Auf nach Gotland, auf nach Visby!

Es ist soweit! Nachdem das Wetter während unseres Stockholm-Besuchs ausschließlich gut war, checken wir nun bei strömendem Regen aus dem Hotel aus und übernehmen unser Mietauto. Eigentlich hätten wir noch ein paar Stunden Zeit, aber was sollen wir nun bei Regen unsere sonnigen Stockholm-Erinnerungen verwässern?

Also fahren wir direkt runter nach Nynäshamn, dem Fährhafen zu unserer nächsten Destination, der Insel Gotland.

Der kleine Hafenort ist recht niedlich, aber eben auch sehr … klein. Eindeutig ist man hier darauf eingerichtet, dass die meisten Gäste maximal zwei Stunden vor der Abfahrt der Fähre ankommen, dann futtern, Kaffee trinken, Schafsfell kaufen, und wieder weiter sind. Nun gut, wir haben doppelt so viel Zeit, aber die bringen wir auch irgendwie rum.

Insbesondere der warmgeräucherte Lachs in der kleinen Fischräucherei direkt am Pier kann nur empfohlen werden.

Ein paar Regenschauer und einige Espressi später stellen wir uns dann für die Fähre an. Die MS Visby dürfte die größte Fähre sein, auf der wir bisher so unterwegs waren. Wir werden in eines der vielen Parkdecks eingewiesen und suchen unsere Plätze im Achtersalon. Vom Oberdeck blickt man ganz schön tief hinunter bis zur Wasseroberfläche. Vorteil der Riesenfähre: Von Seegang ist hier nichts zu spüren. Nachteil: Man denkt nun, das ist auf allen Fähren hier so. Dazu aber erst später mehr.

Das Foto der MS Visby habe ich einige Tage später von Land aus gemacht (bei Sonne).

Nach etwa drei Stunden ereignisloser Fahrt (wobei es im Bordbistro einwandfreie Fika gab) laufen wir in Visby ein. Schon von See aus sieht die mittelalterliche Stadt recht hübsch aus, nur den großen Tank hätten sie etwas anders platzieren können.

Wir beziehen unser Hotel in einem alten Schloss innerhalb der Stadtmauern. Schon bei der Ankunft sehen wir, dass das Gebäude zwar dicke Mauern, aber nur sehr kleine Fenster hat, und die Gäste bei praktisch jedem Zimmer einen kleinen Ventilator ins Fenster gestellt haben, um ein wenig Frischluft zuzuführen. Glücklicherweise stellen wir fest, dass wir eines der wenigen Zimmer mit schönen großen Fenstern haben, sodass wir auch an den kommenden warmen, sonnigen Tagen es immer gemütlich haben.

Zweiter Vorteil unseres Zimmers: Öffnen wir die großen Fensterflügel, dann blockieren wir damit ein wenig Bank und Tisch draußen vor unserem Fenster, sodass sich kaum jemand dort hinzusetzen traut. So haben wir am Morgen unseren privaten Sonnenplatz zum Frühstücken!

Gestärkt starten wir einen Rundgang um den Ort – unser erster Eindruck von der Altstadt gestern Abend war schon ein recht netter. Visby ist rundherum von seiner alten Stadtmauer umgeben, was dem Ort ein besonderes Flair gibt (und für wenig Autoverkehr innerhalb der Mauern sorgt).

Rund um die Stadtmauer zieht sich dann noch ein grüner Streifen, den man sehr schön entlangspazieren kann, und wo man sich mit einer Decke auch jederzeit ins Grüne setzen kann. Decken gibt’s bei uns im Hotel zum Mitnehmen. Mal sehen, ob wir das mal machen… Zuerst umrunden wir die Stadt mal innerhalb, mal außerhalb der Stadtmauer. Wetter ist Gotland-mäßig klasse, aber auch Schweden-mäßig windig. Und hatte ich schon meine Erkältung erwähnt? Naja hilft nichts. Muss.

Innerhalb der alten Mauern finden wir unzählige Gassen, die natürlich alle abmarschiert werden müssen, weil wir könnten ja ein Haus mit noch schöneren Rosen irgendwo übersehen haben. Denn die Rosen blühen hier überall, in großen Mengen, wunderschön.

Eine besondere Eigenart Visbys sind die vielen Kirchenruinen in der Altstadt. Als die Truppen aus Lübeck Visby im 16. Jahrhundert angriffen, wurden alle bis auf eine Kirche zerstört und danach nicht mehr wieder aufgebaut, denn wozu brauchten die Lutheraner noch all die katholischen Kirchen? So stehen jetzt rund 20 Kirchenruinen in der Stadt herum, von denen zwei oder drei für Veranstaltungen genutzt werden. Eine davon ist St. Nicolai.

Wir streifen weiter durch die vielen niedlichen Gassen …

… und steuern den Dom Visbys an, die einzige Kirche, die damals verschont wurde, wurde sie ja von deutschen Kaufleuten errichtet. Hinter dem Dom macht das Gelände eine große Stufe nach oben, sodass man von hier einen tollen Blick auf die Stadt, den Hafen und das Meer hat.

Erwähnte ich schon, dass die Gassen in Visby voller Blüten sind und wunderschön?

Nun gut. Natürlich haben wir in Visby nicht nur Kirchenruinen angeschaut, sondern es gibt auch eine Menge schöner Cafes und Restaurants. Hervorzuheben wäre hier der ausgezeichnete Fika-Truck am Osttor (schwedisch Österport, wie sonst).

Für heute Abend haben wir uns einen Tisch beim Italiener reserviert, wo wir in sehr schöner Atmosphäre sehr leckere Pasta mit Salsiccia essen.

Da es nach dem Essen noch lange nicht dunkel ist, schlendern wir gemütlich rauf zum Dom, von wo aus wir über die Dächer Visbys hinweg den Sonnenuntergang beobachten.

Sonnenuntergänge im hohen Norden sind Freud und Leid des Fotografen.

Freud, weil der Fotograf sehr, sehr viel Zeit hat, den Sonnenuntergang zu fotografieren. Es dauert einfach ewig, bis die Sonne mal am Horizont angekommen ist. Dann dauert es noch einmal eine Ewigkeit, bis sie wirklich untergegangen ist. Dann ist es ja trotzdem noch lange nicht dunkel, sondern die Sonne straht noch die Wolken an, und, und, und.

Aus dem gleichen Grund sind diese Sonnenuntergänge aber auch die Leid des Fotografen, denn er macht viel zu viele Fotos. Und weil er danach noch lange nicht nach Hause geht (ist ja noch so schön hell und mild, lass uns noch mal hier und dort lang gehen), kommt er auch nicht dazu, diese vielen Fotos je auszusortieren.

Nun, es ist mir mit einigen Wochen Verzögerung nun doch gelungen. Ich will mich mal auf sieben Fotos beschränken. Auch das fiel schon schwer. Und morgen ist nochmal Sonnenuntergang. Und übermorgen auch. Und…

Na gut, irgendwann wurde es dann doch etwas frisch, und wir sind heim gegangen. Visby in zwei Worten? Echt schön.

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