Mit dieser Headline hatte der Seattle Chronicle den Run zum Klondike ausgelöst. Die ersten Goldsucher waren mit den Taschen voll Gold zurückgekehrt und nun wollten alle ihr Glück versuchen. Einige haben bis heute nicht aufgegeben. Neben ein paar größeren Minen gibt es an Alaskas Goldadern noch viele hundert Einzelkämpfer. Schon auf unserer Fahrt Richtung Dawson, am 40 Mile River haben wir die ersten Goldsucher gesehen. Die Grundausstattung: Ein Bagger, ein Bulldozer, ein Gerät zum Einsaugen des Flusssandes. Alle Claims sind nach wie vor vergeben und aktiv. Einfach mal am Fluss ein wenig Goldschürfen – keine gute Idee. „Claim Jumping“ wird hart bestraft.
Es ist unglaublich, welche Infrastruktur 1898 in kürzester Zeit aufgebaut wurde, um die Goldsuche möglich zu machen. Kein Wunder, dass am Ende vor allem jene reich wurden, die den Prospektoren Transportdienste, Unterkunft, Waren und Werkzeuge verkauften. Im Grunde ist das heute auch noch so.
Nachdem die ersten Goldsucher noch mit Schaufel und Pfanne arbeiteten, kamen dann Investoren, die für teures Geld große Gerätschaften, sogenannte Dredges bauen ließen und mit diesen – ähnlich einem Braunkohlebagger – die Flussbette lückenlos durchwühlten. Die Größte davon – die Dredge No. 4 – ist heute ein National Monument, das wir nun besichtigen wollen.
Zwar waren die Claims zu dieser Zeit alle schon abgesteckt, und für die Dredge benötigte man eine ganze Menge Claims, natürlich alle nebeneinander. Aber da die Dredges kaum ein Körnchen Gold zurückließen, garantierten sie auch hohe Erträge. Das wiederum garantierte hohe Abgaben, und so war man gerne bereit den Betreibern der Dredges die entsprechenden Rechte zu verschaffen.
Außerdem schafften die Dredges längerfristig verlässliche Arbeitsplätze – während die Gold Miner von heute auf morgen zum nächsten Gold Rush weiterzogen, blieb eine Dredge für Jahre am gleichen Ort. Auch das sahen die Offiziellen in Dawson gern, denn die Stadt hatte gerade begonnen Fuß zu fassen – und man wusste von anderen Orten, wie schnell diese wieder zu Geisterstädten verwaisen können.
Das Baumaterial für die Dredge wurde komplett aus dem Süden herbeigeschafft. Benötigt wurden massive Balken, die aus den dünnen Bäumen hier im Norden nicht geschlagen werden konnten. Einige Zahnräder in der Dredge waren zu groß, um sie durch den Eisenbahntunnel über den White Pass, also über die kürzeste Route, zu befördern. Sie wurden daher einmal um halb Alaska herum- und den ganzen Yukon heraufgeschifft.
Die Dredge schaufelt vorne unentwegt Kies und Sand und Steine rein, die dann durch eine riesige, sich drehende Trommel von mehreren Metern Durchmesser hinunterrutschen. Das schwere Gold fällt durch die Löcher, wird dann über weitere Gitter gespült, bis es endlich in Kokosmatten hängenbleibt. Der ganze Rest wird hinten wieder ausgespien.
Das macht natürlich ganz schön Lärm. Die Dredge war über 50 Meilen weit zu hören. Wer auf der Dredge arbeitete. wurde in der Regel taub. Auf der Dredge selbst arbeiteten übrigens nur vier Mann. Weitere 400 waren drum herum mit dem Betrieb einer Dredge beschäftigt.
Bevor die Dredge loslegen konnte, musste der Boden vorbereitet werden, so wurde – anfangs mit Feuern, später mit heißem Dampf – zuerst der Permafrost-Boden aufgetaut und abgetragen, bis man zum Kies darunter vorstoßen konnte. Allein diese Vorbereitung dauerte bis zu drei Jahre.
Die Dredge No. 4 wurde gar elektrisch betrieben, dazu baute man Dämme und Kraftwerke oben am Fluss. Dawson City kam so zu dem Namen „Paris des Nordens“, denn die Stadt hatte schon elektrischen Strom, als andere noch nicht mal davon gelesen hatten.
Die Dredge durchpflügt also die Landschaft und gräbt sie dabei einmal komplett um. Die Dredge No. 4 liegt am Bonanza River, einem Zufluss des Klondike. Alle Flüsse hier wurden also schon ein Mal komplett, viele Meter tief umgegraben. Und werden heute von professionellen Goldsuchern ein zweites Mal umgegraben, denn die Dredge könnte ja etwas ausgelassen haben.
Auf fremden Claims zu schürfen ist also keine gute Idee. Aber einen Claim hat die Klondike Visitors Association, quasi das „Fremdenverkehrsamt“ von Dawson, gekauft. Hier dürften Besucher bis zu drei Tage Gold suchen – jedoch nur mit Schaufeln und Goldpfannen. Sonst ist alles erlaubt – nur die Straße darf nicht abgetragen oder untergraben werden.
Der Boden sieht hier aus wie Schweizer Käse, jeder hat mal irgendwo ein Loch gegraben. Ich bediene mich mangels Spaten an einem schönen, großen, frischen Loch.
Aaah! Ob da Gold dabei ist?
Mit dem Dreck in der Hand geht es dann an den Fluss. Hätte ich jetzt eine Goldpfanne dabei, so wie diese japanische Reisegruppe, könnte ich sofort loslegen und schnell reich werden! Aber bei fünf Grad Wassertemperatur hab‘ ich mir die Klunker dann lieber doch im Museum angeschaut…
Am Abend gönnen wir uns einen leckeren Burger bei Kondike Kate’s.
Letztlich zieht es uns dahin, wo alle Goldsucher nach beschwerlicher Arbeit Ihren Tageslohn hintragen: Ins Casino.
Bei Diamond Tooth Gertie’s stehen nicht nur Spieltische, hier tritt auch jeden Abend Gertie mit ihren Girls auf.
Die Show war klasse, aber nach dem harten Goldschürfen müssen die beiden Goldsucher jetzt in die Falle.