Steilküsten, Vulkane und Elfmeter

Über Nacht hat sich der Sturm nur minimal gelegt, das Wetter bleibt arg isländisch: Auf dem Weg zum Frühstück Sonnenschein, auf dem Rückweg der erste Regenschauer. Fünf Minuten später wieder Sonnenschein.

Die Wanderung zum Nachbarort Hellnar hatten wir gestern sturmbedingt unterbrochen, also fahren wir heute kurz mit dem Auto dort vorbei, laufen ein wenig über den neu angelegten Küstenweg (wenn auch zusammen mit drei Ladungen Bustouristen) und kaufen uns lecker Kuchen für die spätere Brotzeit.

Unser nächster Stopp gilt den Felsnadeln von Londrangar. Tatsächlich sind die Zinnen das erstarrte Innere eines Vulkans. Die Höhe der Felsen lässt sich erahnen, wenn man den nur kurz dahinter liegenden Leuchtturm ansieht (der auch schon ganz schön hoch ist).

Vorne fallen die Klippen dann senkrecht in’s Meer und in den Felsen ist jeder denkbare Platz durch brütende Vögel besetzt.

Weiter geht’s nach Djúpalónssandur, eine Bucht mit mehr Geschichte, als man hier draußen erwarten würde.

Vor langer langer Zeit war das hier eines der größten Fischfangzentren Islands mit bis zu 60 Fischerbooten. 400 Menschen lebten mal in dieser Bucht, heute ist kaum mehr etwas davon zu sehen. Seinerzeit prüften hier die Fischer die Kräfte ihrer Bewerber mit dem Anheben dieser vier Steine, die alle einen eigenen Namen haben. Der 23 kg schwere Stein ist der „Schwächling“, es folgt der doppelt so schwere „Brauchbare“, der „Halbstarke“ (100 kg) und der „Ganzstarke“ mit 154 kg. Mindestens der „Brauchbare“ musste auf einen hüfthohen Felsen gehoben werden, um einen Platz auf dem Fischerboot zu ergattern. Die Steine liegen heute wie damals hier am Strand herum …

… und jeder darf mal ran.

Schließlich ist die Bucht noch übersäht mit verrosteten Teilen eines 1948 gestrandeten Schiffes. Nur 4 der rund 20 Mann Besatzung überlebten die Havarie. Die Trümmer stehen heute unter Schutz und dürfen nicht bewegt werden.

Das ganze hat schon etwas Gespenstisches.

Der Strand selbst besteht aus herrlich rund geschliffenen schwarzen Kieseln, die von der Sonne vorgewärmt wurden.

Und eine beeindruckende Brandung gibt es auch noch zu bestaunen.

Wir verbringen einige Zeit hier an diesem Strand.

Die verrosteten Trümmer machen sich auch ganz gut auf dem einen oder anderen Foto.

Während unseres gesamten Besuchs am Djúpalónssandur hatte es nicht einmal geregnet! Und sogar die Sonne schien.

Etwas übermütig wollen wir daraufhin ein Stückchen weiter (etwas von der Küste entfernt) eine Wanderung auf einen Vulkankegel machen. Wir packen unsere Sachen – und flüchten schon wieder zurück in’s Auto, noch bevor wir einen einzigen Schritt gegangen sind. Ein kurzer Wolkenbruch erinnert uns daran, dass wir hier nicht in der Südsee sind.

Wir geben also auf und fahren stattdessen zu dem Vulkan, um ihn auf kürzestem Weg zu besteigen – während der Sturm uns einen Schauer nach dem anderen um die Ohren haut.

Das Besteigen als solches geht leicht, die Treppe auf den Vulkankegel ist nagelneu.

Ein Blick auf den rund 100 Meter hohen Nachbarvulkan.

Oben angekommen empfängt uns ein Sturm sondergleichen, sodass wir nach ganz ganz kurzem Stopp wieder den Weg nach unten antreten. Natürlich fängt es wieder an zu regnen.

Zurück am Auto scheint wieder die Sonne und wir haben für heute genug vom Wandern. Na gut, einen kurzen Spaziergang zu den Relikten einiger alter Bauernhöfe noch.

Dieser alte Brunnen war viele Jahrzehnte verschwunden. Man wusste, dass es hier mal einen Brunnen gab, aber alle Versuche, ihn zu finden schlugen fehl. Bis eines Tages ein alter Isländer seine frühere Heimat besuchte und nach einem Spaziergang zum Erstaunen aller sagte, er war dort, wo früher der Brunnen war. Er konnte sich also noch erinnern, wo der Brunnen einst lag, und so fand man die Quelle wieder. Über dem Brunnen liegt ein markanter Walknochen.

Ich gucke unten mal nach dem Rechten, aber der Brunnen liegt trocken.

Jetzt ist es aber genug Wind für heute. Wir laufen das nächste Kaffihus an, wo wir unseren Zuckervorrat aufstocken.

Unser Etappenziel Grundarfjörður heißt uns mit einem doppelten Regenbogen willkommen.

Wir beziehen unsere Hütte, die etwa 10 Minuten vom Ort entfernt liegt.

Ein super Ausblick!

Auf dem Weg zurück in den Ort geben sich Sonne und Regen große Mühe eine möglichst dramatische Lichtstimmung herzustellen.

Die Straße führt ganz nah am Grundarfoss vorbei.

In Grundarfjörður suchen wir uns zunächst mal einen Ort zum Fussballschauen. Um 18:00 spielt Island gegen die Kroaten.

Da es hier ohnehin nur drei oder vier Läden gibt, finden wir am Café im Ortszentrum schon die ersten Fußballgucker. In einem abgedunkelten Kino mit rund 30 Plätzen sitzen 20 Isländer und vier Touristen.

Wir kommen gerade pünktlich zum Schluss der ersten Halbzeit, da steht es ohnehin noch 0:0.

Beim 1:0 für Kroatien ist erste Enttäuschung anzumerken.

Beim Elfmeter für Island geht dann die Post ab.

Isländer, und vor allem Isländerinnen, haben sehr laute Stimmen.

Beim 2:1 für Kroatien wird es wieder ruhig.

Dann ist die Sache für Island gelaufen. Trotzdem sind die Isländer stolz, zum ersten Mal bei der WM dabei gewesen zu sein.

Wir gehen jetzt erstmal eine Pizza essen.

Anschließend machen wir noch einen kurzen Ausflug zum Kirkjufells, dem wohl meistfotografierten Berg Islands.

Die Abendsonne taucht die Umgebung in ein schönes Licht.

Ein anständiger isländischer Hof hat doch einen eigenen Wasserfall.

Der Kirkjufells, also der Kirchenfelsen. Die Dänen nannten ihn hingegen den Zuckerhut. Dänen halt.

Kurzer Aufstieg zum Kirkjufellsfoss, dem zugehörigen Wasserfall.

Gegenüber des Wasserfalls hat man die beste Perspektive.

Auf dem Rückweg gucken wir uns noch ein paar Islandponys an.

Und dann sitzen wir noch lange hinter der Scheibe in unserer warmen Hütte und sehen der Mitternachtssonne zu.

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