Seattle

Zunächst einmal einen guten Morgen aus Seattle!

2015-04-27 07.38.16

Hihi, viertes Fenster von oben rechts, da haben wir bei unserem ersten Besuch in Seattle gewohnt…

2015-04-27 08.24.51

Das Wetter ist vielversprechend, also fahre ich mal auf die Seattle Space Needle hoch, ein Relikt der Weltausstellung von 1962 – quasi der Eifelturm Seattles.

Seattle-006

Der Ausblick ist super! Einziger Nachteil: Zur Skyline von Seattle gehört einfach die Space Needle. Und die sieht halt nicht, wenn man auf ebendieser gerade oben steht.

Auch der Mt. Rainier ist am Horizont toll zu erkennen – der gehört zur Skyline Seattles natürlich ebenso dazu. Mit knapp 4.400m Höhe sticht der Mt. Rainier – mit seinen Gletschern stets im weißen Mantel – ganz schön heraus.

Seattle-014

Seattle-015

Am Lake Union sind vorne ganz klein die vielen Reihen an Hausbooten zu erkennen.

Seattle-016

Nach dreifacher Umrundung der Aussichtsplattform fahre ich wieder hinab und sehe mir noch einmal Chihulys Glasmuseum an. Schonmal gemacht, aber immer wieder schön. Zuerst geht’s an der Ahnengalerie des nordwestlichen Kontinents vorbei.

Seattle-030

Das Bild in der Mitte hängt bei mir im Hotel übrigens überm Bett:

Seattle-031

Ein Meer aus Glas.

Seattle-033

Seattle-034

Seattle-035

Seattle-037

Seattle-039

Im Mittelteil der Ausstellung wird’s dann schon arg bunt.

Seattle-042

Die großen Leuchter im nächsten Saal sind viel schöner.

Seattle-045

Seattle-046

Hinten Chihulys Skizzen, nach denen seine Teams dann die Glasobjekte anfertigen.

Seattle-047

Seattle-049

Dann noch einige Glasschalen, Durchmesser etwa ein Meter.

Seattle-050

Seattle-052

Und am Schönsten ist an einem Tag wie heute natürlich der Garten. Draußen gibt’s auch Live-Glasblasen anzusehen.

Seattle-057

Seattle-062

Seattle-063

Seattle-064

Seattle-065

Seattle-066

Jetzt habe ich aber Hunger und fahre zurück zum Pike’s Place Market, lecker Lachs-Gurken-Sandwich essen.

Seattle-070

Bei Flying Fish wird alle paar Minuten ein Fisch über den Tresen und wieder zurück geworfen, die Touristen warten immer schon angespannt darauf. Immerhin haben sie dafür einen ausgelutschten, flugerfahrenen Lachs am Rand liegen – der Fang des Tages bleibt schön unter Eis.

Seattle-004

Im Urban Garden ruhe ich mich noch ein wenig in der Sonne aus…

Seattle-073

Seattle-074

Seattle-075

… bevor ich mich am Nachmittag wieder der Arbeit widme.

Von Park zu Park in Seattle

Nach drei Tagen Konferenz schlafe ich heute erstmal richtig aus (also bis 7 Uhr) und stelle gleich fest, dass sich der Wetterbericht zu meinen Gunsten verändert hat: Statt Seattle in grau gibt’s Seattle in blau!

Zunächst mache ich einen Abstecher zu meinem Rucksack-Hoflieferanten Tom Bihn in Seattle. Der Direktverkauf in der Fabrikhalle hat nur drei Mal die Woche offen, mein Timing passt. Leider gefällt mir aber der anvisierte Rucksack überhaupt nicht und so ziehe ich unverrichteter Dinge wieder von Dannen…

Für den Rest des Tages habe ich mir eine Schnitzeljagd durch Seattles Parks vorgenommen. Ich starte am Totempfahl direkt an der Kanal-Verbindung zwischen Lake Washington und Lake Union. Hier sind wir vorgestern Abend beim Konferenz-Dinner mit dem Boot durchgefahren.
Seattle-101

Vom Totempfahl aus geht ein Boardwalk durchs Marschland des Lake Washington und zu zwei kleinen Inseln im See. Wegen Hochwasser ist der Weg leider gesperrt. Ein Stückchen weit versuche ich trotzdem mein Glück, aber es wird schon bald zu matschig um weiterzugehen.

Seattle-104

Statt dessen durchstreife ich etwas die Nachbarschaft und sehe mir die hübschen Häuser und blühenden Gärten an.

Seattle-105

Ich überquere den Kanal über die alte Klappbrücke und will hinauf zur University of Washington, die einen schönen Campus haben soll. Es kostet mich allerdings einige Umwege, da der Park zwischen Brücke und Campus gerade neu gestaltet wird, und komplett abgesperrt ist. Vom großen Brunnen im Zentrum des Campus soll man einen tollen Blick auf den Mount Rainier haben. Natürlich ist der Brunnen gerade abgelassen und eingezäunt und der Mount Rainier ist auch nicht zu sehen. Ist richtig mein Tag heute.

Seattle-107

Auf dem Gelände der Uni ist ganz schön was los, heute scheinen Schülergruppen aus dem ganzen Land zum Besuch hier zu sein, die von Freiwilligen in violetten T-Shirts über den Campus geführt werden. Um amerikanische Kinder dabei bei Laune zu halten scheint sich vor allem eines bewährt zu haben: Man brüllt irgendwas vor, und alle brüllen das dann nach. So ziehen brüllende Gruppen von rechts nach links und von links nach rechts und ich genieße mittendrin die Sonne.

Seattle-108

Ein bisschen hungrig bin ich mittlerweile und praktischerweise stehen am Hauptplatz ein paar Food Trucks bereit. Ich stärke mich mit ein paar Tacos und einer kühlen Limonade.

Seattle-111

Es gibt schon ein paar recht hübsche Ecken hier auf dem Campus, das wissen auch die Studenten.

Seattle-112

Seattle-114

Ich marschiere rund um alle Absperrungen und Baustellen zurück zum Totempfahl und zu meinem Auto und fahre weiter zum gegenüber liegenden Washington Park, dessen Arboretum ein tolles Spektrum an Bäumen und blühendem Gebüsch bietet. Dieser hier hat einen Umfang von einigen Metern:

Seattle-116

Auch eine kleine Gruppe junger Giant Sequoias gibt es (auf dem Bild hinter mir, die Größe kommt jetzt nicht so rüber):

Seattle-122

Hier hat ein Baum all seine Blätter abgeworfen:

Seattle-129

Seattle-130

Seattle-132

Genug der Bäume, ich fahre weiter über den Interlaken Blvd, eine grüne Oase mitten in der Stadt, an der sich fantastische alte Anwesen aufreihen. Etwas hinter Seattles großem Fischereihafen steuere ich den Discovery Park an und marschiere hinab zum Strand. Vom Verzehr von Muscheln wird hier abgeraten – ich kann’s verstehen, denn direkt auf der Landzunge befindet sich auch die örtliche Kläranlage. Interessant, dass die Warnung auch in Koreanisch, Vietnamesisch, Kambodschanisch, Spanisch, Russisch, Laotisch und Chinesisch verfasst wurde.

Seattle-146

Das Treibholz an dem kleinen Strandabschnitt bis zum Leuchtturm lädt mich zu einer Rast in der Nachmittagssonne ein.

Seattle-150

Es blüht der Ginster, doch bald wird’s finster.

Seattle-153

Die Sonne verschwindet nun hinter den Wolken, Zeit für mich, Feierabend zu machen.

Seattle-158

Seattle-159

Vorher halte ich aber noch kurz an den Chittenden Locks an. Hier trennt eine Staustufe das Süßwasser des Lake Washington vom Salzwasser des Puget Sound. Auf einer Fischtreppe können (v.a. im Herbst) die Lachse vom Meer hinauf in Richtung ihrer Geburtsstätten springen. Damit die jungen Lachse dann im Winter und Frühjahr auch hinunterkommen, werden Rutschen installiert, in denen die Kleinen rückwärts (!) mit dem Strom hinabschwimmen.

Seattle-163

Daneben ist eine Schleusenanlage im Dauerbetrieb und hebt Schiffe aller Größe hinauf zum Lake Washington oder hinab zum Meer.

Seattle-165

Squirrel!

Seattle-168

Für größere Schiffe wird sogar die Eisenbahnbrücke angehoben.

Seattle-174

Ich fahre letztlich zurück zum Hotel – was etwas länger dauert, da auch die Straßenbrücke gerade geöffnet wurde – und pfeife mir ein 12 Unzen schweres New York Strip Steak rein, was mich danach in sofortigen Tiefschlaf fallen lässt.

Snoqualmie Falls und Seward Park

Heute wird es spannend. Ich bin bei meinem japanisch-amerikanischen Bekannten Yutaka zum Lunch eingeladen und hoffe inständig, mich beim Essen nicht daneben zu benehmen. Yutaka wohnt in einem hübschen Haus in Redmond. Natürlich geht es bei seiner Familie nicht ganz so japanisch zu, wie vielleicht in Japan. Dennoch wird für mein Mitbringsel aus Landshut mit vielen Verbeugungen gedankt und das Präsent noch einige Minuten lang wie ein frisch Geborenes präsentiert und hochgehalten. Freundlicherweise werden neben den Stäbchen auch Messer und Gabel für alle eingedeckt – die von Yutaka, dessen Frau und den beiden Jungs natürlich nicht angerührt werden. Aber ganz oder gar nicht – ich lasse das Besteck lieber liegen (würde mir bei der Suppe ohnehin nur bedingt helfen), entschuldige mich schon mal vorab für etwaige Unfälle und probiere es mit den Stäbchen. Es gibt Miso-Suppe, Sushi, gebratenes Huhn und Salat, und Äpfelchen als Nachtisch. Japanisch-amerikanische Crossover-Küche würde ich sagen.

Nach dem Essen fährt Yutaka mit mir zu den Snoqualmie Falls, an denen der Snoqualmie River eine beachtliche Stufe runterrauscht, bevor er zuerst mit dem Skykomisch River zusammenfließt und kurz darauf in den Snohomish River und letztlich in den Pazifik mündet.
Seattle-180

Durch typischen Northwest-alles-ist-voll-Moos-Wald steigen wir hinab zum Fuß der Fälle und sehen uns die ganze Sache auch noch mal von unten an.

Seattle-189

Seattle-197

Meine Fotos vom Fuß der Fälle sind nicht so doll geworden, also gibt’s noch eins von oben:

Seattle-188

Auf dem Rückweg sehen wir ein schönes Beispiel für einen „Nurture Tree“, einen toten Baum, der Nährboden für neue Bäume ist.

Seattle-200

Der Tag ist noch jung, und so fährt Yutaka uns in seinem Hybridauto noch nach Seattle zum Seward Park, einer kleinen Halbinsel im Lake Washington. Das Wetter heute ist perfekt und wir haben einen fantastischen Blick auf den Mount Rainier im Süden.

Seattle-202

Seattle-204

Seattle-205

Wir umrunden die Halbinsel, im Norden blicken wir auf Downtown Seattle. Danach fahren wir noch die ganze Uferstraße hinauf, vorbei an perfekten Wohnlagen am See, bis zur Highway 520 Floating Bridge, auf der wir den Lake Washington – nochmals mit tollem Blick auf den Mount Rainier im Abendlicht – überqueren. Die Floating Bridge ist eine vierspurige Pontonbrücke, sie schwimmt also im Wasser. Allerdings ist sie in den letzten Jahrzehnten fast einen halben Meter abgesunken, und bei Erdbeben ist damit zu rechnen, dass die Brücke absäuft, daher wird nun parallel eine neue, richtige Brücke gebaut. Allerdings kann die neue Brücke im Gegensatz zur alten nicht mehr geöffnet werden, sodass alle Eigner von Booten über einer gewissen Höhe ihre Boote aus dem Südteil des Sees nach Norden schippern müssen, bevor die Brückenbauer vom Ost- und Westufer sich in der Mitte treffen und den Wasserweg damit für immer versperren. Das nur am Rande, für alle Pontonbrückeninteressierten.

2015-05-02 17.58.21

Gegen Abend bedanke ich mich nochmals bei Yutakas Frau für das gute Essen, bei ihm selbst für den schönen Tag und verabschiede mich letztlich. Zurück im Hotel beschließe ich, das Abendessen lieber wieder mit Messer und Gabel zu essen und gehe runter zum Australier um die Ecke, wo ich mir gestern schon so ein schönes Steak grillen ließ. Von der Chefin werde ich gleich am Eingang mit einem „Welcome back!“ begrüßt, gefolgt von einer exakten Beschreibung wo ich gestern gesessen habe, dass ich ein Corona, einen House Salad mit Honey Mustard Dressing und ein New York Strip (medium) mit Fries hatte. Ich stelle mich daher gleich mal mit Vornamen vor (für die nächste Begrüßung) und werde den Rest des Abends superfreundlich bedient – und natürlich von allen Mitarbeitern mit meinem Namen angesprochen. So soll es sein, da fühlt man sich doch gleich zuhause… 🙂

Statt eines Steaks entscheide ich mich heute in einem Anflug von Größenwahn für einen Appetizer: Riesengarnelen im Kokos-Bier-Mantel, die mit einem orangenmarmeladenähnlichen Dip geliefert werden. Die Monster-Shrimps sind inklusive Backmantel ungefähr tennisballgroß und nach sechs Stück bin ich faktisch satt. Macht nix, hab als Hauptgang ja nur ein „half rack“ Ribs bestellt, an denen ungefähr so viel Fleisch dranhängt, wie mein Steak gestern wog. Und dieses Fleisch fällt beim Anschauen schon vom Knochen: Genau so muss es sein. Danach bleibt mir nur noch übrig, langsam zum Hotel zurückzurollen… Gute Nacht.

2015-05-02 20.25.08

Ice Cave

Heute Abend geht’s nach Hause, aber vorher möchte ich noch einen kleinen Ausflug in die Berge machen – das Wetter ist einfach zu gut! Ich fahre auf dem Mountain Loop Highway entlang des South Fork Stillaguamish River ganz tief in den Wald hinein. Hier in Washington gibt es die schönsten Wälder überhaupt. Nicht nur, dass die Bäume alle riesig sind, es ist auch ein toller Mix aus Nadel- und Laubbäumen, und alles ist dick vom Moos überzogen.
Seattle-212

Bei Big Four lege ich einen Stopp ein. Hier soll es einen einstündigen Wanderweg hinauf zu einem kleinen Gletscher geben – dem niedrigst gelegenen Gletscher südlich von Kanada. Zuerst führt ein Boardwalk durch eine fantastische Sumpflandschaft, dann geht es durch wilden Urwald bis zur Baumgrenze.

Seattle-224

Nach einer Biegung öffnet sich plötzlich der Blick auf den Gletscher, der durch die Lawinen der darüber liegenden Steilwände entstanden ist. Man erkennt auch schon das riesige Tor in der Mitte des Gletschers – unglaublich beeindruckend!

Seattle-229

Wer genau hinsieht, erkennt die anderen Wanderer (heute am Sonntag ist ganz schön was los hier oben) und bekommt so eine Idee von der Größe der Ice Cave.

Seattle-235

Seattle-242

Seattle-244

Ich mache Dutzende Fotos vom Eis und vom großen schwarzen Loch.

Seattle-250

Zu nach sollte man der Abbruchkante über der Cave nicht kommen, da jederzeit etwas runterfallen kann. Natürlich hindert das einige nicht daran, auch in die Ice Cave reinzugehen – ich lasse es besser bleiben.

Seattle-264

Noch ein Blick zurück und ich steige wieder ab zum Parkplatz.

Seattle-277

Ich folge dem Mountain Loop Highway, der nach einigen Meilen zu einer holprigen Schotterpiste wird. Beim Mietwagenverleih hatte ich ja die spektakuläre Auswahl zwischen fünf schwarzen Jeep Patriot. Ich hatte mich dann für einen schwarzen Jeep Patriot entschieden. Vorteil: Die Karre nimmt alle Schlaglöcher mit Bravour und ich komme zügig voran – so bleibt mir mehr Zeit für kurze Stopps am Fluss.

Seattle-278

Irgendwann endet die Piste und ich habe wieder Asphalt unter den Rädern. Ein Blick zurück:

Seattle-279

Und schon erreiche ich den kleinen Ort Darrington, der aber letztlich nur aus einer Tankstelle, einer Biker-Kneipe und einem sonntags geschlossenen Friseur besteht.

Seattle-280

Leider bleibt nun nicht mehr allzu viel Zeit. Aber für einen kurzen Lunch reicht es: ich fahre zurück nach Downtown Seattle und lasse mir ein paar dick gefüllte Tacos schmecken. Danach noch einen lecker Cappuccino und ab zum Flughafen – zum letzten Mal mit überwältigendem Blick hinauf zum wolkenfreien Mount Rainier. War schön in Seattle! 🙂