MassMOCA

Heute geben wir uns die Kultur mal so richtig.

Das Massachusetts Museum of Contemporary Art versteckt sich in der Kleinstadt North Adams in alten Fabrikhallen.

Wir starten unseren Rundgang mit den Sonderschauen teils sehr skuriler zeitgenössischer Kunst. Wer ist hier wohl gemeint?

Nach dem Besuch einiger recht lautstarker Videoinstallationen tauchen wir dann in die permanente Sammlung ein. Das Werk Sol Lewitts verteilt sich chronologisch auf drei Etagen der grandiosen Räumlichkeiten und wird mit dem Alter des Künstlers immer bunter.

Die Lichtinstallation „Cosmic Latte“ gefällt uns ebenfalls besonders gut.

Dann gibt es eine Menge zu lesen.

Es wird unübersichtlich.

Spiegelbildlich.

Und wieder gibt es viel zu lesen. Sogar auf deutsch.

Mittags machen wir kurz Brotzeit am Auto. Wir haben heute morgen bei Guido’s so leckere Sachen eingekauft, da kann uns jedes Museums-Café gestohlen bleiben.

Vor dem Eingang wachsen die Bäume in die Tiefe.

Ganz kann uns das Café dann doch nicht gestohlen bleiben.

Dann geht es nochmal rein. In einer der alten Brücken, die die Fabrikgebäude untereinander verbinden, hat Julianne Swartz eine Klanginstallation untergebracht, die ich für das Highlight des Museums halte. Hinter jeder Strebe sind Lautsprecher montiert, und eine Art mehrstimmiger Choral klingt durch den Gang und verändert sich in Abhängigkeit vom eigenen Standort, während man durch die Brücke schreitet.

Na gut, der Tunnel teilt sich das Attribut „größtes Highlight“ für mich mit der Ausstellung des Lichtkünstlers James Turrell. Turrell möchte nur leider nicht, dass sein Werk fotografiert wird. So warte ich weiter gespannt, wann endlich Turrells Projekt „Roden Crater“ bei Flagstaff, Arizona eröffnet wird. Kann sich nur noch um wenige Jahrzehnte handeln, aber dann muss ich dort unbedingt hin.

Draußen kommt zunehmend die Sonne raus. Bei unserer Ankunft hatte es noch geregnet.

Noch mehr vom jungen Sol Lewitt im Untergeschoss. In seiner Jugend hatte er wohl sehr, sehr viel Zeit zum Zeichnen langer Linien.

Dann wurden die Linien immer breiter.

Und dann immer bunter.

Damit schließen wir unser Kulturprogramm für heute ab.

Der Museumsbesuch, er war farbenfroh und vielseitig. Was uns die Künstler im Einzelfall sagen wollten? Egal, anschauen hat Spaß gemacht.

Zu Besuch bei den Shakern

Weil heute wunderbares Wetter ist, entscheiden wir uns für den Vormittag für den Besuch im Hancock Shaker Village.

Das Dorf wurde 1790 von den Shakern gegründet und aufgebaut und bis 1960 betrieben. Heute gibt es nur noch eine Hand voll Shaker in Nordamerika, und das Dorf wurde zu einem Museum, aber einem sehr lebendigen mit bestellten Feldern und vielen Tieren.

Im Gemüsegarten wächst alles, was man so kennt, und noch einiges, das man nicht kennt.

Die Shaker waren sehr religiös. Männer und Frauen lebten gleichberechtigt, aber zölibat – was vielleicht auch den Mangel an Nachwuchs erklärt. In dem großen Backsteinbau links wohnten mehr als einhundert Brüder und Schwestern. Durch das Gebäude verlief mittig eine unsichtbare Linie, auf der einen Seite lebten nur die Männer, auf der anderen nur die Frauen. Auch der Arbeit ging man streng getrennt nach.

Fanden doch mal Männlein und Weiblein zusammen, dann wünschte man dem Paar alles Gute, gab ihm eine Mitgift mit, und verabschiedete es aus der Shaker-Gesellschaft.

Die Shaker waren hochinnovative Landwirte. Sie hinterfragten jede Vorgehensweise, jede Bauweise und überlegten, ob es nicht eine optimalere gab.

So bauten sie die große Rundscheune, in der ein einziger Mann über 50 Kühe versorgen konnte. Über eine Rampe zogen Ochsenkarren das Heu in das Obergeschoss, wo sie im Kreis herumgeführt werden konnten, um das Heu in die Mitte abzuladen. Im Untergeschoss nahmen die Kühe rundherum ihre Plätze ein, um zu fressen und gemolken zu werden. Durch eine Stufe und durch Gitterroste wurde sichergestellt, dass sie nicht in ihrem eigenen Mist standen. Eine für den Anfang des 19. Jahrhunderts revolutionäre Bauweise.

Wir laufen auf der Farm von Bauwerk zu Bauwerk und sehen uns die vielen kleinen Ausstellungen an, lassen uns von Farmer Don erklären, wie die Rundscheune funktioniert, wohnen einer Demonstration der mit Wasserkraft betriebenen Werkstatt bei, und gucken bei den Tieren rein.

Die Ferkel im Stall sind Winzlinge im Vergleich zu der sprichwörtlich fetten Sau draußen.

Irgendwie haben wir die Alte aus dem Schlaf gerissen.

Mühsam steht sie auf, und fängt an, sich im Schlamm zu suhlen.

Dort findet sie schließlich auch Abkühlung.

Der ahnungslose Truthahn, er weiss wohl nicht, dass in ein paar Wochen Thanksgiving naht.

In der Schule wurden die Kinder im gleichen Klassenzimmer, aber ebenfalls durch eine unsichtbare Linie getrennt nach Jungs und Mädchen unterrichtet. Die Kinder waren zumeist entstanden, bevor die Eltern den Shakern beigetreten waren.

Auf der Krankenstation lagen die Kranken in diesen praktischen „Betten“. Auch in Sachen Kräuterheilkunde waren die Shaker sehr bewandert.

Und schließlich machten die Shaker einen ausgezeichneten Apfelkuchen.

Der Besuch im Shaker Village war sehr interessant und lehrreich, und Sonne haben wir auch reichlich abbekommen. Hat Spaß gemacht.

Cape Ann

Einen guten Morgen aus Rockport, Massachusetts! In unserer niedlichen kleinen Wohnung haben wir endlich die Möglichkeit, das Granola zu frühstücken, das wir schon mal in weiser Voraussicht in unserem Stammcafé in Boston gekauft haben. Dazu gibt es frische Erdbeeren aus Neuengland, griechischen Joghurt (mit Fett – schweeeer zu bekommen), frische Mango und selbstgebackenen Kuchen von unserer Gastgeberin. So muss ein Frühstück aussehen!

Hier auf Cape Ann ist heute zwar ein wunderschöner Sommertag, aber der Herbst – und damit der Indian Summer – steht schon vor der Türe.

Zum Glück hatten wir noch in letzter Sekunde die kurzen Hosen eingepackt. Am Morgen gehen wir zunächst mal eine Runde über den Strand in Rockport.

Zum Glück ist gerade Ebbe, ansonsten wäre hier kaum Strand. Auch wenn einige Verrückte sich in die Fluten stürzen, wir gehen lieber mal nur mit den Füßen rein. Das ist schon erfrischend genug.

Das meistfotografierte Motiv in Rockport ist diese rote Fischerhütte, die daher als Motif #1 bezeichnet wird.

Auf dem Bearskin Neck ist heute (Wochenende!) kräftig was los. Wir reihen uns ein und gehen von Bude zu Bude, Laden zu Laden. Essen hier ein Eis, kaufen dort einen Lobster (gedruckt, zum an die Wand hängen) und setzen uns ab und zu an die Pier, um auf den Hafen zu starren. Was man eben so macht.

Bei Roy Moore steigt ab Mittag der Andrang. Drei Lobster für $40 ist kein schlechter Preis. Die Hütte ist der ganze Laden, es gibt das ganze Angebot an frischem Lobster, Muscheln, Austern. Der Laden ist nur ein paar Quadratmeter groß. Rechts sind die Tanks mit dem lebendigen Hummer, links hinten dampft der riesige Kochtopf. Man geht dann mitten durch die Küche aufs Sonnendeck hinter der Bude, um den Lobster dort „in the rough“ zu essen. Einmal durch Roy Moores zu laufen ist sowas wie das Highlight des Tages, einfach lustig. Für uns muss heute kein Lobster sterben, wir haben schon gebrotzeitet.

Geht man durch Roy Moore’s Fish Market durch, dann kommt man an diesem bunten Ort raus. Dort stehen Lobster Traps (also Hummerfallen, die gelben Körbe) bereit; die bunten Boyen markieren dann die Fallen auf See.

Vor Rockports Motif #1 lasse ich mich noch mit meinem Motif #1 ablichten.

Schließlich fahren wir noch einmal nach Gloucester zurück, wo wir am Rocky Neck die diversen Künstlergallerien abklappern und in der Werft einige historische Kutter bestaunen.

Auf dem Rückweg stoppen wir am Good Harbour Beach, wo wir in der tiefstehenden Nachmittagssonne einen letzten Strandspaziergang machen.

Da Wochenende ist, ist am Strand auch eine Menge los.

Den Meisten hier dürfte auch klar sein, dass das der letzte Strandtag des Jahres sein könnte.

Nach diesem Strandtag haben wir uns ein feines Abendessen verdient. Am nächsten Morgen lassen wir es gemütlich angehen, bevor wir in Rockport unsere Zelte abbrechen. Wir fahren rauf zum Halibut Point, wo wir rund um einen alten, stillgelegten Granitbruch wandern.

Wir laufen von Aussichtspunkt zu Aussichtspunkt, gehen runter an’s Meer und schauen in die Tide Pools (in denen wir aber maximal ein paar Muscheln vorfinden) und um Punkt halb zwölf beschließen wir, dass es jetzt Zeit für eine weitere Mahlzeit ist. Da kommt der Lobster Shack „The Lobster Pool“ gerade Recht.

Wir entscheiden uns mal wieder für die gut gefüllte Lobster Roll. Mit Aussicht.

Den zweiten Stopp für heute legen wir am Castle Hill am Crane Estate ein. Hier hat sich der Wasserhahn- und Kloschüsselfabrikant Crane in den 1920er Jahren ein Schloss nach britischem Vorbild gebaut.

Das Schloss liegt oben auf einem Hügel auf einer Halbinsel mit kilometerweitem Sandstrand, die komplett zum Anwesen gehörte. Vom Schloss zieht sich ein Rasenteppich, das Lawn, in einer in den Wald geschlagenen Schneise bis zum Meer vor.

Wie lang dieser Lawn ist, das sieht man daran, wie klitzeklein die Menschen ganz weit vorne schon sind.

Da es super warm ist, wandern wir zum Strand hinunter und nehme ein ausgedehntes Fußbad.

Dieser Teil des Strandes ist ruhig und fast leer, während der Strand weiter vorne breiter wird und dort von Tausenden Wochenendgästen bevölkert ist – denn da ist auch der große Parkplatz. Weit vom Parkplatz wegbewegen, das ist nun nicht jedermann sein Ding. Unseres halt schon.

Einen schweißtreibenden Aufstieg zurück zum Castle Hill später verabschieden wir uns mit einer Limonade im Schatten von Cape Ann. Es war sehr schön hier. Nun aber auf landeinwärts, auf in die Berkshires!

Über Gloucester nach Rockport

Den Hexen von Salem haben wir den Rücken gekehrt. Es geht weiter die Küste rauf nach Norden.

In der Fischerei-Metropole Gloucester erwartet uns ein beeindruckendes Stück Geschichte: Am Seefahrer-Denkmal wird denen gedacht, die hier in den letzten Jahrhunderten auf die See hinausgefahren und nie wieder zurückgekehrt sind.

In Gloucester, so sagt man, hat fast jede Familie mindestens ein Mitglied an die See verloren. Na gut, das werden ein paar Dutzend sein, denkt man dann, doch tatsächlich sind hier über 10.000 Seefahrer nicht zurückgekehrt. Rund die Hälfte sind jahresweise namentlich auf den Tafeln am Denkmal genannt. Einige Jahre ziehen sich über mehrere Spalten hinweg.

Fast 1000 Schiffe sind gesunken, am schlimmsten waren die großen Stürme 1862 und 1879, bei denen 120 bzw. 159 Seefahrer nicht zurückkehrten.

An einem ruhigen Tag wie heute ist das kaum vorstellbar. Ein Stück weiter gibt es auch noch ein weiteres Denkmal, das für die zurückgebliebenen Witwen und deren Kinder.

Wir gehen in dem kleinen Fischerort einen Kaffee trinken. Das Logo des lokalen Zahnarztes will unbedingt festgehalten werden:

In mehreren Häfen liegen Fischerboote, und auch ganz viele Boote von Hummerfischern. Den Hummer bekommt man an Imbisbuden auf dem Pier dann so frisch zubereitet, wie nirgendwo sonst. Stets zum Tagespreis, der aktuell bei etwa $20 für einen mittelgroßen Lobster liegt.

Kurz vor der Dämmerung erreichen wir Rockport, einen weiteren kleinen Hafen, wo wir die nächsten beiden Nächte bleiben wollen.

Da bei Roy Moore’s Lobster-Restaurant die Warteliste lang ist, gehen wir gegenüber zum Blue Lobster und genießen eine leckere Lobster Roll.

Bevor es ins Bett geht, vertreten wir uns noch kurz am Bearskin Neck die Beine. Hier stehen Dutzende kleine Hütten mit winzigen Läden drin, vom Souvenirladen über Kunstgallerien bis zum Fischgeschäft. Das müssen wir uns morgen bei Tag noch genauer ansehen.

Aber jetzt, in der Nacht, so ganz ohne Menschen, hat es auch seinen Reiz.

Zu den Hexen nach Salem

Nach unserem revolutionären Besuch in Bosten checken wir heute aus dem Hotel aus und starten unseren Road Trip. Huzzah!

Wir verlassen Boston in Richtung Norden und unser erster Halt ist in Salem.

Salem war einst der größte Seehafen Nordamerikas und durch das Customs House, das Zollamt am Hafen, liefen alle Güter aus Europa, Asien, Südamerika und Indien.

Gehandelt wurde schon damals mit allem, was denkbar war, vom Fass Wein bis zum Regenschirm…

… vom Tee bis zum Teeservice.

Ein Rundgang durch Salem führt uns zum Hexenmuseum gegenüber des Commons. Das Hexenmuseum sparen wir uns, aber die Hexengeschichten sind in Salem allgegenwärtig. Hunderte wurden hier als Hexen oder Hexer gemeuchelt.

Das Prinzip war wie gehabt: Nachbar hat grüneren Rasen als man selbst. Nachbar muss verhext sein. Nachbar wird gehängt. Aus purer Gütigkeit kauft man Nachbars Haus für ein paar Gulden.

Das ganze lief prächtig, bis schließlich auch die Frau des Gouverneurs des Hexendaseins verdächtigt wurde. Da schob dieser dem Treiben einen Riegel vor, brach alle Hexenprozesse ab, strich die zugehörigen Gesetze und ließ alle Verdächtigen frei.

Der Herr auf dem Foto ist aber weder der Gouverneur, noch eine Hexe, sondern der Stadtgründer Salems.

Schöne Häuser gibt es in Salem, so wie überall in Neuengland.

Wetter passt auch.

Auch weitere Hexenmuseen lassen wir aus.

Stattdessen laufen wir zu „Ye Olde Pepper Candy Company“, angeblich Amerikas ältestem Süßigkeitenladen, wo wir uns mit „Reiseproviant“ eindecken.

Wir lassen die Hexen in Salem zurück, und fahren weiter die Küste hinauf.

Werft den Tee in die See!

Ein Besuch in Boston wäre nicht komplett ohne im Boston Tea Party Museum gewesen zu sein. Das Museum selbst schwimmt auf einem Ponton im Hafenbecken.

Am Eingang werden wir schon erwartet.

Wir nehmen Platz im Versammlungssaal und erhalten alle eine Rolle. Zum Glück sind die vorderen Reihen mit den Sprechrollen schon belegt.

Auch die Besucher aus dem „Motherland“ dürfen mitmachen, es sind so einige.

Am Pult hält ein gewisser Samuel Adams eine scharfe Rede gegen die Regierung aus dem fernen „Motherland“. Hat doch die Krone in Großbritannien immer neu Steuern und Zölle für uns hier in den Übersee-Kolonien eingeführt. Aber wofür? Für einen angeblichen „Schutz“ durch britische Truppen? Dabei ist hier in Boston kein Brite weit und breit zu sehen! „Keine Besteuerung ohne Repräsentation“ („no taxation without representation“) rufen wir als laut. Wir trampeln zustimmend und recken mit lautem „Huzzah! die Faust in die Luft. Eine Riesengaudi.

Wir entscheiden also, dass wir für die drei Schiffsladungen Tee, die gerade eingetroffen sind, keine Steuern zahlen werden. Wir schicken sie einfach mitsamt ihrem Tee wieder zurück nach England. Von dort ist aber zu hören, dass kein Schiff mit Tee beladen den Hafen in Boston verlassen darf.

Na gut. Dann muss der Tee eben ausgeladen werden. Huzzah!

Wir verkleiden uns nun also alle als Indianer, indem wir uns rote Federn an die Hüte (oder hinter den Brillenbügel) stecken. Dann geht es mit erhobener Faust und noch mehr Huzzah raus auf den Pier.

Wir stürmen das Schiff, packen uns die Teebündel und werfen sie in die See! Huzzah!

Das ganze wiederholen wir noch ein paar Mal, dann werden wir hungrig. Die echten Protagonisten hatten die ganze Nacht zu schuften, um über 300 Packen Tee im Hafenbecken zu versenken.

Hier gibt es Geschichte echt zum Erleben. Im Museum wird noch die weitere Geschichte, die Folgen der Boston Tea Party bis zum Ausbruch des Unabhängigkeitskriegs genial illustriert. Dann kommt man im Teesalon raus, wo es warme Scones und heißen Tee (oder für uns einen Apple Cider) gibt.

Nach diesem lustigen und lehrreichen Vormittag reicht uns ein Scone allein aber nicht, wir gehen noch zu einem der Food Trucks im Financial District und stärken uns auch dort noch einmal.

Wieder fit laufen wir durch den Boston Common nach Beacon Hill, einer der „besseren“ Wohnlagen in Boston. Die Anwesen sind ausnahmslos aus rotem Ziegel. Und auch die Haute Volée Neuenglands bestellt bei Amazon…

In den kleinen Gassen hinter den großen Anwesen wohnten seinerzeit die Dienstboten. Heute ist die Acorn Street eine der hübschsten, und eine der wenigen, auf denen sich das Kopfsteinpflaster gehalten hat.

Schon wieder hungrig kehren wir in Beacon Hill im Café Tatte ein, das die leckerste Gebäckauslage hat, die wir je gesehen haben.

Im Boston Public Garden sind die „Ducklings“ nur aus Bronze.

Aber die Squirrels sind echt. Und echt dreist.

Der Public Garden ist schön bepflanzt, dahinter beginnt der Finanzdistrikt.

Washington ist uns ein Stück entgegengeritten.

Wir laufen ein laaanges Stück die schöne Newbury Street hinunter, kehren dann mit müden Füßen um schließen unseren Stadtrundgang für heute mit einer Limonade ab.

Nach etwas Ausruhen gehen wir ein paar feine Tacos essen und fallen dann tot ins Bett. Revolution macht müde. Huzzah.

Noch ein Besuch im North End

Nachdem Simone den Vormittag ohne mich entlang des „Freedom Trail“ durch Boston gelaufen ist, treffen wir uns zum Mittagssnack im Public Market. Ein saftiges Pastrami-Sandwich und einige Fish Tacos später suchen wir wieder den Freedom Trail, eine rote Linie, die sich durch ganz Boston zieht und der man nur folgen muss, um alle Schauplätze der Stadtgeschichte, von Boston Massacre bis zur Boston Tea Party, abzuklappern. Wir kehren nun Downtown den Rücken …

… und folgen dem Trail hinüber nach North End. Endlich lerne ich, wer eigentlich Paul Revere war, dessen Reiterstandbild so fotogen im North End steht. Er war einer der Reiter, die die heimischen Truppen in Lexington nach einem nächtlichen Ritt vor der Ankunft der britischen Truppen warnte. In Lexington fiel dann der „Schuss, den die ganze Welt hörte“ zum Beginn des amerikanischen Unabhängigkeitskriegs.

Wir gehen noch einmal bis zum alten Friedhof hinter…

… und wieder zurück zur Paul Revere Mall.

Dort rückt gerade die Feuerwehr aus.

Wir trinken einen Cappuccino in der Bar am Eck, wo auf mehreren Fernsehern italienischer Fussball läuft.

Dann orientieren wir uns hinüber zur Waterfront und lassen es für heute erstmal gut sein.

Nach einer kleinen Pause im Hotel fahren wir zurück ins North End, denn hier gibt es selbstverständlich auch die besten italienischen Restaurants.

Wir kehren bei Euno ein und entscheiden uns für zwei Mal Veal Piccatta, was wir nicht bereuen.

Im Anschluss schlendern wir noch ein wenig durchs North End und schauen natürlich auch kurz bei Mike’s Pastry rein. Leider haben wir heute aber keinen Platz mehr für Mike’s Monster-Cannolli.

Nach all dem Essen entscheiden wir uns, den Heimweg zu Fuß anzutreten, was wir entlang der Waterfront und mit schönen Blicken auf Bostons Skyline sehr gerne tun.

Sonntag in Boston

Ich bin dann mal die Vorhut für unseren Neu England-Urlaub. Simone kommt am Dienstag nach. Angekommen in Boston erwartet mich ein traumhafter Spätsommertag.

Beim Morgenspaziergang im Seaport-Viertel – wo in den letzten Jahren ein kompletter Stadtteil entstanden ist – blicke ich hinüber nach Downtown.

Während die teuren neuen Apartementhäuser in Seaport spannende Architektur bieten, zeigt Downtown wie langweilig man Hochhäuser traditionell gebaut hat.

Am Boston Tea Party Museum werden schon die ersten Kisten mit Tee ins Hafenbecken geworfen. Das muss ich unbedingt im Laufe der Woche noch genauer anschauen, sobald auch Simone in Boston eintrifft.

Der Spaziergang an der Waterfront entlang bis zur Long Wharf ist immer schön, vor allem an einem so sonnigen Sonntag. Von der Long Wharf blickt man zurück auf den Custom House Tower und hinten unten ganz klein das Old State House.

Von Long Wharf geht es direkt hinüber ins North End. Bei Paul Revere mache ich eine Weile Pause.

Von dort geht es weiter zum alten Friedhof, dem Copp’s Hill Burying Ground.

Das ganze Viertel ist aus rotem Backstein gebaut.

Neben einigen alten Kirchen, darunter auch der ersten katholischen Kirche Bostons, gibt es im italienischen North End natürlich jede Menge Ristorantes, Trattorias und Osterias.

Heute ist Umzug zu Ehren des San Gennaro. In der alten Kirche läuft gerade die Messe. Draußen spielen sich schon einmal die Big Bands warm.

Eine gute Stunde ist es noch hin, bis zur Prozession. Die Polizeieskorte steht schon bereit.

Auch der Heilige wird schon mal bereitgestellt, und die Standartenträger gehen in Ausgangsstellung.

Eine halbe Stunde habe ich noch Zeit, da gehe ich schnell rüber zum Public Market, einen Happen zu Essen besorgen.

Dann laufe ich schnell zurück und schon kurz nach meinem Eintreffen spielen die beiden Big Bands zum Auszug der Gemeinde aus der Kirche auf und stellen sich dann zum Umzug auf.

Der Heilige wird noch ein letztes Mal gewendet.

Dann geht es ab, die Hanover Street entlang.

Ich gehe derweil erstmal einen Espresso trinken. In der Bar an der Ecke wird der Umzug nur aus den Augenwinkeln wahrgenommen. Wichtiger ist hier heute, wir Rom spielt (und wegen der Zeitverschiebung läuft der Fussball hier halt schon am Mittag).

Ich sehe mich noch etwas an den Fressständen um.

Alle Heiligen haben in dieser kleinen Sackgasse ihren eigenen Platz.

Auf der Fiesta haben die Pizzerien aus dem North End ihre mobilen Pizzaöfen aufgebaut, die mit Mosaiken für die Heiligen-Feiertage gut gerüstet sind.

Am Ende verbringe ich mehrere Stunden im North End und sehe dem bunten Treiben zu.

Noch ein bisschen mehr los ist nur am Quincy Market, dem touristischen Epizentrum Bostons.

Die Breakdancer kommen eigenen Angaben zufolge direkt aus der Bronx. Ich glaube, ich habe die gleiche Truppe hier schon vor Jahren mal gesehen.

„What time is it? – Showtime!“

Schließlich gehe ich noch hinüber zum Old State House. Hier wurde unter Anderem vom Balkon aus die Unabhängigkeitserklärung verkündet.

Das geschichtsreiche Gebäude wurde im Laufe der Jahre „ein wenig“ umbaut.

Von hier ist es schon nicht mehr weit hinüber zum Boston Common, wo die Park Street Church in der Sonne leuchtet.

Anstatt eines weiteren kulturellen Marathons sehe ich mir aber lieber die Squirrels im Park an.

Schließlich laufe ich zurück nach Seaport, wo ich mit Blick auf das Feuerschiff Nantucket, und im Hintergrund auf das Feuerschiff Nantucket, also auf beide Nantuckets, den Tag ausklingen lassen.

Abends drehe ich noch eine Runde an der Waterfront. Die im Aufbau befindliche Flaniermeile von Seaport wurde schon mal künstlerisch ausgestattet. Auf einem noch unbebauten Grundstück ist über den Sommer ein Biergarten eingezogen und ich höre etwas der Livemusik zu. Livemusik gehört zu Amerika wie Bullenreiten.

Mit dem gleichen Panorama wie am Morgen beende ich den Tag.

Adjö Schweden

Alles Gute hat ein Ende, und so auch unsere Schwedenreise.

Auf dem Weg zurück nach Stockholm machen wir noch in Söderköping Station, einem hübschen Ort am Götakanal.

Ein letztes Mal rote Holzhäuschen und üppige Blütenpracht.

Der alte Kirchturm, eine typisch schwedische Zimmermannsarbeit.

Direkt dahinter im Pfarrhaus gibt es im Sommer Kaffee und Waffeln. Und da es gerade kurz zu tröpfeln begonnen hat, kehren wir dort gleich mal ein.

Zwei Waffeln und einen Ratsch mit deutschen Seglern später scheint die Sonne wieder und wir erkunden den Rest des Orts.

Es ist irgendwie ungewöhnlich, quasi mitten im Land lauter Segelschiffe im Hafen liegen zu sehen. Tatsächlich mündet der Götakanal nicht allzu weit von hier in die Ostsee.

Nur noch zwei Schleusen sind es bis zum Meer.

Praktischerweise wird gerade geschleust. So haben wir das nun auch mal gesehen…

Tags drauf stoppen wir vor dem Rückflug noch in Drottningholm, Haupt- und Wohnsitz der schwedischen Königsfamilie, die sich aber jetzt im Sommer wahrscheinlich eher auf Öland aufhält.

Macht nichts, wir wollten gar keinen Hofknicks machen, nur durch die Gärten schlendern.

Am Abend erwartet uns dann unser Rückflug ab Arlanda. Oder sagen wir eher, wir warten auf unseren Rückflug. Mit zwei Stunden Verspätung geht es dann aber letztlich los – mittlerweile bei Nieselregen und gleichzeitigem Sonnenschein. Das schwedische Wetter gibt nochmal alles. Aber wir wollen uns nicht beschweren. Wir hatten eine schöne Zeit in Schweden. Und beinahe hätte uns auch der Elch geknutscht. Adjö Älg, adjö Schweden!