Von der Lavapiste zum Lavakuchen

Nachdem wir uns in unserem Würfel über der Bucht von Grundarfjörður ein kleines Frühstück aus Joghurt und Müsli gebastelt, und dabei wie gehabt den Ausblick über den Fjord und den lokalen Flughafen (eine grüne Wiese mit einer Windhose an einem Ende) genossen haben, starten wir wieder.

Es geht zunächst die Küste entlang von Fjord zu Fjord. Die Flut läuft gerade ab. An einer Brücke ist der Fjord durch den Damm so verengt, dass eine Strömung wie von einem reißenden Fluss entsteht. Hier entdecken wir einen Seehund beim Fischen.

Kurze Zeit darauf biegen wir von der Hauptstraße ab und nehmen die Piste durch den Berserkjahraun. Natürlich gibt es eine Sage von zwei Berserkern, die hier … nunja, an die Details kann ich mich nicht mehr erinnern, aber es kann davon ausgegangen werden, dass entweder jemand ertränkt, oder in eine Schlucht geworfen wurde. Oder die Geschichte handelte von Trollen, die beim Anblick von Sonnenlicht versteinern. Letzteres ist in dieser Gegend besonders gut möglich. Denn das „hraun“ im Namen heißt „Lavafeld“. Und wer sich die Lava mal genau ansieht, der erkennt an jeder zweiten Ecke einen versteinerten Troll. Nun, ich schweife ab. Wir fahren also auf die Lavapiste ab.

Die Piste führt uns in wenigen Kilometern aus grünen Schafweiden in eine Mondlandschaft.

Dann geht es quer durch’s Lavafeld. Die Lava türmt sich 20 oder 40 Meter hoch, die einzelnen Brocken sind auch einige Meter hoch. Die Vorstellung, ein solches Feld weglos zu Fuß zu durchqueren erscheint unmöglich. Nun gut, wir sind ja auf einer Straße unterwegs.

Die Straße nutzen auch die Schafe gern, weshalb man immer etwas vorsichtig um die Kurven fahren sollte.

Hunderte Meter weit türmt sich die Lava auf.

Wir entkommen dem Berserkjahraun und erreichen wieder die normale Straße. Diese führt uns direkt nach Stykkishólmur, einem weiteren großen Hafenort auf Snaefelsness. Der Hafen liegt hinter der steil abfallenden kleinen Insel Súgandisey, die heute mit einem Damm mit dem Festland verbunden ist. Das hat einerseits den Vorteil, dass der Hafen damit wirklich gut geschützt ist, und andererseits, dass man die Insel trockenen Fußes erreichen kann.

Die steile Flanke der kleinen Insel besteht aus mit orange leuchtendem Moos bewachsenem Basalt.

Mittig auf Súgandisey  steht ein alter Leuchtturm, von dort hat man einen schönen Blick zurück auf den Ort. Am linken Rand sieht man das überdimensionierte Seminarzentrum der katholischen Kirche (eine Enklave im evangelischen Island) und dahinter die moderne Betonkirche.

Die Betonkirche von Stykkishólmur. Über Geschmack lässt sich streiten.

Über uns kreisen die Möven, die Sonne wärmt uns und lässt die Lupinen leuchten.

Nachdem der Ort doch schnell erkundet ist, und die Sonne auch nicht lange blieb, kehren wir Mittags in einem netten Café auf eine Fischsuppe ein.

Danach geht es wieder zurück in den Süden.

Da das Wetter heute viel besser ist, als auf unserer Hinfahrt, halten wir noch einmal bei den Basaltsäulen. Hinzu wurde unser Spaziergang durch einen Graupelschauer unterbrochen. Nun können wir uns die Monster noch einmal schön aus der Nähe ansehen.

Wir klettern hoch, bis zu einer markanten Säule, die sich leicht schräg nach vorne neigt. Ein schönes Fotomotiv. Beachtet man, wie schief der Horizont auf dem Bild ist, sieht man, dass sich die Säule in Wirklichkeit noch etwas weiter neigt.

Nach diesem Ausflug ganz ohne Regen- oder Graupelschauer düsen wir die Straße nochmal 20 Kilometer zurück, wo an einer Abzweigung ein Art Raststätte war. Wir hoffen, in dem Café noch die letzten 15 Minuten des Spiels Deutschland – Südkorea sehen zu können, aber leider gibt es keinen Fernseher. Also erleben wir die letzten fünf Minuten, einschließlich der beiden Tore nur, indem wir immer wieder den Spielstand auf dem Handy abrufen. So werden wir uns noch lang daran erinnern können, dass wir diese kapitale Niederlage an einer, aus einer einzelnen im Freien stehenden Zapfsäule bestehenden Tankstelle im Westen Islands erlebt haben. Wir kaufen uns darauf eine Waffel und einen Kaffee an der Bude neben der Zapfsäule und fachsimpeln mit den Isländern über’s Rausfliegen aus der WM-Vorrunde.

Danach fahren wir wieder weiter zurück in den Süden, wo tatsächlich ein wenig die Sonne scheint. Genau genommen, war es bisher den ganzen Tag trocken, und auch der Sturm hat nachgelassen.

Wir schaun kurz mal, ob die Elfen zuhause sind. Damit die lästigen Dinger nicht in’s Haus einziehen, bauen viele Isländer den Elfen im Garten eigene kleine Häuschen, die Elfenwohnungen.

Wir spazieren etwas durch Borgarnes, einen auf Felsen in einen Fjord gebauten Ort und fahren dann zum Hotel, wo uns ein schönes Bad bei 39°C draußen im Hot Tub erwartet. Danach – es regnet nun endlich wieder – geht es zurück nach Borgarnes, wo wir den Tag mit einem traditionellen isländischen Essen namens „zermatschter Fisch“ (eine Fisch-Kartoffel-Pampe, aber sehr gut) und schließlich einem warmen Lavakuchen „Eyjafjallajökull“ nebst Blaubeereis abschließen.

Zurück im Hotel erwägen wir einen zweiten Gang in den heißen Topf, lassen diesen aber ob aufkommendem Völlegefühl ausfallen. Der Regen lässt wieder nach, und wir beobachten, wie auf dem Golfplatz vor dem Hotelzimmer die letzten Spieler ihre Runde gegen Mitternacht beenden. Hell genug dafür ist es ja.

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