Der Fotograf

Auf der Wiese nebenan üben zwei junge Frauen mit dem Hula Hoop Reifen. Als Thomas mit gezückter Kamera auf sie zusteuert, kommt nicht etwa ein „Zieh Leine“, sondern sofort die Frage „Photo, or Video?“ „Photo!“ antwortet Thomas, und sofort wird eine Pose vorgeführt, perfekt fürs Foto (das ich hier gerne noch einfüge, sobald Thomas es mir rüberschickt). Was sie wohl bei „Video“ vorgeführt hätte?

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Baywatch

Am Pier in Santa Monica haben wir uns zwei sportliche Beach Cruiser ausgeliehen, ich weiß ja nun, dass das hier Pflicht ist. Ab geht’s also auf dem Bike Path, der sich zwischen Fußgängerweg und Strand schlängelt, runter nach Venice Beach. Es ist angenehm ruhig hier an einem Freitagmorgen, nicht vergleichbar mit dem Sonntag, als ich zuletzt hier war. Trotzdem ist schon was los am Strand. In den Cafes füllen sich langsam die ersten Plätze, bei den Skatern darf auch das ältere Eisen mal durch die Betontöpfe flitzen, und die Surfer sind wahrscheinlich schon seit Sonnenaufgang im Wasser. Auch einige Lifeguards haben schon ihre Positionen bezogen, ziemlich fotogen, wie wir finden.
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Frühsport

So, als Erstes gilt es nun die Frühstückskalorien wieder abzutrainieren. Also ab zum Muscle Beach, wohin sonst. Die meisten Sportgeräte sind am frühen Morgen noch frei, und wir starten unser Workout wie gewohnt an den Ringen. Schnell erreichen wir Begeisterung und Aufmerksamkeit beim Publikum, dennoch lassen wir die Oberteile an. Wäre ja noch schöner.

Wie es so ist in den USA werden wir umgehend von einem der wenigen Trainierenden, einem Afro-Amerikaner, angesprochen. Anstatt uns missbilligende Blicke zuzusenden, ernten wir aufmunternde Zurufe des Herrn, der gerade am Reck trainiert. Wir gehen zu ihm hinüber, fragen ihn, ob er sonst auch an den Ringen arbeitet. Früher schon, erfahren wir, aber er ist nun schon über 60 und will es nicht mehr übertreiben? Über 60? Entweder der lügt, oder es ist einfach unfassbar. Mit seinen Oberarmen aus Stahl zieht er sich wieder und wieder am Reck hoch, ohne mit der Wimper zu zucken.

Er erklärt uns, dass er früher alles ausprobieren musste, Alkohol, Rauchen, Drogen, und wie der Sport ihm da herausgeholfen hat. Auch die Vorzüge der Fitness auf sein Eheleben lässt er mit einem breiten Lachen nicht unerwähnt. Er selber war im Korea-Krieg, sein Sohn ist gerade aus Afghanistan zurück, und jetzt in Deutschland stationiert. Er will ihn unbedingt mal besuchen, und bei der Gelegenheit natürlich die Concentration Camps besichtigen. Naja, jeder hat so seine Vorstellung von den Touristenattraktionen bei uns. Es gibt auch Schönes bei uns in Bayern, nur mit den Stränden sieht’s ein bisschen mau aus, entgegnen wir und beenden dann unseren Morgen-Workout. Der Smalltalk mit wildfremden Menschen hier ist doch immer wieder ein Erlebnis. Ein schönes.

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Morgähn

Wie könnte man einen Morgen anders beginnen, als mit einem Strawberry French Toast, Applewood Smoked Bacon, ein paar Buttermilk Pancakes, Scrambled Eggs, Cream Cheese Bagels, Fresh Fruit sowie viel Kaffee und Orangensaft. Ich will natürlich auch den Blick von der Veranda des The Georgian über Palmen und Strand hinaus auf den Pazifik nicht verschweigen.

Und auch zu gucken gibt es von der Veranda aus so einiges. Ganz fleißige kommen um 7h schon vom Joggen oder Surfen zurück, oder sind gar mit dem Rennrad auf dem Pacific Coast Highway unterwegs. Eine Gruppe von Harley-Fahrern checkt gerade aus und braucht kaum eine halbe Stunde um alle Maschinen drei bis vier mal gestartet zu haben, und sich gegenseitig mit mindestens zehn verschiedenen Kameras zu fotografieren. Meine Theorie, dass die gerade die Route 66 von Chicago rübergeritten sind, trifft wohl nicht zu, sonst hätten sie wohl schon genug Fotos. Ich denke, die machen sich auf den Weg auf dem Highway 1 gen Norden. Dann gute Fahrt. Wir machen jetzt erstmal einen Spaziergang in der Morgensonne, runter zum Pier, schauen wann der Radlverleih aufmacht. Harley mieten.

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On the Road Again

Nun denn, aus organisatorischen Gründen musste ich einige Wochen in diesem kalten Deutschland verbringen, nun bin ich aber wieder vor Ort, um nahtlos die Berichterstattung wieder aufzunehmen – aus Santa Monica, California. Diesmal reise ich zum Glück mal wieder in Begleitung des Herr Kollegen Thomas. Nach laaangem Flug haben wir in meiner Stammherberge in Santa Monica eingecheckt, dem altehrwürdigen The Georgian Hotel. Nach einen kurzen Bummel über die spät abends nicht mehr so bevölkerte 3rd Street Promenade gibt’s nur noch zwei Dinge: Duschen und Bett.

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