Island 2018

Meinen Bericht könnt ihr hier lückenlos und chronologisch nachlesen:
Island 2018 – Die ganze Reise

Das waren die Etappen:

Letzter Tag: Tschüß Island

Nach einem Traumtag gestern – dem ersten Tag an dem es nicht ein einziges Mal regnete – fällt es uns heute leicht, die Rückfahrt anzutreten.

Am Morgen gehen wir noch ein letztes Mal auf den Aussichtspunkt vor unserem Hotel.

Dann stoppen wir noch kurz bei den Basaltsäulen auf halbem Weg vom Hotel nach Klaustur, dem 20 Minuten entfernten nächstgelegenen Ort. Hier sind wir die letzten Abende immer noch vorbeigefahren, auf dem Weg zum Abendessen (Gestern gab es lecker Lachsforelle). Aber immer hat es geregnet. Heute scheint die Sonne. Ich gebe mir alle Mühe, dennoch gelingt es mir nicht, die Säule aufzurichten.

Ein Blick zurück zum Öræfajökull, der jetzt gerne ausbrechen darf. Wir sind weit genug weg.

Gegenüber liegt Foss á Síðu, auch an diesem Wasserfall sind wir nun schon ein paar Mal bei Regen vorbeigefahren. Vorgestern hat es hier so geschüttet, dass sogar noch ein zweiter Wasserfall über die Kante stürzte.

Mit dem Bild vom schönen Wetter will ich meinen Reisebericht dann mal abschließen.

Bis nach Kevlavik waren es noch ein paar Stunden zu fahren, und spätestens bei Vík hatte uns der Regen wieder eingeholt. Nachdem wir unseren Mietwagen abgegeben hatten, wärmten wir uns noch im heißen Hotelpool unter freiem Himmel etwas auf, ließen uns einen Lachs in Mango-Koriander-Lake und leckere Fisch-Tacos schmecken, und machten uns bereit für unseren frühen Abflug am nächsten Morgen.

Liebes Island: Etwas weniger Regen hätte auch gereicht.

Aber der Rest war super.

War halt: Nicht der Süden.

Gletschertag: Abschluss

Was für ein Tag! Nach all den Eisbergen machen wir jetzt noch eine letzte Wanderung im Skaftafell-Nationalpark, da wo wir gestern schon unterwegs waren. Unser Ziel ist ein Aussichtspunkt hoch über dem Skaftafellsjökull.

Während wir beim etwa einstündigen Aufstieg mächtig ins Schwitzen gerieten, empfängt uns oben ein scharfer kalter Wind.

Aber die Aussicht über die Gletscherzunge ist es wert.

Bald sind wir auch wieder im Windschatten und machen noch eine gemütliche Rast in der Sonne mit Blick über den Vatnajökull.

Der Rückweg führt uns noch einmal am Svartifoss vorbei, wo wir gestern schon bei bedecktem Himmel waren. Natürlich lassen wir uns das aber bei diesem Wetter heute nicht entgehen und laufen noch einmal den kleinen Umweg bis zum Wasserfall.

Zurück im Tal beenden wir den Tag mit einem Kaffee in der Nachmittagssonne. Es ist wun-der-bar. 🙂

Gletschertag: Noch mehr Gletscher

Strandspaziergänge sind schön, aber wir wollen heute auch noch etwas Wandern gehen. Also machen wir uns wieder auf den Weg, aber nicht ohne noch einmal an der Lagune vorbeizuschauen.

Sitzt man windgeschützt, ist es heute richtig sommerlich. 17°C ist es warm, das ist unser Rekord für diesen Urlaub (und wird es auch bleiben).

In direkter Nachbarschaft zum Jökulsárlón liegt der Fjallsárlón, ein weiterer Gletschersee.

Hier kommt man etwas näher an den Gletscher selbst heran und sieht sehr schön seine Struktur und die tiefen Spalten.

Ein paar Kurven später fließt der Kviarjokull durch ein Tal hinunter. Gletscher über Gletscher.

Doch auch das ist uns nicht genug! Gleich geht es weiter…

Gletschertag: Am Strand

Nach unserem Besuch an der Lagune folgen wir dem Eis auf seinem Weg ins Meer.

Laufend fahren kleine Eisbrocken und Eisberge durch den kurzen Kanal vom See zum Ozean. Die Strömung zieht sie zügig ein Stück die Küste entlang und schiebt sie dann an den Strand.

Dort landen dann kleine und größere Eisbrocken und lassen den schwarzen Lavastrand wirken, als hätte jemand (= Trolle) Diamanten verstreut.

Ein kurzes Stück fahre ich mit.

Nein nein, der saß fest am Strand auf.

Soweit das Auge reicht, liegt Eis am Strand.

Und das Wetter ist grandios. Wir beschließen immer wieder, jetzt aufzuhören zu fotografieren und nur so noch ein wenig den Strand weiter zu gehen, aber dann liegen wieder ein paar Brocken besonders fotogen in der Brandung.

Mit Brocken meine ich das Eis. Simone aber auch sehr fotogen.

Will man sich in der Brandung fotografieren lassen, muss man schnell sein …

… und ein Auge auf den Wellen behalten.

Der Gletscher direkt hinter dem Strand.

Immer größere Brocken werden angespült.

Wir holen uns unsere Brotzeit und picknicken im warmen schwarzen Sand.

Zwei Italiener sind offensichtlich lebensmüde und wollen ins Wasser gehen, aber jemand spricht sie an und redet auf sie ein, bis sie von ihrem Unterfangen ablassen. Wo Eisblöcke so groß wie Omnibusse, und so schnell wie Omnibusse, vorbeifahren, ist Baden halt keine gute Idee. Mag schon sein, dass die See sie einige hundert Meter westwärts wieder an den Strand gespült hätte. Aber als Eisklötze halt.

Froh, dass wir jetzt nicht Zeuge einer aussichtslosen Rettungsaktion werden mussten, beenden wir unser Picknick und dösen noch ein wenig in der warmen Sonne. Doch das war der Gletscher für heute noch nicht genug! Es geht noch weiter…

Gletschertag: Am Jökulsárlón

Der Tag beginnt mit gutem Wetter und der Erkenntnis, dass wir seit drei Tagen ein Zimmer mit Blick auf den höchsten Berg Islands bewohnen – der war nur bisher nie zu sehen.

Ein solches Wetter muss man natürlich nutzen, und so starten wir zeitig – jedoch auch, da wir eine Rundfahrt im Amphibienfahrzeug auf der Gletscherlagune Jökulsárlón gebucht haben. Zwar ist noch etwas unklar, ob diese stattfinden kann – der Wetterdienst warnt vor Sturm in Südisland – aber hinfahren wollen wir so oder so.

Am Jökulsárlón kalbt der Vatnajökull in den See, das Eis treibt dann über den See zum gegenüberliegenden Abfluss, um von dort über einen wenige hundert Meter langen Fluss direkt in’s Meer entlassen zu werden.

Um es vorweg zu nehmen: Das ist – vor allem bei diesem Wetter heute – der fantastischste Ort ganz Islands.

An der Lagune angekommen ist es windstill und es steht noch ein mystischer Morgennebel über dem See (Elfen! Trolle!).

Da kommt schon unser Amphibienfahrzeug für die Runde auf dem See.

Wir gehen früh an Bord, um uns einen guten Platz zu ergattern, aber tatsächlich sind wir nur eine Handvoll Passagiere – da ist wohl eine Gruppe heute morgen zu spät aufgestanden und hat die Abfahrt verpasst. Uns soll’s Recht sein.

Wir fahren einen kurzen Bogen über Land und zack, sind wir im Wasser, und treiben zwischen haushohen Eisbergen.

In dieser Eiswelt fallen die in der Relation zum Drumherum winzig kleinen Boote kaum auf.

In der Lagune leben auch etliche Seehunde, einer von ihnen treibt auf einer Eisscholle an uns vorbei. Er guckt kurz auf…

… entscheidet dann aber weiterzudösen.

Unsere Guides fischen einen Brocken Eis aus dem See, damit wir mal echtes hundert Jahre altes Gletschereis verkosten können.

Weiter geht’s durch skurile Eisformationen.

Im Hintergrund der höchste Berg Islands, der Öræfajökull, den wir gestern schon von der anderen Seite aus bestaunt haben.

Aus dem Gletschersee fährt das Eis unter der Straßenbrücke hindurch auf’s offene Meer hinaus. Der See friert eigentlich nie zu, da er durch die Verbindung zum Ozean einen gewissen Salzgehalt aufweist. Um auf dem See dennoch den James-Bond-Film „Die Another Day“ drehen zu können, hat man seinerzeit den Abfluss mit Sandsäcken blockiert und den See zufrieren lassen!

Die Hängebrücke ist wie viele Brücken auf Island einspurig. Die Fahrbahn spannt sich aber leicht bogenförmig über den Fluss, was zur Folge hat, dass man beim Einfahren auf die Brücke nicht sieht, ob jemand entgegen kommt. So musste ich heute morgen schon die halbe Brücke nochmal im Rückwärtsgang zurückfahren.

Wieder an Land gehen wir noch am Ufer spazieren und machen viele, viele weitere Fotos. Der letzte Nebel hat sich mittlerweile aufgelöst.

Der riesige Gletscher im Hintergrund.

Etwa in Bildmitte klitzeklein ist wieder ein Amphibienfahrzeug unterwegs. Die Boote werden stets von einem Schlauchboot mit Außenborder eskortiert. Sollte doch mal jemand in’s Wasser fallen, wäre der Geleitschutz dann gleich zur Stelle und könnte auch weit schneller wieder an’s Ufer zurück gelangen, als die behäbigen Amphibienboote.

Auch mit dem Kajak kann man losziehen.

Ein Panorama des ganzen Sees: Rechts hinten fließt der Gletscher hinein, links ist der Abfluss.

Nochmal ein Blick zurück.

Ein Eisgespenst.

Während ich weitere Eisberge fotografiere, ruft Simone „Dort!!“ und zeigt auf einen Mehrfamilienhaus-großen Eisberg, der sich gerade umdreht und dessen dunkelblaues, fast schwarz wirkendes Eis von unten an die Oberfläche hoch kommt. Vom Baden in der Nähe von Eisbergen ist wirklich abzuraten.

Was für ein Start in den Tag! Aber es wird noch besser. Gleich wollen wir noch vor an den Strand, sehen, was aus den Eisbergen dort draußen auf dem Meer wird…

Nasse Füße im Skaftafell

Wir fahren heute in den Skaftafell-Nationalpark, der auf der Karte gleich bei uns um die Ecke liegt, in Wirklichkeit aber eine halbe Stunde Fahrt entfernt ist. Auf der Fahrt blicken wir zuerst auf die weiten Gletscher des Vatnajökull, des mit über 8000 km² größten Eisfelds Islands, das manchmal sogar von den 550 km entfernten Faröer-Inseln zu sehen ist, was sogar einen Weltrekord darstellt.

Es geht 20 Minuten lang nur geradeaus, durch eine nicht enden wollende Schotterebene, die von vielen Gletscherläufen des Vatnajökull geformt wurde. Ein Gletscherlauf entsteht, wenn der Vulkan unter dem Gletscher das Eis so zum Schmilzen bringt, dass abrupt riesigen Mengen Eis und Wasser in’s Tal rauschen. Hier zuletzt geschehen in den Neunzigern. Dabei hat es auch die Straße und alle Brücken davongewaschen, auf denen wir gerade unterwegs sind.

In Fahrtrichtung blicken wir auf den Öræfajökull, einen Vulkan und Gletscher, und dazu auch der mit über 2.100 m höchste Berg Islands. Später lesen wir, dass der Öræfajökull aktuell unter besonderer Beobachtung steht, da sich im November eine Beule aus dem Eispanzer über seiner Caldera empor gewölbt hat, die einen Durchmesser von einem Kilometer misst. Im Februar gab es dann in der Caldera einige Erdbeben, sodass der zuletzt 1728 ausgebrochene Vulkan aktuell auf Warnstufe „gelb“ steht.

Hinter Simone schlängelt sich der Skaftafellsjökull hervor, an dessen Fuße das Visitor Center des Nationalparks liegt.

Etwas daneben bricht der Svínafellsjökull herunter, vor dessen Begehung wegen eines zu erwartenden Erdrutsches aktuell gewarnt wird.

Wir befinden uns also in durchweg sicherem Terrain, halt nur umgeben von einer Gletscher- und Vulkanwelt, die uns jederzeit um die Ohren fliegen kann…

Also ziehen wir die Wanderschuhe an, erkundigen uns kurz beim Ranger über den Zustand unseres Weges (wir werden wohl zwei Bäche furten müssen) und ziehen los!

Direkt am Besucherzentrum war noch die Hölle los, aber die meisten rennen nur den halbstündigen Weg zum Wasserfall rauf und wieder runter. Wir haben uns für eine vierstündige Rundwanderung (auch mit dem Wasserfall als Ziel) entschieden, auf der wir etwas weniger Leute antreffen. Um genau zu sein: Wir haben gar niemanden getroffen. Drei Stunden lang nicht.

Zunächst führt uns der Weg über eine Brücke über die Morsá.

Schön, dass hier eine Brücke ist, aber irgendwie führt die Brücke in’s absolute Nichts.

Wir folgen dem Nichts entlang des markierten Wegs. Einen Pfad oder so gibt es meistens nicht, wir marschieren einfach von Pflock zu Pflock.

Eine gute Stunde geht es quer durch die Schotterebene, auf den eingangs erwähnten Gletscher des Vatnajökull zu.

Manchmal ist der Weg leichter zu finden…

… manchmal ist er auch wieder schwerer zu finden. Wo ist der Pflock?

Nachdem wir um einen Bergrücken herumgelaufen sind, öffnet sich der Blick hinein in’s Tal und wir schauen direkt auf den (wenn auch noch einige Kilometer entfernten) Morsárfoss, den Wasserfall im Gletscher Morsárjökull. Der untere Teil des Gletschers ist meterdick von Erdreich bedeckt, hier ist erst kürzlich (bedeutet in Gletscherzeit: vor wenigen Jahren) ein massiver Erdrutsch niedergegangen. Immerhin schmilzt nun das Eis darunter etwas langsamer, was auch sein Gutes hat, gehen doch auch die Gletscher auf Island massiv zurück. Ab und zu hören wir es leise grummeln und sehen, wie Schnee und Eis vom oberen Teil des Gletschers auf den unteren herabrieseln.

Wie gesagt, alles sicheres Terrain hier. Man sollte halt nur nicht gerade in dem Moment vor Ort sein, in dem der Berg abrutscht.

Nach langem Marsch durch den Schotter dürfen wir uns nun durch nicht enden wollende Lupinenfelder schlagen.

Auch wenn heute morgen kurz die Sonne herauskam, mittlerweile ist es eher bedeckt, aber trocken. Nur unsere Hosenbeine werden langsam nass, weil die hüfthohen Lupinen noch recht feucht sind, und so sehr in den Weg rein wachsen.

Schließlich haben wir das Tal durchquert und erreichen die erste Furt. Der Bach ist flach, aber breit, da kommt man leider nicht mit einem längeren Schritt drüber. Simone will schon die Schuhe ausziehen, da schlage ich vor, es etwas weiter unten zu versuchen, wo der Bach sich verzweigt und etwas schmäler aussieht. Wir laufen vielleicht 10 oder 20 Meter flussabwärts und …

… können unseren Augen kaum trauen! Da hätten wir fast die Schuhe umsonst ausgezogen. Der Bach fließt hier nämlich um die Ecke und versickert einfach! Es ist unfassbar. Anstatt durch’s Wasser zu waten, gehen wir einfach drum herum. Links ein auf uns zu fließender Bach. Rechts davon: Nichts mehr. Trocken!

Ein Lupinenfeld später hat es uns dann aber doch eingeholt: Der nächste Arm des Bachs versickert leider nicht, ist zehn Meter breit und bis zu 20 cm tief. Da hilft es nichts: Schuhe aus, Luft anhalten, und durch.

Erfrischt am anderen Ufer angekommen setzen wir uns in’s Kiesbett und packen unsere Brotzeit aus.

Aber wir wären nicht in Island, würde nicht … ja, würde nicht in genau diesem Moment ein plötzlicher heftiger Regen einsetzen. Wir sind fassungslos, legen unsere Semmeln in den Regen und werfen uns in höchster Geschwindigkeit in unsere Regenkleidung. Im Stehen, die Kapuze tief in’s Gesicht gezogen, essen wir unsere leicht angeweichten Sandwiches zu Ende. Es ist ein einzige Frechheit. Eine F-r-e-c-h-h-e-i-t.

Na gut, bald nieselt es nur noch leicht, und der Ausblick entschädigt wieder ein wenig.

Wir treten den Rückmarsch an und durchqueren erneut die weite Steinwüste.

Letztlich erreichen wir wieder die Morsá, die wir hier auf einer verwegenen Hängebrücke überqueren können.

Wir steigen jetzt durch’s Grüne auf, bis wir von einem Aussichtspunkt aus unseren bisherigen Weg überblicken können. Ganz da hinten waren wir, da haben wir dan Bach gefurtet, da hat es angefangen zu regnen. Rechts vorn ist die Brücke zu erkennen.

Es nieselt jetzt nur noch abschnittsweise und in unserer Regenkleidung wird es nun von innen nass, so sehr schwitzen wir beim Aufstieg.

Zum Glück führt der Weg kurz auf Holzplanken über ein Moor, wo wir kurz anhalten und uns mal eben die Schuhe und die Regenhosen ausziehen. Kommt ja eh niemand vorbei.

Etwas später hat uns die Zivilisation dann wieder, wir erreichen den Svartifoss, einen der meistfotografiertesten Wasserfälle Islands. Immerhin muss man sich ein wenig anstrengen, um zum Svartifoss zu kommen, man muss ein paar hundert Höhenmeter rauf, und so steht der Wasserfall nicht im Programm der Island-an-einem-Wochenende-Bustouren, was uns auf der kleinen Aussichtsplattform sogar ein wenig verweilen lässt.

Gemütlich schlendern wir wieder zu unserem Ausgangspunkt herab und beenden den Tag mit leichtem Muskelkater, frisch gewaschenen Füßen und einem leckeren Fischessen in Klaustur.

Am Wasserfall, und im Wasserfall

Der Tag beginnt freundlich und trocken – das sind wir so nicht gewöhnt. Wir fahren an Islands Südküste Richtung Osten, wo einige der schönsten Wasserfälle fast direkt an der Ringstraße liegen.

Erst Halt: Seljalandsfoss. Ein mächtiger Wasserfall, um den man sogar herumgehen kann! Wollen wir natürlich machen, und so ziehen wir die wasserdichten Hosen und die wasserdichten Jacken an und los geht’s!

Hinter’m Wasserfall werden eifrig Fotos für’s Hochzeitsalbum geschossen.

Aber auch vor dem Wasserfall wird eifrig fotografiert.

Dann geht’s an’s Eingemachte: Kapuze auf und los!

Der Seljalandsfoss donnert gewaltig neben uns herab.

Ganz hinten kommt die Gischt von allen Seiten.

Da regnet es einmal nicht – und was machen wir???

Nun gut, die Runde um den Seljalandsfoss haben wir geschafft, beim Spaziergang zum benachbarten Gljúfrabúi kann unsere Kleidung wieder trocknen. Der Gljúfrabúi ist ein etwas versteckter Wasserfall, zu dem sich die meisten Bustouristen schon gar nicht mehr hinbewegen.

Zugegeben: Er ist auch etwas schwieriger zu erreichen. Man muss halt durch den Bach in den Schlitz im Fels hineingehen. „Was soll’s!“ sagt Simone und schon ist sie weg.

Ich folge ihr natürlich. Über einzelne Steine kommt man fast trocknen Fußes hinein. Drin ist es dann aber alles andere als trocken. Eher wie in einer Autowaschanlage.

Es donnert, rauscht, spritzt. Grandios!

Ein Hoch auf unsere neuen Jacken.

Ein Blick zurück, und wir gehen wieder raus, bevor es in der Klamm einen Stau gibt. Ganz allein ist man auch hier nur kurz. Aber immerhin!

Das war super! Auf zum nächsten Wasserfall.

Direkt unterhalb des Vulkans Eyjafjallajökull (allen bekannt) liegt der Skógafoss, ein weiterer Monster-Wasserfall.

Die meisten trauen sich nicht allzu nah ran, die sind wohl wasserscheu…

Wir hingegen…

… sind mit allen Wassern gewaschen.

Nach dieser Erfrischung fahren wir weiter nach Vík, wo wir erstmal brotzeiten. Und natürlich fängt es in Vík auch wieder an zu nieseln, ist ja auch der regenreichste Ort Islands. Aber das macht uns heute gaaar nichts aus!

Der schwarze Lavasandstrand bei Vík erweist sich als eher wenig spannend und so fahren wir bald weiter.

Kurz hinter Vík machen wir noch einen kurzen Abstecher an den Strand, wo diese unscheinbare Höhle…

… von drinnen gesehen eindeutig einen Wikinger zeigt. Wurde von einem Troll erbaut.

Die weitere Fahrt ist streckenweise etwas eintönig. Inmitten einer langgestreckten Ebene kommt der Parkplatz Laufskálavarða, an dem lauter Steinhäufchen stehen. Die Isländer verabscheuen ja die Sucht der Touristen, überall Steinhäufchen aufschichten zu müssen. Aber diese Stelle hier gibt es schon seit über hundert Jahren. Der Sage nach bringt es Glück für die Weiterreise, wenn man hier einen Steinhaufen aufrichtet. Und so stellt die Straßenverkehrsbehörde hier sogar extra Steine zur Verfügung, damit diese Tradition auch weiter gepflegt werden kann.

Etwas später durchqueren wir das weite Lavafeld Eldrhaun. In alle vier Himmelsrichtungen, soweit man schauen kann, nur von Moos bewachsene Lava. Der kurze Wanderweg demonstriert sehr gut, wie unwegsam das Gelände ist, und wie langsam man darin vorankommt.

Letztlich erreichen wir Kirkjubæjarklaustur (oder kurz: Klaustur), wo es bei unserer Ankunft noch trocken war, wir uns daher zu einer einstündigen Wanderung über die Wiesen oberhalb des Orts hinreißen lassen. Natürlich kommen nach zwei Minuten erste Tropfen, nach 10 Minuten leichter Niesel und nach 15 Minuten setzt ergiebiger Dauerregen ein. Wir stoppen kurz beim „Kirchenpflaster“, einer weiteren unglaublichen Laune der Natur, und beenden dann zügigen Schrittes diese Wanderung, und damit auch den Tag. Genug der Wasserfälle. Für heute.

Im rauchenden Tal

Nachdem wir gestern einen grandiosen Tag erlebt haben, macht es heute gar nichts, dass es den ganzen Vormittag nur regnet.

Wir schlafen aus, gehen etwas einkaufen, und machen uns erst am Nachmittag auf den Weg, nachdem der Regen langsam nachgelassen hat.

Unsere Wanderung führt uns in das „rauchende Tal“ Reykjadalur im Thermalgebiet Hengill. Dort soll man in heißen Quellen baden können.

Nach wenigen Minuten erreichen wir bereits die Badestelle.

In dem Pott blubbert kochender Schlamm vor sich hin. Möglicherweise ist das doch noch nicht die Badestelle.

Der Weg führt uns dann doch noch über eine Stunde talaufwärts, bis wir hinter einem Bergrücken den Dampf aufsteigen sehen.

Wir freuen uns, müssen aber noch weitere 15 Minuten aufsteigen…

… bis wir die heißen Quellen erreichen. Diese hier sind aber knapp am Siedepunkt, da fiele uns wohl binnen Minuten das Fleisch von den Knochen.

Ein kurzes Stück später haben wir dann wirklich die Badestelle erreicht. Sogar die Sonne kommt jetzt heraus!

Aber da sollen wir jetzt wirklich reingehen?

Im unteren Teil dampft der Bach nur ganz wenig und es sind gerade mal zwei Verrückte im Wasser.

Draußen hat es höchstens 8°C und ein unangenehmes leichtes Lüftchen weht auch noch. Die Vorstellung, jetzt die sechs Schichten Wandersachen auszuziehen, ist noch etwas befremdlich.

Wir gehen noch ein wenig bach-aufwärts, und hinter der nächsten Kurve ist schon etwas mehr los. Ein ganzes Grüppchen kommt gerade aus dem Bach und zieht sich bibbernd hinter dem dürftigen Windschutz um. Aber die paar Leute, die da in Badesachen im Bach liegen, sehen ganz zufrieden aus.

Also überwinden wir uns, machen kurzen Prozess und sind schwuppdiwupp im Wasser!

Der Bach hat sowohl heiße, als auch kalte Zuläufe, und so muss man erstmal eine Stelle finden, wo es durchgehend einigermaßen warm ist. An die 40°C anderer Quellen kommt das hier nicht ran, aber wir finden schon ein angenehmes Eckchen. Auch die Vorstellung, bei der Kälte wieder raus zu müssen, lässt uns noch länger im warmen Wasser verweilen.

Was wir nicht wirklich bedacht haben ist, dass der Bach ja nur 30-40cm tief ist, und somit an ein Hinsetzen nicht zu denken ist. Und im Halbliegen wird dann doch ziemlich bald der Kopf ziemlich schwer, so dass wir uns einen Platz nah am Ufer suchen, wo wir den Kopf in’s (feucht kalte) Gras legen können. Rückblickend würde ich sagen: Hier habe ich mir dann wohl die Erkältung geholt…

Während wir im Bach liegen, wechseln sich kurze Schauer mit wärmenden Sonnenstrahlen ab. Dennoch macht das Bad einen Riesenspaß und das Rausgehen und Abtrocknen und Wiederanziehen der sechs Lagen Wanderkleidung ist dann gar nicht so schlimm wie erwartet.

Etwas weiter oben scheint der Bach noch heißer zu sein, das merken wir uns für’s nächste Mal.

Zurück im Tal fallen wir frisch gebadet ins urige Restaurant Skyrgerðin ein, wo es nach meinem Dafürhalten die besten Lammkoteletts Islands gibt.

Nach dem Essen (bis zum Sonnenuntergang ist ja noch ein wenig Zeit) schauen wir noch beim Krater Kerið vorbei, der trotz des bedeckten Himmels schön blau leuchtet.

Und zum Abschluss kommt auch noch mal ein Sonnenstrahl vorbei. Nur leider nicht bei uns. Wer dort hinten wohl wohnt?

Wahrscheinlich hatten hier die Elfen die Finger im Spiel. Und wenn’s die Elfen nicht waren, dann war’s ein Troll.

Morgen müssen wir unser schönes Quartier in Selfoss, in dem wir die letzten fünf Nächte verbracht haben, wieder verlassen. Wir wollen weiter an die Südküste. Auf zu mehr Wasserfällen, und auf zu den Gletschern! Wir sind gespannt…

Lava, Sonne, Sonnenbrand: Landmannalaugar

Heute ist zumindest mal etwas trockeneres Wetter vorhergesagt. Also, bis Mittag wenigstens. Das wollen wir nutzen für einen Trip in’s Hochland. Wir stehen extrafrüh auf und sind damit am Sonntagmorgen noch recht allein auf der Straße unterwegs. Auf der zweistündigen Fahrt haben wir durchgehend das Gefühl, aus dem guten Wetter in Richtung schlechtes Wetter zu fahren. Aber das kann sich ja alles noch ändern.

Kurz bevor die asphaltierte Straße aufhört, machen wir noch einen Boxenstopp. So sehen übrigens die meisten isländischen Tankstellen aus. Wobei das hier noch eine Luxusvariante ist, mit zwei Zapfsäulen und Beleuchtung. Oft genug steht einfach nur eine einzelne Zapfsäule da. Und wer braucht schon ein Dach darüber?

Das Fahrzeug ist leider nicht unseres, ansonsten hätten wir eine andere Strecke gewählt. Nach Landmannalaugar führen zwei Pisten, auf einer sind einige Flüsse zu furten. Wir haben zwar Allrad, aber bei 30 cm Wassertiefe dürfte für uns Schluss sein. Daher haben wir uns für die andere Piste, die F208, entschieden, auf der wir trockenen Fußes nach Landmannalaugar kommen sollten.

Nach 35 km Rüttelpiste, durchsetzt durch längere angenehme Sandstrecken, erreichen wir den Punkt, an dem sich die beiden Pisten treffen, und es sind schon nur noch fünf weitere Kilometer. Bei durchschnittlich 40 km/h Geschwindigkeit, die man hier oben so fährt, braucht man schließlich für diese 40 km auch eine gute Stunde.

An einer kleinen Paßhöhe machen wir einen kurzen Stopp, hinter dem nächsten Hügel dürfte aber schon unser Ziel liegen.

Noch sind die Wolken grau hier oben, aber es regnet immerhin nicht. Es liegt noch ein wenig Schnee in den Rinnen, trotzdem sieht man schon die unterschiedlichen Farben der vulkanischen Hügel rund um das Landmannalaugar.

Wir sind angekommen! Diesen Fluss hätten wir mit dem Auto noch furten können, um direkt an den Zeltplatz – den Ausgangspunkt unserer Wanderung – heranzufahren, aber wir parken lieber davor und gehen zu Fuß über die Brücke.

Der Zeltplatz hat etwas von einem Basislager im Himalaya.

Wir starten unsere Wanderung entlang des Bachs, der aus dem kleinen Tal zwischen dem Berg Bláhnúkur vor uns (unserem Ziel) und dem Lavafeld (rechts) herauskommt. Da der Bach mal hier, mal dort lang fließt, gibt es keinen festen Weg – den muss man sich einfach suchen. Immerhin gibt es eine Brücke, um den Hauptarm des Bachs zu überqueren. In der schwarzen Lava des Bláhnúkur können wir auch schon den Pfad erkennen, der uns dann nach oben führt.

Viele Wanderer sind noch nicht unterwegs, nur ein Paar, etwa hundert Meter vor uns, das zunächst die winzige Brücke verpasst hat und uns dann schon wieder entgegen kommt. Ansonsten wären wir an der Brücke wohl auch erstmal vorbei marschiert.

Wir beginnen den Aufstieg, der uns gleich über ein Feld grün leuchtenden Rhyolits herumführt. Wir blicken zurück auf die kleine Brücke, die wir gerade überquert haben, und den Zeltplatz dahinter.

Unter uns das Tal mit dem Bach, gegenüber das Lavafeld. Die Lava ist locker 20 bis 30 Meter hoch. Nach dem ersten Anstieg können wir das Lavafeld schon bald überblicken.

Etwas entfernt dampft eine Fumerole vor sich hin, dahinter der Brennisteinsalda, der „bunte Berg“. Da wollen wir später noch hin.

Unser Weg geht streng bergauf, das Tal wird immer kleiner und die Weite des Tals wird sichtbar. Der Blick zurück und rundum ist einfach nur beeindruckend. Wir ziehen die erste Schicht Jacken aus, denn es sind schon erste blaue Flecken am Himmel über uns zu sehen!

Noch einmal der Blick zurück in Richtung Zeltplatz und hinunter in eine bunte Mondlandschaft. Aufstieg und Ausblick sind in gleichen Maßen atemberaubend.

Ein Wanderer in roter Jacke folgt uns in einigen hundert Metern Abstand, holt aber zunehmend auf.

Simone beschwert sich, dass ich ständig anhalte, um Fotos zu machen. Ich lasse sie in dem Glauben, tatsächlich brauche ich die Zeit zum Luftholen…

Zwischenzeitlich haben wir auch das Paar eingeholt, das uns unten im Tal voranging. Schnell ist klar, dass die beiden auch Deutsche sind und wir ratschen eine ganze Weile und staunen darüber, dass die Zwei mit dem Fahrrad (!) nach Landmannalaugar raufgefahren sind und dort den Regen der letzten beiden Tage im Zelt ausgesessen haben.

Ich will gerade noch eine kurze Rast vorschlagen, da gucke ich um die nächste Kurve und sehe, dass wir tatsächlich schon den Gipfel erreicht haben! Der Ausblick in alle vier Himmelsrichtungen ist ein Traum und wird uns noch lange in Erinnerung bleiben.

Etwas windig ist es am Gipfel, aber es scheint nun tatsächlich die Sonne, und wir packen unsere mitgebrachte Brotzeit aus.

Nach der Rast lassen wir uns für ein Gipfelfoto porträtieren.

Mit einem so tollen Wetter hatten wir nun gar nicht mehr gerechnet! Man wird ja mit der Zeit bescheiden, und freut sich schon, wenn es einfach nur nicht regnet. Dem entsprechend hatten wir keinen Gedanken daran verschwendet, uns vielleicht mal mit Sonnencreme einzuschmieren. Und das wird sich heute noch übel rächen…

Aber zum Glück wissen wir das an diesem Punkt ja noch nicht und so gehen wir über den windigen Gipfelgrat, von wo aus sich der Weg wieder nach unten schlängelt.

Hier lachen wir noch, aber kurz darauf gabelt sich der Weg und wir entscheiden uns basierend auf einer falschen Darstellung in unserer Wanderkarte, und einer wenig hilfreichen Empfehlung einer vorbeiwandernden Italienerin, für den steilen Abstieg, direkt den Hang hinunter, wo sich Asche und Lava als recht instabil erweisen. Wir entwickeln eine Technik aus Hacken-in-den-Kies-hauen und nachfolgendem Rutschen, mit der es uns immerhin gelingt, diesen ekligen Pfad abzusteigen, ohne auf dem Hosenboden zu landen.

Gegenüber beobachten wir das andere deutsche Paar, das sich für den anderen, weit besseren Weg entschieden hat.

Unten angekommen stehen wir nun vor dem Problem den Bach zu queren, denn hier hinten gibt es jetzt keine Brücken mehr. Der Schritt über den Fels in der Mitte ist ein ganz schön weiter, und so entscheidet sich Simone für’s Schuheausziehen und watet durch den vom Schmelzwasser erfrischend gekühlten Bach. Zum Glück wartet am anderen Ufer schon unsere Gipfelbekanntschaft mit einem Handtuch.

Wir durchqueren ein kurzes Lava-Labyrinth und kommen bei der großen, dampfenden und nach Schwefel stinkenden Fumerole an. Hier sind wir jetzt auch nicht mehr allzu allein. Vom Gipfel haben wir schon die Ankunft mehrerer Busse in Landmannalaugar beobachtet, und diese Gruppen sind zwischenzeitlich auf dem einfachen Weg durch’s Lavafeld hier hinter gelaufen. Mit etwas Abstand machen wir noch eine Rast in der Sonne, essen einen Apfel und treten dann den Rückweg an.

Vorher genießen wir von einer Anhöhe aus noch den Blick über das Lavafeld.

Hier ein Suchbild: Wanderer in der Lava. Wer findet alle 12?

Der Weg zurück ist breit und schnell zurückgelegt. Ein paar kleine Schneefelder sind noch zu überqueren, dann der Abstieg aus der Lava hinab zum Zeltplatz, wo uns saftiges Grün erwartet.

Der Bach wird diesmal auf einer Planke überquert, obwohl er hier wahrscheinlich gar nicht so kalt gewesen wäre, denn…

… hier gibt es eine heiße Quelle zum Baden. Da herrscht aber aktuell Hochbetrieb, und wir sparen uns das Bad.

Wir trinken dafür einen Kaffee in der Sonne in der „Mountain Mall“ am Zeltplatz, die aus drei alten amerikanischen Schulbussen besteht.

Letztlich gehen wir zurück zum Auto und treten die Heimfahrt an, wieder über 40 km Rüttelpiste und dann noch 100 km Asphalt.

Ein Kondensstreifen weist uns den Weg. Rund um die Sonne kündigt eine Art Regenbogen das Unvermeidliche an: Auf der Heimfahrt beginnt es wieder zu regnen.

Dennoch haben wir von dieser tollen Wanderung drei Dinge mitgenommen: Unvergessliche Eindrücke, einen Muskelkater, und einen Sonnenbrand. Und was für einen…