Scheibe in unserer warmen Hütte und sehen der Mitternachtssonne zu.

Säulen, Schafe und Sturm

Wir verlassen heute Reykjavik und starten in Richtung Nordwesten. Unser Ziel ist die Snaefellsness-Halbinsel.

Unseren ersten Stopp legen wir bei Gerðuberg ein. Dort finden wir eine große Stufe im Gelände mit riesigen Basaltsäulen.

Als wir losmarschierten war es noch trocken, aber wahnsinnig windig.

Auf dem Rückweg war es immer noch windig, aber nicht mehr trocken.

Etwas neidisch schauen wir zu den Schafen rüber, denen das Wetter Wurst zu sein scheint.

Nächster Halt ist die kleine schwarze Kirche bei Búðir. Sehr fotogen.

Das Kirchlein liegt am Rande eines Lavafelds, in dem schon ganze Menschengruppen verloren gegangen sein sollen. Wir wählen daher den küstennahen Wanderweg, der uns schließlich aus der Lava in die Dünen führt.

Dem aufmerksamen Betrachter ist sicher schon aufgefallen, dass wir ob des wechselhaften Wetters mittlerweile grundsätzlich in Vollvermummelung rausgehen. Hier draußen wechseln Sonne und Regen im Minutenrhythmus.

Rund um die Kirche sind saftig grüne Wiesen, an denen sich die Isländischen Schafe satt essen können.

Im Allgemeinen scheinen hier mindestens genausoviele Schafe, wie Isländer zu leben.

Wo kein Zaun ist, laufen die Schafe gern mal auf der Straße rum und fressen am Liebsten in der Böschung direkt an der Straße.

Manchmal gibt es auch einen Zaun, dann befinden sich die Schafe interessanterweise eigentlich immer in dem Streifen zwischen Zaun und Straße. Die Zäune scheinen sie nicht recht zu stören.

Nach einem Picknick mit Blick auf einen hohen Wasserfall kommt zunehmend die Sonne raus. Das Moos leuchtet dann wie Gold.

Wir erreichen Arnarstapi, das Endziel unserer heutigen Etappe.

Der kleine Fischerort liegt direkt zwischen einem markanten Berg und dem Meer.

An den Klippen tobt die Brandung und hat dort das eine oder andere Fotomotiv in die Lava gewaschen.

Während Simone sich schon mal von den Strapazen des Gegen-den-Sturm-Laufens erholt, gehe ich noch kurz runter zum Hafen, von wo aus man einen netten Blick auf ein sehr fotogenes Häuschen hat.

Der Hafen ist winzig winzig klein und durch Basaltsäulen ein wenig vom Meer geschützt.

Im Hintergrund fallen ein paar Wasserfälle über die Klippe in’s Meer.

Noch einmal der Blick zurück vom Hafen. Hinter dem Berg liegt der Snæfellsjökull, der vergletscherte Vulkan, über den Jules Verne in’s Erdinnere einsteigen ließ, auf der Reise zum Mittelpunkt der Erde. Der Snæfellsjökull wird aber auch der schüchterne Berg genannt, weil er sich meist im Nebel versteckt.

Entlang der Küste gibt es noch einige spektakuläre Aussichtspunkte…

… und Felsentore.

Auf dem Weg runter zum Hafen begleitete mich zeitweise eine Möwe mit lautem Geschrei. Irgendwann sah ich es dann ganz knapp neben mir weiß herunterregnen. Versucht das Scheiß-Vieh mich doch anzuscheißen!! Später lernen wir, dass die Viecher gerne alles angreifen, was ihren Nestern nur annähernd nahe kommt. Voll aggro, dies Möwen.

Nachdem auch ich jetzt vom Wind genug habe, kehre ich zurück zu unserem Cottage, von wo aus wir – nunja, nicht der Sonne beim Untergehen zusehen, die geht nämlich erst um 0:30 Uhr unter, aber dennoch den Wolken beim Vorbeitreiben. Dann gibt es noch einen lecker Lachs hinterher und dann lassen wir uns vom Sturm in die Nacht schaukeln.

Lava, Dampf und eine unangemeldete Einreise

Nachdem wir gestern das isländische Wetter erstmals kennenlernen durften, sind wir gespannt, was uns heute erwartet.

Wir wollen die Halbinsel Reykjanes erkunden, den Südwesten Islands. Auf dem Weg dorthin ist es trocken, aber das war gestern auch so. Die Berge, hinter denen unser erstes Tagesziel liegt, sind aber schon im Nebel verschwunden.

Dennoch ist es heute nicht das Wetter, das uns einen Strich durch die Rechnung machen will, sondern ein Schild am letzten Kreisverkehr bevor die Straße in eine Piste übergeht: Lokad. 25.6. 10:00 – 12:30.

Okay, also Lokad. Was heißt das nur? Flohmarkt? Sonnenbad? Nein nein, wir ahnen ganz richtig. Es heißt wohl „geschlossen“. Die Straße ist gesperrt. Und das sogar schon um 9:40. Isländische Pünktlichkeit. Also drehen wir um und fahren unsere Runde dann eben in entgegengesetzter Richtung.

Auf der Hinfahrt hinein in unsere Sackgasse war uns schon ein etwa Fussballfeld-großer Garten mit Trockengestellen aufgefallen. Rückzu sehen wir uns das mal aus der Nähe an. Tatsächlich trocknen hier tausende Fischköppe vor sich hin.

Beim Öffnen der Autotüre steigt uns schon ein einschlägiger Geruch in die Nase. Wir fragen uns, was man mit all den getrockneten Fischköpfen wohl vor hat.

Und just in diesem Moment geschieht es: Zum ersten Mal erblicken wir sie. Die isländische Sonne. Kaum hatten wir mehr an ihre Existenz geglaubt.

Die Sonne lässt die allgegenwärtigen Lupinen gleich viel schöner leuchten.

Fischköppe.

Wir lassen den Fischduft nun hinter uns und machen einen weiteren Halt an einem Vikingermuseum. Das große Vikingerschiff sehen wir uns nur von außen an, den Streichelzoo können wir natürlich nicht gänzlich auslassen.

Direkt dahinter befindet sich eine historische Fischerhütte. Den Bewohnern war es seinerzeit nicht erlaubt, sich Tiere, wie etwa ein Schaf zu halten, und so blieb ihnen gar nichts anderes übrig, als Fischer zu sein. Soviel zur freien Berufswahl.

Die Hütte ist praktisch komplett mit Gras bewachsen. Rundrum, und auf dem Dach sowieso.

Weiter geht es auf den Südwestzipfel der Halbinsel hinaus. Hier verläuft die Spalte, an der die eurasische und die amerikainische Kontinentalplatte aneinanderreiben und jährlich zwei Zentimeter (also zwei Meter in 100 Jahren!) auseinanderdriften.

Zur Gaudi haben die Isländer hier eine Brücke über den Graben gebaut und „Brücke über die Kontinente“ getauft. Auf der einen Seite steht „Welcome to Europe“, auf der anderen steht „Welcome to America“.

Wow, da sind wir heute also schon zwei Mal nach Amerika ein- und wieder ausgereist, ohne es zu merken, und ohne Papiere noch dazu!

(Ich persönlich hätte es übrigens lustig gefunden, wenn auf der amerikanischen Seite der Brücke noch ein Verbotsschild wie „Do Not Run“ oder so  gehangen hätte. Das versteht aber nur, wer die Vorliebe der Amis für Verbotsschilder kennt.)

Kurzer Exkurs zur Geologie: Wir befinden uns da, wo der Stern ist.

Zum Glück haben wir hier draußen in der Lavawüste keine weitere Wanderung vor. Denn, würden wir uns verlaufen, man fände uns nie wieder. Schwarzer Kater auf schwarzem Grund, sozusagen.

Weiter geht es durch die Lava Richtung Süden. Ein kurzer Weg führt auf einen kleinen Krater einer Reihe von 100 Vulkankratern. Am Ende der Reihe (und der Halbinsel) steht ein Geothermalkraftwerk, das gut in einen James-Bond-Film passen würde. So oder so ähnlich muss man sich wohl auch die Besiedlung des Mondes vorstellen.

Das Kraftwerk steht nicht von ungefähr hier draußen, nein, es wurde hier gebaut, weil hier heißer Dampf direkt aus der Erdoberfläche quillt. Hinter’m Kraftwerk besuchen wir das Hochtemperaturgebiet Gunnuhver.

In vielen kleinen Löchern zischt und brodelt es, aber aus einer Quelle quillt der Dampf mit lauten Getöse und riesiger Geschwindigkeit heraus.

Der Boden lässt auf Schwefel schließen, aber das hatten wir schon am Parkplatz erschnuppert. Ja, es riecht streng.

In direkter Nachbarschaft gibt der Nebel immer wieder mal den Blick frei auf den Leuchtturm, der hier die Südwestecke der Insel bewacht.

Ein nagelneuer Plankenweg führt bis direkt an die Quelle heran, die direkt aus den Resten des alten Weges zu schießen scheint. Im Vulkanland sind die Dinge eben immer in Bewegung. Rechts hinter dem Dampf ist der Krater eines kleinen Schlammvulkans zu sehen, der diesem Ort seinen Namen gab. Die Quelle ist nämlich nach einem Gespenst benannt.

Die Geschichte dazu im Detail:

Huh, das war unheimlich. Aber wir verstehen auch zusehends, dass es auf Island keinen Fels und kein Wasserloch gibt, zu dem keine solche Geschichte existiert.

Weiter geht es nun die Küste entlang zurück in Richtung Osten, wo schwarze Lavaklippen die Brandung brechen.

Es ist natürlich nicht irgendeine Klippe, sondern ein Pool, in dem ein Troll … ach, die ganze Geschicht habe ich mir leider nicht gemerkt.

Der Troll scheint jedenfalls vertrieben und wir fahren weiter nach Grindavik, einem rustikalen Fischerort, wo wir im Hafen im urigen Café Bryggjan ein Lachsbrot und eine heiße Suppe verzehren.

Gestärkt und gewärmt fahren wir wieder hinauf in die Lavawelt.

Zum Baden reicht uns heute leider die Zeit nicht mehr. Aber einen Abstecher zum Besuch der blauen Lagune machen wir trotzdem.

Die blaue Lagune ist nur bedingt ein Naturschauspiel. Tatsächlich wird hier das auch nach der Stromerzeugung noch recht heiße Wasser eines weiteren Geothermalkraftwerks in die Landschaft geleitet, auf dass es wieder versickern soll. Dabei lagern sich eine Menge Mineralien ab und es entstehen weiße Schlammbecken, in denen das mineralhaltige Wasser hellblau leuchtet.

Inmitten der Lava sieht das ganze unwirklich aus.

Ein großer Teil der blauen Lagune wird nun als Thermalbad genutzt, das wir hoffentlich am Ende unserer Reise noch besuchen können.

Nach Sonnenschein, dichtem Nebel und strömendem Regen erreichen wir letztlich noch das Hochtemperaturgebiet Seltun, das nett, aber auch nicht ganz so spektakulär wie bereits Gesehenes ist. Es blubbert und kocht auf jeden Fall kräftig vor sich hin. Leider regnet es auch wieder und unsere Motivation, noch über einen steilen, schlammigen Hang zu weiteren Quellen aufzusteigen ist für heute Nachmittag versiegt.

Wir belassen es bei einer Runde über den Plankenweg und kommen unverschlammt, aber dennoch durchnässt, wieder am Auto an.

Zum Glück ist die Straße zurück nach Reykjavik nun wieder geöffnet. Wir passieren noch einen großen See mit richtigen Stränden aus schwarzer Lava. Der See war vor einigen Jahren innerhalb weniger Wochen zur Hälfte abgelaufen. Irgendwo hatte sich wohl eine Spalte gebildet und schon war der riesige See halb leer. Das ist die offizielle Variante. Insider wissen aber, dass das Ungeheuer, das schon immer in dem See wohnt, den Stöpsel gezogen hat. Wie auch immer, das ganze Ereignis muss recht interessant gewesen sein, da bei der Gelegenheit allerlei Unbekanntes zu Tage trat, unter anderem sogar eine auf dem Seegrund verscharrte Leiche. Soviel dazu. Wir haben den See im Regen nur vom Auto aus angesehen, auch wenn er nach einem spannenden Wandergebiet aussah. Das Ungeheuer bekamen wir bei so oberflächlichem Besuch leider nicht zu Gesicht.

Für den Abend hatten wir uns vorsorglich schonmal einen Tisch reserviert in einem kleinen Fischlokal in Reykjavik. Bei strömendem Regen rennen wir vom Auto in’s Lokal und lassen uns zwei Fischpfannen zubereiten, die noch laaange unvergessen bleiben werden.

Nicht der Süden

„Irgendwo hin, wo es warm ist.“ hatte Simone gesagt.

„Im Juni sind die Tage so schön lang.“

Den Wink mit den langen Tagen hatte ich natürlich verstanden.

Sie wollte gar nicht in die Südsee!

Sie wollte in heißen Quellen baden!

Also buchte ich Island…

Und da sind wir nun.

Angekommen in Reykjavik blicken wir zuerst in viele traurige Vikingeraugen. Noch während unseres Anfluges hatte Island 2:0 gegen Nigeria verloren. Wir können also nichts dafür, sind aber trotzdem mit den Isländern traurig. So ist es heute abend in der Stadt wohl doch etwas ruhiger, als erhofft.

Aber trotzdem ist es recht lebendig. Wir erforschen nach unserer Ankunft direkt das Zentrum der Hauptstadt und gehen im Hafen in einem tollen Lokal unseren ersten Island-Fisch essen. Tolle Lokale gibt es in Reykjavik auf jeden Fall genug. Leider werden wir in den drei Tagen, die wir hier sind nicht alle ausprobieren können.

Tags drauf starten wir zeitig. Am Vormittag wollen wir Pingvellir besichtigen, die 1000 Jahre alte Wiege der isländischen Demokratie. Erster Anlaufpunkt eines jeden Touristenbusses auf der Insel (wirklich!). Aber auch perfekt für einen ersten Island-Vormittag. Insbesondere heute: Gleich bei unserer ersten Wanderung werden wir die Gelegenheit bekommen, unsere Kleidung mal gründlich auf Wasserdichtigkeit zu überprüfen!

Bei unserer Ankunft ist es nur ein leichtes Nieseln aus dem Nebel, mit dem wir gut klar kommen. Das Pingvellir-Gebiet ist Nationalpark und Weltkulturerbe. Hier trafen sich schon vor 1000 Jahren die Ältesten zum Inselparlament.

Direkt an der Grenze zwischen Eurasischer und Amerikanischer Platte haben Vulkane hohe Mauern und tiefe Gräben geschaffen. Durch die wandern wir nun (leider nicht immer allein) hindurch.

Beim Fahnenmast im oberen Bild wurden früher die Gesetze verlesen, heute brüten dort Wildgänse.

Der Nieselregen nimmt langsam zu, aber die Jacke hält.

Wir erreichen unseren ersten Wasserfall. Wir ahnen aber schon, dass wir später noch darüber schmunzeln werden, diese Miniatur-Kaskade überhaupt fotografiert zu haben.

Auf Tafeln entlang des Flusses wird der guten alten Zeit gedacht, als Betrüger noch geköpft und Ehebrecherinnen hier ertränkt wurden. Ganz allgemein erstaunt es, dass es überhaupt noch Isländerinnen gibt, da doch die eine oder andere isländische Saga mit dem Ertränken der Protagonistin endet.

Einen Wasserfall später werde ich zunächst verpflichtet, eine Großfamilie zu fotografieren, die sich vorher im Woll-Outlet adrett mit Isländerpullis ausgestattet hat.

Der Wasserfall wurde seinerzeit übrigens künstlich angelegt, um Wasser zum Versammlungsplatz am Pingvellir zu führen, und stellt heute quasi Islands ältestes Bauwerk dar.

Am oberen Wasserfall haben wir die Horden an Bus-Touristen schon längst hinter uns gelassen. Praktisch allein geht es weiter die Schlucht hinauf.

Dann marschieren wir hinab in’s Tal und entscheiden uns für einen längeren Wanderweg durch Moos und Lava. Nach einem kurzen Duscher (die Jacke hält) hat es zwischenzeitlich sogar aufgehört zu regnen.

Aus der Ferne, von einer Erhöhung auf der früher mal ein Hof stand, blicken wir zurück zum Wasserfall.

Der Weg hierher war schön breit, auf bei jedem Schritt knirschenden Lavakieseln, und fast ohne Regen.

Der Weg zurück ist dann das Gegenteil: Ein enger Pfad, wir versinken im Schlamm, und stetig nimmt der Regen zu. Die Jacke? Gibt langsam auf. Wir? Geben nicht so schnell auf.

Zurück am Auto legen wir uns erstmal trocken, und treten die Rückfahrt in die Stadt an.

In Reykjavik angekommen gehen wir direkt eine heiße, scharfe Cocosmilchnudelsuppe essen.

Danach noch ein Rundgang durch die Stadt, kurzer Besuch der bekannten Betonkirche, dem Wahrzeichen Reykjaviks, längerer Besuch mehrerer Läden (warm! trocken!), ertragreicher Besuch einer Bäckerei und letzter wärmender Besuch eines Cafes.

Dann heiße Dusche und 2:1 Deutschland – Schweden. Abschließender Spaziergang durch die Stadt, müdes In-die-Betten-Fallenlassen nach Dekoration des Zimmers mit zu trocknender Kleidung. Mal sehen, wie morgen das Wetter wird. Angesagt ist: wie heute.

Ist halt: Nicht der Süden.