Im rauchenden Tal

Nachdem wir gestern einen grandiosen Tag erlebt haben, macht es heute gar nichts, dass es den ganzen Vormittag nur regnet.

Wir schlafen aus, gehen etwas einkaufen, und machen uns erst am Nachmittag auf den Weg, nachdem der Regen langsam nachgelassen hat.

Unsere Wanderung führt uns in das „rauchende Tal“ Reykjadalur im Thermalgebiet Hengill. Dort soll man in heißen Quellen baden können.

Nach wenigen Minuten erreichen wir bereits die Badestelle.

In dem Pott blubbert kochender Schlamm vor sich hin. Möglicherweise ist das doch noch nicht die Badestelle.

Der Weg führt uns dann doch noch über eine Stunde talaufwärts, bis wir hinter einem Bergrücken den Dampf aufsteigen sehen.

Wir freuen uns, müssen aber noch weitere 15 Minuten aufsteigen…

… bis wir die heißen Quellen erreichen. Diese hier sind aber knapp am Siedepunkt, da fiele uns wohl binnen Minuten das Fleisch von den Knochen.

Ein kurzes Stück später haben wir dann wirklich die Badestelle erreicht. Sogar die Sonne kommt jetzt heraus!

Aber da sollen wir jetzt wirklich reingehen?

Im unteren Teil dampft der Bach nur ganz wenig und es sind gerade mal zwei Verrückte im Wasser.

Draußen hat es höchstens 8°C und ein unangenehmes leichtes Lüftchen weht auch noch. Die Vorstellung, jetzt die sechs Schichten Wandersachen auszuziehen, ist noch etwas befremdlich.

Wir gehen noch ein wenig bach-aufwärts, und hinter der nächsten Kurve ist schon etwas mehr los. Ein ganzes Grüppchen kommt gerade aus dem Bach und zieht sich bibbernd hinter dem dürftigen Windschutz um. Aber die paar Leute, die da in Badesachen im Bach liegen, sehen ganz zufrieden aus.

Also überwinden wir uns, machen kurzen Prozess und sind schwuppdiwupp im Wasser!

Der Bach hat sowohl heiße, als auch kalte Zuläufe, und so muss man erstmal eine Stelle finden, wo es durchgehend einigermaßen warm ist. An die 40°C anderer Quellen kommt das hier nicht ran, aber wir finden schon ein angenehmes Eckchen. Auch die Vorstellung, bei der Kälte wieder raus zu müssen, lässt uns noch länger im warmen Wasser verweilen.

Was wir nicht wirklich bedacht haben ist, dass der Bach ja nur 30-40cm tief ist, und somit an ein Hinsetzen nicht zu denken ist. Und im Halbliegen wird dann doch ziemlich bald der Kopf ziemlich schwer, so dass wir uns einen Platz nah am Ufer suchen, wo wir den Kopf in’s (feucht kalte) Gras legen können. Rückblickend würde ich sagen: Hier habe ich mir dann wohl die Erkältung geholt…

Während wir im Bach liegen, wechseln sich kurze Schauer mit wärmenden Sonnenstrahlen ab. Dennoch macht das Bad einen Riesenspaß und das Rausgehen und Abtrocknen und Wiederanziehen der sechs Lagen Wanderkleidung ist dann gar nicht so schlimm wie erwartet.

Etwas weiter oben scheint der Bach noch heißer zu sein, das merken wir uns für’s nächste Mal.

Zurück im Tal fallen wir frisch gebadet ins urige Restaurant Skyrgerðin ein, wo es nach meinem Dafürhalten die besten Lammkoteletts Islands gibt.

Nach dem Essen (bis zum Sonnenuntergang ist ja noch ein wenig Zeit) schauen wir noch beim Krater Kerið vorbei, der trotz des bedeckten Himmels schön blau leuchtet.

Und zum Abschluss kommt auch noch mal ein Sonnenstrahl vorbei. Nur leider nicht bei uns. Wer dort hinten wohl wohnt?

Wahrscheinlich hatten hier die Elfen die Finger im Spiel. Und wenn’s die Elfen nicht waren, dann war’s ein Troll.

Morgen müssen wir unser schönes Quartier in Selfoss, in dem wir die letzten fünf Nächte verbracht haben, wieder verlassen. Wir wollen weiter an die Südküste. Auf zu mehr Wasserfällen, und auf zu den Gletschern! Wir sind gespannt…

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