… on Route 66!

Nach einem langen Tag mit viel Wandern zwischen versteinertem Holz und gaanz viel Sonne kehren wir der Einfachkeit halber in Holbrook ein – der Ort liegt dem Petrified Forest National Park am nächsten. Mitten durch Holbrook querte einst die Route 66, die Chicago mit dem Pazifik verband. Heute verläuft die Interstate nahe der alten Streckenführung, aber eben um alle Ortschaften herum, und so sind die Boomtowns aus Zeiten der Route 66 mittlerweile vom Verkehr abgeschnitten und werden nur noch von Nostalgie-Touristen besucht.

An der Größe einiger alter Werbeschilder (für Läden, die schon lange nicht mehr existieren und Motels, die schon längst geschlossen wurden) kann man erahnen, wie es hier zu den Hochzeiten der Mother Road mal aussah.

Aber zum Glück kommen ja seit ein paar Jahren wieder Touristen, die absichtlich nicht die Autobahn nehmen, sondern so oft wie möglich auf der echten alten Route 66, oder zumindest so nah wie möglich an deren alter Streckenführung reisen möchten.

Wir steigen in einem kleinen Motel mit gerade mal 10 Zimmern ab, welches von einer österreichischen Familie liebevolle restauriert und neu eingerichtet wurde. Hier gibt’s zum Frühstück tatsächlich mal Semmeln und Marmelade, und zum Kaffee Milch statt Sahne.

Auf der anderen Straßenseite wartet das Wigwam Motel heute wieder auf Gäste – 1950 gebaut wurde es 1974 geschlossen, als die Autobahnumgehung den Ort vom Durchgangsverkehr abschnitt. Jetzt kann man in den Beton-„Wigwams“ (die eigentlich Tipis sind) wieder übernachten, vor jedem Wigwam parkt zudem ein Oldtimer!

unbenannte-fotosession-010-211 unbenannte-fotosession-010-214

Wir haben einen Bärenhunger, und da unsere Gastgeber Europäer sind, vertrauen wir auf ihren Rat, dass es im Mesa Restaurant richtig gutes italienisches Essen geben soll. Auch wenn das Restaurant mit südländischem Flair nicht wirklich aufwarten kann (Tische mit Plastiktischdecken in einem gänzlich schmucklosen Raum) ist es voll besetzt und die Scaloppine vom Kalb mit Kapernbutter und Pasta sind ein Gedicht (wenn auch von der Fleischmenge ungefähr das fünffache, von dem, was man normal so beim Italiener bekäme).

unbenannte-fotosession-010-217

Am folgenden Morgen besuchen wir noch den Rock Shop, der mit lebensgroßen Dinosaurierfiguren auf sich aufmerksam macht …

usa-011-004

… sowie den Factory Store der Petrified Woods Company, der neben Tonnen versteinerter Bäume auch alle anderen erdenklichen Steine und Mineralien verkauft: roh, geschliffen, poliert oder zu Schmuck verarbeitet. Hier hat wohl jemand vor langer Zeit ein angeblich wertloses Stück Land gekauft und dann begonnen, es komplett durchzusieben. Im Laden findet sich auch eine private Sammlung unverkäuflicher Schätze, denn neben dem versteinerten Holz wurden auch alle Arten von Fossilien gefunden, bis hin zum kompletten Dinosaurier.

usa-011-008

Nach einer weiteren Stunde Fahrt haben wir die Wüste hinter uns gelassen und finden mitten im Wald unter hohen Pinien einen Holzschnitzladen der Superklasse, dessen Auslage (und Open Air – Werkstatt) sich über mehrere Gebäude entlang der Straße zieht.

usa-011-009

Neben Bären in allen Größen und Formen gibt es auch grüne Außerirdische zu kaufen, und sogar ein Sasquatch ist dabei:

usa-011-014

Und der Adler darf natürlich auch nicht fehlen.

usa-011-017

Etwas weiter haben wir Glück: Dort zeigt ein Schild: HEAVY SMOKE AHEAD – EXPECT LONG DELAYS. In einem Talkessel nahe der Straße brennt der Wald – aber die Straße selbst ist noch nicht betroffen. Wäre die jetzt gesperrt gewesen, wir hätten einen Umweg von einem halben Tag fahren müssen.

So aber kommen wir gut voran. Irgendwann geht es aus dem Wald heraus langsam bergab. Die Bäume werden kleiner, weichen Gebüsch, und bald schon sehen wir die ersten Kakteen, bis schließlich auf beiden Seiten der Straße nur noch Staub und kleine trockene Büsche zu sehen sind. Wir sind ausgehend von 2.000 Metern Höhe auf 300 Meter hinuntergefahren und landen in Scottsdale, einem Vorort von Phoenix.

Hier empfangen uns endlich 34°C Tag- und 26°C Nachttemperatur. Ab in den Pool!

Petrified Forest

Viel gibt es hierzu nicht zu sagen, ich lasse einfach mal die (viel zu zahlreichen) Bilder sprechen.

Nur kurz zur Erklärung: Vor Millionen Jahren stand hier mal ein Wald, in dem die Dinosaurier fangen spielten. Ab und zu fiel ein Baum um, wurde unter Wasser konserviert, dann von Erdreich begraben und wurde unter dem Druck der Oberfläche zu Stein. Dann erodierte die Oberfläche dahin, und so kamen die versteinerten Stämme wieder zum Vorschein. Heute liegen hier tausende dieser manchmal meterdicken Baumstämme einfach so herum und leuchten in den schönsten Farben.

unbenannte-fotosession-010-103 unbenannte-fotosession-010-117 unbenannte-fotosession-010-127 unbenannte-fotosession-010-129 unbenannte-fotosession-010-142 unbenannte-fotosession-010-150 unbenannte-fotosession-010-153 unbenannte-fotosession-010-157 unbenannte-fotosession-010-161 unbenannte-fotosession-010-162 unbenannte-fotosession-010-167 unbenannte-fotosession-010-168 unbenannte-fotosession-010-172 unbenannte-fotosession-010-179 unbenannte-fotosession-010-182 unbenannte-fotosession-010-193 unbenannte-fotosession-010-198

Painted Desert

Es war eine ruhige Nacht am Canyon de Chelly. Sicher hätten wir hier draußen einen tollen Sternenhimmel bewundern können, aber nach dem Essen sind wir schwer wie rote Felsblöcke in unser Bett gefallen und eingeschlafen.

Noch haben wir ja „Mountain Time“, aber heute bekommen wir eine Stunde geschenkt. In Arizona zu wissen, wie spät es ist, das kann ganz schön anspruchsvoll sein. Im Winter gilt die gleiche Zeit, wie in den Staaten nördlich und östlich, wie Utah, Colorado, New Mexico. Im Sommer gilt aber die gleiche Zeit, wie in Kalifornien, denn in Arizona hält man nichts von der Sommerzeit. Befindet man sich allerdings im Territorium der Navajo Nation, dann gilt doch wieder die Sommerzeit, denn die Indianer machen eben schon mit. Aus diesem Grund hängen eigentlich überall vier Uhren: Kalifornische Zeit, Arizona-Zeit, Navajo-Zeit, New Mexico-Zeit.

Aber eigentlich ist uns die Zeit ja wurscht. Wir stehen mit der Sonne auf, und gehen schlafen, wenn wir müde sind (also ziemlich zeitig).

Heute fahren wir weiter Richtung Süden. Unterwegs halten wir kurz an diesen skurrilen Badlands:

unbenannte-fotosession-010-008

Im Zentrum des indianischen Glaubens steht ja Mutter Erde, die sie verehren und der sie nie etwas antun würden. Betrachtet man die Müllkippe rund um den Aussichtspunkt, scheinen nicht mehr alle Indianer sich da so dran zu halten. Außerdem ist alles voller Scherben, leerer Bier- und Schnapsflaschen. Im Gebiet der Reservation ist Alkohol natürlich verboten (auch im Hotel gab es keinen Alkohol). Man muss schon etliche Meilen bis an die Grenze des Reservats fahren, um Bier oder Wein kaufen zu können. Dort steht dann natürlich ein Liquor Shop neben dem anderen… Sieht man, wir ärmlich die meisten Natives in den USA leben, kann man allerdings auch verstehen, dass sie gerne zur Flasche greifen.

unbenannte-fotosession-010-010

Ein kurzer Stopp auf unserem Weg gilt dem Hubbell Trading Post. Früher gab es hunderte solcher Trading Posts, also Läden, in denen die Indianer Waren aller Art gegen selbst hergestellten Schmuck, Keramik und Teppiche eintauschen konnten. Hubbell sprach die Sprache der Navajo und hatte so immer einen guten Draht zu den Indianern, unterstützte sie wo er konnte.

In Taos waren wir am Wohnhaus von Kit Carson vorbeigekommen, der dort mit einem Museum geehrt wurde, da er als Vorreiter für die Besiedlung des Südwestens gilt. Hier am Trading Post erfahren wir die andere Seite der Geschichte: Carson hatte den Auftrag, das Land von Indianern frei zu machen, sodass es vom weißen Mann besiedelt werden konnte. Also kasernierte er alle Indianer ein und ließ sie im Long Walk über hunderte Meilen in ein Fort im Südosten marschieren. Viele starben auf dem Marsch oder während der Kasernierung. Erst nach einem Friedensschluss Jahre später durften die Natives in ihre Heimat zurückkehren, die tatsächlich kein weißer Mann besiedeln wollte – denn hier gab es einfach nichts. Natürlich brannte man vor der Rückgabe noch schnell alle Hütten und alle Äcker ab. Hubbell half nun den Navajo, wieder auf die Beine zu kommen, und wurde von den Indianern daher stets respektiert und als Freund betrachtet.

Neben dem Trading Post, das heute ein National Monument ist, erfährt man diese Seite der Geschichte. Im Trading Post ist heute wie damals ein richtiger Laden, in dem die Navajo einkaufen und ihre eigenen Waren verkaufen.

unbenannte-fotosession-010-014

Nach kurzem Aufenthalt am Trading Post fahren wir weiter südwärts, bis wir das Navajo-Gebiet schließlich verlassen (Yeah, endlich die Uhr vorstellen!).

Unser nächstes Ziel: Die Painted Desert im Herzen Arizonas. Wer genau diese Wüste so schön angemalt hat, ist nicht überliefert. Aber er hat schon ganz schön Farbe verbraucht!

unbenannte-fotosession-010-023 unbenannte-fotosession-010-032

Von einer alten, heute unter Denkmalschutz stehenden Lodge hat man einen fantastischen und weiten Blick in das bunt gefärbte Tal. Am Horizont sehen wir Viertausender, die laut Karte über 180 Kilometer entfernt sind.

unbenannte-fotosession-010-037 unbenannte-fotosession-010-039 unbenannte-fotosession-010-040 unbenannte-fotosession-010-045

In der Sonne ist es glühend heiß, aber unser Picknick im Schatten verläuft dann doch relativ flott, denn die Luft hat heute Mittag noch keine 20 Grad erreicht.

unbenannte-fotosession-010-064

Von etlichen Aussichtspunkten genießen wir den Blick in die Wüste.

unbenannte-fotosession-010-068

Letztlich reißen wir uns los und fahren weiter nach Süden. Parallel zur heutigen Autobahn, entlang der Telegrafenmasten, verlief einst die Mother Road, die legendäre Route 66.

unbenannte-fotosession-010-084

Zum Andenken hat die Nationalparkverwaltung an dieser Stelle eine lustige Straßenkreuzerbank und ein verrostetes Autowrack aufgestellt.

unbenannte-fotosession-010-083

unbenannte-fotosession-010-079

Nicht weit entfernt finden wir Petroglyphen, die die ersten Bewohner dieser Gegend vor laaaaanger Zeit in den Fels geritzt haben.

unbenannte-fotosession-010-087

Besonders interessant: Der Storch, der das Baby bringt. Das ist natürlich eine spezielle europäische Interpretation. Tatsächlich glauben bestimmte Indianerstämme aber an die Existenz eines großen Vogels, der die Kinder holt. Nun wissen wir also endlich, wo der Storch die Kinder, die er bei uns bringt, so her hat.

unbenannte-fotosession-010-090

Krasse Frisuren waren auch in der Vorzeit schon in.

unbenannte-fotosession-010-092

All das war schon ganz schön, aber unser eigentliches Tagesziel liegt noch vor uns. Endlich finden wir die ersten versteinerten Baumstämme im Petrified Forest! Mehr dazu folgt in Kürze.

unbenannte-fotosession-010-099

Canyon de Chelly

Rummel am Morgen: In unserem Hotel ist gestern Abend noch eine Busgruppe angekommen. Heute morgen strömen alle gleichzeitig zum Frühstück, natürlich zeitgleich mit uns. Zwei ältere Damen teilen sich den Tisch mit uns, da sonst keine Sitzplätze mehr zu finden sind. Das übliche Frage-Antwort-Spiel: Wo kommt Ihr her? Wo wart Ihr gestern? Wo geht es morgen hin? Die Damen vom Kirchenchor aus Georgia machen eine Rundreise: 16 Staaten in 12 Tagen. Und wir? Drei Staaten in drei Wochen. Und wir haben so schon das Gefühl, an vielen Orten locker eine Woche verbringen zu können… Nun gut. Sicher ist die Reise der Damen eine Unternehmung, die sie nur einmal im Leben machen können. Immerhin!

Bei frischen sechs Grad am Morgen brechen wir auf in Richtung Süden, dahin, wo keine Wolken mehr sind.

unbenannte-fotosession-009-011

Der Ort Shiprock trägt seinen Namen nach dem weithin sichtbaren Fels. Wir fahren etwa eine Stunde von der ersten Sichtung des Shiprock, bis zum letzen Blick auf ihn, von einer Passhöhe.

unbenannte-fotosession-009-026

Auf kurviger Straße überwinden wir einen kleinen Gebirgszug. Auf der gegenüberliegenden Seite erwarten uns orangerote Felsen.

unbenannte-fotosession-009-028

Noch ein trockenes Tal ist zu durchfahren, dann erreichen wir den Nordrand des Canyon de Chelly.

unbenannte-fotosession-009-046

Knapp hundertfünfzig Meter fallen die Felswände zum Canyongrund ab. Unten im Canyon bewirtschaften Indianer den fruchtbaren Boden. Aus der Tiefe hören wir Stimmen, von Menschen, Ziegen und Rindern.

unbenannte-fotosession-009-055

Es klingt tatsächlich nach einer guten Idee, nichts in den Abgrund zu werfen, wenn unten Leute sind. Eine unfassbar dumme, der Schriftsprache offenbar nicht mächtige Familie, die sich mit dem Denken wohl ebenso schwertut, treffen wir am nächsten Aussichtspunkt: Die Kinder werfen fröhlich Steine in Richtung Wanderweg hinunter. Die Eltern sehen zu. Und selbstverständlich haben die Kinder auch Spielzeugpistolen dabei, um in der Stille etwas rumzuballern. Hoffentlich sehen wir die so bald nicht wieder. Ein Teil des Canyons heißt ja Canyon de los Muertes, wegen eines schrecklichen Massakers an den dorthin geflüchteten Indianern – aber vielleicht wäre das das geeignete Reiseziel für diese Idioten. Na gut. Nicht aufregen…

Lieber den Blick auf die hunderte Jahre alten Ruinen am Canyonboden genießen. Links unten steht ein Auto: In den Canyon hinein darf man aber nur mit einem indianischen Führer, entweder zu Pferd oder auf der Ladefläche eines Trucks. Das ersparen wir uns lieber, denn es gibt eine Ausnahme: An einer Stelle geht ein Nationalpark-Wanderweg hinunter, den man auch ohne Guide gehen darf. Das machen wir!

unbenannte-fotosession-009-059

Suchbild: Wo ist das rote Auto? (Auch toll: Die Zeichnung, die das Wasser auf der Felswand hinterlassen hat, wie Pferdeschweife!)

unbenannte-fotosession-009-060

Blick vom Ausgangspunkt unserer Wanderung:

unbenannte-fotosession-009-078

Der Abstieg durch den roten Fels ist klasse! Die Luft ist knapp 20 Grad warm, aber in der Sonne wird man gegrillt. Bin schon gespannt auf den Aufstieg, wenn wir nachher wieder alles hoch müssen…

unbenannte-fotosession-009-084 unbenannte-fotosession-009-102

Fast unten! Stahlblauer Himmel…

unbenannte-fotosession-009-103

Am Canyongrund überqueren wir den Wash, also den trockenen Flusslauf.

unbenannte-fotosession-009-109

Am Ziel! Unten im Fels erreichen wir die alten Siedlungsruinen.

unbenannte-fotosession-009-114

Relaxen im Schatten.

unbenannte-fotosession-009-116

Man ist aber auch nie lang allein.

unbenannte-fotosession-009-118

Im Aufwind der senkrechten Felswand drehen Vögel ihre Runden.

unbenannte-fotosession-009-120 unbenannte-fotosession-009-128

Gut getarnter Wegposten.

unbenannte-fotosession-009-135

Geschafft! Wir sind wieder oben!

unbenannte-fotosession-009-136

Jetzt noch ein Abstecher zum Spider Rock. Auf dem Spider Rock lebt der Legende nach die Spider Woman. Die Spinnenfrau wird von den Indianern verehrt, denn sie hat ihnen das Spinnen beigebracht.

unbenannte-fotosession-009-160

Nach all der Sonne und der schweißtreibenden Wanderung werden wir heute ausgezeichnet schlafen…

usa-009-088

Mesa Verde

Schwefel ausdünstend machen wir uns also auf den Weg nach Durango – das Städtchen soll aber nur ein kurzer Zwischenstopp auf dem Weg zu unserem eigentlichen Tagesziel sein: Dem Mesa Verde National Park. Während unseres Morgenspaziergangs ging ja über den heißen Quellen von Pagosa Springs ganz wunderschön die Sonne auf. Auch wärmetechnisch war das mit der Sonne eine schöne Sache, hatte die Nacht doch Temperaturen im niedrigen einstelligen Bereich. Wir sind eben hoch in den Bergen.

Kaum sitzen wir im Auto, fängt es nun an zu regnen. Auf der einstündigen Fahrt nach Durango wechseln sich Sonne und Regen dann ab. Regenbögen begleiten uns, die Wälder um uns sind tieforange gefärbt – es wird Herbst. Durango erreichen wir bei strömendem Regen. An einen Bummel entlang der Main Street ist gar nicht zu denken. Glücklicherweise macht Simone einen vielversprechenden Coffee Shop aus. Wir parken direkt vor der Haustür und flitzen flott hinein zu den Durango Coffee Roasters. Der Kaffee ist der beste, den wir in Colorado bisher bekommen haben. Und nach einer Weile hört es draußen auch auf zu regnen, sodass wir unsere Fahrt fortsetzen können.

Tatsächlich hat es nicht nur geregnet, sondern fast bis zur Straße heruntergeschneit. Kein Wunder allerdings, bei über 4.000 Meter hohen Bergen…

usa-008-163

Letztlich erreichen wir Mesa Verde. Hinter dem Nationalparkeingang geht es erstmal in Serpentinen hinauf auf den Mesa, den Tafelberg. Hier oben haben Waldbrände in den letzten Jahrzehnten alle höheren Bäume und Büsche niedergebrannt. Was nachgekommen ist: Schulterhohe Büsche, die zur Zeit in allen Orangetönen leuchten.

usa-008-035 usa-008-046

Wir machen kurz Brotzeit am höchsten Punkt des Parks – bei guten 3°C.

usa-008-041

Mesa Verde steht für die ältesten Siedlungen der Anasazi-Indianer, den Ureinwohnern Südwest-Amerikas. Diese bewohnten ab dem 12. Jahrhundert ganze Städte, die sie unter große Felshöhlen auf dem Mesa Verde gebaut hatten. Anhand archäologischer Funde weiß man, dass die Anasazi eine Hochkultur waren, die sogar Handel bis an den Pazifik und nach Mittelamerika betrieben.

Zuerst werfen wir einen Blick auf das Spruce Tree House, das aktuell wegen Felsstürzen leider nicht besucht werden kann.

usa-008-060

Aber faszinierend ist es schon, mitten im Nichts unter einem Fels plötzlich eine ganze Stadt zu entdecken.

usa-008-052

Im Jahr 1300 verließen die Anasazi fluchtartig Ihre Städte. Warum? Nach aktuellem Kenntnisstand hatte eine 25-jährige Dürre sie so zermürbt, dass sie irgendwann von heute auf morgen entschieden, Ihr Leben auf den Hochebenen der Mesa Verde aufzugeben. Jahrhunderte später entdeckten Cowboys auf der Suche nach einer verlorenen Kuh die erste Stadt auf dem Plateau. Die Siedlung erinnerte die Cowboys an europäische Paläste, von denen Sie irgendwo mal Bilder gesehen haben, und so nannten sie die größte der gefundenen Städte „Cliff Palace“.

Den Cliff Palace kann man nur zusammen mit einem Ranger besuchen. Da sind wir doch dabei!

usa-008-084

Der Zugang zum Cliff Palace erfolgt von der darüberliegenden Hochebene durch einen etwa 40cm breiten Felsspalt steil hinab, dann über Holzleitern. Und plötzlich steht man mitten im Dorf!

usa-008-095

Der Ranger erzählt uns von der Entwicklung der Ureinwohner vor dem Bau dieser steinernen Städte, wie sie zuerst in einfachen Hütten lebten, dann zu wahren Baumeistern wurden. Wir erfahren, dass Cliff Palace wohl gar keine „Wohnstadt“ war, sondern ein repräsentativer Ort für religiöse Feiern. Auch interessant: Heute weiß man auch, wo die Indianer hinzogen, nachdem Sie ihre Felswohnungen verlassen hatten: Nämlich an den Little Colorado River, und auch an den Rio Grande, unter anderem nach Taos, um dort ein Pueblo zu bauen. Die Anasazi vom Mesa Verde waren also die direkten Vorfahren von White Feather, der uns erst vorgestern durch seine Heimatstadt führte.

usa-008-097

Nach etwa einer Stunde steigen wir mit dem Ranger wieder durch Felsspalten und noch mehr Leitern empor. Während unseres Besuchs im Cliff Palace schien strahlend die Sonne. Nun sind wieder Wolken aufgezogen. Wir schaffen es exakt bis ins Auto, da gibt es wieder einen massiven Wolkenbruch.

Das gibt uns Zeit für einen kurzen Besuch im Museum.

Keine Stunde später ist der Regen durch, und wir können noch weitere Felswohnungen, wie das Tower Castle, bei bester Abendsonne ansehen.

usa-008-121

Die letzten Sonnenstrahlen scheinen noch einmal in den Cliff Palace hinein, als wir am Aussichtspunkt gegenüber angelangt sind.usa-008-142

Wir machen uns auf den Weg aus dem Park hinaus.

Dabei läuft uns noch dieser junge Freund über den Weg:

usa-008-151

usa-008-159

Was für in schöner Abschluss für den Tag!

 

Endlich mal wieder in Pagosa Springs

Lustigerweise war ich schon zwei Mal in Pagosa: Bei meinem allerallerersten zweitägigen Solo-Trip durch Colorado (vor, ich glaube 12 Jahren) und nochmal ein Jahr später mit Thomas und Alexander (Grüße!) nach vorherigem, anstrengenden Goldschürfen.

Wir erreichen Pagosa kurz nach einem massiven Platzregen und gehen erstmal in der Riff Raff Brewery einen Pulled Pork Burger essen. Der Burger ist yummy und Livemusik gibt es auch noch obendrauf.

usa-007-250

Als wir wieder aus der Brewery rauskommen, ist es wieder trocken, allerdings lässt sich gut beobachten, wie es rund um uns herum noch hie und da regnet. Im letzten Tageslicht machen wir einen Spaziergang in Richtung der heißen Quellen. Am ganzen Fluss, dem San Juan River, stinkt es gewaltig nach Schwefel. Wir lassen uns jetzt weder von unseren dicken Bäuchen, noch vom wieder einsetzenden Nieselregen daran hindern, in die heißen Quellen zu steigen. Gute zwei Stunden lang probieren wir so viele der unterschiedlich heißen Töpfe aus, wie geht. Nur den 113°F heißen Lobster Pot packen wir nicht, da verbrennt man sich schon beim Reinsteigen die Füße. Schließlich macht sich über uns der Sternenhimmel breit, und wir gehen weichgekocht ins Bett.

usa-007-249

Der Morgen nach dem Bad ist so wie der Tag nach dem großen Knoblauchessen: Man stinkt aus jeder Pore nach Schwefel.

Aber die Quellen geben bei Sonnenaufgang ein schönes Bild ab!

usa-008-013 usa-008-017

Unser nächstes Ziel für heute ist Durango, eine kleine Westernstadt westlich von Pagosa Springs. Noch scheint die Sonne. Mal sehen, wie das mit dem Wetter hier oben weitergeht…

usa-008-004

Choo Choo!

Oh, jetzt habe ich im Titel das WLAN-Password unseres Motels verraten. Naja, egal.

Wir haben in Chama übernachtet, einem kleinen Ort oben in die Rockies. Viel wäre hier nicht los, gäbe es nicht die Cumbres & Toltec Scenic Railroad, mit der wir heute eine Runde drehen werden.

Im Boxcar Cafe sind wir heute morgen die ersten, die sich vor der Abfahrt mit einem Satz Pancakes stärken. Unten am Gleis begann der Arbeitstag aber schon viel früher. Die Lokomotiven müssen befüllt werden und laufen bereits warm, auch wenn es noch gut drei Stunden sind, bis zur Abfahrt. Bis dahin ist ganz schön was los am kleinen Bahnhof von Chama. Erst werden an den Loks alle Lager geschmiert, dann der Dampfkessel ausgeblasen. Es pfeift und zischt und qualmt. Dann werden die Loks an die Waggons rangiert.

Da wir einen über 3.000 Meter hohen Pass zu bezwingen haben, werden wir bis zur Passhöhe von zwei Loks gezogen, die hintereinander vor den Zug gespannt wurden!

usa-007-005 usa-007-009 usa-007-017

Wir bitten noch kurz die Geister um eine sichere Reise…

usa-007-022

… und dann geht es mit viel Dampf und lautem Gepfeife los!

usa-007-033

An einer kleineren Brücke müssen wir einen kurzen Stopp einlegen. Die beiden Lokomotiven wären zu schwer, um gemeinsam über die Brücke zu fahren. Also wird die vordere erstmal abgekoppelt und fährt allein rüber.

usa-007-076

Dann folgt die zweite Lok. Zum Ankoppeln wird natürlich genau so angehalten, dass wir exakt über dem Abgrund stehen…

usa-007-079

So haben wir etwas Zeit, die Herbstfarben um uns herum zu bewundern.

usa-007-080

Weiter hinten am Zug ist ein offener Wagon eingekoppelt, von dem aus man die Landschaft noch besser sieht, als von drinnen.

usa-007-096

Nachdem der Zug nun wieder komplett ist, geht es mit vollem Dampf weiter, was aus der Nähe ziemlich beeindruckend ist. Das Beste an so einer Eisenbahnfahrt ist die Geräuschkulisse. Das Tsch-Tsch-Tsch der Maschinen, das Fauchen und Zischen der Kessel, das Dadang-Dadang der Schwellen und zwischendurch das markerschütternde Pfeifen: Choo Choo!

usa-007-121 usa-007-125

Ab und zu muss auch die besterzogene Lok mal Dampf ablassen. Das macht richtig Lärm und hoffentlich befindet sich gerade nichts Lebendiges am Gleisbett… Aber auch als Fahrgast muss man sich laufend in Acht nehmen. Das Abgas der ölgefeuerten Loks kann ganz schön auf die Lungen gehen, und geben die Maschinen richtig Gas, fliegt einem Ruß und Zunder um die Ohren – oder in die Augen.

usa-007-155

Weiter geht’s durch goldenen Espenwald.

usa-007-164

Mit steigender Höhe wechseln die Laubbäume von grün nach orange nach gelb und die Vegetation wird karger.

usa-007-165

Nach der Passhöhe auf 10.050 Fuß (über 3.000 Meter!) wird die vordere Lok abgekoppelt, die fährt nun allein wieder nach unten. Für den Rest der Strecke brauchen wir sie nicht mehr, und bergab schon gleich gar nicht.

usa-007-176 usa-007-181

Sagte ich schon, dass die Aspen hier oben schon wunderbar gelb sind?

usa-007-193

Nach zweieinhalbstündiger Fahrt durch eine einzige, sprichwörtliche Eisenbahnlandschaft kommen wir oben in Osier an, wo wir den Zug aus der Gegenrichtung erwarten und wo es für alle ein Lunchbuffet gibt.

usa-007-205

usa-007-231

Zurück fahren wir mit dem Zug aus der Gegenrichtung. Hier kontrolliert der Engineer seine Engine.

usa-007-220

Auf dem Rückweg passiert es dann! Wir fahren gerade entlang einer zum Greifen nahen Felswand zur Rechten – links der Abgrund – als es den Wagon einmal schüttelt, laut rumpelt und wir kurz darauf zum Stehen kommen. Ein langer Pfeifton von der Lok: Das Signal für den Bremser, die Bremsen reinzuhauen. Wir stehen. An der Felswand, am Abgrund. Ein Steinschlag hat die Strecke versperrt.

Unser Glück mit Verkehrsmitteln scheint also anzuhalten.

Aber unser Engineer packt sich ein Stemmeisen und schon nach wenigen Minuten ist die Strecke frei – und wir können weiterfahren. Zweimal kurz pfeifen heißt: Bremsen lösen. Es geht weiter. Puh.

Nach einem kurzen Regenschauer reißt der Himmel richtig blau auf und wir genießen die Sonne auf dem offenen Wagen.

usa-007-233

Nach erneutem Erreichen der Passhöhe geht es dann mit quietschenden Bremsen hinab nach Chama. Zwischendurch natürlich noch ein kurzer Wolkenbruch, aber zwischen Weltuntergang und schönster Abendsonne liegen in den Rockies oft nur Minuten.

usa-007-235

Nach dem ganzen Geruckel haben wir uns jetzt etwas Entspannung verdient! Weiter geht’s in’s eine Stunde entfernte Pagosa Springs. Mal sehen, ob die heißen Quellen dort noch funktionieren…

Besuch bei den Pueblo Indianern

Schließlich müssen wir Santa Fe den Rücken kehren, weil wir wollen ja noch mehr sehen vom weiten Südwesten. Wir brechen auf Richtung Norden, auf der High Road to Taos, die uns zuerst in Nambé an dieser hübschen Adobekirche vorbeiführt. Das Kirchlein im für uns ungewohnten Baustil steht – für uns ebenso ungewohnt – einfach so auf einem kleinen Hügel, drumherum nur Staub und Schotter.

usa-006-002

Einen kurzen Abstecher von der High Road machen wir: Es geht nach Chimayo. Das winzige Kirchlein hier, das auf dem Foto schon ausschaut wie aus dem Zwergenland, ist tatsächlich eine der wichtigsten Wallfahrtsstätten Nordamerikas. Rund um das Herz dieses Ortes reiht sich eine ganze Pilger-Infrastruktur mit Dutzenden Kapellen, Madonnen, Heiligenschreinen und Besinnungsgärten.

Was man auf den Bilder übrigens gar nicht so erkennt: Fünf Minuten vorher gab es noch einen Wolkenbruch, der sich gewaschen hatte.

usa-006-019

Das Sanctuario (also das Heiligtum, in der kleinen alten Kapelle oben) bildet den Kern der Anlage. Vom Prunk unserer katholischen Kirchen ist hier nichts zu sehen. Die Altarbilder sind eher einfach – sicher aber trotzdem unendlich wertvoll – auf Holz gemalt, kein Gold, kein Silber.

Daneben in der Familienkapelle ist alles beeindruckend schön geschmückt – modern und bunt. Überall hängen Bilder von Pilgern oder deren Angehörigen, haben Wallfahrer Gegenstände abgelegt, von Beinprothesen bis zu Kuscheltieren. Ein bisschen wie Altötting, aber irgendwie echter, einfacher, direkter, glaubhafter.

usa-006-016

Wo auf dem Gelände des Sanctuario keine Madonna steht, sind Andenkenläden drin. Doch wieder wie Altötting.

usa-006-018

Wir verlassen den Heiligen Ort und folgen der High Road ins Örtchen Taos. Nach einem kurzen Bummel vorbei an den unvermeidlichen „Kunst-„Galerien lassen wir uns im Garten eines Cafés nieder und warten geduldig, bis uns zwei sehr leckere gegrillte Sandwiches gereicht werden.

usa-006-025

Frisch gestärkt fahren wir auf staubiger Piste von Taos hinüber ins Taos Pueblo. Unterwegs suchen wir vergeblich die Brücke nach Eis ab – aber wir sind hier auf gut 2.400 Metern Höhe, und auch wenn man es an einem Tag wie diesem nicht glauben kann, in den Bergen hinter Taos wird im Winter Ski gefahren – dort geht es bis auf 4.000 Meter hoch.

usa-006-030

Aber nun hinein ins Taos Pueblo. Es gab im Südwesten mal einige hundert Pueblos, in denen jeweils ein Stamm von Pueblo-Indianern wie eine große Familie zusammenlebten. Das Taos Pueblo ist seit über 1.000 Jahren durchgängig bewohnt und damit einer der ältesten besiedelten Orte Nordamerikas. Heute steht das Taos Pueblo daher unter Weltkulturerbe-Schutz.

Wir treffen im Schatten der kleinen Pueblo-Kirche unseren Guide White Feather, der uns mit vielem Interessanten zur Geschichte des Pueblos versorgt.

Der Weg zum Schutz als Weltkulturerbe war für die Pueblo-Indianer kein Leichter. Schon vor hunderten Jahren wurden sie laufend von nomadisch lebenden Indianern angegriffen – da sie selbst von der Landwirtschaft lebten, war sie lokal sesshaft und mussten sich häufig verteidigen.

Im Pueblo sind daher alle Häuser und Wohnungen quasi zu einem großen, mehrstöckigen Bau vereint. Früher gab es außen keine Türen, man betrat die Häuser übers Dach – der letzte zog zum Schutz vor unerwünschten Besuchern die Leiter hoch. Heute gibt es Türen und nur noch wenige Leitern.

Was es auch heute noch nicht gibt, im Taos Pueblo sind: Fließend Wasser, Strom, Fernsehen, Telefon. In allen anderen Pueblos sind Handys, Kameras streng verboten – nicht einmal Skizzieren ist erlaubt. Im Taos Pueblo hat man sich dem Tourismus geöffnet – die meisten Bewohner wohnen mittlerweile ohnehin in kleinen Häusern rund herum, mit Wasser, Strom und Fernsehen, denn die Zivilisation hat eben auch ihre Vorzüge. Aber auch Nachteile, wie uns White Feather erzählt, denn plötzlich ist es wichtig zu sehen, was der Nachbar für ein Auto fährt, und all diese Dinge.

usa-006-037

Zurück zu den Bedrohungen: Als nächstes kamen die Spanier und zwangen den Indianern den Katholizismus auf. Die Indianer in Taos arrangierten sich damit so gut sie konnten. Sie behielten auch ihren eigenen Glauben bei und suchten sich beim katholischen Glauben das heraus, mit dem sie am meisten klar kamen. Sie beteten zum Beispiel keinen Jesus am Kreuz an, sondern die Jungfrau Maria, die die Mutter Erde symbolisiert – was sich nun wieder mit ihrem Glauben deckte. Heute ist ihre Religion daher ein wenig ein Mix aus ihrem traditionellen Glauben, und dem katholischen.

usa-006-042

White Feather führt uns noch hinter zu den Ruinen der ersten katholischen Kirche am Rande des Pueblos. Die Spanier waren schon lange weg – nun suchten hier Dutzende Frauen und Kinder Schutz vor dem Angriff der Kavallerie im Indian War. Die legten die Kirche in Schutt und Asche – mitsamt den Menschen darin. Nach dieser Tragödie kam es für die Bewohner nicht mehr in Frage, die Kirche wieder aufzubauen oder auf den Grundmauern an diesem Ort eine neue zu errichten. Sie bauten die neue Kirche daher an den gegenüberliegenden Ortsrand.

usa-006-048

Letztlich zeigt uns White Feather noch die Hornos, die Lehmöfen, in denen auch heute noch gebacken wird. Darin wird ein Feuer gemacht, gewartet bis es runtergebrannt ist, dann ist der Ofen von selber so heiß, dass man darin backen kann.

Die Häuser im Pueblo sind übrigens aus dem gleichen Material gebaut, wie die Öfen: Sand, Stroh und Wasser. Weil das nicht so super haltbar ist, sind sie laufend mit Ausbesserungsarbeiten beschäftigt, so wie auch während unserem Besuch an vielen Häusern gerade neu verlehmputzt wurde – es hält dann wieder so für ein Jahr.

usa-006-047

Letztlich könne wir noch ohne Guide ein wenig durchs Pueblo bummeln, in einigen Häusern sind nun kleine Läden drin, die zu happigen Preisen Selbstgebackenes, Selbstgetöpfertes und selbst in China Eingekauftes verticken. Weil der Besuch in ihrem Pueblo dennoch spannend und total interessant war, nimmt man das hin und kauft eben auch was…

usa-006-050

usa-006-059

Das Ding hier in der Mitte (hinter dem Horno, dem Ofen) ist übrigens ein Kiva: Ein unterirdischer, heiliger Raum, der nur durch eine lange Leiter über ein Loch in der Mitte betreten werden kann.

usa-006-060

Während die Sonne im Pueblo noch scheint, regnet am Horizont ein massives Gewitter runter – Zeit mal Richtung Auto zu gehen.

usa-006-070

Der Besuch im Pueblo war wirklich interessant und auch angenehm – wir waren uns nicht so sicher, wie willkommen man sich als Besucher dort so fühlt. Um so positiver haben wir es dann empfunden, von White Feather herumgeführt zu werden.

Da wir neben vielem Anderen auch an den Gott in der Kaffeebohne glauben, ist nun aber echt Zeit für einen Cappuccino, für den wir schnell zurück nach Taos fahren.

usa-006-012

Mit Blick auf die Hauptkreuzung des Ortes warten wir auf unseren Kaffee und hören die typisch amerikanische Unterhaltung mit:

Bis zum Hals tätowierte Kundin kommt in den Coffee Shop: „Hallo, wie geht’s?“ – „Es geht mir wunderbar, schön Dich zu sehen – wie geht es Dir denn?“ – „Großartig, es geht mir fantastisch, es ist doch ein wundervoller Tag heute.“ – „Es ist schön zu hören, dass es Dir gut geht. Was kann ich für Dich tun?“ – „Ich nehme heute mal einen Tee.“ – [Tee wird hergerichtet, belangloses Gespräch über das Wetter.] – „So, hier Dein Tee, lass ihn Dir richtig gut schmecken. Geht es Dir eigentlich gut?“ – „Oh ja, es geht mir ausgezeichnet. Wundervoll. Wie geht es Dir eigentlich“ – „Es geht mir sehr gut, schön, dass Du fragst.“ – „Ja, tschüss dann, und bis morgen, es ist immer wieder schön, mit Dir zu plaudern.“ – „Ja, ich freue mich jedes Mal, wenn Du rein kommst.“ Abgang Kundin.

Danach findet man dann auch mal Zeit, unseren Kaffee fertig einzuschenken. Die Kunst der Kommunikation im Coffee Shop – wir haben noch viel zu lernen.

usa-006-073

usa-006-022

Auf geht es nun für uns, Richtung Norden, Richtung Rocky Mountains. Unterwegs queren wir den Rio Grande, der sich tief unter uns durch die Wüste schneidet:

usa-006-074 usa-006-081

Bisschen gruselig ist der Blick hinunter schon.

usa-006-082 usa-006-083 usa-006-093

Nach einstündiger Fahrt durch flache Wüste, ohne eine einzige Kurve, geht es hinauf in die Berge, in die Wälder, und nach veritablem Wolkenbruch leuchtet uns die Straße wie ein blendendes Band entgegen.

usa-006-096

Aus dem Sommer sind wir in kürzester Zeit hinauf in den Herbst gefahren.

usa-006-101 usa-006-103

Morgen wollen wir noch höher hinaus, mit der dampfenden Eisenbahn auf über 3.000 Meter! Mal sehen, ob das gut geht…

usa-006-106

Kunscht und Kultur in Santa Fe

Gestern Nachmittag habe ich ein schönes Telefonat eines älteren Herren auf der Plaza von Santa Fe mithören dürfen, es verlief ungefähr so: „Ah … Aha … Yes, darling! … In Santa Fe! … It is b-e-a-u-t-y-f-u-l! – No humidity. No heat. No rain. No clouds. Just beautiful! … Aha … Ah … Aha … So, it is still raining? … Ah. ...“

Und grundsätzlich hat er Recht. Das Klima hier ist wirklich angenehm. Die Stadt liegt zwar im heißen New Mexiko, aber doch auf 2.000 Metern Höhe. Im Winter wird hier sogar Ski gefahren.

Wir haben besonders genossen, dass wir hier jeden Abend draußen essen konnten, weil die Leute – ganz unamerikanisch – sich freiwillig in’s Freie begeben.

Im Freien findet heute auch der Farmer’s Market statt. Wo früher die Loks der Santa Fe Railroad gewendet wurden, ist heute ein schöner Park mit etlichen toll hergerichteten Gebäuden, und hier treffen sich mehrmals die Woche die (Bio-)Farmer aus dem Umland zum Markt. Neben zig verschiedenen Kartoffelsorten gibt es natürlich Chilis bis zum Abwinken, aber auch eine Menge anderes Obst und Gemüse in einer tollen Vielfalt, die kein Supermarkt bietet.

usa-005-005 usa-005-006 usa-005-009

Über dem Markt liegt ein leckerer Duft von gegrillter Paprika. Die Chilis werden in eine Tonne aus Drahtgeflecht gefüllt, dann wird der Gasbrenner darunter angeworfen und genau sieben Minuten gekurbelt. Schon sind die gerösteten Chili fertig.

usa-005-010

Im Park neben dem Markt betrachten kleine Erdhörnchen das Treiben mit Argwohn.

usa-005-018

Nach ausführlichem Bummel, verschiedenen Fressereien und kleineren Einkäufen verlassen wir den Farmer’s Market an den Santa Fe Railyards …

usa-005-024

…und wenden uns dem zweiten Spezialgebiet Santa Fes zu: Die Stadt ist Zentrum des Kunsthandels im amerikanischen Südwesten. Hier finden sich Galerien, die im Untertitel die Ortsaufzählung „New York, Paris, Tokyo, Santa Fe“ tragen.

Es gibt moderne Kunst …

usa-005-031

… es gibt amerikanische Kunst …

usa-005-033

…es gibt Hasenkunst und Kunst mit kubistischen Indianern, die mal müssen.

usa-005-035

Es gibt aber auch einige wirklich spannende Objekte…

usa-005-042

.. und Galerien – einige mit Preisschildern an den Bildern, andere ohne.

usa-005-045 usa-005-046

usa-005-051

Zwischendrin, bei Santa Kilim, gibt es einfach nur Klimbim.

usa-005-047

Es müssen hunderte Galerien sein, die sich an der Canyon Road aufreihen, alle in den schönsten Adobebauten. Irgendwann tun uns aber doch die Füße weh, und wir machen uns auf den Rückweg ins Zentrum, wo dann eher Indianerkunst und Geschenkeläden dominieren. Nur wenige Häuser neben dem „Yippee Yi Yo“-Laden finden wir abends wieder ein Plätzchen auf einer Dachterrasse mit Blick auf die Plaza. Hier frönen wir der Pizza-Kunst und versuchen uns vorzustellen, wie sich der Bronzehase in unserem Vorgarten gemacht hätte.

usa-005-056

Zu den Kasha-Katuwe Tent Rocks

Also, ich rechne nicht damit, dass ich mir den Namen irgendwann mal merken kann, daher haben wir sicherheitshalber am Eingang zu unserem heutigen Ausflugsziel das obligatorische Nationalparkschildfoto gemacht:

usa-004-002

Vor bösen Schlangen wird wie immer gewarnt.

usa-004-011

Wovor nicht gewarnt wird, das sind die Stolperfallen im Canyongrund: Unsere Wanderung zu den Erdpyramiden führt uns zuerst durch einen schön schattigen Slot Canyon, also einer vom Wasser ausgewaschenen Klamm. Hier bei Gewitter durchzugehen wäre etwas fahrlässig, aber die Fotos sollten beweisen, dass auf weite Sicht keine Wolke am Himmel war. Am Eingang zum Canyon informiert uns ein Herr, dass gerade eine Gruppe im Canyon unterwegs ist, die unter Anleitung eines erfahrenen Indianers einen Ritus vollführt, der das Auflesen eines Felsbrockens, und Tragen desselben durch den gesamten Canyon, zum Zwecke der Selbstfindung, vorsieht. Wir möchten die Konzentration der Teilnehmer nicht stören, dürfen uns das Spektakel aber gerne ansehen. Zunächst passieren wir den Indianerguru, der mit Trommel und Flöte eine indianische Aura die Schlucht hinaufschickt, was sehr stimmungsvoll ist. Auch die Aiaiaia-aiaiaia-aiaia-Gesänge – sehr schön. Dann die Teilnehmer: Die sind gar keine Indianer! Es handelt sich um eine Gruppe aus der Gesundheitsindustrie auf Team Building Kurs. Einige nehmen die Aufgabe ernst und haben sich richtig schwere Felsen ausgesucht, sind hochkonzentriert. Andere haben wohl eher weniger Bock auf das Team Building Tamtam und tragen laut plappernd einen Kieselstein zu Tal. Dann passiert es: An der engsten Stelle des Canyons stürzt eine Teilnehmerin. Die Anderen müssen nun entscheiden, ob sie ihr zu Hilfe eilen, oder weiter ihren Stein halten. Nun ja, die Mission Steineschleppen hat sich für die Meisten an diesem Punkt erledigt. Nach dem ersten Schreckmoment hören wir die Gruppe später wieder lachen – hoffentlich war es also nicht so schlimm.

usa-004-013

Nachdem wir die Steineschlepper hinter uns gelassen haben, wird der Weg durch den Canyon wieder weiter, kurz darauf aber sogar noch enger, sodass man gerade mal einen Fuss auf den Boden stellen kann.

usa-004-017 usa-004-035

Über unseren Köpfen sehen wir schon die ersten zeltförmigen Felsen, die Tent Rocks.

usa-004-037

An einzelnen Stellen haben sich Felsen im Canyon verklemmt, über die es entweder drüber zu klettern gilt, oder unter denen man gebückt (und zügig) durchgeht.

usa-004-039

usa-004-140-pano

In kleinen Schleifen folgen wir dem Spalt, den das Wasser hier durch den Fels geschnitten hat.

usa-004-042

Der Blick nach oben gibt nach wie vor die Gewissheit, dass kein Unwetter naht.

usa-004-043

Schön schattig ist es hier in der Schlucht, und ein angenehmer Wind weht herunter. Auf den sonnigen Stücken wird es schon etwas ungemütlicher.

usa-004-047 usa-004-054 usa-004-055

Nach dem letzten tiefen Spalt …

usa-004-057

… macht der Canyon dann auf …

usa-004-067

… und plötzlich steht man vor zwei Tent Rocks, die aussehen, wie ein Dom.

usa-004-074 usa-004-076

Dann geht’s steil bergauf, gut 300 Höhenmeter, auf denen wir zuerst die Tent Rocks auf Augenhöhe haben …

usa-004-088

… und bald von oben bewundern dürfen.

usa-004-097

Oben angekommen belohnt uns ein unglaublich weiter Ausblick. Bevor wir uns wieder an den Abstieg machen, gibt’s erstmal eine zünftige Brotzeit (Apfel und Pizza von gestern).

Diese Wanderung – sie war ein Traum. Die wenigen Fotos, die ich hier ausgewählt habe, sie sind nur ein kleiner Ausschnitt…

usa-004-105

usa-004-120

Am Abend belohnen wir uns dann in Santa Fe mit einer richtig leckeren Lachsforelle. Und ich will auch nicht verschweigen, dass es danach noch einen lecker Nachtisch gab.

usa-004-155

usa-004-166