On the Road Again

Nun denn, aus organisatorischen Gründen musste ich einige Wochen in diesem kalten Deutschland verbringen, nun bin ich aber wieder vor Ort, um nahtlos die Berichterstattung wieder aufzunehmen – aus Santa Monica, California. Diesmal reise ich zum Glück mal wieder in Begleitung des Herr Kollegen Thomas. Nach laaangem Flug haben wir in meiner Stammherberge in Santa Monica eingecheckt, dem altehrwürdigen The Georgian Hotel. Nach einen kurzen Bummel über die spät abends nicht mehr so bevölkerte 3rd Street Promenade gibt’s nur noch zwei Dinge: Duschen und Bett.

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Morgähn

Wie könnte man einen Morgen anders beginnen, als mit einem Strawberry French Toast, Applewood Smoked Bacon, ein paar Buttermilk Pancakes, Scrambled Eggs, Cream Cheese Bagels, Fresh Fruit sowie viel Kaffee und Orangensaft. Ich will natürlich auch den Blick von der Veranda des The Georgian über Palmen und Strand hinaus auf den Pazifik nicht verschweigen.

Und auch zu gucken gibt es von der Veranda aus so einiges. Ganz fleißige kommen um 7h schon vom Joggen oder Surfen zurück, oder sind gar mit dem Rennrad auf dem Pacific Coast Highway unterwegs. Eine Gruppe von Harley-Fahrern checkt gerade aus und braucht kaum eine halbe Stunde um alle Maschinen drei bis vier mal gestartet zu haben, und sich gegenseitig mit mindestens zehn verschiedenen Kameras zu fotografieren. Meine Theorie, dass die gerade die Route 66 von Chicago rübergeritten sind, trifft wohl nicht zu, sonst hätten sie wohl schon genug Fotos. Ich denke, die machen sich auf den Weg auf dem Highway 1 gen Norden. Dann gute Fahrt. Wir machen jetzt erstmal einen Spaziergang in der Morgensonne, runter zum Pier, schauen wann der Radlverleih aufmacht. Harley mieten.

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Frühsport

So, als Erstes gilt es nun die Frühstückskalorien wieder abzutrainieren. Also ab zum Muscle Beach, wohin sonst. Die meisten Sportgeräte sind am frühen Morgen noch frei, und wir starten unser Workout wie gewohnt an den Ringen. Schnell erreichen wir Begeisterung und Aufmerksamkeit beim Publikum, dennoch lassen wir die Oberteile an. Wäre ja noch schöner.

Wie es so ist in den USA werden wir umgehend von einem der wenigen Trainierenden, einem Afro-Amerikaner, angesprochen. Anstatt uns missbilligende Blicke zuzusenden, ernten wir aufmunternde Zurufe des Herrn, der gerade am Reck trainiert. Wir gehen zu ihm hinüber, fragen ihn, ob er sonst auch an den Ringen arbeitet. Früher schon, erfahren wir, aber er ist nun schon über 60 und will es nicht mehr übertreiben? Über 60? Entweder der lügt, oder es ist einfach unfassbar. Mit seinen Oberarmen aus Stahl zieht er sich wieder und wieder am Reck hoch, ohne mit der Wimper zu zucken.

Er erklärt uns, dass er früher alles ausprobieren musste, Alkohol, Rauchen, Drogen, und wie der Sport ihm da herausgeholfen hat. Auch die Vorzüge der Fitness auf sein Eheleben lässt er mit einem breiten Lachen nicht unerwähnt. Er selber war im Korea-Krieg, sein Sohn ist gerade aus Afghanistan zurück, und jetzt in Deutschland stationiert. Er will ihn unbedingt mal besuchen, und bei der Gelegenheit natürlich die Concentration Camps besichtigen. Naja, jeder hat so seine Vorstellung von den Touristenattraktionen bei uns. Es gibt auch Schönes bei uns in Bayern, nur mit den Stränden sieht’s ein bisschen mau aus, entgegnen wir und beenden dann unseren Morgen-Workout. Der Smalltalk mit wildfremden Menschen hier ist doch immer wieder ein Erlebnis. Ein schönes.

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Baywatch

Am Pier in Santa Monica haben wir uns zwei sportliche Beach Cruiser ausgeliehen, ich weiß ja nun, dass das hier Pflicht ist. Ab geht’s also auf dem Bike Path, der sich zwischen Fußgängerweg und Strand schlängelt, runter nach Venice Beach. Es ist angenehm ruhig hier an einem Freitagmorgen, nicht vergleichbar mit dem Sonntag, als ich zuletzt hier war. Trotzdem ist schon was los am Strand. In den Cafes füllen sich langsam die ersten Plätze, bei den Skatern darf auch das ältere Eisen mal durch die Betontöpfe flitzen, und die Surfer sind wahrscheinlich schon seit Sonnenaufgang im Wasser. Auch einige Lifeguards haben schon ihre Positionen bezogen, ziemlich fotogen, wie wir finden.
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Der Fotograf

Auf der Wiese nebenan üben zwei junge Frauen mit dem Hula Hoop Reifen. Als Thomas mit gezückter Kamera auf sie zusteuert, kommt nicht etwa ein „Zieh Leine“, sondern sofort die Frage „Photo, or Video?“ „Photo!“ antwortet Thomas, und sofort wird eine Pose vorgeführt, perfekt fürs Foto (das ich hier gerne noch einfüge, sobald Thomas es mir rüberschickt). Was sie wohl bei „Video“ vorgeführt hätte?

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Am Set

Uns fallen nun die vielen Trucks auf, die rund um den Strand parken, und ganz offensichtlich zu verschiedenen Filmproduktionen gehören. An diesem Set wird wohl eine ganz lustige Werbung gedreht. Wir denken erst, der Kerl ist nur das Licht-Double für Heidi Klum, aber nein, er ist der Hauptdarsteller, der kurz mit Ananas und Avocado jongliert und dann in einem spanischen Redeschwall was auch immer anpreist. Hier entsteht dann wohl ein Werbespot. Nur wenige Schritte weiter arbeitet ein weiteres Filmteam, dort spielt ein Grüppchen Teenager Basketball, während ein weiteres Grüppchen auf der Tribüne sitzt und jubelt. Nun ja, ganz großes Kino wird das wohl nicht, aber so merkt man eben, dass man in L.A. ist, dem Herzen der Filmindustrie.

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Tass Kaff

Nach einem Spaziergang entlang der Venice Canals, die ich schon zuletzt kurz besucht hatte, zieht es mich nun hinüber zum Abbott Kinney Blvd, wo mein Lieblingsröster aus Chicago eine von nur zwei Filialen in ganz L.A. betreibt. Wir lassen uns vom Barrista zwei Cappuccino zaubern und genießen entspannt die angenehme Atmosphäre. Das ist Southern California.

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Dejavu am Pier

Zurück am Pier von Santa Monica trennen wir uns wie gehabt von unseren Bikes und löschen unseren Durst noch mit einer handgestampften Limonade. Hier vorne am Pier saß ich doch erst vor einigen Wochen, gibt’s denn sowas? Die Sonne ist auch heute schön, das Meer ruhig, und die Luft, jaaaah die Luft, die ist hier draußen, ganz vorne am Pier soooo rein, sooo…. Stopp. Warum kommt jetzt da jemand mit dem Golfcart angefahren und wuchtet einen Plastiksack von der Ladefläche? Was holt die da raus? Das sieht ja aus wie Fisch? Monströse Fischköpfe! Die stinken! Aber sowas von! Und jetzt wirft die die Fischköpfe einfach ins Meer! Was iss das denn??? Es klärt sich bald auf. Mit den Fischköpfen füttert sie die Seehunde, die unter der Pier hinwegtauchen, und sich ihr Mittagessen abholen. Jetzt weiß ich auch, warum diese Seehunde immer so stinken. An ein weiteres Sonnenbad ist bei dem Mief aber nicht mehr zu denken, und so verlassen wir den Schauplatz zügig.

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Mullholland Drive

Es ist nun an der Zeit, dass wir uns vom Pazifik verabschieden, und so begeben wir uns in das echte L.A. – nämlich den Stau auf dem Freeway. Dem entrinnen wir am berühmt berüchtigten Mullholland Drive, den wir Richtung Osten abfahren. Von der kurvigen Strasse genau auf dem Bergrücken zwischen L.A. und dem San Fernando Valley ergeben sich immer wieder grandiose Ausblicke auf die Stadt, und Einblicke in die Gärten der Villen hoch über der Stadt.

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Hier liegt zu unseren Füßen die Universal City der bekannten Universal Studios, gleich dahinter die Hallen und Studios von Disney.

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Nach Süden blicken wir auf Hollywood und Downtown L.A.

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Und vis-a-vis thront über allem das allseits bekannte Hollywood Sign.

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Mit diesem Panorama beenden wir unsere Visite in L.A., wenden uns einer kurzen Speisung im In-N-Out Burger zu, und begeben uns nun auf die nicht ganz kurze Fahrt hinein ins Inland, in Richtung Death Valley.

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Death Valley

Nach gut fünfstündiger Fahrt erreichen wir exakt mit dem letzten Sonnenstrahl den Eingang zum Death Valley National Park. Erst im Dunkeln kommen wir endlich in Furnace Creek, 159 Fuß unter Meereshöhe, unserem Ausgangpunkt für die nächsten beiden Tage an. Es hat um neun Uhr am Abend hier noch 94 Grad Fahrenheit – wieviel auch immer das sein mag – es ist warm. Und dunkel. Und wir sind müde. Und während der Herr Kollege neben mir schon das Palmenmoped angeworfen hat, und draußen die letzten echten Mopeds samt Fahrer ankommen, schreibe ich hier diese Zeilen und beschließe, dass es jetzt auch mal gut ist. Gute Nacht.

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Furnace Creek Ranch

Da steht man extra um 6 Uhr auf, um vor der Hitze auf der Straße zu sein, da macht der Saloon erst um 7 Uhr zum Frühstück auf. Na gut, vergewissern wir uns zunächst noch einmal von der Richtigkeit meiner gestrigen Höhenangabe, wir sind also 178 Fuß unter Meereshöhe, hier auf der Furnace Creek Ranch.

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Suchbild: Auf dem Golfplatz haben wir am frühen Morgen einen Koyoten (wohl – wie wir – auf der Suche nach Frühstück) angetroffen. Das ist doch mal eine Motivation, die Bahnen zügig zu spielen, wenn der Koyote hinter einem aufräumt…

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Tipp: Auf dem Bild ist er leider kaum zu erkennen, weil er mit dem Hintern zu uns steht.

Ghost Town Rhyolite

Einige Pancakes später sind wir dann schon wieder on the road. Kurz hinter der Nationalparkgrenze durchfahren wir kurz die ehemalige Boom Town Rhyolite. Von dem einst stattlichen Bankgebäude ist kaum noch etwas übrig. Auf alten Aufnahmen, ist zu sehen, wie dieses Gebäude an der Hauptstraße der im Boom befindlichen Goldgräberstadt an einer bevölkerten Straßenkreuzung steht, mit Gehsteigen und Kutschenverkehr vor der Türe. Hat etwas gelitten, seit damals.

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Red Pass

Von Rhyolite aus begeben wir uns nun wieder hinein in den Nationalpark und verlassen bei der ersten Gelegenheit den asphaltierten Highway. Unser Ziel ist der Titus Canyon, aber vorher gilt es den Red Pass zu überwinden. Die Straße beginnt in gutem Zustand, nur werden die Steine immer spitzer, und wir fürchten etwas um unsere Reifen. Reserverad haben wir dabei, Thomas hat extra nachgesehen. Vielleicht hätten wir auch schauen sollen, ob es Luft hat? Und Bordwerkzeug, haben wir sowas eigentlich dabei? Zumindest Sprit und Wasser haben wir genug gebunkert, und einige Biker, die die Straße nicht zum ersten Mal fahren beruhigen uns auch: „You’ll be good.“

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Noch mehr Ghost Towns: Leadfield

Den Pass haben wir nun gemeistert und die Strecke fährt sich wieder besser. Diese Kollegen hatten wohl weniger Glück:

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Vielleicht war es aber auch ein später Bewohner der Boomtown Leadfield, die in den 1920ern binnen kurzer Zeit auf 300 Einwohner anstieg, sogar ein eigenes Postoffice besaß, und dann bald wieder verlassen wurde. Übrig geblieben sind wenige Häuser, allerlei verrostete Relikte der Besiedlung, die große Abraumhalde und der Eingang zum Stollen, in dem die tapferen Männer nach dem Glück schürften.

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Titus Canyon

Endlich erreichen wir den Titus Canyon. Die Wände zu allen Seiten werden immer höher. Der Canyon schlängelt sich nun dem Talboden entgegen, in immer kleineren Kurven und stetig enger werdend. Schließlich spuckt Titus uns aus, unten im Death Valley, wo die Temperaturen auch gleich rund 20F über denen oben in Rhyolite liegen.

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Scotty’s Castle

Von der Mündung des Titus Canyon in das Haupttal des Death Valley ist es gar nicht mehr so weit bis Scotty’s Castle. Der Tag ist noch jung, und so fahren wir hinauf zur Residenz des großen Schlitzohrs Scotty, und melden uns sogleich für eine Führung an. Scotty’s Geschichte ist immer wieder schön anzuhören. Um sie jetzt komplett wiederzugeben, dafür reicht nach diesem langen Tag nur leider die Energie nicht mehr.

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Ubehebe Crater

Einen Abstecher machen wir noch hinauf zum Ubehebe Crater. Als ich zuletzt hier war fegte ein orkanartiger Sturm über den Kraterrand, riss kleine Steinchen mit sich und beschleunigte die leichten Lavakörner zu gefährlichen Geschossen. Heute ist es fast windstill. Wir ersteigen den Kraterrand noch ein gutes Stück weit. Runter geht’s dann etwas flotter: Einfach rennen. Geht perfekt auf dem leicht nachgebenden Lavakies. Der Ubehebe ist übrigens kaum 2000 Jahr alt, so lerne ich von Thomas.

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Zabriskie Point

Nach einem Oreo-Eis und einer Abkühlung im Pool der Ranch brechen wir dann zum Sonnenuntergang noch zum Zabriskie Point auf. Leider hat uns die dumme Rangerin eine falsche Sonnenuntergangszeit genannt, und so geht die Sonne exakt bei unserem Ankommen unter. Die tolle Färbung der umliegenden Gräben, die teils rotbraun, teils golden leuchten, bekommen wir nur noch zum Teil mit. Der Zabriskie Point ist dennoch ein schöner Ort.

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Wir entscheiden uns das heutige Abendessen im gepflegten Furnace Creek Inn zu uns zu nehmen, und nicht in dem nach Bratfett stinkenden Saloon auf der Ranch. Es war eine gute Entscheidung. Die Wartezeit bis zu unserer schnell improvisierten Reservierung überbrücken wir mit einem Fat Tire auf der Terrasse und verfolgen von dort die einbrechende Dunkelheit. Seit dem Frühstück haben wir bis auf wenige Kekse und das Eis nichts mehr gegessen, und so geht das Bierchen gleich ganz schön in die Birne. Thomas entscheidet sich für ein 14oz schweres Porterhouse Steak zu Ehren Scotty’s, während ich mich mit einem 12oz Ribeye begnüge. Draußen ist es nun zappenduster, nur die Hitze des Tages (105F, ca. 40C) ist geblieben, und so endet leider auch schon der zweiter Tag unserer kurzen Tour.

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Good Morning Death Valley!

Ist das nicht schön, wenn man um 6:30 aufsteht und es draußen schon 24 Grad hat? Noch schöner wäre es, wenn es auch bei den 24 Grad bleiben würde. Aber damit ist wohl auch heute nicht zu rechnen.

Immerhin: In unserer dritten Nacht habe ich erstmals mit nur einmal Umdrehen durchgeschlafen. Wie ein Stein.

Also los zum Saloon, die Pancakes rufen.

Im Saloon die erste Überraschung des Tages. Gestern saßen wir noch neben einer Gruppe rüstiger Rentner, die nach dem Frühstück in eine Flotte von zwölf Miet-Corvettes einstiegen und davonröhrten. Heute ist der Laden voll mit grimmig dreinblickenden Bikern, die sich zum Frühstück gleich mal ein paar Burritos mit Tobasco reinpfeifen. Nur der Slang, den diese Biker sprechen klingt aus der Ferne eigenartig. Aus der Nähe wird dann aber doch schnell klar: Es sind Norddeutsche. Da fährt man bis ans Ende Kaliforniens, den tiefsten Punkt der westlichen Hemisphäre, den Ort mit der heißesten je in Nordamerika gemessenen Temperatur (56,2 Grad, am Rande bemerkt). Und dann ist der ganze Laden voller Hamburger. Naja, meinen Pancakes ist das egal.

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Devil’s Golf Course

Wir wären nicht im verrücktesten Land der Welt, gäbe es nicht am heißesten Ort des Landes was? Genau. Einen Golfplatz. Auf der Furnace Creek Ranch wird ja vorbildlich gespart was nur möglich ist. Die Klimaanlage ist nur auf 21 Grad eingestellt (normal wäre höchstens 16). Einen Strohhalm bekommt man nur auf Nachfrage. Der Pool ist mit Thermalwasser geheizt. Aber im trockensten Tal des Kontinents, das im Durchschnitt nur 5cm Niederschlag im Jahr erhält – in einigen Jahren auch gar keinen Niederschlag – gibt es natürlich einen Golfplatz.

Und es kommt noch besser. Es gibt nicht nur einen Golfplatz, sondern gleich zwei. Den echten Golfplatz auf der Ranch, und den Devil’s Golf Course etwas südlich. Der eignet sich zum Golfen nur bedingt, die Suche nach dem Ball könnte sich schwierig gestalten. Auf dem Devil’s Golf Course hat die Trockenheit den salzigen Boden kniehoch aufgebrochen, in einer bis zu den umgebenden Bergen verlaufenden Gleichmäßigkeit. Die Salzkristalle auf den Brocken sind messerscharf, und bei Verkostung stellt sich raus: Sie schmecken salzig. Das war überraschend, noch überraschender ist, dass sich unter der dicken Kruste tatsächlich Wasser befinden soll. Hackt man ein Loch in den Boden, hätte man unmittelbar einen kleinen Pool vor sich, heißt es. Eine Hacke haben wir nicht dabei, allerdings hatte ich vorher gelesen, es gäbe in der Nähe des Parkplatzes, genau genommen wenige Meter südöstlich, einige Wasserlöcher, die diese Behauptung hätten beweisen können. Ich hatte mir die Lage dieser Löcher auch auf Google Maps angesehen. Aber auch nach langem Suchen habe ich die Wasserlöcher leider nicht gefunden. Trotzdem sind wir froh, als wir wieder heil am Auto stehen – Devil’s Golf Course lädt nämlich geradezu dazu ein, irgendwo umzuknicken oder durch die fragilen Strukturen einzubrechen.

Auf einem der Bilder ist übrigens Thomas zu sehen. Schon gefunden?

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Badwater

Weiter geht es nun nach Badwater, hier ist wirklich der tiefste Punkt des Kontinents, 85,5 Meter unter dem Meeresspiegel. Wir marschieren weit hinaus auf den Salzsee, der tatsächlich an vielen Stellen eine ziemlich rutschig-feuchte Angelegenheit ist. Es ist also nicht so, dass es hier in der Trockenheit kein Wasser gäbe. Das Wasser ist schon da, es ist nur leider total versalzen. Das mussten auch die Entdecker dieser Gegend feststellen, als sie ihre Pferde hier trinken ließen, und diese das leider gar nicht gut vertrugen. Daher der Name: Bad Water.

Beim Trocknen wirft das Salz den Boden in Formen auf, die an Achtecke erinnern. Bohrt man an bestimmten Stellen mit dem Finger in das lehmartige Salz, dann sammelt sich gleich Wasser in dem Loch. Thomas versucht mich nach Eigenversuch davon zu überzeugen, dass ein Salzpeeling die Haut ganz glatt und weich macht, und so reiben wir uns gleich mal kräftig die Hände ein. Ganz überzeugt hat er mich nicht. Zudem er der Wirkung des Wundersalzes selbst misstraut. Denn trotz Aufforderung weigert Thomas sich, das Peeling doch auch mal im Gesicht auszuprobieren. Nun gut, beim nächsten Mal.

Ach ja, das obligatorische Foto vom Badwater-tiefster-Punkt-Schild reiche ich hier noch nach, ist auf der anderen Kamera. Um ein Foto mit uns beiden drauf zu erhalten gibt es hier draußen übrigens die üblichen drei Möglichkeiten: 1. Selbstauslöser, 2. jemanden fragen, ob einen fotografiert, und 3. jemanden fragen, ob man ein Foto von ihm machen kann, der fragt dann automatisch zurück, ob er auch ein Foto von einem selber machen soll. Diesmal haben wir Weg 3 gewählt.

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Natural Bridge

Zum Abschluss haben wir uns noch eine kurze Wanderung vorgenommen. Nach zwei Meilen ruppiger Schotterpiste erreichen wir den Parkplatz zur Natural Bridge, von dort geht es eine Meile durch einen kleinen Canyon den Hang hinauf. Zum Glück werfen die Canyon-Wände etwas Schatten, so erreichen wir schneller als erwartet die massive Natural Bridge.

Interessant sind hier auch die zahlreichen Dry Falls, ausgetrocknete Wasserfälle, die einst (oder bei seltenem Regen) in den Canyon hinabstürzen. Fotos dazu folgen!

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Crow Bar

Letztlich haben wir das Death Valley hinter uns gelassen, sind laaaange geradeaus gefahren, dann einmal rechts, und an der Death Valley Junction müssen wir abbiegen. Die Kreuzung zweier Straßen ist in der Karte wie ein Ort eingezeichnet, und praktisch heißt dies in der Regel: Hier gibt es eine Tanke, ein Postoffice, eine Bar, und sonst gar nix. Aber mehr als eine Bar brauchen wir ja gar nicht. An der Bar treffen wir unsere Hamburger vom Frühstück wieder, so klein ist der Wilde Westen.

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Fabulous Las Vegas

Weitere 120 kurvenarme Meilen später holt uns schlagartig die Zivilisation wieder ein. Schon stehen wir mitten im Rummel von Las Vegas. Am berühmten Welcome Sign kann man sich mit Bibo fotografieren lassen (vielmehr mit einem armen Kerl im Bibokostüm), der Zusammenhang zu Las Vegas erschloss sich uns nicht, also bitten wir einen anderen Homeless gegen einen kleinen Tip an, uns vor dem Schild zu fotografieren. Er macht das hochprofessionell, arrangiert uns in vier verschiedenen Posen, das Ergebnis kann sich sehen lassen… also, auf jeden Fall kommt das Schild gut raus.

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Wir machen noch einen kurzen Bummel (kurz bedeutet in Las Vegas immer: 30 Minuten hin, 30 Minuten zurück) den Strip hinauf, vorbei am New York, New York

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… und schließlich zu den sagenhaften Fountains of the Bellagio:

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Für heute ist uns das genug Vegas.