Um den Emerald Lake

Um nochmal auf die Eisenbahn zurückzukommen… naja okay, heute mal keine Eisenbahn-Geschichten.

Unser Tag beginnt mit einem laaangen gemütlichen Frühstück in unserem B&B. Lynn hat den großen Tisch für uns und fünf weitere Gäste aus Belgien und Mexiko wunderbar eingedeckt und allerlei Frisches auf den Tisch gestellt. Dazu gibt’s noch French Toast und Bacon. So muss man einen Schlechtwettertag beginnen.

Laut Wetterbericht soll es heute wieder den ganzen Tag regnen, aber dem glauben wir ja eh nicht. Die Höchstwerte sollen doch immerhin 4 Grad erreichen. Wir entscheiden uns beide für ein fünfschichtiges Outfit, auch wenn es mir ein wenig Sorgen macht, damit schon mein ganzes Pulver verschossen zu haben. Noch eine Jacke für drüber hab ich nicht.

Also düsen wir los, immer weiter bergauf in die Rockies hinein. Im Glacier Park liegt hübsch versteckt (aber für Reisebusse voller Asiaten nicht versteckt genug) der wunderschöne Emerald Lake. Zwar bleibt uns der Blick auf die umliegenden Berge verwehrt, aber der See leuchtet uns dennoch grünbläulich an und fordert uns zu einer Umrundung heraus.

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Paddeln wäre uns heute ohnehin zu kühl, und die schöne Farbe des Sees offenbart sich auch erst aus etwas Höhe über dem Wasserspiegel. Die Asiaten wissen das ja leider nicht, hat ihnen wohl auch keiner gesagt, so fotografieren sie sich und den See nur vom Ufer aus, verpassen das Schönste und blockieren dann auch noch die ganze Kaffee-Bar, sodass uns ein Cappuccino im Pappbecher für $4.45 heute erspart bleibt. Im Gegenzug bekommen wir eben den freien Blick auf den See und können ihn in Ruhe in ein bis zwei Stunden umrunden. Und weil wir heute morgen  brav aufgegessen haben, gibt es – der Vorhersage zum Trotz – dann auch noch Sonne.

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Wir im Polar-Outfit …

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… und weitere frostresistente Blümchen:

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Die Lodge am See besteht aus vielen einzelnen Häuschen in Traumlage und ist sicher unerschwinglich. Hier findet heute (Schnapsdatum 9.9.) natürlich auch eine Trauung statt, selbstverständlich direkt am See. Ob die Braut Thermo-Unterwäsche trug, konnten wir nicht herausfinden.

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Andererseits ist es in der Sonne gleich muckelich warm geworden. Zur Brotzeit tragen wir uns die einzige Bank in die Sonne und legen sogar je 1-2 Jacken ab.

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Auf der Weiterfahrt kommen wir am kleinen Örtchen Field vorbei, wo gerade der Fußballrasen gemäht wird. Effiziente Gerätschaft mit drei parallel arbeitenden Mähköpfen. Bei so saftigem Grün würde ich mich allerdings auch nicht mit der Böschung abgeben.

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Wir fahren noch hinauf zu den Takakkaw Falls, nachdem wir uns bei der Rangerin versichert haben, dass es hier oben keine Bären geben dürfte. Das Tal ist an drei Seiten umringt von Gletschern, am Ausgang dröhnen zwei Campgrounds und der Highway. Da findet’s der Bär viel zu ungemütlich. Die über mehrere Kaskaden herabstürzenden Fällen sind in der Summe 340 Meter hoch, die höchste Kaskade über 200. Direkt über der Klippe liegt ein Eisfeld, das den Wasserfall speist. Zum Größenvergleich hier mal ein Ausschnitt, bitte im Bild danach wiederfinden:

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Mit einem anständigen Wasserfall kann man mich ja immer glücklich machen.

Um jetzt doch nochmal auf die Eisenbahn zurückzukommen: Die hatte man an dieser Stelle des Tals zuerst viel zu steil gebaut. Also hat man nochmal ein paar chinesische Arbeiter geholt (die unter schlimmsten Bedingungen die Bahnstrecken im Osten Kanadas gebaut haben – wer „Der Chinese“ gelesen oder gesehen hat, kennt die Geschichte) und zwei große kreisrunde Tunnel in den Berg geschlagen, wo der Zug hineinfährt, dann im Berg im Kreis fährt, und an fast der gleichen Stelle – nur 50 Meter höher – wieder rauskommt.

Beim oberen dieser beiden „Spiral Tunnels“ beobachten wir nun das Schauspiel: Der Zug fährt unten rein, kommt oben aus dem 1,3 Kilometer langen Tunnel wieder raus – und weil der Zug einige Kilometer (!) lang ist, hat der Lokführer jetzt Gelegenheit, seine eigenen Wagons nachzuzählen, denn das Zugende ist noch lange nicht in Sicht. Wir sind dann genau genommen irgendwann gegangen, dieser Zug war wirklich lang. Außerdem quälte er sich in ungefähr Schritttempo die Steigung empor.

Auch die Beladung mit jeweils zwei Containern übereinander sieht man übrigens in Europa auch eher selten.

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Tja, ups, hab ich doch noch eine Eisenbahngeschichte erzählt. Die letzte. Versprochen.

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