Boston

In Boston gibt’s nur einen Weg, um standesgemäß vom Flughafen zum Hotel zu kommen: das Wassertaxi. 5 Minuten Fahrt, 7 Dollar, die Skyline Downtowns vor Augen, wunderbar!

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Guten Morgen Boston

Boston empfängt uns mit winterlicher Kälte, aber stahlblauem Himmel!

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Keine Ahnung, ob man dieses Kunstwerk aus Aluminiumplatten überhaupt betreten darf, wir machen es einfach, weil hier wärmt die Sonne am Besten!

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Auf Long Wharf justiere ich meinen inneren Kompass neu.

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Blick vom Pier hinein in die Stadt…

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Dann geht es hinüber zu Quincy Market, als braver Tourist darf man das nicht auslassen.

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Nach reichhaltigem Frühstück heute morgen soll zu Mittag eine Portion frisch geschnittener Pommes reichen, ich habe da meinen Stamm-Pommes-Stand in Quincy Market, darf ich nicht auslassen.

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Am State House hat das Boston Massacre zum Glück keine Spuren hinterlassen.

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Gestern noch in meinem Bierglas, heute schon unter der Erde: Sam Adams.

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Auf den alten Friedhöfen mitten in der Stadt liegen zwischen den ersten Siedlern auch einige Gründungsväter und frühe US-Präsidenten begraben.

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Jetzt sind wir aber erstmal genug über Friedhöfe gelaufen, und machen uns auf den Weg nach Harvard, wo an einem sonnigen Samstag bestimmt das Studentenleben pulsiert.

Harvard

Wir machen uns auf den Weg nach Harvard. Eigentlich nur ein paar Stationen mit der U-Bahn, aber auch in Boston kann man am Wochenende ein Vergnügen haben, von dem ich dachte, das gibt es nur in Deutschland: Schienenersatzverkehr. Der Shuttlebus, der einen gesperrten Streckenabschnitt überbrückt bringt uns dafür gratis vom Boston Common zum MIT, dort wieder runter in die U-Bahn, und schwupp stehen wir auf dem Harvard Square. Dort kommen wir gerade pünktlich zur Führung über den Campus.

Die offiziellen Führungen der Universität sind kostenlos und werden von Studenten geführt, die neben der Geschichte der ältesten Uni der USA auch die eine oder andere Anekdote aus dem Studentenleben erzählen. 5% der Bewerber schaffen es auf diese Institution, das Auswahlverfahren kommt einem Assessment Center gleich. Hier studieren nur die Besten der Besten. Unsere Führerin ist gerade mal 18 Jahre alt, aber dennoch schon im zweiten Studienjahr.

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Während des ersten Studienjahrs wohnen alle Studenten in den Backsteingebäuden auf dem alten Campus. Danach ziehen sie in Häuser rundherum um und leben dort ein WG-ähnliches Familienleben. In diesem Gebäude befindet sich in den ersten beiden Stockwerken das Büro der Hochschulpräsidentin, darüber wohnen ebenfalls Studenten – da versucht man aber möglichst brave auszuwählen. Ganzschön die Arschkarte gezogen, würde ich das nennen. Unser Guide versichert uns aber, dass sie schon Studenten kennengelernt hat, die über der Präsidentin wohnen, und die seien erstaunlicherweise doch ganz normale Menschen.

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Das größte Gebäude auf dem Campus enthält ein Mahnmal für alle Universitätsmitglieder, die über die Jahrhunderte in Kriegen gefallen sind, außerdem ein Auditorium, in dem der Hochschulchor übt, Nobelpreisträger referieren, das Studentenorchester auftritt, und dann auch mal Lady Gaga singt. Ganz nettes Spektrum. Leider kommt man am Wochenende dort nicht rein, aber als die Haupttür kurz aufgeht, weil jemand herauskommt, schlüpfen wir schnell hindurch. So macht man das hier also.

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Entgegen aller Regeln stehle ich mich dann auch kurz in den großen Essenssaal hinein. Also, unsere Mensa sah anders aus…

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Nach einem Bummel zurück über den Campus endet unsere Führung noch am Denkmal von John Harvard, der – laut Inschrift – 1638 Harvard gegründet hat. Wir erfahren aber, dass das von vorn bis hinten nicht stimmt: Erstens hat er die Uni gar nicht gegründet, zweitens wurde sie schon ein paar Jahre vorher gegründet, und drittens ist das gar kein Abbild von John Harvard, sondern zeigt einen Kumpel des Künstlers. Wie der echte John Harvard mal ausgesehen haben mag ist nämlich nicht überliefert – ein Brand hat alle Bilddokumente der damaligen Zeit vernichtet.

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Wir testen noch die Sozialkompetenzen unserer Führerin und lassen uns ein Café empfehlen. Das soll „Grammar“ oder „Grandma“ oder so heißen, die Straße runter, dann rechts, notfalls einfach nochmal fragen. Okay, es stellt sich heraus, dass das Café „Crema“ heißt, kann man ja mal falsch verstehen. Die Schlange ist lang, da muss der Kaffee gut sein. Ist er auch. Wir haben uns die Pause verdient und schlürfen gleich zwei Cappuccino hintereinander weg. Auf Thomas‘ Geheiß gibt’s für mich einen Brownie dazu, der eigentlich Mittagessen und Abendessen gleichzeitig abdecken könnte.

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Einmal U-Bahn und Schienenersatzverkehr später sind wir wieder in Boston, wo die Abendsonne die Häuser noch einmal in ein letztes tiefrotes Licht eintaucht. Signal für uns, zum Hotel zurückzugehen, denn hier wird es mit der Dämmerung ratzfatz dunkel.

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Die Hexen von Salem

Es ist Sonntagmorgen. Nach einem reichhaltigen Frühstück machen wir uns auf den Weg zur Long Wharf. Dort startet unser Schiff hinüber zu unserem Tagesziel: Salem. Früh morgens hat es noch geregnet, aber nach dem Frühstück hat der Wind die letzten Wolken beiseite geschoben, der Himmel präsentiert sich wolkenlos. Dennoch sind die Bänke auf dem Boot – aus Metall – doch etwas frisch zum drauf sitzen. Thomas zeigt hier mal, wie kalt die Bänke tatsächlich sind.

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Die Sonne wärmt aber trotzdem schon ganz angenehm. Ich genieße die morgendliche Ruhe und den Blick auf Bostons Waterfront. Man kann’s auch schlechter erwischen…

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Drei Mal wird gehupt, schon legt unsere Fähre ab und Bostons Skyline wird langsam immer kleiner.

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Wir fahren hinaus aufs offene Meer und beim Leuchtturm biegen wir links ab.

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Angekommen in Salem schleppe ich Thomas erstmal in Ye Olde Pepper Companie, meinen Stamm-Schokoladen-Dealer in Salem. Zu dem gibt es eine lange Geschichte von meinem letzten Besuch, die ich aber schon ein bisschen zu oft erzählt habe, und mir hier lieber spare. Leider gibt es im Laden heute gar nichts. Schokolade aus. Pralinen aus. Turtles aus. Alles aus. Enttäuscht ziehen wir weiter… 😉

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Schon auf dem Weg vom Haus mit den Sieben Giebeln (Literaturkennern vielleicht ein Begriff – wir haben leider noch keinen Hawthorne gelesen) kommen uns erste unheimliche Gestalten entgegen.

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Die Dekorationen einiger Häuser sind schon recht aufwändig und ausgefallen. Man beachte die in blauer Plastikfolie eingepackte Leiche…

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… und auch ein echtes Ungezieferproblem scheinen sie hier zu haben.

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Wir machen aber erstmal etwas Kulturprogramm. Salem war lange Zeit der größte Handelshafen Nordamerikas, eine stattliche Überseeflotte machte hier in der Bucht fest und transportierte Handelsware von und nach Indien und Asien. Damals noch ein ungemein langer Weg: Entweder ‚gen Osten rund um Südamerika, oder ‚gen Westen, rund um Afrika. Kap Horn oder Kap der Guten Hoffnung – Kanäle in Panama und Suez gab es noch nicht. Und alle Waren waren natürlich erstmal ordentlich zu verzollen, im Custom House.

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Direkt vor dem Zollhaus liegt die Friendship, ein Nachbau eines typischen Handelsschiffs. Als ich zuletzt vor zwei Jahren hier war, hing dort nur ein Zettel „Where is the Friendship?“, schön dass der Klipper diesmal wirklich da ist. Und der Government Shutdown ist auch vorbei (das gesamte Ensemble hier ist ein National Monument), also hindert uns nichts daran, die Friendship zu besichtigen, und uns von den Volunteers auf dem Schiff erklären zu lassen, wie das alles so funktioniert hat auf einem Handelssegler.

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Doch auch hier laufen uns schon wieder unheimliche Gestalten über den Weg…

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Jetzt wollen wir aber mehr wissen. Wir folgen der Beschilderung Richtung Hexenmuseum und Hexendorf. Man beachte die auf dem Besenstiel reitenden Hexen auf diesen offiziellen Straßenschildern.

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Ein fieses Wesen wacht hier über dem Waxmuseum, das wir uns so früh am morgen lieber sparen. Statt dessen trinken wir erstmal zum Aufwärmen einen Hot Cider.

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Neben dem alten Dorffriedhof mit Gräbern, die bis zurück zu 1630 datieren, liegt das Witch Memorial, das an die 20 Hexen und Hexer erinnert, die hier in Salem hingerichtet wurden. Heute ist die ganze Gegend aber mit maskierten Halloween-Gästen bevölkert.

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Einige haben sich für ganz schön fiese Kostüme entschieden.

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Letztlich suchen wir noch die Statue des Ortsgründers auf, die direkt vor dem Hexenmuseum steht. Und irgendwie sieht der gute Mann doch selber wie eine Hexe aus, oder?

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In der Ferne hören wir schon unsere Fähre hupen, es ist Zeit für den Rückmarsch zum Schiff. Dieses Haus scheint ebenfalls das Ungetier ganz schön anzuziehen.

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Genug gegruselt. Wir fahren gemütlich der Abendsonne entgegen, zurück nach Boston Long Wharf.