Vancouver

Da wären wir also wieder! Unausgeschlafen aber dennoch hungrig auf Pancakes – in Vancouver!

Als wir vor einigen Jahren das erste Mal hier waren, schmeckten die Pancakes zwar genauso gut, wie heute, aber das Wetter war nicht ganz so super. Offensichtlich scheint sich auch Vancouver an uns zu erinnern und weiß, dass es bei uns noch etwas gut hat.

Am Morgen sind zwar noch ein paar Wölkchen am Himmel, aber ab Mittag und auch für den Rest der Woche ist Spitzenwetter angesagt. Skurrilerweise nieselt es dann doch erstmal kurz, aber es dauert keine halbe Stunde und der blaue Himmel erscheint – und geht auch nicht mehr weg.

Wir machen erstmal einen ausgedehnten Spaziergang durch den Stanley Park, besuchen alte Bekannte, wie die Amazing Laughter Figuren …

… und den Inukshuk.

In Vancouver gibt es eine Menge solche öffentliche Kunst als Teil der Vancouver Biennale. Und wer sich fragt, wie man Biennale auf Englisch ausspricht, dem wird gern geholfen:

Genau. Be-en-ah-lay.

Wir springen an Bord eines Bötchens der False Creek Ferry und setzen über zum Granville Island Market.

Da fährt unser Wassertaxi schon wieder davon:

In der Markthalle läuft uns schon beim Reinkommen das Wasser im Mund zusammen, und so kaufen wir als Erstes das einzig Wichtige: Essiggurken.

Danach stellen wir uns für ein paar Minuten in den Duft der Obststände, das reicht locker als Vorspeise.

Während wir uns durch den Markt futtern, ist draußen heute ein Treffen historischer Holzschiffe, die hier gerade eine Parade Kinderwagen schiebender Eltern abnehmen:

Auf Granville Island gibt es neben dem Markt noch Dutzende Läden und Galerien, die wir nacheinander besuchen und uns zwischendurch immer wieder in der Sonne ausruhen.

In der Inselmitte befindet sich hingegen ein Zementwerk, noch voll in Betrieb, aber ebenso der Kunst gewidmet:

Wir umrunden die Insel schließlich unter kundiger Führung auf dem Boardwalk …

 

… und finden sogar noch eine kleine Hausbootsiedlung. Hier kann man mit der Yacht direkt am Haus festmachen!

Zurück beim Wooden Boats Festival…

… treten wir den Rückweg an, und lassen uns wieder nach Downtown übersetzen.

Nach einer kurzen Pause machen wir uns dann abends nochmal auf den Weg, diesmal nehmen wir den Seabus nach North Vancouver, wo heute unter dem großen Kran Nachtmarkt ist. Da wir die Nacht wohl nicht mehr wirklich erleben werden, fahren wir schon am frühen Abend rüber.

Auf der Bühne spielt eine nette Band, rund herum stehen Food Trucks, perfekt!

Nachdem wir unsere Noodle Box mit viel scharfer Soße aufgefuttert haben, gucken wir uns in Ruhe den Rest des Markts, und den Sonnenuntergang an.

Die Schlepper kommen nach ihrer Schicht rein.

Der Millionär parkt seinen Helikopter auf dem Achterdeck.

Wir gucken zu, wie die Docks die letzten Sonnenstrahlen reflektieren …

… bestaunen die Silhouette Downtowns …

und nehmen den nächsten Seabus zurück in die City …

… um nach abschließendem Fußmarsch zum Hotel tot in unsere Betten zu fallen.

Vom Strand zur Zombikalypse

Uiuiui, jetzt bin ich aber mit dem Schreiben hinterher. Der Jet Lag fordert am Abend eben doch seinen Tribut, und dann waren wir noch ein paar Tage praktisch offline. Dann will ich mal nachliefern…

Also, unser zweiter Tag in Vancouver (und damit leider auch schon unser letzter).

In den Tag starten wir heute mal mit etwas wirklich Gesundem.

Wie man sieht, wirkt’s schon.

Da das Wetter auch heute wieder ein Traum ist, entscheiden wir uns für einen ausgedehnten Strandspaziergang am Jericho Beach, mit tollem Blick zurück auf Downtown.

Eine ganze Weile sehen wir an der Marina den Mutigen zu, die bei doch recht frischen Wassertemperaturen Surfen, Kayaken oder Standup-Paddeln lernen wollen.

Einige machen vor unseren Augen einen ungeplanten Abgang ins Wasser.

Später halten wir zumindest mal die Füße rein: Das dürfte wirklich kein Zuckerschlecken sein, wenn man da reinfällt. Was natürlich nicht bedeutet, dass nicht eine Bucht weiter Einige zum Baden reingehen…

Aber die Mehrzahl ist doch nur zum Sonnenbaden hier, oder lässt Drachen steigen. Wir machen bei Sonnenbaden mit.

Dafür, dass Samstag ist, ist relativ wenig los am Strand.

Vielleicht wissen alle, die heute lieber zuhause geblieben sind, ja etwas, was wir nicht wissen?

Zum Beispiel, dass heute Zombies die Stadt übernehmen. Neinnein, das wussten wir natürlich auch. 16:00 Zombie-Walk. In unserem Terminplan. Schon lange.

Ein paar Impressionen:

Auch wenn sich der tiefere Sinn nicht ganz erschließen mag, war es doch interessant anzusehen. Leider hatten es viele der Zombies doch ganz schön eilig und das Gros war viel zu schnell an uns vorbei. Dabei hätten die doch alle Zeit der Welt gehabt…

Gutgut, nach diesem Schauspiel gönnen wir uns erstmal einen leckeren tiefroten Sockeye-Lachs auf Gemüsecurry. Er war so lecker, es blieb leider keine Zeit für ein Foto…

Vancüver

Beobachtung am Rande: Eine ganz besondere Beziehung scheint der Kanadier zum Umlaut Ü zu haben.

Wahrscheinlich klingt es besonders chic und europäisch, wenn man ein paar Pünktchen über die Vokale setzt.

Bei den „Hüngry Guys“ gab es zum Beispiel Burger.

Bei „Yogen Früz“ gibt’s Joghurteis. „For Ü“, versteht sich, also „For You“.

Und in einer Bäckerei sahen wir echten deutschen Zwetschgendatschi. Benannt: „Plum Küchen“.

Und los: Auf an die Sunshine Coast

Schließlich ist es an der Zeit, unseren Startort Vancouver zu verlassen.

Zunächst führt uns der Weg am frühen Sonntagmorgen durch den Stanley Park, über die große grüne Hängebrücke, hinüber nach Horseshoe Bay, dem nahe gelegenen Fährhafen, von dem wir in einer guten Dreiviertelstunden übersetzen an die Sunshine Coast.

Auf der Fähre nehmen wir ein erstes Sonnenbad und stärken uns mit einer schokoladigen Bärentatze.

Der Blick geht hinüber in Richtung Squamish, dem Ort am Ende des langen Fjords, den wir vor einigen Jahren schon mal besucht haben. Dahinter geht es dann kräftig rauf in die Berge, bis nach Whistler. Dort fanden bei den Olympischen Spielen von Vancouver bekanntlich die Alpinwettbewerbe statt.

Auch wenn wir in der Ferne einige Gletscher und Schneereste ausmachen können. Hier unten ist es heute alles Andere als winterlich. Auf der Fähre lässt es sich prima draußen sitzen. Und angekommen in Gibsons Landing, macht die Sunshine Coast ihrem Namen alle Ehre. Hier wachsen sogar Feigenbäume! Und eine Palme sichten wir auch! Frechheit.

Unter dem Austernladen …

werden die leeren Austern ins Hafenbecken gekippt.

Ansonsten ist Gibsons ein verschlafenes Fischernest, wie wir die nächsten Wochen wohl noch so einige antreffen werden. Heute Vormittag ist Markt, dieser besteht aber nur aus einer Schülerband und fünf Ständen mit Selbstgebasteltem.

Wir sehen uns die Sache an, kaufen in der kleinen Markthalle nochmal etwas ein, und starten dann weiter Richtung Norden, denn wir wollen heute ja noch wandern gehen!

Zu den Skookumchuk Narrows

Ziel unserer Wanderung sind die Skookumchuck Narrows, eine Engstelle des Sechelt Inlet. Das Inlet ist ein laaaanger Fjord, in dem bei Flut das Wasser steigt, bei Ebbe sinkt. Und all dieses Wasser muss durch die Narrows, wo es dann einer Stromschnelle gleich schneller werden kann, als so mancher Gebirgsbach. Das lockt dann wiederum Kayaker aus aller Welt an.

Dem Gezeitenplan haben wir den optimalen Zeitpunkt entnommen, wann man heute zu den Narrows wandern sollte. Gegen 16 Uhr soll die ablaufende Strömung am stärksten sein. Jedoch sind die Gezeiten ja mal mehr, mal weniger ausgeprägt, und auf der bis nach XL reichenden Skala ist heute nur ein M zu erwarten. Dennoch wollen wir es uns nicht entgehen lassen. Also los!

Jetzt sind wir also mit viel Elan gestartet, und schon nach den ersten Metern Wanderweg stehen wir – mitten im Wald – vor diesem Schild.

Dahinter verbirgt sich tatsächlich in einer kleinen Blockhütte die vielleicht entlegenste Bäckerei der Sunshine Coast. Noch kaum losgegangen, steht für uns also die erste Rast an.

Gestärkt geht es jetzt weiter durch einen Märchenwald, wie es ihn eben nur im Nordwesten gibt.

Die Äste dick mit Moos bewachsen.

Die Bäume wild und riesengroß.

Der Waldboden vor lauter Farnen kaum zu sehen.

Hier ist alles Grün: Von den Farnen am Boden, über die vermoosten Stämme, bis ins Blatt der Baumkronen.

Zwar stehen hier im Wald eine Menge sehr, sehr kräftige Bäume. Aber den Umfang einiger Baumstümpfe erreichen sie selten. Die Baumriesen wurden vor Jahrzehnten schon gefällt.

Damals, in den Fünfzigern, fällte man Bäume hier aber noch nur mit Sägen und Äxten. So sieht man heute noch an den riesigen Baumstümpfen die Kerben, die sich die Waldarbeiter zuerst in die Stämme geschlagen haben, um dort Bretter einzuhängen, auf denen stehend sie dann den Baum darüber durchsägten und -schlugen.

Nach etwa einer Stunde Marsch erreichen wir die Narrows. Ein erster Blick vom erhöht gelegenen North Point zeigt uns: Die Strömung hat schon eingesetzt. Tatsächlich erinnert das Wasser hier zeitweise an einen Whirlpool.

Wir wandern noch weiter bis zum Roland Point, wo man direkt ans Wasser herunter kommt.

Das ablaufende Wasser hinterlässt kleine Tümpel, Gezeitenpools, in denen sich jede Menge Meeresbewohner tümmeln, und die Ebbe aussitzen. Wir sehen Seesterne, Anemonen, und jede Menge Muscheln. Sogar ein Mini-Seestern ist dabei. Dieser hier ist nur wenige Zentimeter groß.

Rückzu sehe ich mir noch den hohlen Baum von innen an. Man kann nie wissen, wofür’s gut ist.

In der Abendsonne leuchten die Farne besonders schön.

Zurück am Auto checken wir kurz den Fährplan und entscheiden, direkt zur Fähre nach Powell River zu fahren, denn die könnten wir in einer halben Stunde schon schaffen. Ansonsten müssten wir noch 2,5 Stunden warten, bis sie wieder zurück ist.

Als eines der letzten Autos passen wir noch knapp auf die Fähre. Wir genießen die 50 Minuten Überfahrt im Abendlicht.

Start in Vancouver Island

Ein neuer Tag, eine neue Fähre.

Heute brechen wir früh auf, um um acht Uhr ab Powell River zum Hauptziel unserer Reise überzusetzen, nach Vancouver Island.

Das Wetter? Könnte besser nicht sein.

Nach einem Frühstück auf der Fähre erreichen wir schon bald wieder Land und fahren gleich durch zum ersten Wanderziel – na gut, es ist eher ein Spaziergang – zu den Nymph Falls.

Die Kaskaden sind nun nicht allzu beeindruckend, aber bei diesem Wetter ist es dennoch schön, ein Stück am Fluss entlang zu gehen, und schließlich …

… die eigentlich noch gar nicht so müden Füße ins eiskalte Wasser zu halten.

Hartgesottene haben sich schon um 11 Uhr morgens in’s kristallklare Wasser gewagt. Ach hätten wir doch nur Badesachen dabei. Wir wären ganz bestimmt auch reingesprungen. Also, ganz ganz bestimmt. Aber leider keine Badehose an. Also, sonst wäre ich auf jeden Fall rein. Sofort. Mit einem Sprung. Eh klar.

Nach dem Spaziergang zu den Falls gehen wir erstmal Proviant kaufen und fahren dann zur Seal Bay, wo wir zum Strand hinabsteigen und dort brotzeiten. Kein Sandstrand, aber dennoch schön.

Dann geht es durch den grandios grünen Küstenwald wieder rauf zum Ausgangspunkt.

Als dritten Spaziergang haben wir noch die Englishman River Falls im Auge. Zuerst gilt es, die alten hölzernen Wasserleitungen, die hier Staudamm und Kraftwerk im Tag verbinden, zu überqueren.

Dann ist es schon gar nicht mehr so weit bis zum Wasserfall.

Den perfekten Blick auf die Fälle hat man von der Hängebrücke aus.

Zum Glück ist das Geländer hoch, und die Brücke schaukelt nur ganz wenig, wenn die übergewichtigen Harley-Fahrer dazukommen.

Unter sengender Sonne steigen wir nach dem Besuch des Wasserfalls dann wieder zum Auto empor.

Wir haben nun noch eine etwas längere Fahrt vor uns, es geht hinauf in den Inselnorden.

Auf der Fahrt können wir dem Thermometer beim Fallen zusehen: Von 29° geht es in kleinen Schritten runter bis auf 19°. Ist eben der Norden.

Kurz vor Sonnenuntergang erreichen wir unser Etappenziel, die Telegraph Cove.

Wir sind hungrig, also marschieren wir direkt über den Boardwalk vor zum Pub.

Hier gibt es heute Salmon BBQ, das man sich direkt draußen beim Grillmeister abholen kann. Sehr sehr lecker.

Und auch bei den Linguine wurde nicht mit Fisch gegeizt. Mit dem Knoblauchbrot übrigens auch nicht.

Trotz der gefallenen Temperatur sieht es hier in Telegraph Cove nach einmalig gutem Wetter aus.

Perfekt, denn morgen früh wollen wir raus aufs Meer zum Wale gucken!

Hoffentlich wissen das auch die Wale. Wir werden sehen.

Whalewatching

Telegraph Cove ist ein hübsches Nest im Inselnorden. Eigentlich ist es gar kein richtiger Ort, sondern nur ein kleiner Hafen in einer geschützten Bucht.

Hier wurde vor über hundert Jahren Lachs verarbeitet und in Kisten verpackt, um ihn nach Japan zu verschiffen. Dazu wurde direkt in der Bucht eine Sägemühle gebaut, um die Kisten herzustellen. Dazu wurden mehr und mehr Arbeiter benötigt, und für die baute man dann weitere Gebäude, zum Teil auf Stelzen direkt am Wasser, zu Teil am Hang dahinter.

Und in all diesen kleinen Häuschen und Hütten kann man nun übernachten und von Telegraph Cove aus wahlweise zum Whalewatching oder zur Bärenbeobachtung in See stechen. Wir wollen heute Wale sehen, und darum stehen wir zeitig auf.

Der Blick aus dem Fenster geht direkt ins Hafenbecken und dahinter ist auch schon die Hälfte des „Ortes“ zu sehen. A room with a view.

Ganz offensichtlich kommt man hierher nicht nur zum Tiere beobachten, sondern auch zum Fischen. Unser Zimmer bietet als kleine Besonderheit eine Tiefkühltruhe. Hatten wir auch noch nicht. Zusammen mit dem mannshohen Kühlschrank daneben, wechseln sich die beiden Geräte die Nacht über ab, um mit turbinen- bzw. kompressorähnlicher Lautstärke jedes Gefühl von Abgeschiedenheit im Keime zu ersticken. Aber die Aussicht gleicht das aus.

Früh am Morgen haben weder Coffee Shop, noch Restaurant offen, aber es gibt auch eine kleine Bude mit großer Terrasse, wo wir schon um 7 Uhr eine leckere Latte, noch leckerere Pfannekuchen, und noch noch leckereres Joghurt mit Müsli und Früchten bekommen. Man muss halt nur draußen frühstücken.

Die kleine grüne Hütte ist die Hochzeiterhütte mit viel Intimität für zwei (aber bestimmt auch mit Tiefkühltruhe). Interessanterweise sitzen die Seemöven am liebsten oder fast ausschließlich auf der grünen Hütte.

Schließlich die alte Sägemühle, wo jetzt Restaurant und Pub drin untergebracht sind. Vorne liegt schon die Lukwa für unsere Wal-Trip bereit.

Bevor wir an Bord gehen stellen sich der Captain und die beiden Biologinnen vor, die uns auf der Fahrt begleiten.

Die übliche Frage, wer wo herkommt, ergibt eine interessante Häufung: Zwei Kanadier, zwei US-Amerikaner. Der Rest: Europäer.

Wir erhalten die üblichen Sicherheitseinweisungen, und dann geht es auch schon raus aufs Meer.

Hier oben lebt eine Population von Orcas, und natürlich hoffen wir alle, dass wir die Killerwale zu sehen bekommen. Ich stelle mir das so vor, dass wir nach der Hafenausfahrt erst mal Vollgas geben und in irgendwelche abgelegenen Buchten entschwinden, in der Hoffnung, dort die Orcas zu finden. Denn es ist alles andere als garantiert, dass man sie wirklich zu Gesicht bekommt.

Tatsächlich fahren wir aber mit halber Fahrt aus dem Hafen raus – und nach fünf Minuten haben wir schon die ersten Orcas vor dem Bug. Da ist selbst der erfahrene Captain baff.

Die Orcas leben in Familien und so sehen wir gleich einen ganzen Schwung von ihnen in der Strömung jagen. Killerwale nennt man sie, da sie sich nicht nur von Plankton, sondern entweder von Fischen, oder von ganzen Seehunden ernähren.

Zu unterscheiden sind die Orcas an der weißen Zeichnung hinter ihrer Flosse, und die Biologinnen an Bord machen reichlich Fotos, um zu bestimmen, welche Familie, und welche Tiere wir hier vor uns haben. Diese Daten werden dann an einen Forschungsverbund weitergegeben.

Die Orcas sind ziemlich flott unterwegs und wir folgen ihnen einige Meilen weit.

Dann drehen wir ab und lassen sie in Frieden.

Schon kurz darauf hüpfen andere Flossenträger vor unserem Bug aus dem Wasser. Es sind Schweinswale, die offenbar großen Spaß daran haben, in der Bugwelle unseres Bootes mitzuschwimmen.

Wie Delphine hüpfen sie immer wieder aus dem Wasser. Und ganz schön schnell schwimmen können sie auch.

Wir durchqueren eine Engstelle zwischen zwei Inseln und dahinter können wir – wenn auch weit entfernt – ein paar Seehunde ausmachen.

Ein Seelöwe macht direkt vor unserem Bug eine Riesenshow und wirft sich aus dem Wasser – das Foto muss ich aber nachreichen, das hat nur Simone im Kasten.

Nach kurzer Suche können wir nun auch noch einige Buckelwale beobachten. Einer von ihnen jagt kleine Fische, indem er unter Wasser Runden dreht und an einer Stelle eine Menge Luftblasen produziert. Dann schnappt er sich die von den Blasen irritierten Fischchen. Der Captain beteuert, dass dieses Jagdverhalten sonst nur bei Walen auf offener See (wir sind ja hier geschützt in der Meeresstraße zwischen Vancouver Island und dem Festland) zu beobachten ist, und er es in 32 Jahren auf See hier noch nicht beobachtet hat. Seemann eben.

Toll ist, dass die Wale hier nur 5-10 Minuten untertauchen, nachdem man ihre Fluke gesehen hat. So sehen wir einige Wale mehrmals und in der Summe nach Aussage unserer Biologen bestimmt fünf oder sechs verschiedene. Auch die Buckelwale werden von ihnen bestimmt, dazu wird die Zeichnung auf der Schwanzflosse mit Bildern aus einem dicken „Katalog“ verglichen.

Letztlich fahren wir noch eine Stelle an, wo eine Menge Vögel auf dem Wasser rumschwimmen.

Das freut die Wale, denn die Vögel sind da wo auch Fische zum Futtern sind. Man muss also nur eine solche Vogelsuppe finden, warten, dann kommt der Wal von allein.

Für drei Stunden auf See war das doch schon mal ganz ergiebig!

Wir sehen noch einen auf dem Rücken paddelnden und uns unentwegt zuwinkenden Seelöwen – leider kein Foto – dann hören wir uns noch einen kleinen Vortrag von der Biologin an, inklusive Walgesang vom Band, und danach geht’s schon wieder heimwärts.

Direkt neben der Bucht entdecken wir noch ein paar hübsche Ferienhäuser mit Traumaussicht (und Walblick).

Und dann nehmen wir schon wieder Kurs auf Telegraph Cove.

Wenn das kein gelungener Whalewatching-Trip war, was dann? 🙂

Und überfahren haben wir auch keinen.

Ausklang in Telegraph Cove

Nach dem erlebnisreichen Vormittag auf See haben wir uns jetzt aber etwas Ruhe verdient!

Wir prüfen kurz, von wo der Wind weht…

… und schnappen uns zwei Sonnenstühle vorne am Boardwalk mit Blick auf die Hafeneinfahrt. Dazu noch einen Cappuccino, und natürlich die Sonne – perfekt. Das Wetter ist ohnehin der Hammer: Nach Aussage unserer Gastgeber beim Whalewatching haben sie das gegenüberliegende Festland heute zum ersten Mal seit Tagen zu Gesicht bekommen. Dazu noch über 25°C – das kommt hier so gut wie nie vor.

Nach ausgedehnter Ruhephase sehen wir uns noch die einzelnen Häuschen an, und lesen, wer sie erbaut, wer wo gelebt, und wer wie sein Geld verdient oder wieder verloren hat.

Zum Beispiel diese Geschichte: Zwischen zwei Trieben dieses Ahorns war über Jahrzehnte ein Paddel festgewachsen.

Dann kam es aber am 19.2.2009 zu folgendem Vorfall: Ein junger Berglöwe wagte sich vom Berg auf den Boardwalk hinab und schnappte sich den kleinen Hund Buddy, der gerade am Ende des Piers schlief. Ein französisches Paar bemerkte den Vorfall und suchte nach einer Waffe, um Buddy zu retten.

Sie sahen das in den Baum eingewachsene Paddel, und brachen es – um dessen Besonderheit nicht wissend – in der Eile aus dem Baum heraus, um Buddy zu verteidigen. Buddy überlebte, verlor jedoch sein Augenlicht. Die abgebrochenen Paddel stehen nun neben dem Baum, jederzeit bereit, um gegen Berglöwen zu kämpfen.

Draußen zieht ein Schlepper eine Ladung Baumstämme zum nahe gelegenen Sägewerk. Eine häufiger Anblick hier oben.

Wir gucken uns noch die Walskelette im kleinen Walmuseum an.

Und dann machen wir noch einen kleinen Spaziergang mit Reh.

Und zum Abschluss geht’s ins Killer Whale Café zum Lachsessen.

In der Dämmerung beobachten wir noch einen Schlepper, der ein komplettes Holzfällercamp in den Norden zieht.

Und im Hafen machen sich die Otter ebenfalls über ein Lachs-Dinner her. Was für ein Abschluss für diesen Tag!

Gute Nacht aus der Telegraph Cove!

Abschied aus Telegraph Cove

Nach zwei Tagen im (gar nicht so kalten) Norden müssen wir nun wieder die Koffer packen.

Noch einmal frühstücken wir draußen an der lustigen Bude, wo es den guten Kaffee und das leckere Granola gibt.

Einen kleinen Spaziergang zu einem Ausblick aufs Meer machen wir noch. Von hier oben kann man die Wale – unserer gestrigen Erfahrung nach – sicher auch oft von Land aus beobachten. Wir sehen nur ein paar Schweinswale tauchen, aber immerhin.

Dann entdecken wir einen Aufruhr in einem Vogelschwarm auf dem Wasser. Ein Weißkopfseeadler schießt durch die Möwen und macht ihnen den Fang abspenstig. Dann fliegt er geradewegs in unsere Richtung und setzt sich über uns in einen Baumwipfel!

Wir versuchen noch etwas näher zu kommen, um ein besseres Foto hinzubekommen. An einem großen Haufen Bärenscheiße machen wir dann lieber Kehrt. Aber toll, dass wir diesen Bald Eagle noch gesehen haben!

Kaum haben wir Telegraph Cove verlassen, schon macht der Norden seinem Ruf alle Ehre, und es regnet. Macht nix, wir müssen jetzt ohnehin ein paar hundert Kilometer in den Süden. Mit kleinen Stops erreichen wir Courteney, den Hauptort im Comox Valley, unsere Station für heute Nacht.

Nach einem Kaffee im Ort machen wir noch einen langen Spaziergang am Fluss entlang. Wir schauen gerade einem Standup-Paddler zu, als ein Wasserflugzeug zur Landung ansetzt und direkt neben ihm – und uns – aufsetzt. Der Paddler muss ganz schön in die Knie gehen, um die Wellen nach der Landung auszugleichen. Interessante Vorstellung: Man geht gemütlich paddeln, und dann landet fünf Meter neben einem ein Flugzeug.

Der Pilot muss zum Festmachen selbst aufs Dock runterspringen.

Wir übernachten in einem niedlichen Bed & Breakfast in Comox. Der Nachbar hat eine öffentliche Leihbücherei in seiner Einfahrt postiert.

Vor dem Frühstück (erst um 8:30 – hallo? Unser Wecker steht auf 6 Uhr!) machen wir einen Spaziergang am wilden Strand.

Es gibt sicher schönere Strände, aber trotzdem sehr schön hier. Ist aber auch gerade Ebbe.

Nach dem Frühstück wollen wir rauf in die Berge – Wandertag!

Wandertag

Zum Wandern fahren wir hinauf an den Mount Washington – ein Skigebiet. Hier gibt es im angrenzenden Strathcona Provincial Park tolle Wanderwege durch Hochmoore und von Bergsee zu Bergsee.

Die Trails sind weitgehend auf Boardwalks angelegt, was den Vorteil hat, dass das Getrampel auf den Holzbohlen die Bären fern hält – und dass man trockene Füße behält.

Letztlich erreichen wir unser Ziel, den Lake Helen McKinsey, und schnabulieren unser Picknick.

Einige Bäume hier oben tragen Bart.

Ein halbes Dutzend Seen später erreichen wir dann wieder den Ausgangspunkt unserer Tour.

Da wir im Bergsee (oben) auf ein Bad verzichtet haben, stecken wir unsere Füße – wieder an der Küste angekommen – noch schnell ins Meer.

Berge und Meer am gleichen Tag, das ist Vancouver Island.

Hier starten die Gänse in den Süden.

Das Meer ist an dieser Stelle total warm, da man bestimmt hundert Meter rausgehen muss, um wenigstens bis zu den Knien drin zu sein. Weiter draußen dürfte es dann aber doch etwas zu frisch sein zum Baden…

Von Comox nach Port Alberni

Stärken wir uns für den Tag mit den besten French Toast von ganz Kanada und einer Suppenschüssel voll Obst, Joghurt und Granola!

… und das bei diesem Ausblick, und diesem Wetter:

Die Stärkung haben wir auch nötig, denn heute haben wir eine ganze Reihe kleiner Wanderungen geplant.

Unser erster Stopp sind die Englishman River Falls, wo wir von zwei Brücken aus einen schönen Blick auf Schlucht und Wasserfälle haben. Oberhalb der Fälle kann man zum Fluss hinuntersteigen, und natürlich halten wir unsere Füße ins gefühlt vier Grad kalte Wasser.

Zwischendurch geht es durch tief vermooste Wälder.

Die Anstrengung dieses ersten Stopps hängt uns schon in den Knochen, da fahren wir erst mal nach Coombs zum Old Country Market.

Hier gibt es einen Donut-Laden. Natürlich kaufen wir hier aber keine Donuts; ungesund. Viel zu süß.

Im Markt selber gibt es lokale Köstlichkeiten, sowie Delikatessen aus aller Welt, wie zum Beispiel zehn verschiedene deutsche Senfsorten.

Als Besonderheit weiden auf dem begrünten Dach des Markts Ziegen!

Ups, jetzt haben wir doch ein paar Donuts gekauft. Wir haben uns aber auf gesunde Sorten beschränkt: Mango, Nuss und Bacon (!).

Aber die Donuts essen wir nicht einfach irgendwo, sondern auf einem schönen Picknickplatz im Little Qualicum River Falls Provincial Park.

Auch hier gibt es hübsche Wasserfälle zu entdecken.

Und an der Badestelle gehen ein paar komplett Verrückte sogar baden. Das Wasser ist kristallklar, aber wirklich, echt, eiskalt.

Schließlich halten wir noch an der Cathedral Cove, einem Wald mit hunderte Jahre alten Bäumen.

Leider hat ein Sturm in den Neunzigern viele der Baumriesen entwurzelt, aber auch das Durcheinander der umgestürzten Bäume ist imposant – und letztlich bilden sie wieder die Grundlage für einen neuen Wald.

Rund um die Baumriesen ist wieder alles vermoost und der ganze Waldboden voller Farne.

Nach etwas Herumirren finden wir auch den Big Tree, 76 Meter hoch, 9 Meter Stammumfang.

Als Kolumbus Amerika entdeckte, war dieser Baum schon 300 Jahre alt.

Am Abend erreichen wir dann Port Alberni. Der Ort liegt am Ende eines 30 km tiefen Fjords weit vom offenen Meer entfernt. Und hier ist dieses Wochenende Salmon Festival. Das bedeutet: Man kann ein Teilnehmerlos kaufen, und wer den größten Lachs fängt, gewinnt den Jackpot. Angeln wollen wir nicht, also müssen wir uns den Lachs eben kaufen. Für genug Brennholz für den 12 Meter langen Grill wurde gesorgt.

Und der gegrillte Lachs schmeckt ausgezeichnet.

Dazu der Blick über den Hafen.

Nachdem wir unseren Lachs vertilgt haben, spazieren wir noch zum Quay rüber, von wo aus wir später noch das Feuerwerk ansehen möchten.

Dort liegt ein alter Fischtrawler, der heute ein Bed & Breakfast ist.

Die Zeit bis zum Feuerwerk vertreiben wir uns mit einem Kaffee, Schokoladenkaufen, und super Livemusik.

Dann wird das Feuerwerk von einem Ponton auf dem Wasser aus gezündet. Wir haben beste Sicht, sind danach aber wirklich fällig fürs Bett. Gute Nacht!

Port Alberni

Nach einem kommunikativen Frühstück in unserem B&B in Port Alberni (unser Gastgeber Wayne hat Wayne’s World Famous Pancakes gemacht), fahren wir zunächst an den Harbour Quay, wo heute Markt sein soll. Es ist auch Markt, aber der ist wirklich winzig. Nach weniger als fünf Minuten  haben wir alle Stände gesehen.

Also fahren wir rauf zur größten Attraktion des Ortes, einer alten Sägemühle im Wald. Dort angekommen stellen wir zunächst fest, dass der Parkplatz komplett leer ist und erfahren dann, dass die Mühle heute wegen einer Hochzeit geschlossen ist. Wer, bitte, heiratet in einem Sägewerk?

Nun ja, egal. Wir fahren also wieder runter in den Ort und weil es ja schon halb zwölf ist, essen wir beim kleinen Mexikaner am Hafen erstmal zwei Tacos. Dann sehen wir auf einem Plakat, dass heute auch eine Art Schwere-Maschinen-Oldtimer-Tag ist, und den versuchen wir nun zu finden. Rund um die alte Sporthalle haben Dutzende Bastler liebevoll restaurierte Trucks, Feuerwehrautos, Trecker und Landmaschinen geparkt.

Mit höchstens ein bis zwei Zündungen pro Sekunde pufft diese Motorsäge vor sich hin und sägt gemächlich einen Stamm durch.

Der alte Dampftrecker haut ebenfalls mit jeder Zündung eine schwarze Wolke in die Luft.

Wir drehen eine Runde und schauen uns alle Gerätschaften kurz an. An längeres Verweilen ist aber nicht zu denken, denn die Mittagssonne hat den Ort schon auf über 30°C aufgewärmt, und zwischen den Trucks ist der Schatten rar.

So haben wir wenigstens den Vormittag noch mit einem Alternativprogramm gefüllt.

Wir verlassen Port Alberni in Richtung Westen – auf an den Pazifik!

Half Moon Bay

Nach knapp zweistündiger Fahrt über den immer enger und kurviger werdenden Highway erreichen wir schließlich die Halbinsel mit den Orten Ucluelet im Süden (hier wollen wir die nächsten Tage unterkommen) und Tofino im Norden.

Die Westküste Vancouver Islands ist in erster Linie bekannt für Nebel, Kälte, Sturm, Sturm, Nebel und Kälte. Und natürlich Regen. Viel Regen. Wir haben unsere wärmste und wasserdichteste Kleidung mitgebracht um dem entgegenzustehen. Nun erwarten uns aber: Sonne und 29 Grad. Es ist unfassbar. Dieses Wochenende plagt eine spätsommerliche Hitzewelle das Festland und ein stabiles Hoch sorgt für Rekordtemperaturen.

Für Port Alberni wären für die nächsten Tage gar 38°C vorhergesagt. Buddy, der uns gestern beim Salmon Festival mit seiner Frau gegenübersaß, meinte zwar, man hätte solche Temperaturen hier schon erlebt, es sei aber schon Jahre her.

Aber trotzdem hat die Küste ein wenig ihr eigenes Klima. Nebel zieht binnen Minuten auf, und geht genau so schnell wieder. Wir starten auf einen kurzen Wanderweg durch den Regenwald hinunter an eine versteckte Bucht, die Half Moon Bay. Nur zwei Kilometer, aber ein paar hundert Stufen soll es runter gehen. Am Parkplatz starten wir unter blauem Himmel. Der Boardwalk schlängelt sich durch den typischen Westküsten-Regenwald, durch den sonst kein Durchkommen wäre. Ein echter Urwald.

Bald schon ziehen Nebelschwaden vom Strand – der vom Wald aus noch nicht erkennbar ist – herauf. Die Luft wird deutlich kühler, aber die Luftfeuchtigkeit steigt auf 100%.

Auf dem Plankenweg geht es weiter hinab.

Wir sind umringt von Farnen und Moosen.

Die Stufen werden wir später alle wieder rauf müssen.

Viele Stufen. Aber das Meeresrauschen kommt schon näher. Nur ist durch den Nebel der Strand noch nicht erkennbar.

Dann spuckt uns der Urwald aus und wir stehen am Strand. Schemenhaft ist die Brandung zu erkennen.

Zuerst fühlten wir uns ganz allein hier unten, weil niemand zu sehen war. Dann tritt aber doch ein Grüppchen von drei Leuten aus dem Nebel heraus.

Die Stille ist magisch. Es ist gleißend hell; die Sonne lässt sich durch den Nebel schon erahnen.

Wir laufen die Bucht entlang. Während hinter uns der Anfang der Bucht im Nebel verschwindet, taucht vor uns ein Fels mit dem Ende der Bucht auf.

Die Brandung spült Treibholz und meterlange Algen an Land.

Und Muscheln.

Als wir das Ende der Bucht erreichen, hat es die Sonne schon fast geschafft.

Die Ebbe hat einige Felsen freigelegt, die komplett von Algen und Muscheln besetzt sind.

In kleinen Spalten leben grellgrüne Seeanemonen.

Vor einer Minute sahen wir noch rund um uns herum nur Nebel. Doch jetzt ist der Himmel plötzlich blau. Bis zum anderen Ende der Bucht kann man trotzdem noch nicht schauen.

Wir sehen uns die Tide Pools noch etwas genauer an. Immerhin einen Seestern entdecke ich, der sich in einer schattigen Ecke festklammert.

Wieder eine Minute später ist nun die gesamte Bucht zu sehen.

Also raus aus den Schuhen – und rein in’s Wasser. Also mit den Füßen, maximal. Der Pazifik hier ist normalerweise zwischen 7 und 14 Grad kalt. Falls mein Gesichtsausdruck auf dem Foto erkennbar ist: Ich tippe eher auf das untere Ende der Skala.

Andererseits: Wenn man drin ist, ist’s richtig warm… Naja.

Nach diesem mystischen Erlebnis an der Half Moon Bay bleibt uns nun nichts anderes, als die vielen hundert Stufen durch den Wald wieder empor zu klettern. Oben erwartet uns wieder einwandfrei blauer Himmel.

Wir fahren noch die wenigen Kilometer bis Ucluelet (Indianersprache für „Sicherer Hafen“), wo wir in unsere Lodge einchecken und noch einen Spaziergang zum Pier machen.

Im Floathouse, einem auf dem Meer schwimmendem Restaurant, finden wir schließlich …

… einen Tisch direkt in der Abendsonne.

So beenden wir den Tag und nehmen die so unerwartete Wärme und Sonne bis zum letzten Moment mit.

Wild Pacific Trail

Unsere Lodge in Ucluelet ist ein Traum. Nach vorn, zur Seite, nach hinten und nach oben blicken wir direkt in den Wald, und vom Balkon hinunter zum Terrace Beach, einer naturbelassenen, wilden kleinen Bucht, von der am Morgen stetig ein kühler Nebel zu uns hinaufweht, während die Sonne uns hier oben richtig einheizt. Kamin, Badewanne, alles da – werden wir aber nicht brauchen, weil heute der wärmste Tag hier seit Jahren ist.

Unser Strand.

Krebs mit Einschlagstelle einer Krähe.

Hinter dem Strand geht es direkt in den Urwald rein.

Am frühen Morgen drehen wir die Runde auf dem Wild Pacific Trail rund um die Südspitze der Halbinsel.

Der Blick über das Archipel lässt kaum erahnen, wie viele Schiffe an diesen Felsen schon zerschellt sind. In einer Karte am Weg sind Dutzende gesunkene Segler und Dampfschiffe verzeichnet. In der Bucht vor uns sank eine Bark mit 28 Mann und einer Frau Besatzung. Nur wenige Meter zum Ufer – unerreichbar in der kochenden See. Bei diesem ruhigen Wetter kaum zu glauben. Bei starker See werden aber die Felsen bis hier zu uns herauf überspült.

Auf halbem Weg liegt der Leuchtturm. Dieser war früher nur eine Holzhütte, und die hatte wenige Tage vor erwähntem Unglück der Sturm einfach weggeblasen. Das wurde der Bark zum Verhängnis. In den 1920ern war das, wenn ich es mir richtig gemerkt habe.

Daraufhin wurde der Leuchtturm neu gebaut – diesmal aus Stein. Und zwei Bojen wurden gesetzt, die eine mit einer Glocke dran, die andere mit einer Hupe, beide funktionieren allein durch die Bewegung der Wellen. Die Glocke hören wir je nach Wind sogar bei uns auf dem Balkon. Die Hup-Boje klingt wie eine leidende Kuh und ist kilometerweit an der ganzen Küste zu hören. Ständig. Man muss ich dran gewöhnen, dann ist es aber eigentlich ganz meditativ.

Dieser Blick auf den Leuchtturm wird lokal auf Kanal 4 im Fernsehen übertragen. Da haben wir immer geguckt, ob es neblig ist, oder nicht.

Ein bisschen Nebel zieht die ganze Zeit an uns vorbei, mit flotter Geschwindigkeit.


Hier das Video dazu:


Die Bäume entlang des Wild Pacific Trail kennen sich aus mit Sturm:

Am Ende des Trails spuckt es uns wieder an unserem Strand aus.

Rainforest und Long Beach

Um Mittag fahren wir ein wenig die Küste hinauf in Richtung Norden, wo wir im Pacific Rim National Park zunächst eine Runde auf einem Boardwalk durch den Regenwald marschieren. Mit Fotos schaffe ich es leider nicht zu zeigen, wie wild dieser Wald ist. Der tatsächliche Waldboden liegt oft zig Meter unter der Oberfläche, da alte, umgestürzte Bäume auf noch älteren, umgestürzten Bäumen liegen, auf denen dann wiederum hunderte Jahre alte Bäume wachsen. Dazwischen riesige Farne, und alle dick von Moos überwuchert.

Diese Brücke ist einfach ein umgestürzter Baum, an dem ein Geländer befestigt wurde:

Nachdem wir im schattigen Wald gerne noch eine dünne Jacke dabei hatten (zumindest solange es auf den Planken hinunter ging – hinauf dann schon nicht mehr), sieht es nun vorne am Strand, dem Long Beach, ganz anders aus.

Der Long Beach wird im Reiseführer beschrieben als wunderschön, aber meist tief im Nebel. Heute liegt er einfach nur in der Sonne.

Es herrscht richtiges Strandleben, es ist ja auch Wochenende.

Hinten am Rand liegt jede Menge Treibholz herum, das gerne als Windschutz zum Sonnenbaden genutzt wird. Heute ist man um den Wind als leichte Kühlung ganz dankbar, hier vorn am Meer hat es 29 Grad.

Im flachen Wasser kann man ganz schön weit rausgehen. Bis zu den Knien geht es. Für mehr empfiehlt sich trotz der Außentemperatur ein Neoprenanzug. Tatsächlich tragen den hier nicht nur die Surfer, sondern auch viele Einheimische zum Baden. Es gibt schon auch ein paar Verrückte, die ohne reingehen, aber die gibt es ja überall. Da wir gerade keinen Neoprenanzug dabei haben, gehen wir aber eben nur bis zu den Knien rein.

Die ganze Insel ist ein sehr beliebtes Surfrevier.

Früher soll die Long Beach schneeweiß gewesen sein, von den, von der Brandung zerriebenen Muscheln. Dann kamen die Touristen und sammelten die Muscheln ein, und das Weiß ging verloren. Heute soll man keine Muscheln mehr mitnehmen, wenigstens hier im Nationalpark nicht. Die weißen Schlieren hier sind zerriebene Muscheln, die von jeder Welle neue modelliert werden.

Während die Surfer noch einmal rausgehen…

… verlassen wir den Long Beach, um ein Stück weiter noch einen Trail durch den Regenwald zu gehen.

Hier sieht man ganz gut, wie ein alter Baumstamm zum Mutterboden für neue Bäume wird.

Unten am Strand angelangt haben wir die gesamte Bucht fast für uns. Der weiße Streifen rechts hinten ist der Long Beach, da waren wir vorhin. Könnte man jetzt am Strand entlang hinwandern. Wäre nur unpraktisch, weil’s Auto ja am Ausgangspunkt des Trails durch den Wald steht.

Das Wasser zieht sich gerade zurück und wir gehen wieder Anemonen gucken.

Kann man auf dem Bild erkennen, wie die Bäume komplett voller Moos hängen? Ein wenig vielleicht.

Nach all der Sonne haben wir uns jetzt erstmal ein Eis und einen Cappuccino verdient. Hierzu werden wir in Tofino, dem Örtchen am Nordzipfel der Halbinsel, fündig.

Danach fahren wir wieder nach Hause nach Ucluelet, gerade rechtzeitig, um den Sonnenuntergang um eine Minute zu verpassen.

Dann sehen wir uns statt dessen eben den Mondaufgang an.

Jetzt noch ein sehr sehr leckeres Abendessen (Halibut mit Polenta und Blackberry-Sauce) und der Tag ist perfekt.

Noch mehr Wild Pacific Trail

Weil es bei uns im Zimmer so gemütlich ist, und da wir schon in Vancouver auf dem Markt ein leckeres Granola gekauft haben (und gestern an einem Farm Market frische, vor Ort gewachsene Erdbeeren und Pfirsiche!), machen wir uns unser Frühstück hier einfach jeden Morgen selbst:

Dann beginnen wir den Tag wieder mit einer Wanderung auf dem Wild Pacific Trail, diesmal in Richtung Norden. Bei Sturm werfen die Wellen ganze Baumstämme über die Klippen, dort sammelt sich das silbern glänzende Treibholz dann.

Entlang des Trails gibt es Dutzende Aussichtspunkte, wie hier das Krähennest, von wo aus man die wilde See beobachten kann. Oder heute halt zum Sonnenbaden.

Wir schauen noch bei einer Riesen-Zeder vorbei.

Ein Blue Jay fliegt ausnahmsweise mal nicht sofort davon, wenn ich versuche, ihn zu fotografieren.

Eine weitere wilde Bucht …

… und dann lassen wir es für heute gut sein mit dem Wandern.

Wir leihen uns Strandtücher, fahren wieder an den Long Beach und verbringen den Nachmittag dösend im Sand.

Dann gibt es nacheinander: das beste Eis von Tofino, den besten Lachs von Ucluelet, und schließlich den tiefsten Schlaf der ganzen Westküste.

Abschied von Ucluelet

Time to say good bye. Unser Joghurt ist aufgebraucht, also müssen wir heute zum Frühstücken in den Ort hinunter. Bei Zoe’s Bakery gibt’s einen guten Kaffee und auch genug süße Sünden für den Morgen.

Nach dem Frühstück gehen wir noch einmal die vier Kilometer rund um den Leuchtturm. Zuerst unten am Terrace Beach entlang – die Cabins dort haben auch eine schöne Lage.

Die mit dem Paddleboard draußen auf dem Ozean hat gerade noch einen Seehund gestreichelt, der sich bei genauerer Betrachtung dann als Taucher herausstellt.

Auf dem Rückweg vom Leuchtturm nehmen wir die alte Straße. Der Mittelstreifen ist noch zu sehen, aber die Straße selbst ist zum Teil schon auf Fußwegbreite zugewachsen. Im Hintergrund unsere Lodge. Rechts oben haben wir gewohnt. Schön war’s hier.

Wir fahren schließlich noch einmal in den Rainforest, um dort noch einen Boardwalk zu laufen, den wir an den Tagen zuvor nicht mehr unterbringen konnten. Kurz vor dem Parkplatz ist wegen Waldarbeiten die Straße gesperrt. Obwohl man bis zur gegenüberliegenden Autoschlange rübersehen kann – und unterwegs keinerlei Hindernis liegt – lässt uns der Flagger lange warten. Dann dürfen wir endlich passieren, nur um festzustellen, dass der Parkplatz für unseren Trail leider auch gesperrt ist. Umsonst gewartet.

Wir picknicken also am nächstgelegenen Picknickplatz und stellen uns danach in die Schlange, um wieder an den Waldarbeiten vorbei zurückzukommen. Noch einen kleinen Plankenweg durch ein Moor, welches sich saisonal bedingt aber als ausgetrocknet herausstellt  – trotzdem ein schöner sonniger Weg – dann machen wir uns wieder auf den Weg zurück zur Ostküste.

Während wir hier im Westen also von dem stabilen Hoch über British Columbia profitiert haben – bei blauem Himmel und 29 Grad – sehen wir auf der Rückfahrt schon bald, was das Wetter für die Ostküste bedeutete: Hier hängt Rauch von den Waldbränden in Oregon und Washington fest, der wegen des Hochs weder weggeblasen, noch weggewaschen wird. Der Himmel ist eigenartig hellorange und die Sonne leuchtet glutrot. Ein gespenstisches Licht, nicht schön. Hoffentlich bleibt uns das nicht allzu lange erhalten.

Von Nanaimo über Chemainus …

In Nanaimo kommen wir gegen 17 Uhr an – da machen hier gerade alle Läden zu. Nanaimo mag wohl die größte Stadt an der Ostküste der Insel sein, aber das heißt nicht viel. Wenigstens ein Gschäfterl mit Indianerkunst hat noch auf.

Am Hafen ist ein laufendes Kommen und Gehen der Wasserflugzeuge. Brav marschieren die Passagiere dem Captain zum Boarding hinterher.

Nie werde ich verstehen, wie man solche Balanced Rocks einfach so aufstellt, und dass sie dann auch noch stehen bleiben.

Weiter auf unserem Weg in Richtung Süden halten wir in Ladysmith. Hübsches Städtchen mit einer spektakulären Bakery, wo wir uns mit Proviant eindecken.

Dann machen wir einen weiteren Halt in Chemainus. Die Stadt hat sich erfolgreich auf die Liste aller Touristenstopps gesetzt, indem sie Dutzende Wandbilder in Auftrag gab, die alle über einen mit gelben Fußabdrücken markierten Weg verbunden sind.

Ein Arbutus Tree, zu erkennen an der rötlichen, sich schälenden „Haut“.

Die Murals zeigen alle Szenen aus der Geschichte der Insel und des Ortes.

Nachdem wir alle (oder die meisten) Murals angesehen haben, verspeisen wir unseren Proviant, hier den Chorizo Scone. Mmmmh!

… über Duncan nach Victoria

Weiter geht es nach Duncan, die keine Murals an den Wänden, aber dafür Totempfähle im ganzen Ort aufgestellt haben.

Der große Totem Pole wurde zur Hundertjahrfeier aufgestellt.

Wir folgen wieder den gelben Fußstapfen und sehen uns Totem Pole für Totem Pole an.

Auf Tafeln wird die Bedeutung der einzelnen Tiere, Gesichter und Gegenstände auf den Totempfählen erklärt.

Dieser hier fällt etwas aus der Reihe und erinnert irgendwie an die Simpsons.

Auf der rechten Seite ist nur Wilde Frau zu sehen. Wilde Frau kommt auch auf anderen Totem Poles immer wieder mal vor.

Die Legende sagt: Wer das Glück hat, im Besitz von Wilder Frau zu sein, dessen Hab und Gut ist immer bestens bewacht. Denn Wilde Frau schaut, dass sich niemand an ihres Besitzers Eigentum vergreift, während der Besitzer nicht zu Hause ist. Vergreift sich doch jemand daran, dann pustet Wilde Frau ihm einen eiskalten Wind hinterher und bringt so das Kanu des Diebes zum Kentern. Darum wird Wilde Frau immer mit Pustemund dargestellt. Im Übrigen hat Wilde Frau schwarzes, buschiges Haar.

Wir überlegen nun, uns für zu Hause auch Wilde Frau anzuschaffen.

Die Queen muss in jungen Jahren ganz schön rumgekommen sein…

Einen Totem Pole sehen wir uns noch an, dann reisen wir unter Aufsicht des Adlers weiter.

Victoria

Nun sind wir also schon bei der vorletzten Station unserer Reise angelangt: Victoria, Hauptstadt von British Columbia, größte Stadt auf Vancouver Island. Nachdem wir gestern eigentlich genug Totem Poles angesehen haben, führt uns unser erster Rundgang doch wieder an einigen vorbei. Der aufmerksame Leser erkennt sofort die Darstellung von Wilder Frau im vorderen Totempfahl.

Da am Nachmittag das Wetter schlechter werden soll, gehen wir erstmal in den Park. Hier gibt es lustige Squirrels in allen möglichen Farben. Ich beschränke mich aber auf nur ein Foto.

Schöne Blumen gibt es auch, aber bis auf wenige, bewässerte Flächen ist der Park eher gelb als grün. Ganz British Columbia wartet ja dringend auf Regen. Das ist auch im Südosten der Insel nicht anders.

Im Beacon Hill Park steht nun der höchste Totem Pole der Welt. Aber ohne Wilde Frau.

Statt dessen gibt es Wilder Pfau.

In Wirklichkeit ist es nicht nur ein Pfau, sondern Dutzende. Inklusive Pfauenbabys.

Ich erlaube mir auch nochmals hervorzuheben, dass auf der Insel problemlos Palmen gedeihen, da es im Winter ob des wärmenden Ozeans selten richtig kalt wird. Palmen. Frechheit.

Ich hab dann doch noch ein Squirrel fotografiert.

Hier haben die Gärtner Ruhende Frau modelliert.

Ach, ein Squirrel geht doch noch. Dieses hier hat uns ganz besonders amüsiert. Es hatte eine Nuss dabei und war hektischst beschäftigt, ein geeignetes Versteck dafür zu finden. Als es mich entdeckt, weiß es nicht so recht, ob es abhauen soll, oder ob es sich verteidigen muss. So steht es unschlüssig immer wieder kurz auf und ballt die Fäuste wie bereit zum Boxkampf. Herrlich niedlich sieht das aus.

Zurück im Zentrum gehen wir kurz am Parlament vorbei.

Dann verbringen wir den restlichen Tag mit einem Bummel durch Downtown, bei dem es uns gelingt, einige wirklich hübsche Ecken ausfindig zu machen.

Im ruhigen Innenhof des Market Square kehren wir in einer Art Biergarten ein: Es sind ein paar Holzbänke hinter einer Eatery. Aber sehr gemütlich. Und super leckeres Essen. Und Ginger Ale aus der Robo-Dino-Flasche.

In Victoria finden wir das erste Chinatown, das uns einigermaßen gefällt. Gut, es ist praktisch nur ein kurzer Straßenzug, aber nett.

Und eine versteckte, enge Mini-Gasse finden wir auch noch, bei deren Durchqueren einem früher wahrscheinlich die Kehle durchgeschnitten wurde. Heute gibt es statt Opiumhöhle handgemachte Artesan Icecream und Plattenläden.

Am Market Square trinken wir den obligatorischen Cappuccino und essen dazu den Mini-Pecan-Pie aus der Bäckerei in Ladysmith.

Zurück im Hotel legen wir die Füße hoch und erhalten kurz drauf Überraschungsbesuch von einer Seemöwe. Ein Riesenbrocken. Nach dem ersten Foto (schnell, schnell, gleich ist sie wieder weg), finden wir heraus, dass die Möwe vor uns so gar keinen Respekt hat. Hinter der Scheibe kann man bis 20 cm an sie heran gehen, und sie glotzt einen immer noch nur an, statt davonzufliegen. Auch das Öffnen der Türe macht sie nur geringfügig nervös. Na gut, dann lassen wir sie eben bei uns rasten.

Durch die mächtigen Brände in Washington und Oregon steht auch in Victoria noch mächtig Rauch am Himmel. Kommt die Sonne dennoch durch, dann als ungewohnt blutroter Ball.

Abschließend bleibt noch zu erwähnen, dass wir heute Abend eine super Tapas-Bar gefunden haben, wo wir unter anderem gegrillte Scampi mit so viel Knoblauch hatten, dass nach dem Heimkommen unsere Möwe freiwillig Platz für uns macht.

Butchart Gardens

Nach einer schönen Fahrt entlang der Küste unter Inaugenscheinnahme mittlerer bis allerbester Wohnlagen (sprich: Villa mit Meerblick und eigenem Golfplatz) erreichen wir die Butchart Gardens im Norden Victorias.

Obwohl wir erst am Nachmittag hier sind, laufen unglaublich viele Touristen in den Gärten herum – ganz offensichtlich sind gerade wieder ein paar Kreuzfahrtschiffe gelandet.

Der alte Butchart hatte sein Vermögen mit einem Steinbruch gemacht, und die Gemahlin gestaltete den Steinbruch dann später in vier wunderschöne Gärten um. Es gibt die versunkenen Gärten, den Rosengarten, den japanischen Garten und schließlich den italienischen Garten.

Die Anlage ist toll gepflegt und bepflanzt und der Rundgang macht schon Spaß.

Die Rosen sind nicht gerade in voller Blüte, aber ein paar hübsche und gut riechende Exemplare sind trotzdem zu finden.

Die Schokoladenblume riecht wie erwartet nach Schokolade.

Am schönsten sind momentan die Dahlien anzuschauen, dabei sind Exemplare mit locker 30 cm Blütendurchmesser.

Trotz fehlender Sonne leuchteten die Blüten wunderbar.

Zurück in Vancouver schaut die Sonne dann aber doch noch für zwei Stündchen heraus.

Das Parlament kurz vor Sonnenuntergang…

… und danach.

Kelowna

Gestern waren wir noch auf einen Sprung im Museum. Dort gab es viel Informationen zu den über 60 indianischen Sprachen in British Columbia, die zum Teil nur noch von einer Handvoll alter Indianer gesprochen werden. Ganz nachsprechen können wir es aber noch nicht.

Leider ist es nun schon so weit, dass wir Vancouver Island wieder verlassen müssen. Die Fähre von der Swartz Bay nach Tsawwassen ist eineinhalb Stunden unterwegs und durchfährt viele kleine Inseln durch enge Passagen. Wir genießen die Morgensonne auf dem Achterdeck.

Wir sind nun unterwegs ins Landesinnere, wo wir die letzten Urlaubstage ganz relaxed am Lake Okenagan verbringen möchten.

Auf dem Weg vertreten wir uns kurz die Beine und laufen zu den Bridal Veil Falls hinauf.

Angekommen in West Kelowna machen wir sofort beim ersten Farmer-Laden halt – und pflücken Pfirsiche!

Perfekt reif: Die besten Pfirsiche, die wir je gegessen haben.

Anderntags in Kelowna. Kleiner Mittagssnack auf der Sonnenterrasse bei Earl’s. Selbstverständlich mit Blick über den Hafen.

Und abends dann zum Sonnenuntergang Dinner auf einem Patio am Seeufer. Wunderbar.

Myra Canyon Trail

Wie immer beginnen wir den Tag mit einem gesunden Frühstück. Ganz ohne Bacon.

Dann geht es hinauf zum rund 900m höher gelegenen Myra Canyon, wo uns die alte Bahntrasse der ehemaligen Kettle Valley Railway erwartet. Da die Gleise schon vor Jahrzehnten abgebaut wurden, gibt es hier jetzt einen Fahradverleih, bei dem wir uns zwei Bikes ausleihen, um die schönsten zehn Kilometer der alten Trasse per Rad zu erkunden.

Das Wetter ist so mittel, aber das macht beim Radeln hier oben eigentlich nichts. Denn Schatten gibt es unterwegs nicht so viel, hat doch ein massives Feuer 2003 die Hügel entlang der Bahnstrecke ganz übel erwischt und fast alle Bäume verbrannt.

Die Strecke schlängelt sich am Hang entlang, es geht in zwei riesige, finstere Tunnel rein …

… und zum Glück auch wieder raus …

und über 18 Brücken, die meisten aus Holz, wie im Indianerfilm.

Aus der Ferne wirken die Brücken wie aus Streichhölzern in eine Eisenbahnlandschaft hineingebaut.

Auf einer Schautafel sehen wir Bilder von den vielen Freiwilligen, die die Bahnstrecke vor dem Brand mit viel Liebe hergerichtet und befahrbar gemacht haben. Dann die Bilder vom Brand. Zwar wurde versucht, die hölzernen Brücken aus der Luft mit brandhemmender roter Soße zu schützen, aber geklappt hat das nicht überall.

Dennoch wurden alle Brücken nach dem Brand wieder aufgebaut, was für uns natürlich toll ist.

Bei Brücke Nummer 4 machen wir eine Pause und brotzeiten unsere Mango Chipotle Chicken Wraps.

Danach geht es über alle Brücken und durch die beiden Tunnels wieder zurück.

Als es auf der Rückfahrt kurz anfängt zu tröpfeln, steigen wir noch etwas kräftiger in die Pedale und erreichen noch trocken unser Auto.

Der Regen hat aber auch sein Gutes, so wäscht es endlich den Rauch aus dem Himmel, der von viele hundert Kilometer entfernten Bränden hier hinauf gezogen war.

Am Abend runden wir den Tag mit einem leckeren Essen bei Earl’s ab, wo wir die bereits bewährten Coconut-Garnelen mit dem Chipotle Dip bestellen, dazu Avocado-Toast und zum satt werden noch ein paar Tacos. Nur die anvisierte Nachspeise ist schon aus, schade, dann eben eine Kugel Salted Caramel von der Eisbude.

Abstecher ins Land der Kangaroos

Für den letzten Tag haben wir uns etwas gaaaanz ganz Lustiges aufgehoben: Einen Ausflug ins Land der Kängurus!

Jetzt für einen Tag nach Australien reisen wäre natürlich etwas vermessen. Dafür gibt es aber nördlich von Kelowna eine Kangaroo Farm! Nix wie hin…

Gleich hinter dem Eingang empfangen uns schon die ersten Bewohner. Dieser kleine Wallaroo – halb Wallaby, halb Kangaroo – ist gerade erst aus dem Beutel raus. Im Beutel hat es fast sein ganzes erstes Lebensjahr verbracht.

Bevor wir uns aber ganz den Beuteltieren hingeben, schauen wir mal, was die Capybaras so treiben. Keine Sorge: Auch wir haben vorher noch nie ein Capybara gesehen, oder auch nur den Namen gehört. Dabei sind Capybaras die größten Nagetiere der Welt! Oder, vereinfacht gesagt, zu groß gewachsene Meerschweinchen.

Mal sehen, ob das Capybara mich mag.

Jaaaa, es mag mich.

Bevor wir uns nun gänzlich mit den Riesenmeerschweinchen verzetteln, stellen wir uns lieber mal bei den Baby-Wallabys an. Nach kurzer Wartezeit dürfen wir auf einer Bank Platz nehmen und schwupp, schon haben wir zwei Babys im Arm! Im Beutel, versteht sich.

Die Kleinen tun, was sie am Besten können: Ruhig vor sich hin butzeln – und sich dabei an Bauch und Nase streicheln lassen. Sehr niedlich!

Nachdem unsere Pflegekinder an die Nächsten weitergereicht wurden, schauen wir wieder zurück zu den Capybaras.

Simone probiert auch mal einen Capybara zu füttern, rechnet aber nicht ganz mit dem gierigen Emu.

Der Emu will wohl entweder auch etwas abhaben, oder ihm gefällt Simones Jacke. Simone zuckt doch etwas zusammen, als ihr plötzlich jemand an der Jacke rumzupft. Der Capybara findet das zum Schreien komisch.

Simone auch. Und der Emu tut, als wäre nichts gewesen.

Der Emu.

Im Käfig nebenan genießen die Junior-Wallabys den Morgen. Wenn man nicht ständig für all die Fotografen Modell stehen müsste…

Wir verabschieden uns von den Capybaras…

… und dringen tiefer vor ins Kangaroo-Land.

Auf der großen Wiese erwarten uns schon die älteren, ausgewachsenen Wallabys.

Das frische Gras scheint ihnen ganz gut zu schmecken.

Dann geschieht das Unvermeidliche. Gut, dass keine amerikanischen Familien in der Nähe waren. Wie hätten die das nur den Kindern erklärt?? Nun ja, ich denke, die zwei wollten nur spielen.

Denn dem richtigen Geschlechtsakt der Wallabys geht ja voran, dass das Weibchen dem Männchen den Nacken leckt. Dann reibt das Männchen kurz seine Wange an ihrer Wange. Dann stellen sich beide auf die Hinterbeine und kloppen (!) sich kurz. Und dann geht’s flott zur Sache. Danach bleiben beide noch einen ganzen Tag zusammen und das war’s dann schon wieder. Kurze Liebe.

Unser Liebespaar besinnt sich jedenfalls schnell eines Besseren, als es sieht, dass wir Kraftfutter mit zerbröselten Tortilla-Chips zum Fressen haben! Geschickt schaffen die Kleinen es, nur die Chips zu essen, sodass das Kraftfutter in der Hand bleibt.

Zwischen all den Wallabys mit ihrem kuscheligen, aber etwas langhaarigen Fell, hüpfen nun endlich auch mal ein paar echte Kängurus herbei! Die lassen sich ganz gut mit grünen Zweigen anlocken.

Permanent gefüttert und gestreichelt zu werden sind die Tiere hier auf jeden Fall gewöhnt. Die Kängurus haben ein kürzeres, etwas plüschiges Fell.

Nach den Strapazen des vielen Essens und Gestreicheltwerdens lässt es sich dann prima in der Sonne abhängen.

Sehr niedlich auch die Albino-Wallabys. Mann, Kleiner, an dem Zweig ist doch gar nichts mehr dran!

In einem eigenen Gehege laufen die ausgewachsenen Emus auf und ab. Die streiten sich zwischendurch auch mal ganz gern, und wenn man ihnen das Objektiv der Kamera durch den Zaun hält dann kommen sie gleich an und picken drauf. Ich spare es mir, zu testen wie sie auf durch den Zaun gesteckte Finger reagieren.

Auch getreten will von denen nicht werden.

Die jüngeren Emus sind offenbar noch nicht so streitsüchtig und laufen mit uns im Kangaroo-Gehege rum. Die kann man auch problemlos streicheln, die Federn sind ganz weich. Aber neugierig sind sie trotzdem.

Auge in Auge mit Mister Emu.

Während andere Farmbesucher gekommen und gegangen sind, haben wir nun praktisch den kompletten Vormittag bei den Tieren verbracht. Es war auch zu nett. Da um zwei Uhr die Farm für Besucher schließt, und den Tieren ihre wohlverdiente Ruhe gönnt, verabschieden wir uns noch von unseren neuen Freunden…

… überlassen sie der Mittagssonne …

… und hüpfen davon.

Zurück in Kelowna machen wir noch einen Spaziergang auf den Aussichtsberg über der Stadt. Der Okanagan Lake ist über 130 Kilometer lang und wir befinden uns ungefähr in der Mitte. Nord- und Südende liegen so weit entfernt, dass man auch vom Aussichtspunkt aus nur einen Teil des Sees sehen kann.

Wie an der Farbe des Grases zu erkennen ist, hat es diesen Sommer auch hier nicht allzu viel geregnet. Heute hat sich ja immerhin der Rauch der Buschbrände im Süden verzogen, sodass wir zum Abschluss noch einmal den perfekten blauen Himmel bekommen.

Weil es im Schatten heute nur knapp 20 Grad hat, in der Sonne aber richtig knusprig warm ist, machen wir uns noch einmal auf den Weg an den Strand, wo wir den Rest des Nachmittags in der Sonne brutzeln.

Am Abend gehen wir noch mal chic essen ins Cactus Club Café.

Naja, und dann fahren wir tags drauf wieder zurück nach Vancouver, wo wir uns noch kurz vom Meer verabschieden, und dann, leider, leider, wieder heimfliegen. Tschüss, Kanada!

Canada 2017

Meinen Bericht könnt ihr hier lückenlos und chronologisch nachlesen:
Canada 2017 – Die ganze Reise

Das waren die Etappen: