Über den Wolken…

Flughafen München. 11:45 Uhr. Starker Regen, aber die Frisur sitzt. Unsere Maschine nach Denver stößt gerade vom Terminal zurück. „In 20 Minuten sind wir über den Wolken, in der Sonne!“ sage ich zu Simone. Daraufhin hält der Flieger an und bewegt sich nicht mehr. Kaputt.

Es geht zurück ans Terminal und nach einer weiteren Stunde dürfen wir wieder aussteigen. „Willkommen in München!“

Es regnet immer noch. Die Frisur? Geht so.

Mal sehen wie’s weiter geht. 

Dann eben nach Madrid

Angesichts leichter technischer Probleme bei der Anreise mussten wir nun etwas umdisponieren.

Eigentlich wollten wir ja heute, nach einer ersten Nacht in Albuquerque, hinauffahren nach Santa Fe, und unterwegs eine kleine Wanderung machen. Da wir aber gestern gar nicht mehr in New Mexico angekommen sind, sondern die Nacht in einem von Lufthansa freundlichst zur Verfügung gestellten, vergammelten Billigstmotel in Denver verbracht haben, mussten wir neu planen.

Zum Glück hat uns die Frühmaschine von Denver zwar doch noch nach Albuquerque gebracht, aber Wandern in der Mittagshitze nach einer schlaflosen Nacht (und Aufstehen um 4.30), das muss nicht sein.

Fahren wir also stattdessen nach Madrid!

Aber keine Angst – wir haben jetzt nicht kurzfristig auf Spanien umgesattelt. Madrid ist ein Paar-Seelen-Dorf in New Mexico, ein kleines Örtchen, in dem ein paar Hippies und Künstler hängen geblieben sind und …

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… in dem schon John Travolta höchstselbst der bösen Bikergang „Del Fuegos“ gezeigt hat wo der Hammer hängt!

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Maggie’s Diner steht heute noch – das Haus wurde als Kulisse nur für den Film gebaut. Darin befindet sich nur kein Diner mehr, sondern ein Giftshop mit allem was das Bikerherz begehrt. Und Biker kommen hier eine Menge vorbei.

Aber alle andern Häuschen und Läden und Bars entlang der hundert Meter langen Main Street Madrids sind echt. Und echt urig.

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Wenn nicht gerade eine Harley oder eine Gold Wing die Sonntagsruhe durchbricht, hört man von den Terrassen der Bars Gitarrenmusik – und es macht Spaß, die schrägen, bunten Läden zu erkunden.

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Künstler stellen hier ihre Werke aus, Gemaltes, Geschnitztes, Geschweißtes, Genähtes, es gibt nichts, das es nicht gibt.

„Do you quilt?“ wird Simone gefragt, denn warum sollte sie nicht in der Freizeit Quilts nähen, macht man doch so?

Einen Laden weiter darf ich mich an einer handgeschnitzten Indianerflöte versuchen. Nun ja, Flötespielen war noch nie so mein Ding, aber die Ladenbesitzerin kann das ganz gut und der Sound passt prima zu diesem ruhigen Sonntagnachmittag.

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Der Postbote muss in Madrid nur wenige Punkte anfahren, wo jeweils Dutzende Briefkästen auf einem Balken festgeschraubt sind.

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In einem Laden mit Indianerschmuck erfahren wir so ziemlich alles über die Kunst der „Natives“ und als wir erzählen, dass wir aus dem fernen Germany kommen, erhalten wir noch Reisetipps für New Mexiko, die für eine Rundreise bis Weihnachten reichen würden.

Vor dem Laden mit dem türkisen Schmuck steht ein alter Schlitten – natürlich in türkis.

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Schließlich verlassen wir Madrid und machen uns auf den Weg nach Santa Fe.

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Ankommen in Santa Fe

Am frühen Abend erreichen wir schließlich Santa Fe.

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Auf dem Town Square, hier Plaza genannt, gibt es schöne Musik für uns.

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Der Reiseführer sagt, dass Santa Fe ein ganz anderes Gesicht hat, als die typische amerikanische Stadt, und das stimmt. Vor allem sind hier fast alle Häuser in Adobe-Weise gebaut, also mit braunem Lehm verputzt.

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Zur Dekoration hängt man hier gerne hunderte von Chilis auf.

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Auch eine hübsche kleine Adobe-Kirche gibt es …

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… und noch mehr Chilis.

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Nachdem wir auf einer Dachterrasse mit Blick auf die Plaza eine riesige Pizza verdrückt haben, fühlen wir uns kurz vor Sonnenuntergang nochmal lebendig genug für einen Spaziergang zur Basilika.

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Aber dann verlassen uns doch die Kräfte und kurz nach Einbruch der Dunkelheit fallen wir in unser Bett, wo wir schon kurz nach acht die Nacht einleiten und schlafen und schlafen und schlafen.

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Zu den Kasha-Katuwe Tent Rocks

Also, ich rechne nicht damit, dass ich mir den Namen irgendwann mal merken kann, daher haben wir sicherheitshalber am Eingang zu unserem heutigen Ausflugsziel das obligatorische Nationalparkschildfoto gemacht:

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Vor bösen Schlangen wird wie immer gewarnt.

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Wovor nicht gewarnt wird, das sind die Stolperfallen im Canyongrund: Unsere Wanderung zu den Erdpyramiden führt uns zuerst durch einen schön schattigen Slot Canyon, also einer vom Wasser ausgewaschenen Klamm. Hier bei Gewitter durchzugehen wäre etwas fahrlässig, aber die Fotos sollten beweisen, dass auf weite Sicht keine Wolke am Himmel war. Am Eingang zum Canyon informiert uns ein Herr, dass gerade eine Gruppe im Canyon unterwegs ist, die unter Anleitung eines erfahrenen Indianers einen Ritus vollführt, der das Auflesen eines Felsbrockens, und Tragen desselben durch den gesamten Canyon, zum Zwecke der Selbstfindung, vorsieht. Wir möchten die Konzentration der Teilnehmer nicht stören, dürfen uns das Spektakel aber gerne ansehen. Zunächst passieren wir den Indianerguru, der mit Trommel und Flöte eine indianische Aura die Schlucht hinaufschickt, was sehr stimmungsvoll ist. Auch die Aiaiaia-aiaiaia-aiaia-Gesänge – sehr schön. Dann die Teilnehmer: Die sind gar keine Indianer! Es handelt sich um eine Gruppe aus der Gesundheitsindustrie auf Team Building Kurs. Einige nehmen die Aufgabe ernst und haben sich richtig schwere Felsen ausgesucht, sind hochkonzentriert. Andere haben wohl eher weniger Bock auf das Team Building Tamtam und tragen laut plappernd einen Kieselstein zu Tal. Dann passiert es: An der engsten Stelle des Canyons stürzt eine Teilnehmerin. Die Anderen müssen nun entscheiden, ob sie ihr zu Hilfe eilen, oder weiter ihren Stein halten. Nun ja, die Mission Steineschleppen hat sich für die Meisten an diesem Punkt erledigt. Nach dem ersten Schreckmoment hören wir die Gruppe später wieder lachen – hoffentlich war es also nicht so schlimm.

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Nachdem wir die Steineschlepper hinter uns gelassen haben, wird der Weg durch den Canyon wieder weiter, kurz darauf aber sogar noch enger, sodass man gerade mal einen Fuss auf den Boden stellen kann.

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Über unseren Köpfen sehen wir schon die ersten zeltförmigen Felsen, die Tent Rocks.

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An einzelnen Stellen haben sich Felsen im Canyon verklemmt, über die es entweder drüber zu klettern gilt, oder unter denen man gebückt (und zügig) durchgeht.

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In kleinen Schleifen folgen wir dem Spalt, den das Wasser hier durch den Fels geschnitten hat.

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Der Blick nach oben gibt nach wie vor die Gewissheit, dass kein Unwetter naht.

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Schön schattig ist es hier in der Schlucht, und ein angenehmer Wind weht herunter. Auf den sonnigen Stücken wird es schon etwas ungemütlicher.

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Nach dem letzten tiefen Spalt …

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… macht der Canyon dann auf …

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… und plötzlich steht man vor zwei Tent Rocks, die aussehen, wie ein Dom.

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Dann geht’s steil bergauf, gut 300 Höhenmeter, auf denen wir zuerst die Tent Rocks auf Augenhöhe haben …

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… und bald von oben bewundern dürfen.

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Oben angekommen belohnt uns ein unglaublich weiter Ausblick. Bevor wir uns wieder an den Abstieg machen, gibt’s erstmal eine zünftige Brotzeit (Apfel und Pizza von gestern).

Diese Wanderung – sie war ein Traum. Die wenigen Fotos, die ich hier ausgewählt habe, sie sind nur ein kleiner Ausschnitt…

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Am Abend belohnen wir uns dann in Santa Fe mit einer richtig leckeren Lachsforelle. Und ich will auch nicht verschweigen, dass es danach noch einen lecker Nachtisch gab.

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Kunscht und Kultur in Santa Fe

Gestern Nachmittag habe ich ein schönes Telefonat eines älteren Herren auf der Plaza von Santa Fe mithören dürfen, es verlief ungefähr so: „Ah … Aha … Yes, darling! … In Santa Fe! … It is b-e-a-u-t-y-f-u-l! – No humidity. No heat. No rain. No clouds. Just beautiful! … Aha … Ah … Aha … So, it is still raining? … Ah. ...“

Und grundsätzlich hat er Recht. Das Klima hier ist wirklich angenehm. Die Stadt liegt zwar im heißen New Mexiko, aber doch auf 2.000 Metern Höhe. Im Winter wird hier sogar Ski gefahren.

Wir haben besonders genossen, dass wir hier jeden Abend draußen essen konnten, weil die Leute – ganz unamerikanisch – sich freiwillig in’s Freie begeben.

Im Freien findet heute auch der Farmer’s Market statt. Wo früher die Loks der Santa Fe Railroad gewendet wurden, ist heute ein schöner Park mit etlichen toll hergerichteten Gebäuden, und hier treffen sich mehrmals die Woche die (Bio-)Farmer aus dem Umland zum Markt. Neben zig verschiedenen Kartoffelsorten gibt es natürlich Chilis bis zum Abwinken, aber auch eine Menge anderes Obst und Gemüse in einer tollen Vielfalt, die kein Supermarkt bietet.

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Über dem Markt liegt ein leckerer Duft von gegrillter Paprika. Die Chilis werden in eine Tonne aus Drahtgeflecht gefüllt, dann wird der Gasbrenner darunter angeworfen und genau sieben Minuten gekurbelt. Schon sind die gerösteten Chili fertig.

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Im Park neben dem Markt betrachten kleine Erdhörnchen das Treiben mit Argwohn.

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Nach ausführlichem Bummel, verschiedenen Fressereien und kleineren Einkäufen verlassen wir den Farmer’s Market an den Santa Fe Railyards …

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…und wenden uns dem zweiten Spezialgebiet Santa Fes zu: Die Stadt ist Zentrum des Kunsthandels im amerikanischen Südwesten. Hier finden sich Galerien, die im Untertitel die Ortsaufzählung „New York, Paris, Tokyo, Santa Fe“ tragen.

Es gibt moderne Kunst …

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… es gibt amerikanische Kunst …

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…es gibt Hasenkunst und Kunst mit kubistischen Indianern, die mal müssen.

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Es gibt aber auch einige wirklich spannende Objekte…

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.. und Galerien – einige mit Preisschildern an den Bildern, andere ohne.

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Zwischendrin, bei Santa Kilim, gibt es einfach nur Klimbim.

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Es müssen hunderte Galerien sein, die sich an der Canyon Road aufreihen, alle in den schönsten Adobebauten. Irgendwann tun uns aber doch die Füße weh, und wir machen uns auf den Rückweg ins Zentrum, wo dann eher Indianerkunst und Geschenkeläden dominieren. Nur wenige Häuser neben dem „Yippee Yi Yo“-Laden finden wir abends wieder ein Plätzchen auf einer Dachterrasse mit Blick auf die Plaza. Hier frönen wir der Pizza-Kunst und versuchen uns vorzustellen, wie sich der Bronzehase in unserem Vorgarten gemacht hätte.

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Besuch bei den Pueblo Indianern

Schließlich müssen wir Santa Fe den Rücken kehren, weil wir wollen ja noch mehr sehen vom weiten Südwesten. Wir brechen auf Richtung Norden, auf der High Road to Taos, die uns zuerst in Nambé an dieser hübschen Adobekirche vorbeiführt. Das Kirchlein im für uns ungewohnten Baustil steht – für uns ebenso ungewohnt – einfach so auf einem kleinen Hügel, drumherum nur Staub und Schotter.

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Einen kurzen Abstecher von der High Road machen wir: Es geht nach Chimayo. Das winzige Kirchlein hier, das auf dem Foto schon ausschaut wie aus dem Zwergenland, ist tatsächlich eine der wichtigsten Wallfahrtsstätten Nordamerikas. Rund um das Herz dieses Ortes reiht sich eine ganze Pilger-Infrastruktur mit Dutzenden Kapellen, Madonnen, Heiligenschreinen und Besinnungsgärten.

Was man auf den Bilder übrigens gar nicht so erkennt: Fünf Minuten vorher gab es noch einen Wolkenbruch, der sich gewaschen hatte.

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Das Sanctuario (also das Heiligtum, in der kleinen alten Kapelle oben) bildet den Kern der Anlage. Vom Prunk unserer katholischen Kirchen ist hier nichts zu sehen. Die Altarbilder sind eher einfach – sicher aber trotzdem unendlich wertvoll – auf Holz gemalt, kein Gold, kein Silber.

Daneben in der Familienkapelle ist alles beeindruckend schön geschmückt – modern und bunt. Überall hängen Bilder von Pilgern oder deren Angehörigen, haben Wallfahrer Gegenstände abgelegt, von Beinprothesen bis zu Kuscheltieren. Ein bisschen wie Altötting, aber irgendwie echter, einfacher, direkter, glaubhafter.

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Wo auf dem Gelände des Sanctuario keine Madonna steht, sind Andenkenläden drin. Doch wieder wie Altötting.

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Wir verlassen den Heiligen Ort und folgen der High Road ins Örtchen Taos. Nach einem kurzen Bummel vorbei an den unvermeidlichen „Kunst-„Galerien lassen wir uns im Garten eines Cafés nieder und warten geduldig, bis uns zwei sehr leckere gegrillte Sandwiches gereicht werden.

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Frisch gestärkt fahren wir auf staubiger Piste von Taos hinüber ins Taos Pueblo. Unterwegs suchen wir vergeblich die Brücke nach Eis ab – aber wir sind hier auf gut 2.400 Metern Höhe, und auch wenn man es an einem Tag wie diesem nicht glauben kann, in den Bergen hinter Taos wird im Winter Ski gefahren – dort geht es bis auf 4.000 Meter hoch.

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Aber nun hinein ins Taos Pueblo. Es gab im Südwesten mal einige hundert Pueblos, in denen jeweils ein Stamm von Pueblo-Indianern wie eine große Familie zusammenlebten. Das Taos Pueblo ist seit über 1.000 Jahren durchgängig bewohnt und damit einer der ältesten besiedelten Orte Nordamerikas. Heute steht das Taos Pueblo daher unter Weltkulturerbe-Schutz.

Wir treffen im Schatten der kleinen Pueblo-Kirche unseren Guide White Feather, der uns mit vielem Interessanten zur Geschichte des Pueblos versorgt.

Der Weg zum Schutz als Weltkulturerbe war für die Pueblo-Indianer kein Leichter. Schon vor hunderten Jahren wurden sie laufend von nomadisch lebenden Indianern angegriffen – da sie selbst von der Landwirtschaft lebten, war sie lokal sesshaft und mussten sich häufig verteidigen.

Im Pueblo sind daher alle Häuser und Wohnungen quasi zu einem großen, mehrstöckigen Bau vereint. Früher gab es außen keine Türen, man betrat die Häuser übers Dach – der letzte zog zum Schutz vor unerwünschten Besuchern die Leiter hoch. Heute gibt es Türen und nur noch wenige Leitern.

Was es auch heute noch nicht gibt, im Taos Pueblo sind: Fließend Wasser, Strom, Fernsehen, Telefon. In allen anderen Pueblos sind Handys, Kameras streng verboten – nicht einmal Skizzieren ist erlaubt. Im Taos Pueblo hat man sich dem Tourismus geöffnet – die meisten Bewohner wohnen mittlerweile ohnehin in kleinen Häusern rund herum, mit Wasser, Strom und Fernsehen, denn die Zivilisation hat eben auch ihre Vorzüge. Aber auch Nachteile, wie uns White Feather erzählt, denn plötzlich ist es wichtig zu sehen, was der Nachbar für ein Auto fährt, und all diese Dinge.

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Zurück zu den Bedrohungen: Als nächstes kamen die Spanier und zwangen den Indianern den Katholizismus auf. Die Indianer in Taos arrangierten sich damit so gut sie konnten. Sie behielten auch ihren eigenen Glauben bei und suchten sich beim katholischen Glauben das heraus, mit dem sie am meisten klar kamen. Sie beteten zum Beispiel keinen Jesus am Kreuz an, sondern die Jungfrau Maria, die die Mutter Erde symbolisiert – was sich nun wieder mit ihrem Glauben deckte. Heute ist ihre Religion daher ein wenig ein Mix aus ihrem traditionellen Glauben, und dem katholischen.

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White Feather führt uns noch hinter zu den Ruinen der ersten katholischen Kirche am Rande des Pueblos. Die Spanier waren schon lange weg – nun suchten hier Dutzende Frauen und Kinder Schutz vor dem Angriff der Kavallerie im Indian War. Die legten die Kirche in Schutt und Asche – mitsamt den Menschen darin. Nach dieser Tragödie kam es für die Bewohner nicht mehr in Frage, die Kirche wieder aufzubauen oder auf den Grundmauern an diesem Ort eine neue zu errichten. Sie bauten die neue Kirche daher an den gegenüberliegenden Ortsrand.

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Letztlich zeigt uns White Feather noch die Hornos, die Lehmöfen, in denen auch heute noch gebacken wird. Darin wird ein Feuer gemacht, gewartet bis es runtergebrannt ist, dann ist der Ofen von selber so heiß, dass man darin backen kann.

Die Häuser im Pueblo sind übrigens aus dem gleichen Material gebaut, wie die Öfen: Sand, Stroh und Wasser. Weil das nicht so super haltbar ist, sind sie laufend mit Ausbesserungsarbeiten beschäftigt, so wie auch während unserem Besuch an vielen Häusern gerade neu verlehmputzt wurde – es hält dann wieder so für ein Jahr.

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Letztlich könne wir noch ohne Guide ein wenig durchs Pueblo bummeln, in einigen Häusern sind nun kleine Läden drin, die zu happigen Preisen Selbstgebackenes, Selbstgetöpfertes und selbst in China Eingekauftes verticken. Weil der Besuch in ihrem Pueblo dennoch spannend und total interessant war, nimmt man das hin und kauft eben auch was…

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Das Ding hier in der Mitte (hinter dem Horno, dem Ofen) ist übrigens ein Kiva: Ein unterirdischer, heiliger Raum, der nur durch eine lange Leiter über ein Loch in der Mitte betreten werden kann.

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Während die Sonne im Pueblo noch scheint, regnet am Horizont ein massives Gewitter runter – Zeit mal Richtung Auto zu gehen.

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Der Besuch im Pueblo war wirklich interessant und auch angenehm – wir waren uns nicht so sicher, wie willkommen man sich als Besucher dort so fühlt. Um so positiver haben wir es dann empfunden, von White Feather herumgeführt zu werden.

Da wir neben vielem Anderen auch an den Gott in der Kaffeebohne glauben, ist nun aber echt Zeit für einen Cappuccino, für den wir schnell zurück nach Taos fahren.

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Mit Blick auf die Hauptkreuzung des Ortes warten wir auf unseren Kaffee und hören die typisch amerikanische Unterhaltung mit:

Bis zum Hals tätowierte Kundin kommt in den Coffee Shop: „Hallo, wie geht’s?“ – „Es geht mir wunderbar, schön Dich zu sehen – wie geht es Dir denn?“ – „Großartig, es geht mir fantastisch, es ist doch ein wundervoller Tag heute.“ – „Es ist schön zu hören, dass es Dir gut geht. Was kann ich für Dich tun?“ – „Ich nehme heute mal einen Tee.“ – [Tee wird hergerichtet, belangloses Gespräch über das Wetter.] – „So, hier Dein Tee, lass ihn Dir richtig gut schmecken. Geht es Dir eigentlich gut?“ – „Oh ja, es geht mir ausgezeichnet. Wundervoll. Wie geht es Dir eigentlich“ – „Es geht mir sehr gut, schön, dass Du fragst.“ – „Ja, tschüss dann, und bis morgen, es ist immer wieder schön, mit Dir zu plaudern.“ – „Ja, ich freue mich jedes Mal, wenn Du rein kommst.“ Abgang Kundin.

Danach findet man dann auch mal Zeit, unseren Kaffee fertig einzuschenken. Die Kunst der Kommunikation im Coffee Shop – wir haben noch viel zu lernen.

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Auf geht es nun für uns, Richtung Norden, Richtung Rocky Mountains. Unterwegs queren wir den Rio Grande, der sich tief unter uns durch die Wüste schneidet:

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Bisschen gruselig ist der Blick hinunter schon.

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Nach einstündiger Fahrt durch flache Wüste, ohne eine einzige Kurve, geht es hinauf in die Berge, in die Wälder, und nach veritablem Wolkenbruch leuchtet uns die Straße wie ein blendendes Band entgegen.

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Aus dem Sommer sind wir in kürzester Zeit hinauf in den Herbst gefahren.

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Morgen wollen wir noch höher hinaus, mit der dampfenden Eisenbahn auf über 3.000 Meter! Mal sehen, ob das gut geht…

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Choo Choo!

Oh, jetzt habe ich im Titel das WLAN-Password unseres Motels verraten. Naja, egal.

Wir haben in Chama übernachtet, einem kleinen Ort oben in die Rockies. Viel wäre hier nicht los, gäbe es nicht die Cumbres & Toltec Scenic Railroad, mit der wir heute eine Runde drehen werden.

Im Boxcar Cafe sind wir heute morgen die ersten, die sich vor der Abfahrt mit einem Satz Pancakes stärken. Unten am Gleis begann der Arbeitstag aber schon viel früher. Die Lokomotiven müssen befüllt werden und laufen bereits warm, auch wenn es noch gut drei Stunden sind, bis zur Abfahrt. Bis dahin ist ganz schön was los am kleinen Bahnhof von Chama. Erst werden an den Loks alle Lager geschmiert, dann der Dampfkessel ausgeblasen. Es pfeift und zischt und qualmt. Dann werden die Loks an die Waggons rangiert.

Da wir einen über 3.000 Meter hohen Pass zu bezwingen haben, werden wir bis zur Passhöhe von zwei Loks gezogen, die hintereinander vor den Zug gespannt wurden!

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Wir bitten noch kurz die Geister um eine sichere Reise…

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… und dann geht es mit viel Dampf und lautem Gepfeife los!

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An einer kleineren Brücke müssen wir einen kurzen Stopp einlegen. Die beiden Lokomotiven wären zu schwer, um gemeinsam über die Brücke zu fahren. Also wird die vordere erstmal abgekoppelt und fährt allein rüber.

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Dann folgt die zweite Lok. Zum Ankoppeln wird natürlich genau so angehalten, dass wir exakt über dem Abgrund stehen…

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So haben wir etwas Zeit, die Herbstfarben um uns herum zu bewundern.

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Weiter hinten am Zug ist ein offener Wagon eingekoppelt, von dem aus man die Landschaft noch besser sieht, als von drinnen.

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Nachdem der Zug nun wieder komplett ist, geht es mit vollem Dampf weiter, was aus der Nähe ziemlich beeindruckend ist. Das Beste an so einer Eisenbahnfahrt ist die Geräuschkulisse. Das Tsch-Tsch-Tsch der Maschinen, das Fauchen und Zischen der Kessel, das Dadang-Dadang der Schwellen und zwischendurch das markerschütternde Pfeifen: Choo Choo!

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Ab und zu muss auch die besterzogene Lok mal Dampf ablassen. Das macht richtig Lärm und hoffentlich befindet sich gerade nichts Lebendiges am Gleisbett… Aber auch als Fahrgast muss man sich laufend in Acht nehmen. Das Abgas der ölgefeuerten Loks kann ganz schön auf die Lungen gehen, und geben die Maschinen richtig Gas, fliegt einem Ruß und Zunder um die Ohren – oder in die Augen.

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Weiter geht’s durch goldenen Espenwald.

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Mit steigender Höhe wechseln die Laubbäume von grün nach orange nach gelb und die Vegetation wird karger.

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Nach der Passhöhe auf 10.050 Fuß (über 3.000 Meter!) wird die vordere Lok abgekoppelt, die fährt nun allein wieder nach unten. Für den Rest der Strecke brauchen wir sie nicht mehr, und bergab schon gleich gar nicht.

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Sagte ich schon, dass die Aspen hier oben schon wunderbar gelb sind?

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Nach zweieinhalbstündiger Fahrt durch eine einzige, sprichwörtliche Eisenbahnlandschaft kommen wir oben in Osier an, wo wir den Zug aus der Gegenrichtung erwarten und wo es für alle ein Lunchbuffet gibt.

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Zurück fahren wir mit dem Zug aus der Gegenrichtung. Hier kontrolliert der Engineer seine Engine.

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Auf dem Rückweg passiert es dann! Wir fahren gerade entlang einer zum Greifen nahen Felswand zur Rechten – links der Abgrund – als es den Wagon einmal schüttelt, laut rumpelt und wir kurz darauf zum Stehen kommen. Ein langer Pfeifton von der Lok: Das Signal für den Bremser, die Bremsen reinzuhauen. Wir stehen. An der Felswand, am Abgrund. Ein Steinschlag hat die Strecke versperrt.

Unser Glück mit Verkehrsmitteln scheint also anzuhalten.

Aber unser Engineer packt sich ein Stemmeisen und schon nach wenigen Minuten ist die Strecke frei – und wir können weiterfahren. Zweimal kurz pfeifen heißt: Bremsen lösen. Es geht weiter. Puh.

Nach einem kurzen Regenschauer reißt der Himmel richtig blau auf und wir genießen die Sonne auf dem offenen Wagen.

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Nach erneutem Erreichen der Passhöhe geht es dann mit quietschenden Bremsen hinab nach Chama. Zwischendurch natürlich noch ein kurzer Wolkenbruch, aber zwischen Weltuntergang und schönster Abendsonne liegen in den Rockies oft nur Minuten.

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Nach dem ganzen Geruckel haben wir uns jetzt etwas Entspannung verdient! Weiter geht’s in’s eine Stunde entfernte Pagosa Springs. Mal sehen, ob die heißen Quellen dort noch funktionieren…

Endlich mal wieder in Pagosa Springs

Lustigerweise war ich schon zwei Mal in Pagosa: Bei meinem allerallerersten zweitägigen Solo-Trip durch Colorado (vor, ich glaube 12 Jahren) und nochmal ein Jahr später mit Thomas und Alexander (Grüße!) nach vorherigem, anstrengenden Goldschürfen.

Wir erreichen Pagosa kurz nach einem massiven Platzregen und gehen erstmal in der Riff Raff Brewery einen Pulled Pork Burger essen. Der Burger ist yummy und Livemusik gibt es auch noch obendrauf.

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Als wir wieder aus der Brewery rauskommen, ist es wieder trocken, allerdings lässt sich gut beobachten, wie es rund um uns herum noch hie und da regnet. Im letzten Tageslicht machen wir einen Spaziergang in Richtung der heißen Quellen. Am ganzen Fluss, dem San Juan River, stinkt es gewaltig nach Schwefel. Wir lassen uns jetzt weder von unseren dicken Bäuchen, noch vom wieder einsetzenden Nieselregen daran hindern, in die heißen Quellen zu steigen. Gute zwei Stunden lang probieren wir so viele der unterschiedlich heißen Töpfe aus, wie geht. Nur den 113°F heißen Lobster Pot packen wir nicht, da verbrennt man sich schon beim Reinsteigen die Füße. Schließlich macht sich über uns der Sternenhimmel breit, und wir gehen weichgekocht ins Bett.

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Der Morgen nach dem Bad ist so wie der Tag nach dem großen Knoblauchessen: Man stinkt aus jeder Pore nach Schwefel.

Aber die Quellen geben bei Sonnenaufgang ein schönes Bild ab!

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Unser nächstes Ziel für heute ist Durango, eine kleine Westernstadt westlich von Pagosa Springs. Noch scheint die Sonne. Mal sehen, wie das mit dem Wetter hier oben weitergeht…

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Mesa Verde

Schwefel ausdünstend machen wir uns also auf den Weg nach Durango – das Städtchen soll aber nur ein kurzer Zwischenstopp auf dem Weg zu unserem eigentlichen Tagesziel sein: Dem Mesa Verde National Park. Während unseres Morgenspaziergangs ging ja über den heißen Quellen von Pagosa Springs ganz wunderschön die Sonne auf. Auch wärmetechnisch war das mit der Sonne eine schöne Sache, hatte die Nacht doch Temperaturen im niedrigen einstelligen Bereich. Wir sind eben hoch in den Bergen.

Kaum sitzen wir im Auto, fängt es nun an zu regnen. Auf der einstündigen Fahrt nach Durango wechseln sich Sonne und Regen dann ab. Regenbögen begleiten uns, die Wälder um uns sind tieforange gefärbt – es wird Herbst. Durango erreichen wir bei strömendem Regen. An einen Bummel entlang der Main Street ist gar nicht zu denken. Glücklicherweise macht Simone einen vielversprechenden Coffee Shop aus. Wir parken direkt vor der Haustür und flitzen flott hinein zu den Durango Coffee Roasters. Der Kaffee ist der beste, den wir in Colorado bisher bekommen haben. Und nach einer Weile hört es draußen auch auf zu regnen, sodass wir unsere Fahrt fortsetzen können.

Tatsächlich hat es nicht nur geregnet, sondern fast bis zur Straße heruntergeschneit. Kein Wunder allerdings, bei über 4.000 Meter hohen Bergen…

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Letztlich erreichen wir Mesa Verde. Hinter dem Nationalparkeingang geht es erstmal in Serpentinen hinauf auf den Mesa, den Tafelberg. Hier oben haben Waldbrände in den letzten Jahrzehnten alle höheren Bäume und Büsche niedergebrannt. Was nachgekommen ist: Schulterhohe Büsche, die zur Zeit in allen Orangetönen leuchten.

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Wir machen kurz Brotzeit am höchsten Punkt des Parks – bei guten 3°C.

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Mesa Verde steht für die ältesten Siedlungen der Anasazi-Indianer, den Ureinwohnern Südwest-Amerikas. Diese bewohnten ab dem 12. Jahrhundert ganze Städte, die sie unter große Felshöhlen auf dem Mesa Verde gebaut hatten. Anhand archäologischer Funde weiß man, dass die Anasazi eine Hochkultur waren, die sogar Handel bis an den Pazifik und nach Mittelamerika betrieben.

Zuerst werfen wir einen Blick auf das Spruce Tree House, das aktuell wegen Felsstürzen leider nicht besucht werden kann.

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Aber faszinierend ist es schon, mitten im Nichts unter einem Fels plötzlich eine ganze Stadt zu entdecken.

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Im Jahr 1300 verließen die Anasazi fluchtartig Ihre Städte. Warum? Nach aktuellem Kenntnisstand hatte eine 25-jährige Dürre sie so zermürbt, dass sie irgendwann von heute auf morgen entschieden, Ihr Leben auf den Hochebenen der Mesa Verde aufzugeben. Jahrhunderte später entdeckten Cowboys auf der Suche nach einer verlorenen Kuh die erste Stadt auf dem Plateau. Die Siedlung erinnerte die Cowboys an europäische Paläste, von denen Sie irgendwo mal Bilder gesehen haben, und so nannten sie die größte der gefundenen Städte „Cliff Palace“.

Den Cliff Palace kann man nur zusammen mit einem Ranger besuchen. Da sind wir doch dabei!

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Der Zugang zum Cliff Palace erfolgt von der darüberliegenden Hochebene durch einen etwa 40cm breiten Felsspalt steil hinab, dann über Holzleitern. Und plötzlich steht man mitten im Dorf!

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Der Ranger erzählt uns von der Entwicklung der Ureinwohner vor dem Bau dieser steinernen Städte, wie sie zuerst in einfachen Hütten lebten, dann zu wahren Baumeistern wurden. Wir erfahren, dass Cliff Palace wohl gar keine „Wohnstadt“ war, sondern ein repräsentativer Ort für religiöse Feiern. Auch interessant: Heute weiß man auch, wo die Indianer hinzogen, nachdem Sie ihre Felswohnungen verlassen hatten: Nämlich an den Little Colorado River, und auch an den Rio Grande, unter anderem nach Taos, um dort ein Pueblo zu bauen. Die Anasazi vom Mesa Verde waren also die direkten Vorfahren von White Feather, der uns erst vorgestern durch seine Heimatstadt führte.

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Nach etwa einer Stunde steigen wir mit dem Ranger wieder durch Felsspalten und noch mehr Leitern empor. Während unseres Besuchs im Cliff Palace schien strahlend die Sonne. Nun sind wieder Wolken aufgezogen. Wir schaffen es exakt bis ins Auto, da gibt es wieder einen massiven Wolkenbruch.

Das gibt uns Zeit für einen kurzen Besuch im Museum.

Keine Stunde später ist der Regen durch, und wir können noch weitere Felswohnungen, wie das Tower Castle, bei bester Abendsonne ansehen.

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Die letzten Sonnenstrahlen scheinen noch einmal in den Cliff Palace hinein, als wir am Aussichtspunkt gegenüber angelangt sind.usa-008-142

Wir machen uns auf den Weg aus dem Park hinaus.

Dabei läuft uns noch dieser junge Freund über den Weg:

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Was für in schöner Abschluss für den Tag!

 

Canyon de Chelly

Rummel am Morgen: In unserem Hotel ist gestern Abend noch eine Busgruppe angekommen. Heute morgen strömen alle gleichzeitig zum Frühstück, natürlich zeitgleich mit uns. Zwei ältere Damen teilen sich den Tisch mit uns, da sonst keine Sitzplätze mehr zu finden sind. Das übliche Frage-Antwort-Spiel: Wo kommt Ihr her? Wo wart Ihr gestern? Wo geht es morgen hin? Die Damen vom Kirchenchor aus Georgia machen eine Rundreise: 16 Staaten in 12 Tagen. Und wir? Drei Staaten in drei Wochen. Und wir haben so schon das Gefühl, an vielen Orten locker eine Woche verbringen zu können… Nun gut. Sicher ist die Reise der Damen eine Unternehmung, die sie nur einmal im Leben machen können. Immerhin!

Bei frischen sechs Grad am Morgen brechen wir auf in Richtung Süden, dahin, wo keine Wolken mehr sind.

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Der Ort Shiprock trägt seinen Namen nach dem weithin sichtbaren Fels. Wir fahren etwa eine Stunde von der ersten Sichtung des Shiprock, bis zum letzen Blick auf ihn, von einer Passhöhe.

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Auf kurviger Straße überwinden wir einen kleinen Gebirgszug. Auf der gegenüberliegenden Seite erwarten uns orangerote Felsen.

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Noch ein trockenes Tal ist zu durchfahren, dann erreichen wir den Nordrand des Canyon de Chelly.

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Knapp hundertfünfzig Meter fallen die Felswände zum Canyongrund ab. Unten im Canyon bewirtschaften Indianer den fruchtbaren Boden. Aus der Tiefe hören wir Stimmen, von Menschen, Ziegen und Rindern.

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Es klingt tatsächlich nach einer guten Idee, nichts in den Abgrund zu werfen, wenn unten Leute sind. Eine unfassbar dumme, der Schriftsprache offenbar nicht mächtige Familie, die sich mit dem Denken wohl ebenso schwertut, treffen wir am nächsten Aussichtspunkt: Die Kinder werfen fröhlich Steine in Richtung Wanderweg hinunter. Die Eltern sehen zu. Und selbstverständlich haben die Kinder auch Spielzeugpistolen dabei, um in der Stille etwas rumzuballern. Hoffentlich sehen wir die so bald nicht wieder. Ein Teil des Canyons heißt ja Canyon de los Muertes, wegen eines schrecklichen Massakers an den dorthin geflüchteten Indianern – aber vielleicht wäre das das geeignete Reiseziel für diese Idioten. Na gut. Nicht aufregen…

Lieber den Blick auf die hunderte Jahre alten Ruinen am Canyonboden genießen. Links unten steht ein Auto: In den Canyon hinein darf man aber nur mit einem indianischen Führer, entweder zu Pferd oder auf der Ladefläche eines Trucks. Das ersparen wir uns lieber, denn es gibt eine Ausnahme: An einer Stelle geht ein Nationalpark-Wanderweg hinunter, den man auch ohne Guide gehen darf. Das machen wir!

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Suchbild: Wo ist das rote Auto? (Auch toll: Die Zeichnung, die das Wasser auf der Felswand hinterlassen hat, wie Pferdeschweife!)

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Blick vom Ausgangspunkt unserer Wanderung:

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Der Abstieg durch den roten Fels ist klasse! Die Luft ist knapp 20 Grad warm, aber in der Sonne wird man gegrillt. Bin schon gespannt auf den Aufstieg, wenn wir nachher wieder alles hoch müssen…

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Fast unten! Stahlblauer Himmel…

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Am Canyongrund überqueren wir den Wash, also den trockenen Flusslauf.

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Am Ziel! Unten im Fels erreichen wir die alten Siedlungsruinen.

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Relaxen im Schatten.

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Man ist aber auch nie lang allein.

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Im Aufwind der senkrechten Felswand drehen Vögel ihre Runden.

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Gut getarnter Wegposten.

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Geschafft! Wir sind wieder oben!

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Jetzt noch ein Abstecher zum Spider Rock. Auf dem Spider Rock lebt der Legende nach die Spider Woman. Die Spinnenfrau wird von den Indianern verehrt, denn sie hat ihnen das Spinnen beigebracht.

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Nach all der Sonne und der schweißtreibenden Wanderung werden wir heute ausgezeichnet schlafen…

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Painted Desert

Es war eine ruhige Nacht am Canyon de Chelly. Sicher hätten wir hier draußen einen tollen Sternenhimmel bewundern können, aber nach dem Essen sind wir schwer wie rote Felsblöcke in unser Bett gefallen und eingeschlafen.

Noch haben wir ja „Mountain Time“, aber heute bekommen wir eine Stunde geschenkt. In Arizona zu wissen, wie spät es ist, das kann ganz schön anspruchsvoll sein. Im Winter gilt die gleiche Zeit, wie in den Staaten nördlich und östlich, wie Utah, Colorado, New Mexico. Im Sommer gilt aber die gleiche Zeit, wie in Kalifornien, denn in Arizona hält man nichts von der Sommerzeit. Befindet man sich allerdings im Territorium der Navajo Nation, dann gilt doch wieder die Sommerzeit, denn die Indianer machen eben schon mit. Aus diesem Grund hängen eigentlich überall vier Uhren: Kalifornische Zeit, Arizona-Zeit, Navajo-Zeit, New Mexico-Zeit.

Aber eigentlich ist uns die Zeit ja wurscht. Wir stehen mit der Sonne auf, und gehen schlafen, wenn wir müde sind (also ziemlich zeitig).

Heute fahren wir weiter Richtung Süden. Unterwegs halten wir kurz an diesen skurrilen Badlands:

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Im Zentrum des indianischen Glaubens steht ja Mutter Erde, die sie verehren und der sie nie etwas antun würden. Betrachtet man die Müllkippe rund um den Aussichtspunkt, scheinen nicht mehr alle Indianer sich da so dran zu halten. Außerdem ist alles voller Scherben, leerer Bier- und Schnapsflaschen. Im Gebiet der Reservation ist Alkohol natürlich verboten (auch im Hotel gab es keinen Alkohol). Man muss schon etliche Meilen bis an die Grenze des Reservats fahren, um Bier oder Wein kaufen zu können. Dort steht dann natürlich ein Liquor Shop neben dem anderen… Sieht man, wir ärmlich die meisten Natives in den USA leben, kann man allerdings auch verstehen, dass sie gerne zur Flasche greifen.

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Ein kurzer Stopp auf unserem Weg gilt dem Hubbell Trading Post. Früher gab es hunderte solcher Trading Posts, also Läden, in denen die Indianer Waren aller Art gegen selbst hergestellten Schmuck, Keramik und Teppiche eintauschen konnten. Hubbell sprach die Sprache der Navajo und hatte so immer einen guten Draht zu den Indianern, unterstützte sie wo er konnte.

In Taos waren wir am Wohnhaus von Kit Carson vorbeigekommen, der dort mit einem Museum geehrt wurde, da er als Vorreiter für die Besiedlung des Südwestens gilt. Hier am Trading Post erfahren wir die andere Seite der Geschichte: Carson hatte den Auftrag, das Land von Indianern frei zu machen, sodass es vom weißen Mann besiedelt werden konnte. Also kasernierte er alle Indianer ein und ließ sie im Long Walk über hunderte Meilen in ein Fort im Südosten marschieren. Viele starben auf dem Marsch oder während der Kasernierung. Erst nach einem Friedensschluss Jahre später durften die Natives in ihre Heimat zurückkehren, die tatsächlich kein weißer Mann besiedeln wollte – denn hier gab es einfach nichts. Natürlich brannte man vor der Rückgabe noch schnell alle Hütten und alle Äcker ab. Hubbell half nun den Navajo, wieder auf die Beine zu kommen, und wurde von den Indianern daher stets respektiert und als Freund betrachtet.

Neben dem Trading Post, das heute ein National Monument ist, erfährt man diese Seite der Geschichte. Im Trading Post ist heute wie damals ein richtiger Laden, in dem die Navajo einkaufen und ihre eigenen Waren verkaufen.

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Nach kurzem Aufenthalt am Trading Post fahren wir weiter südwärts, bis wir das Navajo-Gebiet schließlich verlassen (Yeah, endlich die Uhr vorstellen!).

Unser nächstes Ziel: Die Painted Desert im Herzen Arizonas. Wer genau diese Wüste so schön angemalt hat, ist nicht überliefert. Aber er hat schon ganz schön Farbe verbraucht!

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Von einer alten, heute unter Denkmalschutz stehenden Lodge hat man einen fantastischen und weiten Blick in das bunt gefärbte Tal. Am Horizont sehen wir Viertausender, die laut Karte über 180 Kilometer entfernt sind.

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In der Sonne ist es glühend heiß, aber unser Picknick im Schatten verläuft dann doch relativ flott, denn die Luft hat heute Mittag noch keine 20 Grad erreicht.

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Von etlichen Aussichtspunkten genießen wir den Blick in die Wüste.

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Letztlich reißen wir uns los und fahren weiter nach Süden. Parallel zur heutigen Autobahn, entlang der Telegrafenmasten, verlief einst die Mother Road, die legendäre Route 66.

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Zum Andenken hat die Nationalparkverwaltung an dieser Stelle eine lustige Straßenkreuzerbank und ein verrostetes Autowrack aufgestellt.

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Nicht weit entfernt finden wir Petroglyphen, die die ersten Bewohner dieser Gegend vor laaaaanger Zeit in den Fels geritzt haben.

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Besonders interessant: Der Storch, der das Baby bringt. Das ist natürlich eine spezielle europäische Interpretation. Tatsächlich glauben bestimmte Indianerstämme aber an die Existenz eines großen Vogels, der die Kinder holt. Nun wissen wir also endlich, wo der Storch die Kinder, die er bei uns bringt, so her hat.

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Krasse Frisuren waren auch in der Vorzeit schon in.

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All das war schon ganz schön, aber unser eigentliches Tagesziel liegt noch vor uns. Endlich finden wir die ersten versteinerten Baumstämme im Petrified Forest! Mehr dazu folgt in Kürze.

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Petrified Forest

Viel gibt es hierzu nicht zu sagen, ich lasse einfach mal die (viel zu zahlreichen) Bilder sprechen.

Nur kurz zur Erklärung: Vor Millionen Jahren stand hier mal ein Wald, in dem die Dinosaurier fangen spielten. Ab und zu fiel ein Baum um, wurde unter Wasser konserviert, dann von Erdreich begraben und wurde unter dem Druck der Oberfläche zu Stein. Dann erodierte die Oberfläche dahin, und so kamen die versteinerten Stämme wieder zum Vorschein. Heute liegen hier tausende dieser manchmal meterdicken Baumstämme einfach so herum und leuchten in den schönsten Farben.

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… on Route 66!

Nach einem langen Tag mit viel Wandern zwischen versteinertem Holz und gaanz viel Sonne kehren wir der Einfachkeit halber in Holbrook ein – der Ort liegt dem Petrified Forest National Park am nächsten. Mitten durch Holbrook querte einst die Route 66, die Chicago mit dem Pazifik verband. Heute verläuft die Interstate nahe der alten Streckenführung, aber eben um alle Ortschaften herum, und so sind die Boomtowns aus Zeiten der Route 66 mittlerweile vom Verkehr abgeschnitten und werden nur noch von Nostalgie-Touristen besucht.

An der Größe einiger alter Werbeschilder (für Läden, die schon lange nicht mehr existieren und Motels, die schon längst geschlossen wurden) kann man erahnen, wie es hier zu den Hochzeiten der Mother Road mal aussah.

Aber zum Glück kommen ja seit ein paar Jahren wieder Touristen, die absichtlich nicht die Autobahn nehmen, sondern so oft wie möglich auf der echten alten Route 66, oder zumindest so nah wie möglich an deren alter Streckenführung reisen möchten.

Wir steigen in einem kleinen Motel mit gerade mal 10 Zimmern ab, welches von einer österreichischen Familie liebevolle restauriert und neu eingerichtet wurde. Hier gibt’s zum Frühstück tatsächlich mal Semmeln und Marmelade, und zum Kaffee Milch statt Sahne.

Auf der anderen Straßenseite wartet das Wigwam Motel heute wieder auf Gäste – 1950 gebaut wurde es 1974 geschlossen, als die Autobahnumgehung den Ort vom Durchgangsverkehr abschnitt. Jetzt kann man in den Beton-„Wigwams“ (die eigentlich Tipis sind) wieder übernachten, vor jedem Wigwam parkt zudem ein Oldtimer!

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Wir haben einen Bärenhunger, und da unsere Gastgeber Europäer sind, vertrauen wir auf ihren Rat, dass es im Mesa Restaurant richtig gutes italienisches Essen geben soll. Auch wenn das Restaurant mit südländischem Flair nicht wirklich aufwarten kann (Tische mit Plastiktischdecken in einem gänzlich schmucklosen Raum) ist es voll besetzt und die Scaloppine vom Kalb mit Kapernbutter und Pasta sind ein Gedicht (wenn auch von der Fleischmenge ungefähr das fünffache, von dem, was man normal so beim Italiener bekäme).

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Am folgenden Morgen besuchen wir noch den Rock Shop, der mit lebensgroßen Dinosaurierfiguren auf sich aufmerksam macht …

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… sowie den Factory Store der Petrified Woods Company, der neben Tonnen versteinerter Bäume auch alle anderen erdenklichen Steine und Mineralien verkauft: roh, geschliffen, poliert oder zu Schmuck verarbeitet. Hier hat wohl jemand vor langer Zeit ein angeblich wertloses Stück Land gekauft und dann begonnen, es komplett durchzusieben. Im Laden findet sich auch eine private Sammlung unverkäuflicher Schätze, denn neben dem versteinerten Holz wurden auch alle Arten von Fossilien gefunden, bis hin zum kompletten Dinosaurier.

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Nach einer weiteren Stunde Fahrt haben wir die Wüste hinter uns gelassen und finden mitten im Wald unter hohen Pinien einen Holzschnitzladen der Superklasse, dessen Auslage (und Open Air – Werkstatt) sich über mehrere Gebäude entlang der Straße zieht.

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Neben Bären in allen Größen und Formen gibt es auch grüne Außerirdische zu kaufen, und sogar ein Sasquatch ist dabei:

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Und der Adler darf natürlich auch nicht fehlen.

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Etwas weiter haben wir Glück: Dort zeigt ein Schild: HEAVY SMOKE AHEAD – EXPECT LONG DELAYS. In einem Talkessel nahe der Straße brennt der Wald – aber die Straße selbst ist noch nicht betroffen. Wäre die jetzt gesperrt gewesen, wir hätten einen Umweg von einem halben Tag fahren müssen.

So aber kommen wir gut voran. Irgendwann geht es aus dem Wald heraus langsam bergab. Die Bäume werden kleiner, weichen Gebüsch, und bald schon sehen wir die ersten Kakteen, bis schließlich auf beiden Seiten der Straße nur noch Staub und kleine trockene Büsche zu sehen sind. Wir sind ausgehend von 2.000 Metern Höhe auf 300 Meter hinuntergefahren und landen in Scottsdale, einem Vorort von Phoenix.

Hier empfangen uns endlich 34°C Tag- und 26°C Nachttemperatur. Ab in den Pool!

Cactus Forest

Nach zwei erholsamen Tagen in Scottsdale bei Phoenix (ohne spezielle Unternehmungen) sind wir nun weitergefahren nach Tucson. In Phoenix ist es ja immer heiß und trocken, und in Tucson ist es ebenso immer heiß und trocken (allerdings so zwei Grad weniger als in Phoenix). Momentan ist aber Monsunzeit, da geht fast jeden Nachmittag ein Mordsgewitter runter, und dann ist es nicht mehr heiß und trocken, sondern heiß und dampfig.

Nachdem wir das eher langweilige Zentrum von Tucson besucht haben – da war noch einwandfreier blauer Himmel – sind plötzlich riesige Gewitterwolken zusammengezogen, und es regnet in Strömen. Dann hört es plötzlich wieder auf und die Sonne scheint. Wir machen uns daher am frühen Abend auf den Weg in den Ost-Teil des Saguaro National Park. Wir gehen einfach mal davon aus, dass der Regen vorbei ist und wir dort vielleicht einem schönen Sonnenuntergang zusehen können. Wie naiv von uns.

Tucson besteht zu einem Drittel aus Luftwaffenstützpunkten. Ständig sieht man große Militärmaschinen starten und landen. Viele Quadratkilometer groß sind die Felder auf denen mitten im Stadtgebiet ausgediente Flugzeuge jeder Art und jeder Größe zwischengeparkt sind, und meist nur noch als Ersatzteillager dienen. Im Hintergrund dürfte ungefähr unser Ziel liegen. Dort scheint der Regen dann doch noch nicht vorbei zu sein.

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Tucson als Stadt geht ganz schön in die Breite (einige Einwohner auch), es dauert eine gute Stunde, die Stadt komplett zu durchqueren. Wir wohnen etwa in der Mitte und erreichen nach einer halben Stunde Fahrt den Nationalparkeingang. Dort hat der Himmel gerade die Schleusen geöffnet und wir warten erstmal einige Zeit im Auto.

Wir hatten ja immernoch gehofft, der Regen würde bald aufhören und der blaue Himmel würde noch vor Sonnenuntergang zurückkehren. Da haben wir uns für heute aber getäuscht: In einer Regenpause flitzen wir hinüber ins Visitor Center, aber da zieht schon das nächste Gewitter auf.

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Im Visitor Center rät man uns auch davon ab, heute noch in den Park zu fahren. Die Straße würde ganz schon rauf und runter gehen, und in den Senken dürfte nach dem Gewitter das Wasser stehen, sodass sie unpassierbar würden, und wir dann eingesperrt wären. Wir lassen es also lieber – es hätte sich ohnehin nicht gelohnt, da die Sonne hier heute nicht mehr herauskommt.

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Wir fahren also zurück in die Stadt und gehen lecker essen. Bei mir gibt es Lachsforelle mit Banane, Avocado, Jalapeños und Koriander auf Lauch und Bohnen. Eine interessante Kombination, die lecker schmeckt. Nur, was die Banane dabei zu suchen hat, weiß wohl nur der Koch.

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Normalerweise beginnen die Tage hier dann mit blendend blauem Himmel. Das Gewitter gestern scheint aber doch etwas stärker gewesen zu sein, und auch heute morgen gewittert es am Horizont ein wenig. Aber in Richtung des Teils des Saguaro Parks, den wir gestern besuchen wollten, sieht es trocken aus, also fahren wir da noch einmal hin.

Wir starten nur unsere Rundfahrt durch den Park. Über die Parkstraße muss gestern wirklich an vielen Stellen das Wasser drübergeschossen sein, einige Furten sehen ganz schön verschlammt aus. Gut, dass wir da nicht mehr reingefahren sind, wahrscheinlich hätten wir die Nacht zwischen zwei Senken verbracht.

Wir machen eine kleine Wanderung im Park, der viel grüner ist, als wir ihn uns vorgestellt haben. Saguaros sind die riesigen Kakteen, die hunderte Jahre alt werden und tausende Liter Wasser speichern können. Die ersten Verzweigungen bildet ein Saguaro frühestens nach 30 Jahren.

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Zwischen den Saguaros wachsen noch allerlei andere stachlige Gesellen.

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In den meisten Saguaros haben sich Vögel eingenistet, zu erkennen an den runden Eingangslöchern.

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So langsam kommt nun auch die Sonne raus. Während es ohne Sonne angenehm schwülwarm war, ist es mit Sonne dann so richtig heiß.

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Auf einmal springt ein Monsterhase aus dem Gebüsch, mit Riesenlöffeln und langen Beinen. Beim Hoppeln sieht er fast schon aus, wie ein Känguru. Später lesen wir, dass dieses Modell sich Antilope Rabbit nennt.

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Der ganze Stadtrand von Tucson steht voller Saguaros. An dieser Stelle standen – wie wir vor Ort auf alten Bildern sehen können – einst zehnmal mehr Kakteen. Dann wurde der Nationalpark gegründet, da man davon ausging, die Saguaros stünden hier – unter entsprechendem Schutz – für ewig. Um 1930 setzte dann das große Saguaro-Sterben ein. Es gab unter anderem eine (hier seltene) Frostnacht – heute weiß man, dass schon 20 Stunden leichter Frost den Saguaro umbringen können. Für uns ist es selbstverständlich trotzdem ein toller Anblick, aber nicht mehr vergleichbar mit dem Kaktuswald auf den alten Bildern.

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Dieser Saguaro direkt neben dem Besucherzentrum ist ziemlich genau 100 Jahre alt!

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Nach unserer Wanderung durchqueren wir erneut die Stadt und erreichen nach einer Stunde Fahrt den Westteil des zweigeteilten Parks. Bei einem kleinen Picknick orientieren wir uns: So sieht das „You are here“ auf der Wanderkarte in Tucson, Arizona, aus: Ein glatter Durchschuss mit mindestens Kaliber 18mm.

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Squirrel!

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Hier auf der Westseite Tucsons stand heute morgen noch ein tief schwarzes Gewitter. Danach hatte es innerhalb einer Stunde auf komplett wolkenlos umgestellt. Mittlerweile bilden sich aber schon wieder die ersten Wolken fürs 17-Uhr-Gewitter.

Wir sind im Arizona-Sonora Desert Museum. Das Wüstenmuseum ist mit das Beste, das Tucson zu bieten hat: Eine Mischung aus Museum, Zoo und botanischem Garten, in dem es um Entstehung und Artenreichtum der Umgebung geht.

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Da wir nun (nachdem wir ja wetterbedingt heute morgen etwas umplanen mussten) in der größten Mittagshitze über das Museumsareal laufen, sehen wir von den Großtieren wie Puma, Bär und Wolf nicht viel, die liegen eher im Schatten rum. Aber die Reptilien und Spinnen waren auch im Terrarium recht furchteinflößend, und die vielen kleineren Tiere waren hellwach.

Bestimmt drei Stunden sind wir auf dem Rundweg unterwegs. Das Museum findet zu 90% draußen statt, der Rundweg ist einige Kilometer lang. Zwischendurch gibt es zum Glück immer wieder angenehme Schattenplätze.

Und, da man in einem amerikanischen Museum nur selten mit den Exponaten einfach so allein gelassen wird, stehen an vielen Stellen sogenannte Dozenten, die mit reichlich Anschauungsmaterial verschiedene Themen umfangreich erklären. So haben wir Gelegenheit, eine Rat Snake zu streicheln, einen Skorpion zu streicheln (ach nein, den haben wir dann einfach nur angeschaut), und erfahren im Agavengarten alles über die Tequilaherstellung.

Die letzte Station ist das Kolibri-Haus. Die Hummingbirds sind allgegenwärtig und fliegen mit lautem Brummen bis ganz nah an uns heran. Ich versuche mehrfach, Exemplare im Flug zu fotografieren, aber die kleinen sind einfach zu flink für mich. Auf Zweig sitzend ist ja auch ganz schön.

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Ach ja, einen Schmetterlingsgarten gibt es auch noch.

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Schließlich verlassen wir den Museumspark und fahren bei tiefstehender Sonne noch die Schleife durch den Westteil des Saguaro Parks. Hier stehen besonders viele, besonders große Exemplare.

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Wo man hinschaut: Saguaros.

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Wie erwartet gibt es gegen fünf Uhr dann wieder ein riesiges Donnerwetter – und als wir kurz darauf das Hotel erreichen, scheint wieder die Sonne. Aber nicht mehr lang, denn um 18 Uhr wird’s dunkel.

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Wir sagen den Palmen also gute Nacht.

Tombstone

Wir verlassen Tucson in Richtung Osten, unser erstes Ziel für heute ist Tombstone, Arizona, Kulisse des legendären Shootout zwischen Wyatt Earp und dem Clanton Clan.

Earp vertrat das Gesetz im weitgehend gesetzlosen Süden der 1880er. Nachdem die Cowboys am Vortag eine Postkutsche überfallen und dabei Kutscher wie Insassen erschossen, traf man sich am nächsten Tag um 12 Uhr Mittags am O.K. Corral zum Shootout. Für die Cowboys ging es danach direkt auf den Boothill Graveyard, den Friedhof, der so heißt, da dessen meiste Bewohner starben, also sie ihre Boots noch anhatten. Der perfekte Ort also, um den Besuch Tombstones zu beginnen…

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Und hier liegen sie auch schon, die drei „Opfer“ des Shootouts am O.K. Corral:

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Der „alte“ Clanton liegt gleich nebenan.

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Dann gibt es Dutzende Gräber auf deren Grabsteinen praktischerweise die Todesursachen genannt sind: Shot by Apaches, Hanged, Shot, Killed, Shot by a Chinaman. Oft ist auch gleich namentlich notiert, von wem sie erschossen wurden.

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Über dem Boothill Graveyard kreisen sprichwörtlich die Geier!

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Ups, John Heath wurde aus dem Gefängnis geholt und dann von einem Mob aus Bisbee gelyncht? Bisbee ist unsere nächste Station. Wollen wir da wirklich hin? Nochmal überlegen…

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George Johnson, dieser Pechvogel. He Was Right, We Was Wrong, But We String Him Up, And Now He’s Gone. Versehentlich gehängt… Kann vorkommen.

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Dann schauen wir mal rüber noch Downtown Tombstone. Kurz vor 12 Uhr ist die Main Street wie leergefegt. Kündigt sich da Unheil an?

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Der Postkutscher hat noch die Ruhe weg. Beruhigend.

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Aber im Schatten treiben sich allerlei windige Gestalten herum.

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Da schauen wir doch erstmal ins Bird Cage Theater. Die Bird Cages waren aber keine echten Vogelkäfige, sondern Separées auf der Empore, in denen man für ein paar Extradollar mit einer Dame verschwinden, und gegebenenfalls auch die Vorhänge zuziehen konnte.

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$22 für eine Bestattung in ausgewähltem Kiefernholz erscheint mir dennoch teuer!

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Das Pokerzimmer wurde offenbar hastig verlassen.

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Ah, da ist ja Wyatt Earp mit seinem Kumpel Doc Holliday! Die beiden scheint etwas zu beschäftigen, so laut diskutieren sie.

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Oh, auch in Tombstone ist schon Halloween.

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Aber was ist das? Wyatt Earp mit seinen Brüdern und Doc Holliday provokant auf der Main Street! Und das um fünf vor Zwölf! Das kann nichts Gutes verheißen.

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In solchen kritischen Momenten gilt: Runter von der Straße! Rein in den Saloon.

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In Big Nose Kate’s Saloon bestelle ich mir ein 1A Pastrami Sandwich mit Cole Slaw und Honey Mustard! Dazu gibt es Live-Musik. Da sollen sich die Ganoven doch ohne uns erschießen. Die erschießen sich eh dreimal täglich…

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Big Nose Kate war übrigens Doc Holliday’s beste Freundin…

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Der echte Marshal von Tombstone, also die direkten Nachfolger von Wyatt Earp (welcher Hilfsmarshal war), haben hier ihre Pferde geparkt.

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Das war also Tombstone. Wyatt Earp überstand den Shootout leicht verletzt, während Tom McLaury, Frank McLaury und Billy Clanton auf den Boothill umzogen. Wenige Monate später traf dann eine Kugel Wyatt’s Bruder um 10 Uhr morgens beim Billiardspielen. Und so ging es dann weiter und weiter und weiter, und am Boothill wurde es enger und enger und enger.

Aber gut, schauen wir mal, wie der Mob in Bisbee heute so lebt. Weiter Richtung Süden!

Bisbee

Wir übernachten in Bisbee in einem sehr hübschen Apartment in einem alten Backsteinhaus mitten im alten Zentrum. Unsere Vermieter waren vor 20 Jahren auf Reisen, als Ihnen jemand ein Buch auslieh, aus dem das Lesezeichen herausfiel: Eine Postkarte dieses Gemäldes der Stadt Bisbee in Arizona. Sie beschlossen daraufhin, diese Stadt bei Gelegenheit mal zu besuchen, verliebten sich dort sofort in ein heruntergekommenes, historisches Gebäude, kauften es, restaurierten es sechs Jahre lang, und nun sind wir hier deren Gäste.

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Es ist wohl Nebensaison in Bisbee, wir sind in diesem Haus heute Nacht auch die einzigen Gäste, was hoffen lässt, dass uns keine Fernseher aus dem Nachbarzimmer, keine Klimaanlagen aus dem Zimmer unter uns und kein Getrampel aus dem Zimmer über uns stören dürften. Allerdings: Ganz allein sind wir möglicherweise doch nicht – auf Zimmer 6, 7, 8 und 11 soll es immer wieder spuken. Wir sind auf 7.

Bisbee ist ein hübscher Ort, dem man ansieht, wie reich die Kupferminen um den Ort herum ihn gemacht haben. Das Städtchen liegt schmuck in und an einem engen Canyon, was allein schon eine Besonderheit ist.

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Von den einst 29 Minen kann eine besichtigt werden, dafür haben wir uns heute morgen aus Tucson schonmal telefonisch angemeldet. Bei strahlendem Sonnenschein und vielleicht 27°C machen wir einen Bummel durch den Ortskern. So können wir uns noch etwas aufwärmen, bevor es in die angeblich nur 7°C kalte Mine geht. Sicherheitshalber flößen wir uns bei der Bisbee Coffee Company auch noch ein Heißgetränk ein.

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Dann fahren wir die zwei Minuten hinüber zur Mine. Kurz bevor wir dort aus dem Auto aussteigen können, gibt’s ein lautes Donnern, und schon geht ein Gewitter nieder. Wo kam das denn jetzt her? Der Himmel war doch gerade noch blau. Zehn Minuten später hat das Gewitter fertig und die Sonne scheint wieder. Ach, Arizona…

Wir werden nun mit Warnwesten, Helm und Grubenlampe ausgestattet. Das mit den 7°C bewahrheitet sich nicht – sie belüften die Mine neuerdings irgendwie anders, sodass es im Sommer nicht mehr ganz so kalt ist, drinnen. Auf unsere Daunenjacken, und auch auf die regensicheren Grubenjacken, die die Mine sonst ebenfalls stellt, können wir also verzichten.

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In einer kleinen Gruppe fahren wir nun tief in den Berg ein. Der – seinerzeit von Hand geschlagene – Stollen ist gerade groß genug, dass wir auf der Grubenbahn hindurch passen.

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Nach einer interessanten Stunde mit vielen Erklärungen und einem kurzen Marsch durch die einstigen Kupferstollen, fahren wir wieder aus und stillen letztlich unseren Bergmannshunger beim Mexikaner, während es in Bisbee langsam dunkel wird.

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Beim anschließenden Spaziergang sind noch angenehme 24°C, dazu ein klarer Sternenhimmel, eine schöne Nacht!

Während Batman offenbar Nachtschicht hat, gehen wir dann lieber schlafen – denn morgen wollen wir fleißig wandern gehen.

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Chiricahua National Monument

Uiuiui, ich komme mit dem Schreiben gar nicht hinterher…

Nachdem wir uns bei den Bisbee Coffee Roasters mit frischen Scones eingedeckt haben, starten wir zum Chiricahua National Monument, das sich als echter Geheimtipp herausstellt. Es ist eben auch etwas abgelegen.

Zwei Stunden Fahrt durch trockene, flache Täler, das bedeutet: Geradeaus fahren, rechts mal ein Rind, links mal eine Windhose, die den staubigen Boden aufwirbelt, einzelne Häuser, bei denen man sich fragt, wie man hier nur wohnen kann (und warum?), große künstlich bewässerte grüne Kreise, riesige Kornsilos, und weit sichtbare Warnschilder, wenn dann doch mal eine Kurve kommt. Das Ziel, ein kleines Gebirge am Rande des Tals hat man schon seit einer Stunde vor Augen, nur ganz langsam kommt es näher. Dann kommt das, was uns hier immer wieder fasziniert: Innerhalb weniger Minuten durchfährt man mehrere Vegetationszonen. Gerade stand man noch in der Wüste und ein Dornbusch wehte über die Straße. Plötzlich fließt da ein Bach und richtige Bäume spenden Schatten.

Bei perfektem Wanderwetter starten wir auf den Rundweg durch die unglaublichen Felsformationen von Chiricahua. Einige scheinen gar die Schwerkraft zu ignorieren.

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Wir kommen an riesigen pilzförmigen Felsen vorbei.

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Dann steigen wir durch die Felstürme hindurch langsam ab. Die höchsten Felsnadeln sind über 90 Meter hoch!

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Plötzlich plätschert es neben uns, ein Bach fließt zwischen den Felsen hindurch.

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Der Wanderweg macht einen Knick, wir verlassen das Tal mit dem Bach, und auf der sonnenzugewandten Seite stehen wieder Kakteen und Agaven.

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Unser Weg ging die ganze Zeit bergab. Das müssen wir nun alles wieder hoch. Aber auch wenn die Sonne ganz schön brennt, hat es vielleicht so 24°C, und beim Aufstieg spenden wieder ein paar Bäume und der Bergrücken Schatten.

Unterwegs sehen wir noch ein paar Spechte…

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… Echsen …

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… Mumien …

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… und eine Stellar Jay – das ist ein Verwandter des Blue Jay. Der wiederum ist auch bekannt als Picnic Bird, weil er immer gleich ankommt, wenn irgendwo ein Krümel runterfallen könnte. Und tatsächlich treffen wir diesen hier an einem Picknickplatz.

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Wieder oben angekommen ergibt sich ein schöner Blick ins 600 Meter tiefer gelegene Tal…

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…und bei der Fahrt aus dem Park blicken wir noch einmal zurück auf die Felsnadeln, die da wie Orgelpfeifen stehen.

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Dann geht es wieder zurück ins backofenwarme Tal.

Auf der Weiterfahrt steht unerwartet ein Abschleppwagen quer auf der Straße. Der Sheriff ist auch schon da, hat aber nicht wirklich daran gedacht, den Verkehr abzusichern. Hier kommen eh nur eine Hand voll Autos in der Stunde vorbei. Eine Frau läuft auf uns zu und erklärt uns, was passiert ist – aber das haben wir nun auch schon gesehen: Eine Kuh steckt mitten auf der Straße im Cattle Guard, also im Weiderost, fest. Die arme Frau nennt die Kuh ihr „Baby“. Die arme Kuh (ein riesiges Viech!) ist schon ganz abgekämpft. Hoffentlich gelingt es ihnen, das Tier aus dem Rost zu befreien. Wir dürfen langsam passieren.

Ohne weitere Zwischenfälle erreichen wir in der Dämmerung Silver City, New Mexico (blöderweise verlieren wir heute wieder eine Stunde, da wir Arizona verlassen haben). Durch unsere ohnehin schon späte Ankunft, und die verlorene Stunde, bleibt uns nicht mehr viel Wahl beim Essen gehen. Auf Kettenrestaurant am Highway haben wir keine Lust, aber einige der Restaurants im Historic Downtown machen hier schon um 20:30 zu. Also gehen wir in die lokale Brewery, die haben immerhin bis 24 Uhr auf (ist ja Samstag!) – und in der Brewery gibt es auch (ganz tolle!) Livemusik.

Bei Johnny Cash essen wir Steak Salad und Fish Tacos und beobachten das Kleinstadtleben. Was hier für Gestalten herumlaufen, man kann es manchmal mit Worten nicht beschreiben.

Letztlich fallen wir satt aus der Kneipe und danach direkt müde ins Bett. Wandern bei diesem Klima, dieser gleißend hellen Sonne und klaren Luft ist ganz schön anstrengend. Morgen ist Sonntag. So ein Glück.

Von Silver City nach El Paso

Für den heutigen Tag haben wir nicht allzu viel geplant, also lassen wir es gemütlich angehen und stellen den Wecker auf 8 Uhr (das ist nach Arizona-Zeit trotzdem 7 Uhr, an die hatten wir uns nun auch schon wieder gewöhnt). Nach dem Frühstück laufen wir in der Historic Downtown von Silver City ein wenig die Hauptstraße rauf und runter. Leider ist die Stadt heute morgen ein bisschen ausgestorben, es ist Sonntag.

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An der Ecke Main Street / Broadway waren wir gestern in der Little Toad Brewery, also der Kleiner-Frosch-Brauerei, das war sehr lustig. Wenn das echte Oktoberfest zu Ende ist, dann feiert ja die ganze Welt Oktoberfest (denn naiverweise denken alle ja, das Oktoberfest wäre im Oktober). Im Little Toad wird das gaaanz speziell. Sogar mit Hammerschlagen. Was auch immer das sein mag. Vielleicht ganz gut, dass wir da nicht mehr da sind.

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Im Jumping Cactus gehen wir noch einen Cappuccino trinken, dann starten wir.

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Silver City liegt sehr nett inmitten hoher Kiefernwälder in den ersten Ausläufern der Rocky Mountains. Verlässt man die Stadt, fährt man ein wenig bergab und schon stehen links und rechts nur noch dürre Büsche. Wir machen einen Stopp in der City of Rocks, einem Haufen haushoher Felsbrocken, die wie ein kleines Städtchen in der Wüste stehen.

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Es ist ganz lustig, im Labyrinth der Felsen herumzulaufen und auf kleiner hinaufzukraxeln. Aber ehrlich gesagt, haben wir schon Beeindruckenderes gesehen. Ein Zwischenstopp zum Beinevertreten kommt aber immer Recht.

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Ein weiteren solchen Halt legen wir in Mesilla ein. Der kleine Ort hat eine schöne Plaza zum Drumrumschlendern und nette Adobebauten rund um die Plaza. Als wir ankommen ist trotz (oder gerade wegen) des Sonntags richtig was los. Auf der Plaza ist heute Jazzfest und alle haben ihre Klappstühle mitgebracht, sitzen im Schatten und warten, bis die nächst Big Band startet.

An der Straßenecke gegenüber entdecken wir eine Bar mit schattiger Terrasse, nichts wie hin!

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Auch Mesilla ist schon im Halloween-Fieber.

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Nicht alle Adobebauten sind so schlicht, wie das Post Office, aber man fühlt sich wirklich schon wie in Mexiko.

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Und die Plaza ist schön geschmückt, fürs Jazzfest. Wir beobachten das ganze jedenfalls von unserem Logentisch bei Emilia’s on the Plaza aus. Die gemütliche, ruhige Sonntagsstimmung hier gefällt uns!

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Abends erreichen wir El Paso, die westlichste Stadt in Texas. Den kleinen Abstecher wollten wir unserem Auto, das ein texanisches Kennzeichen hat, doch gönnen. Kurz nach Sonnenuntergang fahren wir zum Scenic Drive hoch, von wo aus man einen schönen Überblick über El Paso hat.

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El Paso liegt direkt am Rio Grande, der hier die Grenze zu Mexiko markiert. Auf der anderen Uferseite liegt die mexikanische Nachbarstadt Ciudad de Juarez mit mehreren Millionen Einwohnern. Im Vordergrund sieht man (spärlich beleuchtet) die großzügigen Grundstücke der Einwohner von El Paso. Im Hintergrund dann Juarez mit hunderten engen Straßen.

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Wir haben es uns erspart, nach Mexiko rüber zu gehen (unseren Mietwagen hätten wir nicht nehmen dürfen), nur weil die Tacos dort etwas billiger sind. Tatsächlich waren sie auch in L&J’s Café ziemlich günstig: Keine $4 für einen Burrito – im Restaurant mit Bedienung, wohlgemerkt, nicht auf die Hand.

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Der Tag an dem ich drei Mal auf meine Frau hörte

Wir beginnen den Tag mit einer länglichen, landschaftlich etwas drögen Fahrt ab El Paso in Richtung Osten. Da alle Strecken, die von der mexikanischen Grenze ins Inland der USA führen, nach einige Meilen mit Kontrollstellen der Border Patrol ausgestattet sind, müssen wir uns dort beim Officer erstmal ausweisen. Nach ewig langem Geblättere in unseren Pässen findet er endlich den Visumsstempel und wir dürfen weiterfahren.

In den Guadalupe Mountains haben wir uns eine Wanderung herausgesucht, in einen Canyon, durch den ein echter Bach hinunterfließen soll, der eine grüne Ader durch die umgebende Trockenheit legt.

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Vorher informieren wir uns besser, was zu tun ist, wenn wir auf einen Berglöwen treffen. Die Wahrscheinlichkeit, im Lotto zu gewinnen, dürfte jedoch größer sein.

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Dann starten wir auf den Weg in den McKittrick Canyon. Es ist gaaaanz schöööön waaaarm. Aber angeblich soll es im Canyon ja Wasser geben, und Bäume, und Schatten. Angeblich.

Uns kommt ein amerikanisches Paar entgegen, mit dem wir uns kurz unterhalten. Unten auf dem Parkplatz standen nur zwei Autos, demnach sind wir auf dem Wanderweg so fast die Einzigen, da kann man schon mal ein paar Worte wechseln.

Zuerst erfahren wir, dass die Beiden den Weg zwar nicht allzu weit gelaufen sind, aber weit und breit kein Bach und kein Wasser und kein Schatten kommt. Prima!

Ich frage ihn, wo er herkommt, da sagt er: „From Wetzlar!“ – und seine Frau rollt die Augen – „Now you’ve got him started“.

Es folgt eine genealogische Abhandlung des Familienstammbaums väterlicherseits. Wie die Urgroßeltern über Texas in die USA eingewandert sind, und so weiter, und so weiter. Wenn auch etwas detailliert, war es ein nettes, sehr interessantes Gespräch – in brütender Hitze. Irgendwann zieht seine Frau ihn dann weiter und wir brechen auch wieder auf.

Mehrmals überqueren wir den Wash, den ausgetrockneten Bachlauf. Kein Wasser. Kein Schatten.

Bei einer weiteren Überquerung meint Simone dann, hier rieche es nach Meer (seeehr wahrscheinlich!).

Tatsächlich riecht es nach Meer.

Was da riecht ist der Bach, der wenige Meter über uns ganz ganz leise plätschernd durchs Kiesbett läuft, und vor unseren Füßen im Boden versickert. Dabei lässt er eine Art Schlick zurück, der – ja – eben nach Meer riecht.

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Den Wanderweg haben die Ranger zum Glück recht breit angelegt, das hält die Klapperschlangen fern. Nun, da im Tal Wasser fließt – wenn auch nur ganz wenig – wird es langsam grüner und richtig hohe Bäume spenden uns Schatten. Geht doch!

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Noch mehrere Male müssen wir den Bach überqueren.

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Es blüht sogar hier und da!

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Und es gibt lustige Bäume, die nur ganz unten am Stamm eine Rinde haben, und sonst irgendwie nackig sind.

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Nach vielleicht zwei Stunden erreichen wir die Pratt Lodge, ein Steinhaus, das sich der frühere Eigentümer dieses Stücks Land in den Canyon gebaut hat. Er hat das Land dann später dem Nationalpark vermacht. Hier gibt es aber außer Mücken eigentlich nichts, und so gehen wir zurück in den Canyon, wo wir in der Sonne picknicken. Richtig: In der Sonne, denn hier oben im Canyon ist es jetzt eigentlich ganz angenehm, und der Rücken ist so klatschnass geschwitzt, dass eine Rast im Schatten keine gute Idee wäre.

Wir hatten erwägt, den Canyon noch bis zu einem Ort namens Grotto weiterzugehen (eine Höhle vielleicht). Auf unserer Karte sehen wir aber, dass es zu weit für heute sein dürfte. Für den Nachmittag war auch eine Gewittergefahr angesagt, und wir müssen ja mehrmals den Wash queren, der dann vielleicht nicht mehr passierbar wäre. Wir gehen trotzdem noch ein bisschen weiter, denn der Weg hier oben ist schattig und schön.

Irgendwann schlägt Simone vor, umzukehren, und natürlich stimme ich ihr sofort zu.

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Auf dem Rückweg – bergab wandert es sich doch immer leichter als bergauf – laufen wir gerade in großen Schritten hinab, als Simone mich plötzlich am Arm reißt und „Schlange! Schlange!“ ruft.

Ich bleibe natürlich völlig ruhig.

Sicherheitshalber, und um Simone nicht zu ängstigen, mache ich aber doch eine groooßen Sprung nach hinten. Erst danach suche ich den Boden nach der angeblichen Schlange ab.

Da schlängelt sich doch einer der beiden Holzstöcke, auf die ich beim nächsten Schritt draufgetreten wäre, in den Busch!

Die Schlange sah zwar friedlich aus, aber drauftreten muss man dann ja auch nicht unbedingt.

Gut, dass ich immer auf meine Frau höre.

Seit wir umgekehrt sind, haben sich die Schönwetterwolken über dem Canyon immer dunkler gefärbt, und es sieht nun doch langsam ungemütlich aus. Kein Problem, der Parkplatz ist nicht mehr weit, nur noch ein Mal müssen wir den Wash überqueren (puh, jetzt kann uns der Weg nicht mehr abgeschnitten werden), wir spüren schon erste, warme Regentropfen.

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Flotten Schrittes gehen wir auf den Parkplatz zu, die wenigen Tropfen verdampfen sofort auf uns und auf dem Boden.

In exakt dem Moment, in dem wir das Auto erreichen, werden die Tropfen dicker. Wir schaffen es gerade noch, uns die Bergschuhe von den Füßen zu reißen und ins Auto zu springen, da blitzt und donnert es, und ein Gewitterplatzregen setzt ein, bei dem wir schon nach zwei Schritten klatschnass gewesen wären.

Das war perfektes Timing, denn ich habe ich ja auf meine Frau gehört, als sie gerne umkehren wollte.

Auf unserer Weiterfahrt folgt uns das Gewitter noch einige Meilen, und da kommt wirklich richtig Regen runter. Zum Glück geht die Straße stets leicht bergab, sodass das Wasser nirgends die Fahrbahn überfluten kann.

Letztlich erreichen wir die Carlsbad Caverns, die wir morgen erkunden möchten.

Am Abend steht aber noch ein ganz besonderer Programmpunkt an: der Bat Flight.

In der Höhle leben Millionen Fledermäuse. Die hängen den ganzen Tag an der Höhlendecke rum und haben am Höhlenboden schon Guano (also Fledermauskacke) in einer Höhe von 10 Metern angehäuft! Die Suche nach Guano (als Dünger) hat letztlich zur Entdeckung vieler der Höhlen hier geführt.

An den Caverns kann man nun jeden Abend dabei sein, wenn die Fledermäuse aus der Höhle ausfliegen, um die Nacht zum Fressen an der Oberfläche zu verbringen. Dazu wurde extra ein kleines Amphitheater über dem Höhleneingang gebaut, wo wir nun der Dinge harren, während die Dämmerung einbricht.

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Der Ranger erzählt noch dies und das (die Fledermäuse verbringen nur den Sommer hier, sie können bis zu 50 km/h schnell fliegen, Handy-Signale oder Kameras würden sie erschrecken oder ihre Navigation erschweren – also keine Fotos, wir sollen auch brav sitzen bleiben, damit wir die Nager nicht erschrecken), da geht es auch schon los: Eine erste Wolke an Fledermäusen fliegt in Spiralen gegen den Uhrzeigersinn aus dem Höhleneingang hervor. Zunächst kreisen sie noch kurz vor der Höhle und ziehen dann in Scharen Richtung Süden – dort, wo es die nächsten Wasserquellen gibt.

Es ist fantastisch! Über dem Höhleneingang schwirren Fledermäuse wie über einem Wespennest. Riesige schwarze Wolken schweben in Richtung Horizont davon. Es müssen Millionen sein.

Nach etwa zwei Minuten – wir sind immer noch völlig gebannt – gehen die ersten Besucher. Okay, wir haben auch Hunger, aber das Erlebnis kann man schon mal ein paar Minuten lang mitnehmen, oder? Interessanterweise gehen die Dicken zuerst. Nach fünf Minuten sind alle Dicken weg. Nach zehn Minuten – es kommen nach wie vor Fledermäuse über Fledermäuse aus der Höhle – gehen noch mehr. Irgendwann, so nach einer halben Stunde, packen wir es dann aber auch – es ist einfach noch kein Ende des Fledermaussturms abzusehen. Außerdem wird es bald so dunkel sein, dass wir sie gar nicht mehr sehen. Und, okay, wir haben jetzt auch wirklich richtig Hunger.

Wir fahren also die halbe Stunde nach Carlsbad zum Essen.

Auf der Heimfahrt ist es dann stockdunkel. Vor Wildwechsel wird gewarnt. Und schon steht ein Reh vor uns auf der Straße.

Während ich in die Eisen steige – das Reh guckt uns neugierig an – ruft Simone: „Hupen, hupen!“.

Ich hupe.

Das Reh läuft davon.

Nochmal gut gegangen.

Warum? Weil ich zum dritten Mal für heute auf meine Frau gehört habe.

(Dieser Text wurde vom Autor ohne Anwendung äußeren Zwangs aus freien Stücken verfasst.)

 

Runter in die Carlsbad Caverns

Die Fledermäuse sind längst wieder in ihre Höhle zurückgekehrt, nun steigen wir ab.

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Es geht steil nach unten, aber dennoch rollstuhlgerecht. Auf dem ersten Teilstück riecht es – nun ja – etwas streng. Wie soll ich es anders formulieren: Fledermauspisse eben…

Vor uns liegt ein schwarzes Loch, dort hinten leben die Fledermäuse. Wir gehen um eine 180°-Kurve und steigen in die entgegengesetzte Richtung ab. Die Luft wird deutlich besser.

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Nach einem letzten Blick ins Tageslicht wird es finster. Die Höhle ist nur dezent beleuchtet, was sehr schön ist.

Schon kommen wir an den ersten Tropfsteinsäulen vorbei.

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Nach einer drei viertel Stunde erreichen wir die „Talstation“. Von hier aus können wir später mit dem Aufzug wieder hoch fahren. Wie praktisch! Unten sieht es ein wenig aus, wie in einem James Bond Film.

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Wir machen nun die Tour durch den Big Room. Der Big Room ist wirklich ein großer Raum: Der Rundweg ist drei Kilometer lang.

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Eines der Highlights ist der Saal mit dem Kronleuchter an der Decke:

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Einige Stalagmiten sind lang und dünn...

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… andere sind dick und breit …

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… oder haben Bärte.

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Es ist wirklich toll! Die Stunden in Höhle vergehen viel zu schnell.

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Ruckzuck transportiert uns der Aufzug wieder nach oben, wo es sehr sehr hell ist.

Sonnenuntergang in den White Sands

Nachdem wir aus der Höhle in Carlsbad wieder aufgetaucht sind, machen wir uns nun auf den Weg zurück nach Osten: Unser Ziel sind die White Sands bei Alamogordo. Dazu gilt es erstmal ein kleines Gebirge zu überqueren. Aus der trockenen Wüste schrauben wir uns langsam hinauf ins auf 2.700 Meter Höhe gelegene Cloudcroft – das südlichste Skigebiet der USA. Ein kurzer Kaffeestopp bei 8° Außentemperatur, dann geht es wieder runter in die Hitze.

In Alamogordo angekommen können wir nicht anders und essen bei Caliche’s ein Eis mit Pecans und Pistazien und Schokosoße. Mmmmmh!

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Dann geht es ab in die weiße Sandwüste. Der Nationalpark liegt innerhalb der White Sands Missile Range – bei Raketentests sind Zufahrt und Highway gesperrt, aber zum Glück sind für heute keine Tests angekündigt.

So besteigen wir rund zwei Stunden vor Sonnenuntergang die ersten Kalkdünen. Entgegen aller Erwartungen ist es jetzt am Abend schon fast etwas frisch hier draußen und es pfeift ein solcher Wind, dass wir zwischendurch sogar zum Auto zurück müssen, um unsere Jacken zu holen.

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Der Wind hat dafür sehr schöne Wellen in den Sand geblasen, …

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… sorgt aber auch dafür, dass es zwischen den Zähnen knirscht und dass der Himmel etwas diesig ist.

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Der Kontrast von blau und weiß ist aber auch bei sandiger Luft noch ganz gut wahrzunehmen…

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Die Sonne strebt schneller auf den Horizont zu, als uns lieb ist.

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Wir versuchen noch schnell unseren Schatten zu fotografieren.

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Und auch sonst machen wir unzählige Fotos, mal mit, mal ohne Yucca-Palme.

usa-014-177 usa-014-186Nicht nur wir fotografieren hier in den Dünen.

usa-014-206  usa-014-194 usa-014-199Dann streicht die Sonne ein letztes Mal über die Hügel…

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… und verschwindet schließlich ganz.

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Wir sehen zu, wie die Ersten schon den Park verlassen, der aber erst eine Stunde nach Sonnenuntergang schließt.

Die Straße in die Dünen hinein, und die Picknickplätze werden von Schneepflügen freigehalten. Man ist einfach auf dem festgefahrenen Gips unterwegs.

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Es setzt die, für New Mexiko typische, orangene Dämmerung ein, wenn auch nur ganz schwach, weil so viel Sand in der Luft ist.

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Schließlich verlassen wir den Park, bevor uns der Ranger rauswirft. Natürlich nicht, ohne noch einmal eine sportliche Runde auf der Sandpiste des Loop Drive gefahren zu sein.

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Uns ist auf jeden Fall klar, dass wir morgen früh noch einmal wiederkommen müssen. Die zwei Stunden bis zum Sonnenuntergang waren viel zu kurz.

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Wandern in White Sands

Nach dem dramatischen Tod einer französischen Familie im letzten Jahr – sie wurde letztlich nur zwei Kilometer von ihrem Auto entfernt gefunden, nur der neunjährige Sohn überlebte – hat man schon Respekt, bevor man sich auf so eine Wanderung durch die Gipswüste aufmacht.

Die Warnhinweise in der Parkzeitung sind in allen Sprachen abgedruckt, jeweils ganzseitig: Englisch, Spanisch, Deutsch, Französisch, Japanisch und Chinesisch. Es muss wohl schon was dran sein. Nehmen wir also lieber eine Flasche Wasser mehr mit.

Auf der anderen Seite: Heute morgen ist es noch nicht so heiß. Wir sind in kurzen Hosen und T-Shirt unterwegs und schwitzen auch ganz gut. Die Sonne brennt kräftig und der weiße Sand reflektiert das noch. Aber die Luft ist frisch: Nur 14°C! Wir zweifeln, ob unser Thermometer funktioniert. Klatschnass geschwitzter Rücken bei 14°? Doch, es stimmt. So lässt es sich in den Dünen eigentlich sehr angenehm wandern.

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Sicherheitshalber folgen wir lieber einem markierten Wanderweg. Immer in Sichtweite stehen oben auf den Dünen Schilder.

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Ein Vögelchen wollte uns einen anderen Weg zeigen. Neee, nicht mit uns.

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Was die Wanderung noch zusätzlich anstrengend macht: Es geht rauf. Dann geht es wieder runter. Dann geht es wieder rauf. Dann wieder runter. Rauf. Runter. Und so weiter.usa-015-010

Der Blick nach vorne …

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… und der Blick zurück.

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Die arme Yucca ist schon halb zugeweht.

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Tatsächlich kann man hier auch campen!

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Pälmchen im Sand ist heute mein Lieblingsmotiv.

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Die höchste Düne ist erreicht!

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Da könnte man jetzt runterrennen. Nur müsste man’s danach halt wieder hochsteigen. Also lass ich es.

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Die Yuccas betteln geradewegs darum, fotografiert zu werden.

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Bitte, warum wachsen hier jetzt die gleichen Pilze, wie bei mir daheim auf dem Rasen, wenn’s mal wieder eine Woche durchgeregnet hat? Das ergibt keinen Sinn.

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So vermehrt sich die Yucca. Stimmt allerdings nicht ganz. In Wirklichkeit hängen diese Schoten oben an der langen Strange dran, die die Yucca austreibt. Dann wartet sie auf etwas Wind und aus der Schote, die dabei rasselt wie eine Klapperschlange, fallen die Samen raus.

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Dieser Tausendfüßler hatte wohl etwas zu viel Tequila.

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Letztlich erreichen wir wieder den Parkplatz. Überlebt! Nur der gemütliche Picknickplatz ist leider schon besetzt.

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Letzte Etappe nach Albuquerque

Oh Mann… Nur noch drei Stunden fahren und dann soll es das für dieses Jahr gewesen sein? Naja nicht ganz, wir wollen ja noch ein paar Tage in Albuquerque bleiben und der Balloon Fiesta beiwohnen. Aber trotzdem ist das heute unsere letzte Etappe. Schnief!!

Ein paar Stopps machen wir unterwegs natürlich: Der erste gilt einer Pistazienfarm, wo wir uns einmal durchs Angebot durchfuttern, und dann kräftig einkaufen. Auf dem Parkplatz haben sie die weltgrößte (einzige?) Pistazienstatue der Welt stehen.

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Dann gehen wir noch eine Runde durchs Valley of Fires. Hier hat sich vor langer langer Zeit ein Vulkan in das lange, flache Tal erbrochen.

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Eher langsam holt sich die Vegetation das Land zurück. Im Nachbartal liegt übrigens die Trinity Site, der Ort an dem zum Test die erste Atombombe gezündet wurde. Komische Vorstellung.

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Einen weiteren Halt machen wir an einer Chili-Farm, wo wir uns mit getrockneten Chilis eindecken.

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Ein Blick auf die Rückbank zeigt, wie lang wir schon unterwegs sind. Ab der dritten Woche stapelt sich unser Kram von der Fußraste bis hinauf zu den Kopfstützen…

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Im schönsten Abendlicht erreichen wir die Old Town von Albuquerque.

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Hier werden überall die Ballonfahrer willkommen geheißen.

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Kurz besuchen wir die alte Kirche an der Plaza.

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Und schauen uns die netten Läden und Cafés drumherum an.usa-015-137 usa-015-141

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Zu guter Letzt gehen wir noch einmal lecker essen (Yeah, noch einmal draußen sitzen!) und dann früh in die Heia, denn morgen wollen wir die ersten Ballonstarts sehen – der Wecker steht auf 4:30 (in Worten: vier Uhr dreißig)!

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Balloon Fiesta – Special Shapes Rodeo – Morning Session

Donnerstag morgen, 4:30. Der Wecker klingelt. Mühsam schälen wir uns aus dem Bett. Kaffeemaschine an, Zahnbürste, kreisende Bewegungen, Kaffee einfüllen. Pullover an, Jacke an. Noch ein Pullover drüber, noch eine Jacke drüber. Noch mehr Kaffee einfüllen. Mütze auf und losfahren.

Zugegeben, wir dachten, wir wären zeitig dran. Der Stau zum Festivalgelände hielt sich auch noch in Grenzen und wir parken nahe am Eingang. Aber: Obwohl es noch zappenduster ist, scheint schon halb Albuquerque auf dem Festivalgelände, den Balloon Fiesta Grounds, unterwegs zu sein. Dort gehen (neben viel Kaffee) schon die ersten Green Chile Burger über die Tresen, und man kann sich mit dem ein oder anderen Fiesta-Veteranen fotografieren lassen.

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Dieser preisgekrönte Quilt gibt einen Vorgeschmack auf den Tag:

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In der Dunkelheit macht sich die „Morning Patrol“ bereit zum Start.

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Dann wird die Fiesta eröffnet, wie es sich eben gehört: Mit dem Absingen der Nationalhymne und dem Start zweier Sponsorenballons mit riesigen US-Flaggen: „O! say can you see by the dawn’s early light…

usa-015-179 usa-015-173Während der Wind die zwei nun über die Sandia Crest treibt, wird es langsam hell und es kommt Bewegung in die Festival Grounds. Bewegung ist gut, denn es ist schon noch saukalt so früh am Morgen.

Aber wie geht es jetzt eigentlich weiter? Setzen wir uns irgendwohin und schauen den Ballons beim Starten zu? Wie funktioniert das jetzt eigentlich? Ganz einfach: Es gibt hier keine Absperrungen und kein gar nichts. Man läuft einfach zwischen den flach am Boden ausgelegten Ballons umher und wartet, bis es los geht. Noch herrscht eine beruhigende Stille am Startplatz.

Urplötzlich, wie auf ein geheimes Zeichen hin, werfen gleichzeitig alle Balloncrews um uns herum ihre Ventilatoren an. Ehe wir uns versehen können, stehen wir dicht gedrängt zwischen den in den Himmel wachsenden Ballonhüllen.

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Ja! Die ersten Sonnenstrahlen spenden etwas Wärme.

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Um uns herum heulen die Windmaschinen, mit denen die erste Luft in die Ballons geblasen wird. Die Brenner an den Körben fauchen laut auf, dann werden die Brenner von den noch liegenden Körben aus in die Ballons gerichtet.

Schwupps, schon steigen die ersten Ballonhüllen in die Luft und bieten uns Zuschauern Platz zum Nachrücken. Action pur!

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Dann gibt es einen Ruck und die Körbe werden aufgestellt. Was für eine Energie! Und wir mitten drin!

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Das Festivalgelände ist riesig und überall richten sich Ballons auf…

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… bis sie dicht an dicht vor dem blauen Himmel leuchten.

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Dann kommen die „Zebras“ mit ihren Trillerpfeifen (sie kümmern sich um einen sicheren Start), …

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… die Brenner gehen auf Dauerfeuer, und unter großem Jubel starten die ersten Ballons.

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Aber das war ja nur der Anfang! Nachdem ein großer Schwung „normaler“ Ballons zu ihrer Wettfahrt gestartet sind, werden auch schon die ersten Ballons in Sonderformen aufgeblasen: Schließlich ist heute Special Shape Rodeo! Da liegt zum Beispiel schon ein Krokodil am Boden. Und was ist das da rechts? Wird das eine Kuh?

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Klar erkennbar: Ein Feuerwehrauto. Aber Notruf 112? Stimmt, es ist ein deutscher Ballon mit dem Kennzeichen „D-OMEI“!

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Ein Ballon mit Ballons drauf.

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Der Easy Rider…

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… und der kleine Drache sehen noch sehr müde aus (wie wir halt).

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Käpt’n Ara und die Vogelscheuche, …

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… die Hexe, …

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… rund um uns steht ein ganzer (Comic-)Zoo auf.

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Das Seepferdchen schaut neugierig zu uns rüber …

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… und auch das Krokodil hat es aus dem Bett geschafft.

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Dazwischen immer wieder Trillerpfeifen … und schon startet wieder ein Ballon.

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Der Raumfahrer, ein echt aufgeblasener Typ.

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Noch mehr aufgeblasene Typen.

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Aus dem Fenster der Rakete guckt ein Außerirdischer raus.

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Im Hintergrund schweben weitere Ballons heran, die außerhalb der Fiesta Grounds gestartet sind. Deren Wettbewerb besteht darin, möglichst nah an einer Stange auf dem Festgelände zu landen.

Aber was ist das? Aus den ersten Special Shape Balloons wird schon wieder die Luft gelassen – die werden heute leider nicht mehr starten, denn der Wind ist zu stark, die rote Fahne ist oben: Keine weiteren Starts.

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Na gut, war aber trotzdem ein Riesenerlebnis. Und außerdem ist morgen auch noch ein Tag. Vielleicht klappt’s ja dann für die Special Shapes. Andererseits: Morgen nochmal so früh aufstehen? Oh doch!

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Wir schauen uns noch ein bisschen das Rahmenprogramm an und schnabulieren einen Funnel Cake.

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Die Jungs vom Kettensägenschnitzwettbewerb haben heute morgen auch schon ganze Arbeit geleistet.

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Das war sie dann, die Morning Session. Gegen 10 Uhr leert sich die Festwiese. Wir kommen auf jeden Fall heute Abend nochmal zum Ballonglühen. Bis dann!

Special Shapes Glowdeo – Ballonglühen

Am Abend kehren wir noch einmal auf die Fiesta Grounds zurück. Aber nicht nur wir. Diesmal brauchen wir für die eigentlich 10-minütige Fahrt eine glatte Stunde und parken gaaanz weit draußen. Nach einem kurzen Spaziergang erreichen wir dann aber doch rechtzeitig zur Dämmerung den Festplatz, auf dem schon die Ersten Ballons „vorglühen“.

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Oh nein, was denn hier passiert?? Ouch…

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Ganz schön schnell wird es dunkel, aber die Ballons gleichen das aus, indem sie kräftig Feuer machen.

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Ein Glühhündchen. Rechts das bayerische Feuerwehrauto, D-OMEI.

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Der traurige Clown, und rechts davon D-OLAF, noch ein Deutscher. So ein Ballon im Handgepäck, das stelle ich mir spannend vor.

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D-OLAF von unten.

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Wir machen es uns schließlich auf einer Bank gemütlich und lassen uns unser mitgebrachtes Abendessen schmecken.

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Nachdem die Ballons schließlich Feierabend machen, gibt es noch eine Lasershow und ein hübsches Feuerwerk und dann begibt sich ganz Albuquerque zurück zu seinen Autos. Nur noch eine gemütliche dreiviertel Stunde im Stau, dann erreichen wir letztlich unser Bett. Zeit wird’s, denn morgen wollen wir wieder zeitig raus: Uns den ganzen Spuk noch einmal ansehen.

Morning Session – Zweiter Tag

So, wie angedroht gibt es noch einen ordentlichen Nachschlag „Ballonfotos“.

Am zweiten Tag haben wir uns heute herausgenommen, erst um 5:30 aufzustehen. Das hat etwas mehr Warterei im Stau zu den Fiesta Grounds zur Folge, und einen längeren Fußmarsch vom Parkplatz zum Eingang. Aber im Wesentlichen sind wir doch genau zum richtigen Zeitpunkt dort: Die Morgendämmerung hat gerade begonnen, und die ersten Teams werfen die Windmaschinen an. Es geht wieder los!

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Binnen weniger Minuten richten sich die ersten Ballons auf …

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… die ersten Körbe werden aufrecht gekippt …

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… und – schwupp – stehen sie startbereit da.

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Schon starten die ersten in den Morgenhimmel.

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Für die frühen Starter geht es noch recht eng zu. Noch hängt der Ballon an einer Leine fest und wird mit Muskelkraft in die richtige Position geschoben.

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Dann wird gefeuert was geht, die Leine gekappt, und der große blaue mogelt sich durch die anderen Ballons nach oben durch.

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Der oberste Ballon erreicht die ersten Sonnenstrahlen!

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Jetzt wollen alle in die Sonne. Wir auch, müssen aber warten, bis die Sonne zu uns kommt.

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Und da sind die ersten wärmenden Sonnenstrahlen auch für uns. Würde der Pinguin nur nicht so einen riesigen Schatten werfen…

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Es geht Schlag auf Schlag, immer mehr Ballons starten.

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Auch Hunde können fliegen.

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Und D-OLAF darf diesmal auch aufsteigen.

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Fauchen und Gepfeife hinter uns, schnell winken, schon ist der nächste in der Luft.

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Wer hätte bei diesem Anblick gedacht, das Clowns wenige Wochen später zum Problem werden!?

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Ah, Smokey, der Bär, der allgegenwärtig vor Waldbränden warnt, steigt direkt vor dem fliegenden Hydranten auf.

Vor wenigen Tagen sind wir übrigens in Smokeys „Heimat“ vorbeigekommen. In den 40ern wurde Smokey, der Bär mit dem Ranger-Hut, zum Maskottchen im Kampf gegen menschenverursachte Waldbrände. Als dann bei einem Feuer in New Mexiko ein Bärenjunges mit verbrannten Tatzen geborgen wurde, taufte man ihn Smokey, und der Hype um Smokey Bear ging erst richtig los. Er zog bald in den Zoo von Washington D.C. um, und wurde so berühmt, dass ihm die US Post ob der ausufernden Fanpost gar eine eigene Postleitzahl zuteilte.

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Hui, auch die Vogelscheuche ist schon in der Luft!

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Der coole Futzi mit der verspiegelten Sonnenbrille …

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… der Piranha …

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… und viele, viele andere Formen bevölkern nun den einwandfrei blauen Himmel.

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Einer unserer Lieblinge: The Bumblebee.

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Das frisch Geschlüpfte.

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Unter der Kuh.

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Der Gecko auf Dope.

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Nochmal die Kuh, und im Hintergrund …

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… unser besonderer Freund, der Raumfahrer.

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Nach und nach haben die meisten Ballons heute den Start geschafft. Aber viel Wind scheint es nicht zu geben. Einige landen nach einer kurzen Runde wieder direkt auf dem Festplatz. Andere haben es gerade mal bis zum Parkplatz geschafft. Ausgerechnet der coole Futzi mit der verspiegelten Sonnenbrille hat es nicht mal eine Meile weit geschafft. Wie peinlich…

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Auf dem Rückweg zum Parkplatz überlegen wir, wie wir dem Autovermieter erklären, dass jetzt ein Ballonkorb im Dach unseres Autos steckt. Beruhigt stellen wir aber fest, dass die Ballons unsere Karre dann doch verfehlt haben.

Nun denn, schüss Ballons, wir gehen jetzt frühstücken!

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Letzter Tag

Nach der Morning Session auf dem Ballonfeld haben wir es gerade noch rechtzeitig kurz vor 10 Uhr ins Hotel geschafft, um uns ein anständiges Frühstück zu gönnen. Nun wollen wir unseren letzten Tag möglichst gemütlich ausklingen lassen.

Am Morgen starteten die Ballons zum Überflug der Sandia Crest, dem Gebirgszug östlich der Stadt. Dort kann man mit der Seilbahn rauf fahren, aber ebenso auch mit dem Auto – das machen wir!

Der Weg führt uns über den Turquoise Trail, die Nebenstrecke von Albuquerque nach Santa Fe, an der auch Madrid liegt, das nette kleine Örtchen, in dem wir vor genau drei Wochen diese Reise begonnen haben.

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Wir verlassen aber den Turquoise Trail, und steuern in Richtung Sandia Crest. Auf diesem Weg kommen wir am Tinkertown Museum vorbei, einer wunderbaren Ansammlung alter Skurrilitäten. Alles, was andere schon längst weggeworfen hätten, wurde hier zu einem Teil des Museums verarbeitet.

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Am Eingang erhalten wir eine Quarter-Münze, um die „Band“ in Betrieb zu setzen.

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Wir sehen uns die etwa zehn Meter lange Puppenstube an, in der so ziemlich alles untergebracht wurde, was nur ansatzweise in den Maßstab passte.

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Man kann kleine Knöpfe drücken, dann geht zum Beispiel im Outhouse die Klotür auf, oder der Geier schlägt mit den Flügeln, oder, oder, oder…

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Wir sind definitiv in New Mexico.

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Es folgt: Der Zirkus.

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Auch im Zirkus gibt es nichts, das es nicht gibt. Und wenn der Künstler irgendwo einen Zinnsoldaten übrig hatte, dann wurde der auch einfach irgendwo dazwischen gestellt. Hauptsache bunt. Sehr lustig anzuschauen.

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Zwischendurch werfen wir noch den ein oder anderen Quarter in die vielen, darauf wartenden Maschinen.

Hier Simone bei der Karriereberatung. Leider hat sie nur ein langweiliges „Doctor“ erspielt, wo es doch viel spannendere Berufe, wie Love Pirate, Dictator oder einfach Nudist gegeben hätte!

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Mein Horoskop, das eine andere Gerätschaft nach viel Gekurbel und Gedüdel druckfrisch ausgespuckt hat, sieht doch ganz positiv aus: Mein Leben sieht also aktuell etwas hum drum aus, aber Besserung ist in Sichtweite! Auch meine romantic disposition schätzt der Automat korrekt ein.

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Im angrenzenden Gift Shop gibt es nochmal authentische New Mexico – Deko.

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Draußen ärgere ich mich, dass der Medizinmann seinen Wagen hier leer abgestellt hat, verspricht Dr. Rattlesnake doch auch die Heilung von Hexenschüssen!

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Nach meiner Wahl zur Miss Tinkertown …

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… setzen wir schließlich die Fahrt hinauf auf die Sandia Crest fort.

Oben gehen wir einen kurzen Spazierweg zur Aussichtsplattform und wollen eigentlich nebenbei beide einen Apfel essen (zu wenig gefrühstückt…). Aber leicht bergauf gehen und gleichzeitig essen scheint irgendwie gerade gar nicht zu funktionieren. Wir sehen uns verdutzt und schnaufend an: Wie hoch sind wir hier eigentlich? Ein Schild am Besucherzentrum offenbart es schließlich: auf 3225 Meter Höhe! Kein Wunder also, dass wir hier so in’s Schnaufen kommen.

Der Blick von der Sandia Crest hinunter auf Albuquerque ist den mühevollen Weg (10 Höhenmeter ab Parkplatz) aber allemal wert!

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Schon auf der Fahrt nach oben hatten wir das Gefühl, durch ein halbes Dutzend Klimazonen zu reisen. Losgefahren in der Wüste, dann trockenes Gebüsch, plötzlich hohe Kiefernwälder durchsetzt von kleinen Espenhainen (die schon wunderschön herbstlich leuchten), landeten wir schließlich oben an der Baumgrenze.

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Wir drehen eine kleine Runde in Richtung Seilbahnstation, kehren aber bald um, da uns der Hunger zurück zu unserer Brotzeit treibt.

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In der Sonne bräuchte man die Jacke gar nicht, die strahlt so intensiv. Dennoch zeigt das Thermometer im Auto gerade mal 6 Grad an.

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Zu guter Letzt fahren wir den Berg wieder ein Stückchen hinunter, um an einem hübschen Picknickplatz zum letzten Mal auf dieser Reise zu brotzeiten. Wir genießen die Stille, die Einsamkeit, die Sonne, den blauen Himmel und den Pepper Jack Käse. Ein schöner Abschluss einer schönen Reise!

Epilog

Im Tinkertown Museum sprach uns ein Amerikaner an, dem wohl aufgefallen war, dass unser Auto zwar ein texanisches Kennzeichen, wir aber keinen texanischen Akzent haben. Und er war nicht der Erste, der von uns unbedingt wissen wollte, was uns auf unserer Reise denn am Besten gefallen hätte. Wir antworten dann meist ganz ehrlich, dass wir das gar nicht genau sagen können, denn es war so Vieles so toll.

Diesmal ernteten wir dafür einen ungläubigen Blick. Ob wir schon am Grand Canyon waren? Ja? Dann war es doch sicher der Grand Canyon, der uns am Besten gefallen hat. Okay. Gut. Danke. Bye.

Er hat das also praktisch für uns entschieden. Eigenartiger Kauz.

Aber so ist es eben. Die Landschaften, die sind immer wieder wahnsinnig beeindruckend. Aber meist lassen sie sich nicht vergleichen. Wir müssen da auch keine Top-10-Liste aufstellen, wie die Amis das halt gerne machen.

Und in Wirklichkeit sind es oft die kleinen, unscheinbaren Dinge, die für immer hängenbleiben: Schönes, Lustiges, Bewegendes.

Das zufällig mitgehörte Telefonat in Santa Fe zum Beispiel: „It’s beautiful! No humidity. No rain. No heat. Just beautiful!“. Oder die Straßenmusiker auf der Plaza.

Die vielen Briefe und gemalten Bilder in der Familienkapelle im Sanctuario.

Der Indianer, dessen Stimme kurz stockt, als er uns erzählt dass seine frühen Vorfahren in der Kirche hinter ihm Schutz suchten, dann darin ermordet wurden.

Die Klangkulisse auf dem Zug, das Rattern, Klappern, Zischen und die Dampfpfeife, die durch Mark und Bein geht. Das Ausruhen im heißen Thermalwasser nachdem wir den ganzen Tag durchgeschaukelt wurden. Wie wir an dem winzigen Tisch in der lauten, engen Brewery saßen, Pulled Pork Sliders auf dem Teller, und dazu Livemusik.

Als wir in Mesa Verde rund um die Kiva standen, und der Ranger uns aufforderte, die Augen zu schließen, und uns den vor Hunderten von Jahren hektisch verlassen Ort ganz lebendig vorzustellen: „Let it live!“

Die Wanderung in den Canyon hinunter, durch tiefroten Fels und bei stahlblauem Himmel und sich unten angekommen von der Indianermutti ihre Töpferkunst erklären zu lassen.

In der Painted Desert aus dem Auto zu steigen und ungläubig auf eine Landschaft zu blicken, die es sonst nur auf dem Mars geben kann.

Im hässlichsten Restaurant, dem Bau aus unverputztem Betonstein, an dem Tisch mit der Plastikfolie drauf, das beste italienische Essen der ganzen Reise vorgesetzt zu bekommen.

Der ständige Wechsel: Wüste und Kakteen, dann wieder Berge, Wälder, sogar Schnee. Aber auch Waldbrand, Sandsturm und monsunartiger Gewitterregen.

BBQ bei Rudy’s. Leckere Lachs-Burger und Super-Burritos. Chips & Guacamole in der Bar im Hinterhof in Downtown Tucson. Wie sie sich bei ‚Feast‘ gefreut haben, dass wir am zweiten Abend noch mal zu ihnen zum Essen kommen.

Der Pianist in Big Nose Kate’s Saloon in Tombstone, während sich draußen die Wild-West-Darsteller duellieren. Der Coffee Shop in Bisbee, in dem wir beim Warten in der Schlange komplette Lebensgeschichten erzählt bekommen. Den Einheimischen vor dem Coffee Shop zuzuhören, die sich hier abends einfach so zum Musikmachen treffen.

Stundenlanges Geradeausfahren, die am Straßenrand sitzenden Geier. Das Gefühl, in den abgelegenen Nationalparks, wie Chiricahua oder Guadalupe, praktisch allein unterwegs zu sein.

Die Kuh, die vor Erschöpfung schon das Maul voll Schaum hatte, weil sie im Cattle Guard feststeckte.

Der Typ mit den weißen langen Haaren und dem Bierbauch in der Brewery in Silver City. Wieder die Live-Musik. Das kleine Café, in dem man sich plötzlich wie auf Kuba fühlte.

Die vielen Tiere, die wir unterwegs gesehen haben, vor allem die Schlange auf dem Weg, und das Reh, das uns vors Auto springt. Die Millionen Fledermäuse. Der Abstieg in die Höhle.

Die weiße Wüste. Die Farben des Sonnenuntergangs.

Das Eis bei Caliches. Der Stand mit den Chilis. Die Pistazienfarm.

Und schließlich: Das Fauchen der Brenner im Morgengrauen, die kurze Hektik beim Start der Ballons und die plötzliche Ruhe, wenn alle in der Luft sind. Dann das letzte Picknick oben am Berg.

Es waren eben viele, wirkliche viele Dinge, die diese Reise besonders gemacht haben. Nur: Der Grand Canyon war es nicht. 🙂

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New Mexico, Colorado & Arizona 2016

Meinen Bericht unseres Wild-West-Trips könnt ihr hier lückenlos und chronologisch nachlesen: New Mexico, Colorado & Arizona 2016 – Die ganze Reise

Das waren die Etappen:
Über den Wolken…
Dann eben nach Madrid
Ankommen in Santa Fe
Zu den Kasha-Katuwe Tent Rocks
Kunscht und Kultur in Santa Fe
Besuch bei den Pueblo Indianern
Choo Choo!
Endlich mal wieder in Pagosa Springs
Mesa Verde
Canyon de Chelly
Painted Desert
Petrified Forest
… on Route 66!
Cactus Forest
Tombstone
Bisbee
Chiricahua National Monument
Von Silver City nach El Paso
Der Tag an dem ich drei Mal auf meine Frau hörte
Runter in die Carlsbad Caverns
Sonnenuntergang in den White Sands
Wandern in White Sands
Letzte Etappe nach Albuquerque
Balloon Fiesta – Special Shapes Rodeo – Morning Session
Special Shapes Glowdeo – Ballonglühen
Morning Session – Zweiter Tag
Letzter Tag