Von Silver City nach El Paso

Für den heutigen Tag haben wir nicht allzu viel geplant, also lassen wir es gemütlich angehen und stellen den Wecker auf 8 Uhr (das ist nach Arizona-Zeit trotzdem 7 Uhr, an die hatten wir uns nun auch schon wieder gewöhnt). Nach dem Frühstück laufen wir in der Historic Downtown von Silver City ein wenig die Hauptstraße rauf und runter. Leider ist die Stadt heute morgen ein bisschen ausgestorben, es ist Sonntag.

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An der Ecke Main Street / Broadway waren wir gestern in der Little Toad Brewery, also der Kleiner-Frosch-Brauerei, das war sehr lustig. Wenn das echte Oktoberfest zu Ende ist, dann feiert ja die ganze Welt Oktoberfest (denn naiverweise denken alle ja, das Oktoberfest wäre im Oktober). Im Little Toad wird das gaaanz speziell. Sogar mit Hammerschlagen. Was auch immer das sein mag. Vielleicht ganz gut, dass wir da nicht mehr da sind.

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Im Jumping Cactus gehen wir noch einen Cappuccino trinken, dann starten wir.

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Silver City liegt sehr nett inmitten hoher Kiefernwälder in den ersten Ausläufern der Rocky Mountains. Verlässt man die Stadt, fährt man ein wenig bergab und schon stehen links und rechts nur noch dürre Büsche. Wir machen einen Stopp in der City of Rocks, einem Haufen haushoher Felsbrocken, die wie ein kleines Städtchen in der Wüste stehen.

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Es ist ganz lustig, im Labyrinth der Felsen herumzulaufen und auf kleiner hinaufzukraxeln. Aber ehrlich gesagt, haben wir schon Beeindruckenderes gesehen. Ein Zwischenstopp zum Beinevertreten kommt aber immer Recht.

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Ein weiteren solchen Halt legen wir in Mesilla ein. Der kleine Ort hat eine schöne Plaza zum Drumrumschlendern und nette Adobebauten rund um die Plaza. Als wir ankommen ist trotz (oder gerade wegen) des Sonntags richtig was los. Auf der Plaza ist heute Jazzfest und alle haben ihre Klappstühle mitgebracht, sitzen im Schatten und warten, bis die nächst Big Band startet.

An der Straßenecke gegenüber entdecken wir eine Bar mit schattiger Terrasse, nichts wie hin!

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Auch Mesilla ist schon im Halloween-Fieber.

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Nicht alle Adobebauten sind so schlicht, wie das Post Office, aber man fühlt sich wirklich schon wie in Mexiko.

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Und die Plaza ist schön geschmückt, fürs Jazzfest. Wir beobachten das ganze jedenfalls von unserem Logentisch bei Emilia’s on the Plaza aus. Die gemütliche, ruhige Sonntagsstimmung hier gefällt uns!

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Abends erreichen wir El Paso, die westlichste Stadt in Texas. Den kleinen Abstecher wollten wir unserem Auto, das ein texanisches Kennzeichen hat, doch gönnen. Kurz nach Sonnenuntergang fahren wir zum Scenic Drive hoch, von wo aus man einen schönen Überblick über El Paso hat.

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El Paso liegt direkt am Rio Grande, der hier die Grenze zu Mexiko markiert. Auf der anderen Uferseite liegt die mexikanische Nachbarstadt Ciudad de Juarez mit mehreren Millionen Einwohnern. Im Vordergrund sieht man (spärlich beleuchtet) die großzügigen Grundstücke der Einwohner von El Paso. Im Hintergrund dann Juarez mit hunderten engen Straßen.

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Wir haben es uns erspart, nach Mexiko rüber zu gehen (unseren Mietwagen hätten wir nicht nehmen dürfen), nur weil die Tacos dort etwas billiger sind. Tatsächlich waren sie auch in L&J’s Café ziemlich günstig: Keine $4 für einen Burrito – im Restaurant mit Bedienung, wohlgemerkt, nicht auf die Hand.

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Chiricahua National Monument

Uiuiui, ich komme mit dem Schreiben gar nicht hinterher…

Nachdem wir uns bei den Bisbee Coffee Roasters mit frischen Scones eingedeckt haben, starten wir zum Chiricahua National Monument, das sich als echter Geheimtipp herausstellt. Es ist eben auch etwas abgelegen.

Zwei Stunden Fahrt durch trockene, flache Täler, das bedeutet: Geradeaus fahren, rechts mal ein Rind, links mal eine Windhose, die den staubigen Boden aufwirbelt, einzelne Häuser, bei denen man sich fragt, wie man hier nur wohnen kann (und warum?), große künstlich bewässerte grüne Kreise, riesige Kornsilos, und weit sichtbare Warnschilder, wenn dann doch mal eine Kurve kommt. Das Ziel, ein kleines Gebirge am Rande des Tals hat man schon seit einer Stunde vor Augen, nur ganz langsam kommt es näher. Dann kommt das, was uns hier immer wieder fasziniert: Innerhalb weniger Minuten durchfährt man mehrere Vegetationszonen. Gerade stand man noch in der Wüste und ein Dornbusch wehte über die Straße. Plötzlich fließt da ein Bach und richtige Bäume spenden Schatten.

Bei perfektem Wanderwetter starten wir auf den Rundweg durch die unglaublichen Felsformationen von Chiricahua. Einige scheinen gar die Schwerkraft zu ignorieren.

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Wir kommen an riesigen pilzförmigen Felsen vorbei.

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Dann steigen wir durch die Felstürme hindurch langsam ab. Die höchsten Felsnadeln sind über 90 Meter hoch!

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Plötzlich plätschert es neben uns, ein Bach fließt zwischen den Felsen hindurch.

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Der Wanderweg macht einen Knick, wir verlassen das Tal mit dem Bach, und auf der sonnenzugewandten Seite stehen wieder Kakteen und Agaven.

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Unser Weg ging die ganze Zeit bergab. Das müssen wir nun alles wieder hoch. Aber auch wenn die Sonne ganz schön brennt, hat es vielleicht so 24°C, und beim Aufstieg spenden wieder ein paar Bäume und der Bergrücken Schatten.

Unterwegs sehen wir noch ein paar Spechte…

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… Echsen …

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… Mumien …

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… und eine Stellar Jay – das ist ein Verwandter des Blue Jay. Der wiederum ist auch bekannt als Picnic Bird, weil er immer gleich ankommt, wenn irgendwo ein Krümel runterfallen könnte. Und tatsächlich treffen wir diesen hier an einem Picknickplatz.

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Wieder oben angekommen ergibt sich ein schöner Blick ins 600 Meter tiefer gelegene Tal…

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…und bei der Fahrt aus dem Park blicken wir noch einmal zurück auf die Felsnadeln, die da wie Orgelpfeifen stehen.

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Dann geht es wieder zurück ins backofenwarme Tal.

Auf der Weiterfahrt steht unerwartet ein Abschleppwagen quer auf der Straße. Der Sheriff ist auch schon da, hat aber nicht wirklich daran gedacht, den Verkehr abzusichern. Hier kommen eh nur eine Hand voll Autos in der Stunde vorbei. Eine Frau läuft auf uns zu und erklärt uns, was passiert ist – aber das haben wir nun auch schon gesehen: Eine Kuh steckt mitten auf der Straße im Cattle Guard, also im Weiderost, fest. Die arme Frau nennt die Kuh ihr „Baby“. Die arme Kuh (ein riesiges Viech!) ist schon ganz abgekämpft. Hoffentlich gelingt es ihnen, das Tier aus dem Rost zu befreien. Wir dürfen langsam passieren.

Ohne weitere Zwischenfälle erreichen wir in der Dämmerung Silver City, New Mexico (blöderweise verlieren wir heute wieder eine Stunde, da wir Arizona verlassen haben). Durch unsere ohnehin schon späte Ankunft, und die verlorene Stunde, bleibt uns nicht mehr viel Wahl beim Essen gehen. Auf Kettenrestaurant am Highway haben wir keine Lust, aber einige der Restaurants im Historic Downtown machen hier schon um 20:30 zu. Also gehen wir in die lokale Brewery, die haben immerhin bis 24 Uhr auf (ist ja Samstag!) – und in der Brewery gibt es auch (ganz tolle!) Livemusik.

Bei Johnny Cash essen wir Steak Salad und Fish Tacos und beobachten das Kleinstadtleben. Was hier für Gestalten herumlaufen, man kann es manchmal mit Worten nicht beschreiben.

Letztlich fallen wir satt aus der Kneipe und danach direkt müde ins Bett. Wandern bei diesem Klima, dieser gleißend hellen Sonne und klaren Luft ist ganz schön anstrengend. Morgen ist Sonntag. So ein Glück.

Bisbee

Wir übernachten in Bisbee in einem sehr hübschen Apartment in einem alten Backsteinhaus mitten im alten Zentrum. Unsere Vermieter waren vor 20 Jahren auf Reisen, als Ihnen jemand ein Buch auslieh, aus dem das Lesezeichen herausfiel: Eine Postkarte dieses Gemäldes der Stadt Bisbee in Arizona. Sie beschlossen daraufhin, diese Stadt bei Gelegenheit mal zu besuchen, verliebten sich dort sofort in ein heruntergekommenes, historisches Gebäude, kauften es, restaurierten es sechs Jahre lang, und nun sind wir hier deren Gäste.

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Es ist wohl Nebensaison in Bisbee, wir sind in diesem Haus heute Nacht auch die einzigen Gäste, was hoffen lässt, dass uns keine Fernseher aus dem Nachbarzimmer, keine Klimaanlagen aus dem Zimmer unter uns und kein Getrampel aus dem Zimmer über uns stören dürften. Allerdings: Ganz allein sind wir möglicherweise doch nicht – auf Zimmer 6, 7, 8 und 11 soll es immer wieder spuken. Wir sind auf 7.

Bisbee ist ein hübscher Ort, dem man ansieht, wie reich die Kupferminen um den Ort herum ihn gemacht haben. Das Städtchen liegt schmuck in und an einem engen Canyon, was allein schon eine Besonderheit ist.

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Von den einst 29 Minen kann eine besichtigt werden, dafür haben wir uns heute morgen aus Tucson schonmal telefonisch angemeldet. Bei strahlendem Sonnenschein und vielleicht 27°C machen wir einen Bummel durch den Ortskern. So können wir uns noch etwas aufwärmen, bevor es in die angeblich nur 7°C kalte Mine geht. Sicherheitshalber flößen wir uns bei der Bisbee Coffee Company auch noch ein Heißgetränk ein.

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Dann fahren wir die zwei Minuten hinüber zur Mine. Kurz bevor wir dort aus dem Auto aussteigen können, gibt’s ein lautes Donnern, und schon geht ein Gewitter nieder. Wo kam das denn jetzt her? Der Himmel war doch gerade noch blau. Zehn Minuten später hat das Gewitter fertig und die Sonne scheint wieder. Ach, Arizona…

Wir werden nun mit Warnwesten, Helm und Grubenlampe ausgestattet. Das mit den 7°C bewahrheitet sich nicht – sie belüften die Mine neuerdings irgendwie anders, sodass es im Sommer nicht mehr ganz so kalt ist, drinnen. Auf unsere Daunenjacken, und auch auf die regensicheren Grubenjacken, die die Mine sonst ebenfalls stellt, können wir also verzichten.

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In einer kleinen Gruppe fahren wir nun tief in den Berg ein. Der – seinerzeit von Hand geschlagene – Stollen ist gerade groß genug, dass wir auf der Grubenbahn hindurch passen.

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Nach einer interessanten Stunde mit vielen Erklärungen und einem kurzen Marsch durch die einstigen Kupferstollen, fahren wir wieder aus und stillen letztlich unseren Bergmannshunger beim Mexikaner, während es in Bisbee langsam dunkel wird.

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Beim anschließenden Spaziergang sind noch angenehme 24°C, dazu ein klarer Sternenhimmel, eine schöne Nacht!

Während Batman offenbar Nachtschicht hat, gehen wir dann lieber schlafen – denn morgen wollen wir fleißig wandern gehen.

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Tombstone

Wir verlassen Tucson in Richtung Osten, unser erstes Ziel für heute ist Tombstone, Arizona, Kulisse des legendären Shootout zwischen Wyatt Earp und dem Clanton Clan.

Earp vertrat das Gesetz im weitgehend gesetzlosen Süden der 1880er. Nachdem die Cowboys am Vortag eine Postkutsche überfallen und dabei Kutscher wie Insassen erschossen, traf man sich am nächsten Tag um 12 Uhr Mittags am O.K. Corral zum Shootout. Für die Cowboys ging es danach direkt auf den Boothill Graveyard, den Friedhof, der so heißt, da dessen meiste Bewohner starben, also sie ihre Boots noch anhatten. Der perfekte Ort also, um den Besuch Tombstones zu beginnen…

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Und hier liegen sie auch schon, die drei „Opfer“ des Shootouts am O.K. Corral:

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Der „alte“ Clanton liegt gleich nebenan.

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Dann gibt es Dutzende Gräber auf deren Grabsteinen praktischerweise die Todesursachen genannt sind: Shot by Apaches, Hanged, Shot, Killed, Shot by a Chinaman. Oft ist auch gleich namentlich notiert, von wem sie erschossen wurden.

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Über dem Boothill Graveyard kreisen sprichwörtlich die Geier!

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Ups, John Heath wurde aus dem Gefängnis geholt und dann von einem Mob aus Bisbee gelyncht? Bisbee ist unsere nächste Station. Wollen wir da wirklich hin? Nochmal überlegen…

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George Johnson, dieser Pechvogel. He Was Right, We Was Wrong, But We String Him Up, And Now He’s Gone. Versehentlich gehängt… Kann vorkommen.

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Dann schauen wir mal rüber noch Downtown Tombstone. Kurz vor 12 Uhr ist die Main Street wie leergefegt. Kündigt sich da Unheil an?

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Der Postkutscher hat noch die Ruhe weg. Beruhigend.

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Aber im Schatten treiben sich allerlei windige Gestalten herum.

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Da schauen wir doch erstmal ins Bird Cage Theater. Die Bird Cages waren aber keine echten Vogelkäfige, sondern Separées auf der Empore, in denen man für ein paar Extradollar mit einer Dame verschwinden, und gegebenenfalls auch die Vorhänge zuziehen konnte.

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$22 für eine Bestattung in ausgewähltem Kiefernholz erscheint mir dennoch teuer!

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Das Pokerzimmer wurde offenbar hastig verlassen.

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Ah, da ist ja Wyatt Earp mit seinem Kumpel Doc Holliday! Die beiden scheint etwas zu beschäftigen, so laut diskutieren sie.

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Oh, auch in Tombstone ist schon Halloween.

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Aber was ist das? Wyatt Earp mit seinen Brüdern und Doc Holliday provokant auf der Main Street! Und das um fünf vor Zwölf! Das kann nichts Gutes verheißen.

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In solchen kritischen Momenten gilt: Runter von der Straße! Rein in den Saloon.

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In Big Nose Kate’s Saloon bestelle ich mir ein 1A Pastrami Sandwich mit Cole Slaw und Honey Mustard! Dazu gibt es Live-Musik. Da sollen sich die Ganoven doch ohne uns erschießen. Die erschießen sich eh dreimal täglich…

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Big Nose Kate war übrigens Doc Holliday’s beste Freundin…

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Der echte Marshal von Tombstone, also die direkten Nachfolger von Wyatt Earp (welcher Hilfsmarshal war), haben hier ihre Pferde geparkt.

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Das war also Tombstone. Wyatt Earp überstand den Shootout leicht verletzt, während Tom McLaury, Frank McLaury und Billy Clanton auf den Boothill umzogen. Wenige Monate später traf dann eine Kugel Wyatt’s Bruder um 10 Uhr morgens beim Billiardspielen. Und so ging es dann weiter und weiter und weiter, und am Boothill wurde es enger und enger und enger.

Aber gut, schauen wir mal, wie der Mob in Bisbee heute so lebt. Weiter Richtung Süden!

Cactus Forest

Nach zwei erholsamen Tagen in Scottsdale bei Phoenix (ohne spezielle Unternehmungen) sind wir nun weitergefahren nach Tucson. In Phoenix ist es ja immer heiß und trocken, und in Tucson ist es ebenso immer heiß und trocken (allerdings so zwei Grad weniger als in Phoenix). Momentan ist aber Monsunzeit, da geht fast jeden Nachmittag ein Mordsgewitter runter, und dann ist es nicht mehr heiß und trocken, sondern heiß und dampfig.

Nachdem wir das eher langweilige Zentrum von Tucson besucht haben – da war noch einwandfreier blauer Himmel – sind plötzlich riesige Gewitterwolken zusammengezogen, und es regnet in Strömen. Dann hört es plötzlich wieder auf und die Sonne scheint. Wir machen uns daher am frühen Abend auf den Weg in den Ost-Teil des Saguaro National Park. Wir gehen einfach mal davon aus, dass der Regen vorbei ist und wir dort vielleicht einem schönen Sonnenuntergang zusehen können. Wie naiv von uns.

Tucson besteht zu einem Drittel aus Luftwaffenstützpunkten. Ständig sieht man große Militärmaschinen starten und landen. Viele Quadratkilometer groß sind die Felder auf denen mitten im Stadtgebiet ausgediente Flugzeuge jeder Art und jeder Größe zwischengeparkt sind, und meist nur noch als Ersatzteillager dienen. Im Hintergrund dürfte ungefähr unser Ziel liegen. Dort scheint der Regen dann doch noch nicht vorbei zu sein.

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Tucson als Stadt geht ganz schön in die Breite (einige Einwohner auch), es dauert eine gute Stunde, die Stadt komplett zu durchqueren. Wir wohnen etwa in der Mitte und erreichen nach einer halben Stunde Fahrt den Nationalparkeingang. Dort hat der Himmel gerade die Schleusen geöffnet und wir warten erstmal einige Zeit im Auto.

Wir hatten ja immernoch gehofft, der Regen würde bald aufhören und der blaue Himmel würde noch vor Sonnenuntergang zurückkehren. Da haben wir uns für heute aber getäuscht: In einer Regenpause flitzen wir hinüber ins Visitor Center, aber da zieht schon das nächste Gewitter auf.

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Im Visitor Center rät man uns auch davon ab, heute noch in den Park zu fahren. Die Straße würde ganz schon rauf und runter gehen, und in den Senken dürfte nach dem Gewitter das Wasser stehen, sodass sie unpassierbar würden, und wir dann eingesperrt wären. Wir lassen es also lieber – es hätte sich ohnehin nicht gelohnt, da die Sonne hier heute nicht mehr herauskommt.

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Wir fahren also zurück in die Stadt und gehen lecker essen. Bei mir gibt es Lachsforelle mit Banane, Avocado, Jalapeños und Koriander auf Lauch und Bohnen. Eine interessante Kombination, die lecker schmeckt. Nur, was die Banane dabei zu suchen hat, weiß wohl nur der Koch.

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Normalerweise beginnen die Tage hier dann mit blendend blauem Himmel. Das Gewitter gestern scheint aber doch etwas stärker gewesen zu sein, und auch heute morgen gewittert es am Horizont ein wenig. Aber in Richtung des Teils des Saguaro Parks, den wir gestern besuchen wollten, sieht es trocken aus, also fahren wir da noch einmal hin.

Wir starten nur unsere Rundfahrt durch den Park. Über die Parkstraße muss gestern wirklich an vielen Stellen das Wasser drübergeschossen sein, einige Furten sehen ganz schön verschlammt aus. Gut, dass wir da nicht mehr reingefahren sind, wahrscheinlich hätten wir die Nacht zwischen zwei Senken verbracht.

Wir machen eine kleine Wanderung im Park, der viel grüner ist, als wir ihn uns vorgestellt haben. Saguaros sind die riesigen Kakteen, die hunderte Jahre alt werden und tausende Liter Wasser speichern können. Die ersten Verzweigungen bildet ein Saguaro frühestens nach 30 Jahren.

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Zwischen den Saguaros wachsen noch allerlei andere stachlige Gesellen.

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In den meisten Saguaros haben sich Vögel eingenistet, zu erkennen an den runden Eingangslöchern.

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So langsam kommt nun auch die Sonne raus. Während es ohne Sonne angenehm schwülwarm war, ist es mit Sonne dann so richtig heiß.

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Auf einmal springt ein Monsterhase aus dem Gebüsch, mit Riesenlöffeln und langen Beinen. Beim Hoppeln sieht er fast schon aus, wie ein Känguru. Später lesen wir, dass dieses Modell sich Antilope Rabbit nennt.

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Der ganze Stadtrand von Tucson steht voller Saguaros. An dieser Stelle standen – wie wir vor Ort auf alten Bildern sehen können – einst zehnmal mehr Kakteen. Dann wurde der Nationalpark gegründet, da man davon ausging, die Saguaros stünden hier – unter entsprechendem Schutz – für ewig. Um 1930 setzte dann das große Saguaro-Sterben ein. Es gab unter anderem eine (hier seltene) Frostnacht – heute weiß man, dass schon 20 Stunden leichter Frost den Saguaro umbringen können. Für uns ist es selbstverständlich trotzdem ein toller Anblick, aber nicht mehr vergleichbar mit dem Kaktuswald auf den alten Bildern.

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Dieser Saguaro direkt neben dem Besucherzentrum ist ziemlich genau 100 Jahre alt!

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Nach unserer Wanderung durchqueren wir erneut die Stadt und erreichen nach einer Stunde Fahrt den Westteil des zweigeteilten Parks. Bei einem kleinen Picknick orientieren wir uns: So sieht das „You are here“ auf der Wanderkarte in Tucson, Arizona, aus: Ein glatter Durchschuss mit mindestens Kaliber 18mm.

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Squirrel!

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Hier auf der Westseite Tucsons stand heute morgen noch ein tief schwarzes Gewitter. Danach hatte es innerhalb einer Stunde auf komplett wolkenlos umgestellt. Mittlerweile bilden sich aber schon wieder die ersten Wolken fürs 17-Uhr-Gewitter.

Wir sind im Arizona-Sonora Desert Museum. Das Wüstenmuseum ist mit das Beste, das Tucson zu bieten hat: Eine Mischung aus Museum, Zoo und botanischem Garten, in dem es um Entstehung und Artenreichtum der Umgebung geht.

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Da wir nun (nachdem wir ja wetterbedingt heute morgen etwas umplanen mussten) in der größten Mittagshitze über das Museumsareal laufen, sehen wir von den Großtieren wie Puma, Bär und Wolf nicht viel, die liegen eher im Schatten rum. Aber die Reptilien und Spinnen waren auch im Terrarium recht furchteinflößend, und die vielen kleineren Tiere waren hellwach.

Bestimmt drei Stunden sind wir auf dem Rundweg unterwegs. Das Museum findet zu 90% draußen statt, der Rundweg ist einige Kilometer lang. Zwischendurch gibt es zum Glück immer wieder angenehme Schattenplätze.

Und, da man in einem amerikanischen Museum nur selten mit den Exponaten einfach so allein gelassen wird, stehen an vielen Stellen sogenannte Dozenten, die mit reichlich Anschauungsmaterial verschiedene Themen umfangreich erklären. So haben wir Gelegenheit, eine Rat Snake zu streicheln, einen Skorpion zu streicheln (ach nein, den haben wir dann einfach nur angeschaut), und erfahren im Agavengarten alles über die Tequilaherstellung.

Die letzte Station ist das Kolibri-Haus. Die Hummingbirds sind allgegenwärtig und fliegen mit lautem Brummen bis ganz nah an uns heran. Ich versuche mehrfach, Exemplare im Flug zu fotografieren, aber die kleinen sind einfach zu flink für mich. Auf Zweig sitzend ist ja auch ganz schön.

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Ach ja, einen Schmetterlingsgarten gibt es auch noch.

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Schließlich verlassen wir den Museumspark und fahren bei tiefstehender Sonne noch die Schleife durch den Westteil des Saguaro Parks. Hier stehen besonders viele, besonders große Exemplare.

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Wo man hinschaut: Saguaros.

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Wie erwartet gibt es gegen fünf Uhr dann wieder ein riesiges Donnerwetter – und als wir kurz darauf das Hotel erreichen, scheint wieder die Sonne. Aber nicht mehr lang, denn um 18 Uhr wird’s dunkel.

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Wir sagen den Palmen also gute Nacht.