Paddeln, Strand & Sonnenbrand

Unser heutiger Ausflug führt uns in den nahen Lovers Key State Park. Eigentlich wollten wir hier nur mal durch wandern, kurzfristig entscheiden wir uns aber um, und mieten uns ein Kanu! Die spontane Entscheidung stellt sich als recht gewagt heraus: Sollte man wirklich das erste Mal in seinem Leben Kanu fahren, wo hungrige Alligatoren herumschwimmen? Nun, es motiviert auf jeden Fall zusätzlich, nicht ins Wasser zu fallen…

Nachdem wir erfolgreich unser Canoe zu Wasser gelassen haben, geht es los: Anfangs in leichtem Zickzack… später dann schon ganz gut geradeaus.

Mein Ausblick für die nächsten zwei Stunden:

Ab und an erspähen wir Vögel in den Mangroven.

Aber in erster Linie genießen wir einfach die Ruhe auf dem Wasser. Wenn nur nicht das anstrengende Gerudere sein müsste…

Bei Meile 1,25 kehren wir schließlich um.

Noch ein schnelles Selfie, bevor wir das Kanu wieder aus dem Wasser hieven müssen. Mal sehen, ob uns das gelingt, ohne reinzufallen…

… es hat geklappt: Nachdem wir das Kanu wieder an Land gezogen und unsere eingeschlafenen Pobacken wiederbelebt haben, brotzeiten wir ausgiebig im dringend benötigten Schatten.

Danach lassen wir uns vom Ranger zum Strand chauffieren. Wir haben eine Abkühlung dringend nötig. Der Strand im Naturschutzgebiet ist gleißend weiß – und hat einen Wifi-Hotspot namens ‚Oh Ranger‘, den wir jetzt aber echt nicht brauchen.

Statt im Internet zu surfen, gehen wir lieber ganz analog baden. Tatsächlich lässt es sich im Wasser ganz gut aushalten! Unser erstes Bad im Meer seit… ich weiß gar nicht mehr wann. In Alaska waren wir sicher nicht im Meer schwimmen…

Der Abend am Pier

Nachdem unser Morgen am Pier so erlebnisreich war, zieht es uns auch heute Abend wieder hierher.

Erst man gucken, ob alle Vögel noch da sind: Ja, alle da.

Die Sonne bringt sich schon mal für einen Sonnenuntergang genau am Ende des Piers in Stellung. Was ist das für ein kleiner Punkt vor der Sonne, links oben auf dem Dach am Pavillon? Ist das vielleicht wieder unser Osprey?

Sieht ganz so aus…

… ja …

… er ist es!

Nur, diesmal nimmt er ohne einen Fisch in den Klauen Reißaus vor mir.

Am Ende des Piers treffen immer mehr Leute ein.

Mal gucken, ob auf dem Dach wieder ein Egret rumsitzt. Ja, da sitzt er…

Ein kurzer Blick zurück zum Strand. Nachdem es auf dem Pier immer enger wird, gehen wir für den Sonnenuntergang lieber zum Strand zurück.

Das hat sich gelohnt. Denn von hier haben wir nicht nur das Treiben am Pier im Blick, sondern auch die Pelikane bei der Jagd.

Schließlich dauert es nur noch wenige Minuten, und die Sonne verschwindet im Meer.

Der Morgen am Pier

Die Firefighters scheinen die Buschbrände langsam in den Griff zu bekommen. Zwar liegt am Morgen die Küste noch unter einer leichten Rauchglocke, man riecht auch ein wenig das verbrannte Gras, aber wenn der Wind im Laufe des Tages dreht, dann dürfte sich das bald erledigt haben.

Wir starten unseren Tag mit einem Spaziergang zum Naples Pier. Hier gibt es als absolute Besonderheit Free Fishing. Die Stadt spendiert den Anglern die Lizenz zum Fischen. Und wo Angler mit vielen Ködern viele Fische anlocken, sind auch andere hungrige Meeresbewohner zu Gast.

Als Erstes sehen wir die Pelikane. Einige sind auf dem Meer unterwegs, andere schwimmen ganz nah am Pier.

Ab und zu starten sie, mal einzeln, mal in kleinen Gruppen, drehen eine kurze Runde, …

… und wenn sie von oben einen Fisch erspähen, dann schießen sie pfeilähnlich hinab ins Wasser und tauchen daraufhin mit ihrem Fang im Pelikanschnabel wieder auf. Bei dem Spiel könnte man ewig zusehen. Besonders klasse sieht es aus, wenn sich mehrere Pelikane gleichzeitig eng beieinander in einen Fischschwarm stürzen.

Am Strand machen es sich derweil die ersten Badenden gemütlich. Die Sonne brennt auch schon ganz schön.

Vorne am Pier ist ein kleiner Unterstand, auf dem ein lustiger Vogel sitzt. Es ist wohl ein Egret, und den gibt es hier in zwei Varianten: Mit roten, und mit grünen Füßen.

Der Egret hat die Haare schön.

Auf dem Dach ist der Egret allerdings nicht allein, dort sitzt auch ein Raubvogel und zuckt nervös mit den Schultern! Während ich langsam näher komme und die Kamera zücke, fliegt er abrupt los – genau auf mich zu! Was ich natürlich nicht mitbekommen hatte: Ein Angler hatte ihm einen kleinen Fisch auf den Pier geworfen. Der lag nun genau zwischen mir und dem Räuber – einem Osprey, wie wir später erfahren. Der Osprey scheint nun auf einen guten Moment gewartet zu haben, sich den Fisch zu schnappen. Dummerweise kam da aber ich dahergelaufen.

Auch wenn ich den Fisch gar nicht wahrgenommen hatte, musste der Vogel nun wohl eine Entscheidung fällen: Entweder er holt sich den Fisch, obwohl ich ihm dabei gerade ziemlich in die Quere komme. Oder, er riskiert, dass ich ihm den Fisch vorher wegschnappe. Also entscheidet sich der Osprey für die Risiko-Variante. Er segelt vom Dach auf den nur wenige Meter vor mir liegenden Fisch zu, schnappt ihn sich, und startet dann – mit dem schweren Fisch in den Klauen – knapp über meine Rübe hinweg, und weiter Richtung Land, wo er irgendwo versteckt in seinem Nest eine Familie zu versorgen hat.

Das ganze passierte recht überraschend, war aber doch ein gewisses Erlebnis!

Wäre auch ein tolles Foto geworden, hätte ich überrissen, was sich da anbahnt. Stattdessen habe ich nur weitere Pelikane fotografiert…

Aber hey, es gibt ja nicht nur in der Luft was zu gucken.

Richtig! Rund um den Pier drehen tatsächlich auch ein paar Delphine ihre Runden!

Auch den Delphinen könnte man ewig zugucken. Später sehen wir gar vier Delphine gleichzeitig fischen.

Auf dem Pier brennt die Sonne so unerbittlich, dass wir jetzt zur Abkühlung noch ein wenig am Strand entlang spazieren. An den Füßen ist das Wasser angenehm, aber zum Reingehen wäre es uns doch zu kalt.

Schauen wir lieber noch ein paar Vögeln beim Rumstehen zu.

Dieser Egret – mit grünen Füßen – steht direkt vor einem Angler und interessiert sich auffällig für dessen Fang. Sehr lustig anzusehen, diese Staksvögel, die locker 40cm groß sein dürften.

Sein Artgenosse guckt dabei sehnsüchtig aufs Meer hinaus.

Doch, das war ein schöner Start in den Tag!

Wir machen uns nun aber auf den Weg in die 3rd Street. Unterwegs kommen wir an den schönsten Villen vorbei. Jeder noch so kleine Vorgarten steht einem Botanischen Garten in nichts nach. Hier sind gerade die Palmenpfleger zu Gast. Wäre eine gute Gelegenheit gewesen, sich eine Kokosnuss mitzunehmen.

Aber für Kokosnussdiebstahl ist jetzt keine Zeit: Wir haben zum Lunch einen Tisch bei Tommy Bahamas bestellt. Zum Dinner war Tommy’s schon auf Tage ausgebucht…

… also lassen wir uns die Coconut Shrimps und den Mahi Mahi eben mittags schmecken. Dazu einen erfrischenden Mango-Cocktail. Perfekt.

Hinüber zur Golfküste

Nach einem letzten Spaziergang am Strand verlassen wir heute den Atlantik und machen uns auf den Weg an die Westküste, an den Golf von Mexiko.

Über die Autobahn, die „Alligator Alley“, die kerzengerade von Ost nach West die Everglades durchschneidet, sind es normalerweise nur eineinhalb Stunden Fahrt. Normalerweise. Aber was ist schon normal, wenn wir reisen? Die Autobahn ist heute bei Meile 80 wegen Buschbränden gesperrt. Wir müssen also einen kleinen Umweg (von einer Stunde) fahren, um unser Ziel zu erreichen. Für unseren Zielort, Naples, sagt der Wetterbericht aufgrund der Brände auch „Smoke“ vorher. Na, mal sehen, wie es wird…

Zuerst düsen wir also noch ungebremst auf der „Alligator Alley“ dahin, die ihrem Namen alle Ehre macht: Obwohl der Bewässerungskanal neben der Straße meist schlecht einzusehen ist, und wir doch recht flott vorbeihuschen, erspähen wir auf der Fahrt ein paar Alligatoren, die sich in der Sonne wärmen.

Dann müssen wir wegen bereits erwähnter Brände die Autobahn verlassen, und die Warnschilder werden immer besser: „PANTHER CROSSING“ mit Blinklicht. Naja, zu schön wär’s natürlich. Eher gewinnen wir im Indianercasino, als dass uns ein Panther vors Auto läuft.

Dann die nächsten Schilder: „ROAD WORK AHEAD“, darauf „MEN WORKING“, dann etwas konkreter: „STATE PRISONERS AT WORK“. Dann kommen wir an der Chain Gang vorbei, die hier das Unterholz auslichtet. Allerdings gänzlich „unchained“. Das Risiko, dass sich hier in den Sümpfen einer davonmacht scheint sich in Grenzen zu halten.

Zwei Chain Gangs später erreichen wir Everglades City, wo am Straßenrand auf dem Wasser Propellerboote parken, mit denen man sich durch’s Marschland schießen lassen kann. Sieht nach einem lauten Vergnügen aus, wir lassen es fürs Erste mal aus.

Statt dessen fahren wir durch nach Naples, unserem Ausgangsort für die nächsten Tage. Wird auch Zeit – für abends haben wir uns heute morgen schon einen Tisch im Bistro821 an der 5th Avenue reserviert. Es gibt Snapper, in Kokos, Lemongrass und Ingwer, und mit Crushed Peanuts obendrauf. Very lecker.

Durch die Kanäle

Nicht von ungefähr nennt man Fort Lauderdale das Venedig Floridas. Und dabei sollte eigentlich Venedig das Fort Lauderdale Italiens genannt werden, hat man hier doch gut zehn mal so viele Kanäle! Gut, Quantität ist nicht alles. Für Amerikaner ist das jedoch ein eher unbekanntes Argument.

Was liegt dennoch näher, als eine kleine Rundfahrt auf den Kanälen. Die „Gondola“ ist ein kleines Elektroboot, auf dem wir gute 90 Minuten unterwegs sind.

Gleich gegenüber unserer Anlegestelle sitzen ein paar neureiche Schnösel auf der Terrasse ihrer Villa und haben dröhnend die Musik laufen. Passend dazu liegt ein viermotoriges Speedboat bei ihnen festgemacht. Unser Captain versorgt uns mit allerlei Informationen zu den Yachten und Villen, die wir während der Rundfahrt sehen. Das Speedboat ist mit rund drei Millionen vergleichsweise günstig.

Mit solchen Peanuts würde sich der zweitreichste Mann Fort Lauderdales kaum abgeben. Wir fahren mehrere Minuten an seinem Anwesen vorbei, das in bester Lage ein gutes Dutzend Gebäude umfasst. Eine kleine Zitadelle mit echten Goldornamenten darf da nicht fehlen. Der Eigentümer liegt gerade auf einer Liege in der Abendsonne und winkt uns genügsam zu.

Auf den Felsen vor einer anderen Villa leben wilde Iguanas, mit Schwanz gut zwei Meter lang!

Neben traumhaften Gärten umgeben Yachten aller Größenordnung die Villen. Einige Yachten sind größer als die dahinter liegenden Häuser.

Im Yachting Center umkreisen wir noch viel größere Schiffchen. Eher klein, aber dafür hübscher als die dominanten, weißen Stahl- und Kunststoffmonster, kommt die Yacht der Harry-Potter-Autorin J.K. Rowling daher, die sie angeblich von Schauspieler Johnny Depp gekauft hat, welcher sein Piratenschiff auf Anweisung seiner letzten Frau (mittlerweile geschieden) verkauft hat, würde die Yacht sie doch zu sehr an dessen Ex erinnern.

Während wir zurück in Richtung Downtown fahren, wird es abendlich.

Am Horizont fällt Regen. Die Wolken verdecken nur leider den Sonnenuntergang.

Schließlich treffen wir kurz nach Sonnenuntergang …

… wieder an unserem Ausgangspunkt ein.

Spring Break – Whooo!

Nach unserem opulenten Lunch marschieren wir rüber zum Strand, wo der Wind sich nun langsam legt.

So können wir auch erstmals testen, wie warm der Atlantik so ist: aktuell nicht so warm. Na gut, beim Lifeguard hängt sowieso die rote Flagge draußen, und die lila Flagge noch dazu. Lila bedeutet: Gefährliches Meeresgetier. Da können jetzt Quallen gemeint sein, aber genauso gut auch Haie. Wir bleiben da mal draußen…

Aber all das hält die Kids hier nicht davon ab, sich am Strand zum Partymachen zu treffen. Während der Frühjahrsferien, dem „Spring Break“, entkommt wer kann dem Winter an den Colleges und Universitäten, um halb nackig und betrunken am Strand rumzustehen.

Nun hat Fort Lauderdale dem Treiber schon vor Jahren einen Riegel vorgeschoben, weil man nicht zum Ballermann Floridas werden wollte. Ein striktes Alkoholverbot am Strand ist nur eine der Maßnahmen. So richtig durchzusetzen ist das natürlich nicht, das wissen offenbar auch die Cops. Ein paar Augen werden zugedrückt, aber dennoch wacht die Polizei über dem Spektakel: Im schattenspendenden Pavillion, auf Klappstühlen. Betreutes Betrinken.

Amüsanterweise steigt die Party nur auf festgelegten, kurzen Strandabschnitten. Nur wenige Meter daneben läuft das ganz normale Strandleben.

Hugh Taylor Birch State Park

Tag zwei: Der Sturm hält sich. Immerhin gelingt es uns heute nach dem Frühstück in einer kleinen französischen Bäckerei ein Stück an der Strandpromenade entlangzulaufen, ohne weggeblasen zu werden. Also lieber einen Ausflug in den Urwald im Hugh Taylor Birch State Park, dem einzigen Stückchen Land, in dem Florida noch so aussieht, wie es vor seiner Besiedelung aussah.

Im Herzen des Parks steht eine rund hundert Jahre alte Würgefeige. Sie lässt ihre Wurzeln von den Ästen hinabwachsen, um sich so vor den Wirbelstürmen zu schützen – angesichts ihres Alters mit Erfolg.

Wir wandern rund zwei Stunden durch den Park, zwischen Mangrovensümpfen und subtropischem Wald hin und her.

Der Park liegt gewissermaßen auf einer Insel zwischen Meer und Festland. Dazwischen verläuft der sogenannte Intercoastal Waterway, ein Kanal auf dem man wind- und wellengeschützt mehrere hundert Meilen die Küste rauf- und runterfahren kann. Am Intercoastal ist immer was los, Boot von links, Boot von rechts, und eine ganz nette Wohnlage ist er obendrein.

Dieser Würgebaum hat eine unschuldige Palme fest im Würgegriff…

Letztlich hätten wir natürlich gerne noch die Schildkröten gesehen, die hier im Park leben, aber denen war es heute noch nicht sonnig genug, die sind in ihren Löchern geblieben.

Sei’s drum, dann gehen wir jetzt eben Schildkrötensuppe essen!

Nein, natürlich essen wir keine Schildkröten, bei Coconuts am Intercoastal gibt es viel Besseres!

Natürlich starten wir mit Coconut Shrimps.

Und danach gibt es für mich einen Mahi Mahi, und für Simone lecker Fish Tacos. Wie man sieht, hat’s geschmeckt:

Unterhalb der Terrasse, am restauranteigenen Bootsanleger, machen sich Pelikane und riesengroße, über einen Meter lange Fische über die Küchenreste her.

Jazz Fest

Dem Sturm trotzend fahren wir nach Downtown, wo heute am Sonntag sowohl ein Künstlermarkt, als auch das Jazz Fest locken.

Nachdem wir die Künstler am Las Olas Boulevard abgeklappert haben (erstaunlich schöne Sachen gibt es da, aber auch zu erstaunlichen Preisen), nehmen wir das kostenlose Shuttle-Boot hinauf zum Riverwalk, wo das Jazz Fest steigen soll. Auf dem Weg überholt uns die Jungle Queen, ein Ausflugsdampfer. Für die Queen wird extra die Brücke hochgeklappt.

Und schon stehen wir mitten im Jazz-Trubel. Im Park ist kaum ein freies Plätzchen mehr zu finden.

Und auf mehreren Bühnen wird gejazzt … und getanzt.

Nach all dem Tanzen (na gut, ich gebe zu: wir haben nur ein Crêpe gegessen und dabei etwas mitgegroovt…) schlägt langsam der Jetlag zu. Wir marschieren zurück zum Las Olas Blvd, wo wir uns mit einem Cappuccino im schönen Café „Ann’s Flowers and Coffee“ stärken.

Guten Morgen, Fort Lauderdale

Einen schönen guten Morgen aus Fort Lauderdale, Florida!

Ist das nicht praktisch, wenn man schon vor sechs Uhr wach ist?

So nehmen wir auf dem Weg zum Frühstück gleich mal den ersten Sonnenaufgang über dem Atlantik mit.

Einziges Problem: Es ist etwas zugig momentan. Unser kleines Hotel ist nur ein paar Meter vom Strand entfernt, und die ganze Nacht über haben wir den Sturm ganz gut miterlebt: Die donnernde Brandung, die rauschenden Palmen, das Klappern von allem, das nicht niet- und nagelfest ist.

Der Wind soll uns noch ein, zwei Tage erhalten bleiben. Für heute wird es auch bei dieser kurzen Visite am Strand bleiben. Wir flüchten uns gleich wieder in den (lückenhaften) Windschatten der Häuser – und gehen erst mal frühstücken: Pancakes, wir kommen!