Gelandet in L.A.

Heute morgen noch in LA (Germany), bin ich mittags schon in LA (California)! Prima! Da kann ich gleich mal meinem Stammcafé in Venice einen Besuch abstatten und den ersten leckeren Cappuccino schlürfen.

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Danach bummel ich ein wenig den Abbot Kinney Boulevard rauf und runter, eine lustige Gegend. Irgendwo hier muss der Hipster geboren worden sein. Ohne Vollbart falle ich ganz schön auf. Auch dass ich weder ein Surfboard unterm Arm, noch ein Longboard unter den Füssen habe, outet mich sofort als Touristen. Trotzdem werde ich gleich zweimal nach dem Weg gefragt und kann sogar weiterhelfen. Wird halt bald mein zweites Wohnzimmer, L.A. 🙂

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Der Abbot Kinney ist eine lustige Mischung aus Rumpelkammer, Shops, Bars und Restaurants, alle schwer bio. Es gibt einen Laden, der nur schwedische Designer-Socken führt, ein anderer hat nur handgenähte Unterhosen aus fair gehandelter Baumwolle. Am Straßenrand haben einige knallbunt bemalte Food Trucks festgemacht und bereiten sich auf den Freitagabend vor. Frisch gerösteten Kaffee, Kunst und Krimskrams gibt’s sowieso.

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Vor so farbenfrohem Hintergrund sehe ich aber ganz schön blass aus. Naja, der Flug… Den Freitagabend werde ich wohl nicht mehr erleben.

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Aber den Nachmittag. Da ich schonmal da bin, gehe ich schnell zum Strand vor, schaue mir kurz die Skater und die allgegenwärtigen Venice-Beach-Freaks an, spaziere dann aber doch lieber in der Abendsonne in aller Ruhe durch die Venice Canals. Was hier alles blüht, beneidenswert.

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Bevor ich zu müde werde, haue ich mir bei „Lemonade“ noch einen kleinen Imbiss rein: Fast Food auf gesund. Und lecker! Nur der Wassermelonensalat war mir etwas zu resch. Dazu eine frisch geschöpfte Gurken-Minz-Limonade. Aaaah…

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Bald schon geht die Sonne unter, so kann ich endlich ins Bett. Gute Nacht!

Nachtrag: Ob das mit dem Schlafen heute so klappt, wir werden sehen. Hinter dem Hotel fließt viele, viele Spuren breit der Freeway vorbei, der wohl auch Einflugschneise für alles ist, was eine Sirene hat. Das monotone Donnern der Motoren wir ab und zu noch getoppt, wenn eine Harley richtig Gas gibt. Und allem Anschein nach ist unten im Hotel heute auch noch Live-Musik und Poolparty. Und, ja, genau im Augenblick, auch noch Feuerwerk. Ja, wie gesagt, gute Nacht!

Santa Monica

Für heute stehen eigentlich nur zwei Dinge auf dem Plan: Am Pier sitzend zwölf Stunden am Stück auf den Ozean glotzen, und ein Tattoo stechen lassen. Vielleicht auch nur eins von beidem, je nachdem. Um beim Auf-den-Ozean-Glotzen nicht verhungern zu müssen schaue ich erstmal beim Farmer’s Market in Santa Monica vorbei und decke mich mit Proviant ein.

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Der größte Andrang ist bei den Bauern mit den buschigsten Bärten. Da nehme ich gleich mal frische Erdbeeren mit. Selbstverständlich habe ich vorher alle Sorten durchprobiert…

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Kartoffeln gibt’s in allen Größen und Farben.

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Aber meine Erdbeeren schmecken besser…

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Unten am Strand ist heute großer Drachenbastelwettbewerb. Interessanterweise basten nur die Eltern. Die Kids sind währenddessen – irgendwo.

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Auch das Steigen lassen der Drachen machen die Papas lieber selbst.

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Ganz vorn an der Pier tritt ein Highschool-Chor auf – naja. Aber alle 10 Yards spielt eine andere Band. Die beiden Jungs unter den dicken Palmen waren die Besten.

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Moment mal! Diese Familienband kenne ich noch von vor zwei Jahren. Der Leadsänger kann immer noch nicht singen, aber mittlerweile im Rahmen einer Tribute to Michael Jackson – Nummer ganz amüsant tanzen. Seine beiden kleinen Schwestern sind ihm nun über den Kopf gewachsen, dafür machen noch zwei Zwerge mehr mit. Ein wenig befürchte ich, dass die Kids mit dem Herrn Papa am Mischpult hier jedes Wochenende stehen – und vielleicht damit die ganze Familie versorgen.

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Auf den Ozean glotzen und Musik hören ist anstrengend und ich muss dringend auch mal aus der Sonne. Beim Urth Caffe solle es die beste Chai Latte von L.A. geben, das probier ich jetzt mal aus. Ich sehe schon bei einigen Tassen stehen, mit knallgrünem Inhalt, auf den mit dem Milchschaum weiße Schwäne gezeichnet wurden. Leider lasse ich mich beim komplexen Bestellprozedere etwas durcheinanderbringen und so ist meine Latte eher goldgelb als grün. Falsche Teesorte gewählt. Naja, sehr lecker ist’s trotzdem, der Cookie auch, und muss ich halt nochmal wieder kommen.

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Dann spaziere ich am Strand entlang zurück, sehe noch eine Weile bei den Slacklinern …

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… und auf der Artisten-/Joga-/Meditationswiese zu.

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Letztlich erwäge ich noch, meinen Mietwagen einzutauschen.

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Fazit: War ein schöner Tag, die Erdbeeren waren süß, die zwölf Stunden habe ich nicht ganz voll bekommen, ich habe die falsche Latte bestellt, und das Tattoo…? Na, da will ich mal nicht die Spannung rausnehmen…

Nach Las Vegas, auf Umwegen

Ich muss mich nun leider schon auf den Weg nach Las Vegas machen, bin ja nicht zum Vergnügen hier! Auf dem Weg sehe ich mir noch das Hollyhock House des vielleicht bedeutendsten amerikanischen Architekten Frank Lloyd Wright an. Das Haus liegt auf dem olivenbewachsenen Olive Hill mit schönem Blick aufs Hollywood Sign und Griffith Park Observatory. Auch wenn es beides noch gar nicht gab, als das Hollyhock gebaut wurde.

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Der Meister hatte vorher fast nur in der Wüste gebaut und somit seinen Bunker-Stil mit nach L.A. gebracht. Das Haus wurde jahrelang renoviert und vor wenigen Wochen wiedereröffnet: Mit Schutzhüllen über den Schuhen kann auch das original (bzw. originalgetreu) eingerichtete Haus von innen besichtigt werden, nur fotografieren darf man drinnen nicht. Ich sag mal: Interessante Architektur, aber drin wohnen müssen, möchte ich nicht. Dachte sich die Auftraggeberin damals wohl auch, weshalb sie Haus und Grund später der Stadt vermachte.

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Viel Zeit bleibt mir hier leider nicht, ich möchte rechtzeitig in Vegas sein. So streiche ich auch mein Vorhaben, auf einen Snack nach Pasadena zu fahren. Dafür will ich lieber anstatt der überfüllten Interstate eine alternative Route durch die Berge fahren. Nur eine halbe Stunde länger ist die, und geht aus dem Dunst und Smog des Kessels von L.A. bis auf 2.400 m hinauf, dorthin, wo der Himmel wieder richtig blau ist und die Luft nach Kiefernnadeln riecht. Am Visitor Center der Forstbehörde mache ich einen kleinen Spaziergang, dort steht auch Kaliforniens älteste Ranger-Hütte. So lebte man also als Ranger gestern …

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… und heute – das neue Visitor Center ist ein spektakulärer Kuppelbau unter einem Kupferdach.

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Mein straffer Zeitplan lässt leider keinen längeren Aufenthalt hier oben zu. Andererseits: Ein paar Meilen weiter hat sich das mit meinem Zeitplan erstmal erledigt: Der Highway ist wegen Bergrutsch gesperrt! Ein solcher Käse. Das bedeutet: Über eine Stunde zurückfahren, bis nach Pasadena, dann die ganze Strecke nochmal fahren, jetzt im Tal auf der verhassten Autobahn. Meine frühe Ankunft in Vegas hat sich erledigt. Frustriert fahre ich die mühsam erklommenen Meilen wieder zurück.

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In dieser Parkbucht mache ich noch einen kurzen Stopp: Hier hat sich tatsächlich jemand eine Schießbude hingestellt, mitten im Nix, …

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… und trommelt wie Weltmeister.

Warum gerade hier? – Warum nicht.

Warum der Kerl hinter ihm ein Messer in der Hand hat? Ich weiß es nicht.

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Doch genug der Skurrilitäten. Da ich jetzt ohnehin später als beabsichtigt in Vegas ankommen werde, fahre ich doch noch kurz nach Downtown Pasadena und gönne mir einen Cappuccino. Dann folgen 120 einsame Meilen auf der Interstate. Irgendwo in der Mitte zwischen L.A. und Las Vegas kehre ich dann bei Peggy Sue’s Diner ein und schnabuliere einen BLT.

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Gemütlich und ohne Eile fahre ich die restlichen hundertirgendwas Meilen durch die Wüste. Auf der Höhe eines Salzsees geht dann langsam die Sonne unter, lässt die Berge kurz rot aufglühen und dann ergrauen.

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Im Dunkeln erreiche ich Vegas.

Vegas

Was hab ich nicht schon alles erlebt: Tornado-Alarm während eines Vortrags, brennende Popkornmaschinen, diesmal: Plötzlich ein ohrenbetäubendes Rauschen aus der letzten Reihe – ein zu heißer Scheinwerfer hat hier die Sprinkler-Anlage ausgelöst und der Sprinkler setzt nun schön langsam den ganzen Saal unter Wasser. Und weil das Wasser wohl schon eine Ewigkeit in dieser Leitung drin war und sicher auch mit irgendwelchen korrosionshemmenden Chemikalien versetzt ist, stinkt das ganze so, dass wir zuerst dachten, eine Scheißeleitung wäre geplatzt. Zum Glück der Betroffenen aus der letzten Reihe war das aber ein Irrtum.

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Es war auch interessant anzusehen, wie alle gleich hektisch ihre MacBooks weggepackt haben, aus Furcht es könnten gleich noch alle anderen Sprinkler angehen. Da drängt sich die Frage auf: Wenn chemische Soße auf mich runterregnet, halte ich dann besser meinen Körper schützend über mein MacBook, oder doch das MacBook schützend über meinen Körper?

Nach diesem kleinen Zwischenfall wurde die ganze Veranstaltung dann übrigens in Rekordzeit in einen anderen Raum verlegt. So habe ich es dann auch erst am letzten Abend geschafft, das Hotel mal kurz zu verlassen. Just an diesem Abend ist es aber recht frisch geworden und ein Sandsturm pfeift über den Strip, sodass die Fountains am Bellagio leider nicht angeworfen werden können. Trotzdem schön, mal an die frische Luft zu kommen. Und die Kirschblüten-Deko im Bellagio ist auch dieses Jahr wieder schön kitschig gelungen. Und letztlich statte ich noch der Schoko-Lady of Liberty einen Kurzbesuch ab.

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Back to the Ocean

Ich mache mich wieder auf den Weg zurück nach L.A. – an der Grenze von Nevada zu Kalifornien stehen mehrere Solarkraftwerke, deren Spiegel alle das Sonnenlicht auf einen zentralen Kollektor lenken, voll James-Bond-mäßig.

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Dann geht es weiter vorbei an der Zzyzx Road (leider kein Foto gemacht), meiner Lieblingsausfahrt, benannt nach dem Ort Zzyzx, dessen Namensgeber gerne ein Wort erfinden wollte, das im Alphabet dann das allerletzte wäre.

Hinter Yermo fahre ich kurz raus zum Tanken (nie mit weniger als viertelvollem Tank durch die Wüste). Prompt treffe ich dort drei Bekannte, die auf der gleichen Konferenz waren, die tatsächlich zur gleichen Minute an die gleiche Tankstelle, mitten in der Wüste rausgefahren sind! Wir können es kaum glauben, wiederholen nochmal die Verabschiedung aus Las Vegas und machen uns erneut auf den Weg.

In Barstow Station halte ich kurz beim wohl einzigen McDonalds, der in einem alten Eisenbahnwaggon untergebracht ist. Als Mittagessen soll mir heute ein Medium Mocha Frappé genügen, mit doppelt Sahne und Schokosauce drauf. Ein normaler Lunch hätte sicher genausoviele Kalorien…

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Auf dem Weg nach L.A. wird der Verkehr immer dicker und ich kriege schon langsam Hautausschlag wenn ich nur an die Automassen in L.A. denke. Kurzfristig plane ich um und fahre etwas nördlicher über einen weniger befahrenen Highway dem Pazifik entgegen. Neues Ziel ist Santa Barbara. So spare ich mir den Verkehrsinfarkt für morgen auf.

Ab Santa Clarita verlasse ich die Wüste und die Straße folgt einem wunderschönen fruchtbaren Tal, das wie ein meilenlanges Gartencenter wirkt. Hier wächst und gedeiht so ziemlich alles, von Wein über Orangen bis zu Olivenbäumen. Und zu tausenden stehen abholbereite riesenhohe Palmen entlang der Straße, die hier wohl auch gezogen werden.

Ich möchte noch einen Halt in Ojai machen, einfach weil der Ort so einen schönen Namen hat. Die Gegend rund herum ist grün und üppig bewachsen wie ein Garten Eden. Wenn man dann von oben durch Zypressen und Orangenbäume hindurch auf das Ojai Valley hinabblickt, erübrigt sich die Frage, wie der Name wohl entstanden ist. Man fährt einfach um eine Ecke, blickt erstmals ins Tal hinein, und sagt automatisch: Ojai!

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Ojai selber ist ein kleines Dorf im mexikanischen Stil – allerdings scheint hier auch ganz mexikanisch bis 18 Uhr Siesta zu sein, so verschlafen ist der Ort. Am Wochenende, so höre ich, kommt das Volk aus L.A. in Scharen. Mittwochs ist eher ruhig. Für einen Cappu in der Sonne reicht es. 🙂

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Auch bei Bart’s Bookstore schaue ich noch kurz rein: Ein Buchladen unter freiem Himmel – man zahlt, soviel man will, und wenn keiner da ist: einfach das Geld in die Büchse werfen. Das ist Kalifornien.

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In vielen Kurven geht es jetzt nur noch eine halbe Stunde runter an den Ozean. Beim ersten Blick aufs Meer sagt man automatisch noch einmal „Ojai“ und schon ist man angekommen in Santa Barbara. Hier schnell ein Hotel gefunden, ganz flott nur die Sachen aufs Zimmer, denn bald geht schon die Sonne unter – und das geht hier im Süden ganz schön flott.

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Von Stearn’s Wharf aus sehe ich zu, wie zuerst alle Ruderer, Segler und Paddler hektisch auf dem Weg zurück in den Hafen sind (15 Minuten nach Sonnenuntergang ist’s dunkel), und die Sonne dann hübsch hinter den Palmen verschwindet.

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Schlussendlich noch eine Mitteilung in eigener Sache:

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Gute Nacht aus Santa Barbara – heimkomme morgen! 🙂

Santa Barbara

Zum Abschluss noch ein paar Blüten- und Palmen-Impressionen aus Santa Barbara, die ich genießen durfte, nachdem ich das allmorgentliche Wie-könnte-wohl-die-Dusche-funktionieren-Rätsel gelöst hatte:

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